Superman (Michelin Edition)

Es habe ihn, berichtet der Postler vorhin unten am Briefkasten mit kaum verhohlenem Stolz, “in diesem Winter erst zwoa moi g’missn. Nix brocha, und mei Post is ned amoi naß wor’n.” Andere Kollegen lägen mit Gipsverbänden (siehst du, Tchibo?) auf ihren Krankenlagern, er hingegen? Aufstehen, Kapperl richten, Weiterradeln.

“Wissen’S, i bin gwasi der Ganzjahresreifen unter den Menschen.”

Funkelniegelnagelneu im Kino: Capernaum – Stadt der Hoffnung

Gestern Nachmittag hatte ich zweieinhalb Stunden zwischen Terminen. Zu kurz, um noch einmal nach Hause zu fahren, zu lang, noch dazu in dieser Kälte, um sie irgendwo draußen zu vertrödeln, und zu wenig von meinem aktuellen Buch übrig (dazu später mehr), um sie einfach im Kaffeehaus zu verlesen. Lust auf Shopping in überheizter Kaufhausrecycleluft? Hatte ich nie viel, habe ich seit der Erfindung des Onlinehandels gar nicht mehr. Hmmm. Kino? Kino.

Der Film hatte just im Moment angefangen und saugt einen sofort in eine sehr fremde Welt ein, in der Elend und Hunger allgegenwärtig sind, Erwachsene schon längst resigniert und Kinder alte Augen haben. Jeder will einfach nur leben. Was mehrheitlich erst einmal überleben bedeutet. Noch nicht einmal die Schurken sind wirklich böse Menschen. Sie fristen halt ihre Existenz in Ermangelung anderer Möglichkeiten auf Kosten derer, die in der Nahrungskette noch weiter unten stehen.

Ist Capernaum misery exploitation? Ja. Vielleicht. Ein bißchen. So wie seinerzeit “Slumdog Millionaire” auf seine Weise auch. Trotzdem. Nadine Labaki findet sehr beeindruckende (und manchmal sehr bedrückende) Bilder, läßt sich und ihren Protagonisten Zeit und holt damit, gerade aus den Kinderdarstellern, ganz großes heraus. Einzig die deutsche Synchronisation habe ich als irritierend empfunden und glaube, dass Original mit Untertiteln die bessere Variante gewesen wäre.

Meinen Oscar für den besten ausländischen Film sollen sie haben (das sage ich, ohne einen der anderen Wettbewerbsfilme zu kennen). Allemal lieber wahrhaftiges Elend als v. Donnersmarcksche Testosteronbäder.

Anschauen! Anschauen! Anschauen!

Winterblues 2

Mensch, Kaffeeröster. Da ist man kaum wach, und ihr knallt einem schon euren neuesten Prospekt ins Popup-Fenster. Aber jetzt mal ehrlich, wer will sich denn um diese Jahreszeit noch extra irgendwas mit Eiskügelchen drin ins eh schon kaltgefrorene Antlitz drücken? Seid ihr sicher, dass das ein gutes Angebot ist? Bandagen hingegen… okay. Sind angesichts des Sturzrisikos sogar eine sehr gute Idee, allerdings vermisse ich die Gipsmasse zum Selbstrühren. Na? Da geht doch noch was. Vielleicht in unterschiedlichen Farben oder mit Müsterchenschabern? Da haben eure Kreativ-People bestimmt noch was in petto für die Gefallenen.

Entspannte Winterzeit

Mich sprecht ihr bitte erst wieder an, wenn um Sommersachen geht, ja? “Entspannte Winterzeit”, das ist doch allenfalls ein Beispiel für die Kategorie “unmögliche Wortpaare”. Ttsssss. Ich glaube, es hackt.

Ui, Schnee. Schon wieder.

So langsam fühle ich mich wie in der Geschichte, die vor Jahren im Netz kursierte, in der ein Mann angesichts der ersten Schneeflocken in eine naiv-glückliche Winterwunderlandeuphorie ausbricht, um nach überraschend kurzer Zeit, von der er den Löwenanteil mit Schaufeln und Räumen, vereiste Rohre repa- und sich alles Mögliche abfrieren zugebracht hat, einem nicholsonesken Winterhaß zu verfallen.

Merke: Dante wußte Bescheid.

Kabarett: Martin Frank – “Es kommt wie’s kommt“

Regelmäßige Leserinnen und Leser des flockblogs kennen den Martin ja schon. Nicht? Doch. Tut ihr! Als ihr das letzte Mal von ihm gehört habt, trug er eine blonde Perücke und war ein deutscher Held mit Hort (aka “Siegfried”).

Also nochmal: Aufmerksame Leserinnen und Leser des flockblogs kennen den Martin ja schon. Als Rampensau in einem Ensemble von Rampensäuen unter der Regie der Schweinemeisterin Rothmüller. Aktuell tritt er mit seinem 2. Soloprogramm auf. Mann, bin ich vielleicht erschrocken! Weil, in den ersten paar Minuten beim “Wommap” hatte ich richtig Angst, dass ein Künstler, den ich gern mag und weiter mögen will, eine Karriere als niederbayerischer Mario Barth* anstrebt und dann wär’s das nämlich gewesen, mit dem Mögen.

