Es ist wieder da!

Das Unternehmen mit dem selten saudummen Kunstnamen, das vor Jahr und Tag auch meinen Internetprovider geschluckt hatte, ist weiter auf Einkaufstour und kann gar nicht an sich halten vor Begeisterung, wenn sie wieder jemand Neuen in ihre große Familie aufnehmen. Dann schicken sie mir immer einen Brief. Mit der Post. Inzwischen weiß ich, warum. Die Integration findet immer zur besten Technikerarbeitszeit ab ca. 09:00 Uhr morgens statt und dann fällt bei mir (und allen anderen Kunden dieses Sauladens) das Internet aus. Für einen oder zwei Tage. Oder drei. “Neulisch, in Nürnbersch, worns fimfe.”

Es ist ausgestanden und ich wieder on the line. Aber schön ist das nicht.

Neulich am Nebentisch

Kaum ist das Essen serviert, beginnt die junge Dame Fotos zu knipsen. Von ihrem und seinem Teller. Aus diesem und aus jenem Winkel, von oben und von der Seite, einmal auch im Kerzenschein (“Halt mal”). Ihr Begleiter läßt derweil in einer Mischung zwischen “peinlich berührt” und “ich bin gar nicht da” seine Augen durchs Restaurant schweifen, vermeidet aber angestrengt jeden Blickkontakt.

Woran erinnert mich das?

Daheim bin ich schließlich draufgekommen: der arme Mann sah während der Fotosession ähnlich fehlbesetzt drein wie ein Atheist beim Kirchenfrühstückstischgebet.

Winterimpression

Ich mag Tauben nicht besonders. Aber wenn sie im Morgengrauen auf morgengrauen Steinplatten kauernd, auf Doppeldicke aufgeplustert, die Krallenfüßchen an- und die Schultern hochgezogen mit ihren nicht vorhandenen Zähnen klappern: dann dauern sie mich schon.

Wahrscheinlich sollte ich einfach später aufstehen.

Aus dem Vokabelheft

“To cut” bedeutet im Englischen nicht nur “schneiden”, sondern wird auch im übertragenen Sinne verwendet, wie zum Beispiel in “cut him some slack” (“jetzt sei halt ned a streng mit dem Buam”) oder “cut to the chase” (“komm endlich zur Sache”) oder “her cut is the biggest” (“sie bekommt den größten Anteil”) oder “cut it out, will you” (“hör auf, hör verdammt noch mal endlich auf”).

Gut, dass wir das wiederholt haben. Nun können wir alle Spaß haben am Wortspiel in der schönsten unter all den truthahnsoßentriefenden “enjoy time with family, friends, and other loved ones”- e-mails der letzten Tage haben.

Deren Betreff? “Cut the f-ing Turkey“.

Gastfundstück

“Was”, fragt die Finderin gestern Abend, “bringt ARD heute nach den Nachrichten über die Neueröffnung des Anne-Frank-Hauses?”

Na?

AmsterdamDanke an Frau W. aus K.

Es saugt und bläst…

Kaum liegt kein Reif mehr auf der Wiese unten, schon düst Herr Heinzelmann mit seinem lauten Traktor herbei, schaltet den noch lauteren Laubsauger ein und fährt seine Blattsammelrunden. Auf der Wiese. Auf dem Spielplatz. Auf den Wegen. Er kreist und kreist.

Wenn er den Beutel voll hat, knattert er zum Laubpferch und würgt seine Beute aus. Das ist mit Abstand seine lauteste Übung.

Neublätter treiben erfahrungsgemäß geräuschlos. Ich will Frühling! Jetzt! Sofort!

Gute alte Zeit

Früher war alles besser. Früher gab es HTC. Wie? Nein, mir sind nicht im Qualm die Buchstaben durcheinander geraten und nein, ich spreche auch nicht von dem Computerunternehmen aus China. Es geht ums Fernsehen. Klar, oder? Nicht? Hmmm. Setzt euch hin, liebe Kinder, die Tante erzählt jetzt von damals.

Menschen, die für ihr Geburtsjahr auch lang nach unten scrollen müssen, werden sich erinnern: es gab einmal eine Zeit, in der wurden –>Fernsehserien einmal pro Woche folgenweise ausgestrahlt, und wenn man wissen wollte, wie’s weitergeht bei Dallas (oh Gott, Bobby ist tot) oder auf dem Raumschiff Enterprise (sitzt Käptn Kirks Frisur auch auf dem nächsten Planeten?), dann schaltete man zur korrekten Sendezeit (stand in der –>Hörzu (s.a. –>Programmzeitschrift) wieder das –>Fernsehgerät ein. Hatte man was anderes vor und keinen –>Videorekorder (hatten wir daheim nie), hatte man diese Folge verpaßt. Das Leben ging trotzdem weiter.

Irgendwann wurden ganze Serien in Konserven gestopft und “Alle-Folgen-auf-einmal-Weggucken” erfunden. Schließlich Streaming. Überall. Auf jedem Gerät. Auf der Strecke geblieben sind die saisonalen Folgen. Die Weihnachtsepisode, in der der hartherzige Ekelcop dem großäugigen Welpen doch über die Straße hilft, die Thanksgivingfolge, in der der Penner beim Suppeschlürfen in der Armenküche seinen Gedächtnisverlust vergißt und alle in seine Villa zum Truthahn lädt und Halloween, das für uns zu Zeiten noch ein sehr exotischer Kürbisfeiertag war.

Streaming killed HTC. (Wahrscheinlich auch eine der popkulturellen Referenzen, die nur die Nachuntenscroller verstehen; hier, für die Nachgeborenen: https://www.youtube.com/watch?v=W8r-tXRLazs)