Manchmal muß frau wohl über 40 sein und schon einiges Leben erlebt haben, um sich hinsetzen zu können und ein so starkes Debüt zu schreiben. Ein kleines, feines Buch. Ein Juwel. Alle Hüte ab vor Ms. Honeyman!
Ihre Eleanor Oliphant ist eine Seelenschwester von Eleanor Rigby. Graumausig, wunderlich, einsam. Nicht ohne Witz und ganz sicher nicht ohne Prinzipien. Strukturiert, organisiert, completely fine. Bis etwas geschieht, das die Abläufe durcheinander bringt. Ich möche niemandem die Freude nehmen, zu entdecken, wie die Autorin die Welt auf ihre Heldin losläßt. Eine Welt, bevölkert von Menschen. Jede/r davon mit feinem Stift gezeichnet, keiner gut, keiner böse. Halt einfach Menschen. Schon das ist eine großartige Leistung.
Wie wir aber gemeinsam mit Eleanor entdecken, wie sie ist, und warum sie ist, wie sie ist und wie sie with a little help from her friends wird, ist schlicht herausragend. (“I suppose one of the reasons we’re all able to continue to exist for our allotted span in this green and blue vale of tears is that there is always, however remote it might seem, the possibility of change.”) Das ganze Buch ist geprägt von einem sehr trockenen Humor und sehr viel Herzenswärme und sollte dringend gelesen werden.
Los jetzt! Lesen! Lesen! Lesen!
PS: Die deutsche Übersetzung “Ich, Eleanor Oliphant” ist bei Lübbe erschienen. Mit einem schwachsinnigen Klappentext, der diese starke Buch über all the lonely people klingen läßt wie irgendeine dahergelaufene Herz-Schmerz-Schmonzette. Den sollte man ignorieren.
PPS: Reese Witherspoon hat sich die Rechte gesichert und ein Film ist schon in Arbeit. Man darf gespannt sein.