Politisch überkorrekt

Heute erreichten mich die Season’s Greetings meines amerikanischen Steuerberaters, der sich eh schon immer darin hervorgetan hat, bloß niemanden irgendwie auf dem falschen Fuß zu erwischen, weil der vielleicht nicht Weihnachten feiert, sondern Chanukka oder Kwaanza oder gar nichts oder ganz was anderes und weil dessen neues Jahr vielleicht nicht am 1. Januar beginnt und er vielleicht beleidigt wäre, wenn man ihm vorzeitig oder zu spät für seinen Jahresanfang die besten Wünsche entböte.

Für sich hat er dieses schreckliche Dilemma folgendermaßen gelöst: We wish to extend warm wishes for the holiday season; dieser lauwarme Wunsch, denkt er, sollte doch für jeden funktionieren und kann gar niemandem offensive scheinen.

Geht’s noch?

Das große flockblog-Weihnachtsrätsel

Ist Piriformis*

a) die Frucht eines zweijährigen Nachtschattengewächses, welches endemisch nur im bolivianischen Hochland wächst und mehr Capsaicin enthält als jedes andere Gemüse auf diesem und sieben weiteren Planeten?

b) eine durch den Beginn des Großen Krieges zu einem jähen Ende gebrachte Bewegung in der Bildhauerei aus den Zehnerjahren des letzen Jahrhunderts, deren Bestreben es war, der Birne als Ursprung und Kern der bildenden Künste Geltung und die verdiente Anerkennung zu verschaffen (piri formis = birnenförmig)?

c) ein Muskel, der quer über den Arsch verläuft und stets freudig aushilft, die Balance zu wahren, wenn andere grade nicht so tun, wie sie sollen und sich nur schmerzvoll zur Wehr setzt, wenn er selbst vollkommen in dem Körperteil ist, über den er verläuft?

 

Kleiner Tip: Ich kenne den P. erst seit meiner letzten Behandlung am Freitag und vermelde hiermit freudig, dass ich fast schon wieder sitzen kann.

 

* Wer den P. von Berufs wegen kennt, halte zunächst den Schnabel.

Disziplin

Normalerweise hat Innerer gegen das, was ich meinen Eisernen Willen* zu nennen beliebe, noch nicht einmal den leisesten Hauch einer Chance. Aber neulich… Es war ein dunkle Nacht. Eiskalte Stürme trieben dicke schneeschwangere Wolken über einen schwarzen Himmel, von dem eine verschreckte Restmondsichel ein verstohlenes SOS blinkte. Auf der Ebene heulten Wölfe. Mein Frühstück war ausgefallen, das Mittagsmahl karg gewesen, der Hunger nagte und auf den Straßen nur rücksichtlose Deppen unterwegs – meine Laune hatte die nach oben offene Übelskala reichlich überschritten.

Zu Hause wartete Innerer, in einem leichten Chiffonfähnchnen, das mehr enthüllte als es verbarg und säuselte von heißem Tee und der Quiche, die in gerade mal der Zeit, in der ich mich in mein bequemes Hausgewand werfen würde zu einem schwer schmackhaften fett- und kohlehydratreichen Dinner heranbacken könnte und fragte hinterhältig, ob ich denn wirklich akrat** in einer Nacht wie dieser noch einmal das Haus verlassen wolle, eine Stunde im Schwimmbad beim Aqua Yoga herumhampeln und mich dann, wie es nach einem Aufenthalt im Bade immer ist, nicht ganz trocken wieder in mehrere Lagen Klamotten wurschteln und mit nassen Haaren unter juckender Mütze im bösen Wintersturm auf den langen Weg zum ungeheizten Auto machen wolle, wo es, und da tat er einen großen Augenaufschlag und sprach “seien wir doch ehrlich” frühestens bei der Einfahrt in die heimische Tiefgarage halbwegs warm geworden sei werde. “Und dann noch die nassen Sachen aufhängen und irgendwann um zehne abends wg. lustlos und ausgehungert schnell einen Joghurt runterlöffeln. Willst du das?” Und während meine Innere Schwäbin noch über “für nix und wieder nix bezahlte Kursgebühr” lamentierte und der Innere Platzwart die Wichtigkeit körperlicher Ertüchtigung hervorhob, flitzte Freund Schweinehund in die Küche, “schon mal den Backofen vorheizen”.

Später, mit Bauch voll aufm Soffa und den Vorhängen zu, damit man das Elend da draußen nicht sehen muß, habe ich ihm und mir vergeben. Aber nächste Woche lassen wir keine Ausreden gelten und gehen da wieder hin. Ganz bestimmt.

 

* Meine Eltern, möglicherweise auch andere Menschen, nennen diese Eigenschaft Sturschädligkeit. Aber was wissen die schon?

** Innerer spricht manchmal ein etwas obsoletes Bayerisch, keine Ahnung, woher er das hat.

Abfentskulinarik

Irgendwie graut mich vor der Vorstellung, welche Geräusche aus dem Topf kommen könnten, wenn man Engel mit Glocken in siedendes Salzwasser wirft.

