Noch in der ARD Mediathek: Der wüste Gobi (Tatort Weimar)

Es tut mir leid, ihr Herren Thiel und Börne aus Münster, aber die Weimarer Dorn und Lessing haben die besseren Autoren und die lustigeren Dialoge. Die Handlungen sind einander ebenbürtig hanebüchen – in Weimar entkommt dieses Mal der dessousstrickende Frauenwürger Jürgen Vogel aus der Psychatrie und Leichen pflastern seinen Fluchtweg, zudem wird DDR-Vergangenheit aufgearbeitet und mehrere hübsche Balanceakte auf der dünnen Linie zwischen Genie und Wahnsinn vorgeturnt. Außerdem Wortwitz und Zitate fürs Bildungsbürgertum.

Mir hat der Tatort Spaß gemacht, mehr wollte er, glaube ich, auch nicht.

Prae­cox

Mit der Dauer der Ferien verschwimmen die Tage gerne mal, aber ich hab nachgesehen: Silvester ist erst morgen. Es scheint, dass manche hier in der Wohnanstalt das Feuerwerk nicht halten können.

Mit Liebe handgemacht

Als wir das Restaurant verlassen, um im Schlachthof noch einen Kaffee zu trinken, fängt es wie auf Stichwort an, heftig zu schneien. Schwere Flocken, die binnen Minuten das Viertel mit einer strahlend weißen Dämmdecke belegen. Eine seltsam verzauberte Atmosphäre entsteht, eine, in der es uns gar nicht wundert, dass aus einem der dicken Backsteingewölbe buntes Licht hervorblinkelt und Musik erklingt. Ohne uns lang abzusprechen, wechseln wir die Straßenseite und streben darauf zu. Und dann präsentiert sich in den Viehhöfen in der Ludwigvorstadt auf einmal etwas, was sich nach näherer Überprüfung nur als “Alternatives Tollwood” ( danke an Annette für den treffenden Begriff und sorry, Frau Rottenwallner) beschreiben läßt. So, wie Tollwood vor zwanzig Jahren mal war, mit Zirkuszelten und Veggie-Döner-Stand sowie Love & Würstel, Maroni und handgebissenem Schmuck aus schamanischen Kraftsteinen, Häkelgemüse, Wärmflaschen* und Öko-Schnaps, Tainted Rainbow Accessiours (nicht fragen), Steinersuchkollegen, Brazil-Groove und Glühbananen.

Außerdem Kerzen, Kupferkörbe, Teelichthalter, Schatullen, Bilderrahmen (in Südafrika aus alten Kolonialhäusern von einheimischen Kunsthandwerkern hergestellt), Schmuck, Grußkarten, Schlüsselanhänger, Taschen, Baby-Stiefelchen, Kuschelpuppen, Körbe, Schmuck für die Seele und/oder das physische Wohlergehen, Sabine´s Postkartensortiment umfaßt handgedruckte Postkarten aus dünnem Holz, Andenponchos kommen mit “Spirit”, jedoch ohne Panflöte, Taschen gibts aus natürlichen Tierhäuten oder superstreng vegan, Seifen, Seifen sowie Lotionen, Mützeschalhandschuh in Juckgrobstrick, Keramikknäufe, Räucher- und Duftwerk, auch in der langvergessenen Note Patchouli, Trommelsteine (nein, ich weiß auch nicht, was das ist), schamanischen Traumfänger aus Liane und Feder, die die Künstlerin selber im Regenwald findet. Sie benutzt u.a. mittelalterliche Techniken wie Filigran und Macramé. Wo Apostrophe sitzen sollen, diktiert nicht der Duden, sondern die Esoterik –  und die ist in dieser Beziehung sehr flexibel. Dieser ganze Märchenbazaar wirkt so aus der Zeit gefallen, dass man sich nicht wundern würde, wenn er und die überraschend vielen Besucher morgen bei Tageslicht einfach nicht mehr da wäre. (Wird so sein, am 30.12. läuft die Genehmigung aus.)

Hier ein Appetithäppchenbild, wem es gefällt, findet hier http://bit.ly/2pZxxR9 mehr. Die Qualität ist leider nicht besonders, für dunkle Nacht mit Schneetreiben ist mein kalifornisches Telefon nicht eingerichtet.

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* Besonderes Highlight: Es können auch warme Wärmflaschen gegen die Kälte gekauft werden. (Man fragt sich, wogegen sonst.)

Kursiv gesetzt ist, was ich wörtlich von den Ständen bzw. deren Märchenbazaarwebsite abgeschrieben habe.

Kamelle!

“Weihnachten”, schreibt mir ein Online-Textilhändler, “ist vorbei. Jetzt wird’s bunt!”

Wasislos? Hab ich irgendwas verpaßt? Nicht doch, schreiben sie weiter: “Ob für Schule oder im Kindergarten. Kinder verkleiden sich gerne und schlüpfen spielerisch in ihre Rolle. Ob Hai, Feuerwehrmann, Bär oder Prinzessin – Bonbons mögen alle gern.” Interessante Auswahl, denke ich noch, auch wenn’s um die Ernährung geht. Dann kommen Bilder und jetzt kapiere ich: Fasching ist ante portas.