Nie süßer

Habe sicherheitshalber vom Kauf abgesehen.

Neu im Fernsehen: Hit Mom – Mörderische Weihnachten

Aufgemerkt, jetzt. Ich schaffe die Inhaltsangabe in einem Satz: Mutter und Putzfrau aus prekären Verhältnissen wird durch eine allenfalls mittelglaubhafte Verkettung von Umständen zur Auftragskillerin, sodann geläutert und zum Schluß wird alles gut und die Bösen kriegen ihr Fett weg.

Die Idee an sich gut, die Umsetzung mittelmäßig (das ist noch schlimmer als schlecht) und weil öffentlich-rechtliches Weihnachtsprogramm mit Zuckergußschluß.

Nicht anschauen!

PS: Der Spon-Fernsehkritiker und ich werden in diesem Leben nicht mehr zusammenkommen. Schreibt er Hymnen (so wie für dieses Machwerk, das für ihn an Pulp Fiction heranreicht), dann bin ich bestenfalls nur gelangweilt, schlimmstenfalls echt genervt. Die Produktionen hingegen, die er mit Leidenschaft verreißt, mag ich. Meistens.

Vom Werden & Vergehen

Zu der bahnbrechenden Erkenntnis, dass meine Eltern nicht immer Greise waren, gesellt sich die Erinnerung, dass auch sie zu Zeiten das Thema Altern & Älterwerden (appsolut nicht dasselbe) beschäftigt und in ihre Gespräche Einzug gefunden haben muß.

Wie und warum ich darauf komme? Nun, in meinem Buch gestern Abend wurde ein Protagonist mit den Worten eingeführt, er sei “long in the tooth” und ich wußte sofort, dass es um einen alten Mann geht, ohne dieses Idiom je aktiv gelernt zu haben. Meinem Unterbewußtsein ist der Zahnfleischschwund offensichtlich aufgefallen und es hat heute Nacht in mehreren Iterationen davon träumen lassen, wie ich als Kind meinen Vater über einen Bekannten sagen hörte, dass der halt nimmer so kann, wie er gern wöllt, weil ihm die Zähne immer länger werden.

Und darum, liebe Eltern, wichtig: teach your children well, denn irgendwann können sie brauchen, was sie gelernt haben. Und wenn’s nur zum kontextuellen Verständnis der Abendlektüre dient.

Winter has come

Damit ich nicht den dritten Winter in Folge in meinen kalifornischen Restbestandsnachthemdfähnchen frieren muß, habe ich mir jetzt seit vielen Jahren und der letzten winterstürmischen Nacht endlich einmal wieder einen Schlafanzug gekauft und war nicht wenig erstaunt, diesen Warnhinweis darin hineingenäht zu finden. Kann nur vermuten, dass der Textilkünstler Australier ist und mir meinen gewohnten Nachtschlaf nicht gönnt.

keep away

Zu kryptisch? Ohren auf: http://bit.ly/2o1FOTy

Abfent. Heute: “…nicht mehr lange hin”

Zum Glück ist demnächst endlich Weihnachten.

Warum jetzt ausgerechnet ich mich darauf freue? Weil dann meine abendlichen Heimfahrten im Dunkeln nicht mehr in Hindernisfahrten mit abrupten Bremsmanövern ausarten, oder ich mit wilden Schlenkern sonstwieschrägunglücklich parkenden Transporten, gerne mit weit offenstehenden Türen und voll aufgeblendeten Schweinwerfern, ausweichen muß oder bepackten Boten, die von irgendwoher auf die Straße stechen, blind für alles, was keine Hausnummer ist, und weil überhaupt dann alle ihr bestelltes Zeugs daheim haben und endlich richtig a Ruah ist.

Da können sie sich dann alle einmal besinnen (von wegen “wünschen wir Ihnen besinnliche Tage”, das scheint dieses Jahr der Renner unter den Grüßen zu sein). Gefälligst.

Green Monday

Kennen Sie nicht? Haben Sie noch nie gehört? Oder doch? Klingelt da was? Genau: das war aber kein Montag, sondern ein Donnerstag und hatte auch nichts mit Weihnachten zu tun, sondern mit Ostern?

Sie sind, ich muß es leider so knallhart sagen, Ihrer Zeit sehr hinterher. Am Grünen Montag gehen jene Schnäppchen jagen, die entsetzt feststellen mußten, dass auch in diesem Jahr Weihnachten auf den 25. Dezember fällt (noch ist es ein sehr amerikanischer Trend, aber das bleibt ja leider nie lange so) und es Menschen gibt, die Geschenke von ihnen erwarten. Die hätten sie dann gerne günstig und ohne Aufwand besorgt, also bestellen sie den Kruscht online. (Mehr dazu s. hier: http://bit.ly/2jB3VHu).

Wer so einen Schwachsinn nun wieder erfunden hat, wollen Sie wissen? Sag ich Ihnen: eBay. Vor ziemlich genau 10 Jahren. Und wie ich da jetzt gerade draufkomme? Weil everybody and their brother aus der Gastheimat mir gestern den Spamfolder vollgemüllt haben. Darum.