Tut mir leid, Leute. Dieses Mal ohne mich. Am Unsinnigen Donnerstag muß ich mich in Ägypten um den zweiten Frühling kümmern.

Ganz andere Saiten aufziehen…

Der Begriff Saite bezeichnet, wie jedes schwäbische Kleinkind seit seinem ersten “Mog-des-Kloi-a-Würschtle?” weiß, einen dünnen, straffen Strang, angefertigt aus Därmen von Tieren und ergo die knackige Hülle der Saitenwurscht. Die Herkunft leitet sich ab aus dem althochdeutschen Wort seito „Strick“; mittelhochdeutsch seite; im 17. Jahrhundert wurde die Schreibweise „Saite“ eingeführt, um das Wort von „Seite“ ortografisch zu unterscheiden.

schwäbisch

Mit feinen Tüchern hingegen hat des Würschtle nix, nix und nix zu tun. Sorry. Mir scheint, ihr könnet alles. Außer schwäbisch.

In der Unterfahrt: Elders Universe

Was hab ich mich gefreut, als der Kulturbeauftragte für die Sparte Musik mitteilte, dass Bastien Rieser (s.a. https://flockblog.de/?p=33137) in den Weihnachtsferien mit seiner Band (Bastien Rieser (tp), Moritz Stahl (sax), Julian Schmidt (p), Nils Kugelmann (b), Zithong Xu (dr)*)in München auftreten werde und ganz flugs Karten reserviert. Dann hab ich mich schon wieder gefreut, als Toni mitteilte, er werde in eben diesen Weihnachtsferien auch in München auftreten, Quatsch, zu Besuch kommen und dann hab ich mich ein drittes Mal gefreut, dass man in der Unterfahrt auch noch eine Karte für Toni zurücklegen konnte und dann wars das erst mal mit der Vorfreude.

Wir halten “den Basti” ja für eine unserer Entdeckungen und begleiten ihn schon seit den ersten Jam Sessions (Sabine entdeckt das Flügelhorn) begeistert und sehr sehr wohlwollend. Am Donnerstag war dann Konzert, die Unterfahrt fast bis zum Platzen voll und diese unglaublich begabten jungen Menschen, allesamt noch Schüler oder gerade so Absolventen der Musikhochschule München haben uns mit einem Konzert der Extraklasse aus vorwiegend eigenen Kompositionen beglückt.

Man wird den Tourplan im Auge behalten müssen, wäre doch elendsschade, wenn einem ein Konzert entginge. https://www.facebook.com/ELDERSUNIVERSE/

 

* Der Schlagzeuger Zithong Xu ist übrigens ein ganz besonders Wahnsinniger und ich mag ihn sehr.

Von wegen “dem Stern folgen”

Es ist schon auf der besseren Seite von paradox (wobei ich mich gerade frage, ob diese Redewendung im Deutschen überhaupt existiert oder ob ich die wg. passend von driehm eingebürgert habe), wenn frau ausgerechnet zu Weihnachten diesen bumper sticker geschenkt bekommt.

I found Jesus

Vielen Dank, Frau W. aus K. – der kleine Corolla wird ihn mit Stolz tragen. Oy, Corolla!

Lob

Geht doch, Weihnachten. Nix Rieselschnee und rote Nasen, sondern Sonnenschein und im T-Shirt auf dem Balkon lesen. Recht so.

Im nächsten Jahr hätte ich dann bitte gerne noch meinen wellenreitenden Regenbögen vom Pacifica-Steg (s. unten) – inklusive Pazifik vor der Haustür – und dann verspreche ich, mich auf Weihnachten vorzufreuen. So wie alle anderen auch.

Deal?

Pacifica -Rainbow

Aus dem Vokabelheft

Wie man das Phänomen nennt, wenn einem bei einem Flug der Fuß einschläft? Istdochganzeinfach: “Jetleg”.

Für vorhin mal schnell erfunden ist der gar nicht so schlecht.

Nimmer ganz neu auf Hulu: The Handmaid’s Tale

Weihnachtsbingewegschauserie Nr. 1 ist geschafft. The Handmaid’s Tale sei ein “instant classic” und war mit Lobeshymnen und Preisen geradezu übergossen worden – dem ist nichts hinzuzufügen. Das ist eine ganz großartige Verfilmung des Buches von Margaret Atwood*, allein über die Farbsymbolik ließen sich Bände schreiben und das Medium Film erlaubt, sie sprechen zu lassen. Die Besetzung ist zum Niederknien und mit Elisabeth Moss is a Star born, sie kann solchermaßen beredt schweigen, dass man sich davor nur in stummer Ehrfurcht verbeugen kann. Diese Mimik, Gestik, Körpersprache – saaagenhaft.

Jetzt kommt erst mal Besuch und nach dessen Abreise habe ich bis Neujahr Zeit für Stranger Things 2. Ja, und lesen tu ich nebenher auch wie der Teufel. Dazu später – stay tuned.

 

* Das Buch wiederzuentdecken habe ich mir für den Ferienstrand im Feburar vorgemerkt.