Es ist dann aber doch ein sehr schöner Abend geworden, weil Martin Frank das kokette Spiel mit seiner niederbayerischen Herkunft (“Niederbayern, Land der angeborenen Emotionslosigkeit”) aus dem Effeff beherrscht und sich für keine aus der Bauernhofbiographie abgeleitete Pointe zu schade ist. Und er singt sehr schön!

Außerdem haben wir folgendes fürs Leben gelernt

  1. Wenn da Doag ned geht, war d’Hefe z’bleed. (Oma)
  2. Wurscht sei dir nichts; egal doch vieles. (Glückskeks)
  3. Wenn eine Tür sich schließt, geht eine andere auf. Wenn nicht, schlog d’Scheibn ei. (Papa)

und damit kommt man dann doch schon recht weit.

Ich hätte auch gerne allen, die das Programm noch nicht kennen, einen Besuch ans Herz gelegt (Tourplan hier: https://bit.ly/2sI6Yyx), aber es scheint, als wären in der nächsten Zeit alle Vorstellungen in und um Niederbayern ausverkauft. Trotzdem probieren, Herrschaften. Es lohnt!

Übrigens, und weil es mich jedes Mal ärgert: Das Lustspielhaus ist einer der Orte, an denen man sich von Herzen wünscht, es gäbe die Menschheit (oder wenigstens das Publikum des Abends) auch in einem anderen Aggregatszustand. Zum Beispiel gasförmig, auf kleine Flakons gezogen. Nur nicht in Normalmensch, der sich mit den anderen seiner Art zu sechst um eines der eng an eng gestellten Bistrotischchen rotten muß, das mit vieren mehr als und mit zweien anständig besetzt wäre. So bleibt nur Schnappatmung (die Lüftung schafft solche Massen auch nicht) in der Legebatterie. Irgendwann tut der Arsch weh, die Schulter ist vom schiefen Sitzen schon ganz verzogen und der Fuß meldet den Hirntod, weil er schon seit einer Stunde reglos an das Stuhlbein des Vordermanns gepreßt war. Jetzt will er auch kein Blut mehr. Das schmälert den Kunstgenuß schon arg und das ist schade.

PS: Wie bedient ein Niederbayer den Computer? Ganz genau richtig: “Puschdabaddn”.

 

* Ja, dieser schleimige Schlonzcomedian verfolgt mich grade irgendwie und das ist gar nicht schön.

Jam Session in der Unterfahrt

Bei den Sonntagabendsessions in der Unterfahrt tritt in letzter Zeit häufiger mal eine Dame auf, die die Baßklarinette spielt. Weil sie eine kleine zierliche Asiatin ist, ist das Instrument ungefähr genau so groß wie sie und das sieht sehr heiß aus. Weil sie leider unter furchtbarem Lampenfieber leidet, wartet sie mit ihrem Auftritt meistens, bis endlich alle anderen was vorgespielt haben, und betritt die Bühne fast immer als letzte. Weil sie aber so derartig gut ist (letzten Sonntag hat sie ihr Instrument ein paar richtig dreckige Witze erzählen lassen), wartet man gerne auf sie und freut sich hinterher, dass man durchgehalten hat. Mögen gnädige Götter ihr die Nervosität nehmen. Sie braucht sie nicht.

Und wenn die Götter eh grad schon dabei sind. Bitte, bitte schickt dem Session-Manager Valentin Preißler eine eurer Eingebungen: er möge sich auf sein Saxofon-Spiel konzentrieren und nicht mehr moderieren.

Merke: es geht immer noch schlechter als das Original. Und das ist im Falle Preißler eh schon Mario Barth.

Ausstellung “Magnum Manifesto” (Kunstfoyer der Versicherungskammer Kulturstiftung)

Anläßlich des 70-jährigen Bestehens der Agentur, ist eine Auswahl von Fotos der Magnum Fotografen zu sehen. Viele sehr großartige Bilder. Möglicherweise hat sich mir deswegen das Konzept nicht ganz erschlossen. Bilder, die geradezu danach verlangen, sehr groß und einzeln zu hängen, sind in kleinen schwarzen Klobildrähmchen (15 x 25) zu Serien zusammengefaßt. Ihre eigentlich Wirkung kann man so nur erahnen.

Wie es hätte sein können, zeigt das Foto von Jonas Bendiksen “Villagers collecting scrap from a crashed spacecraft, Altai Territory, Russia, 2000”, das den Flyer ziert und gleich am Eingang in einem Riesenformat sehr prominent plaziert ist. Was auf dem Winzbildchen weiter hinten in der Ausstellung mühevoll als weiße Flecken erkennbar ist, sind im großen Druck Schmetterlinge.

Man verstehe mich nicht miß. Der Besucher bekommt einen Abriß der Geschichte der Agentur, ihrer Künstler und ihrer Vision und Mission. Was aber fehlt, sind die “Oh”-Erlebnisse, die viele dieser Bilder bergen. Trotzdem, wer Zeit hat, gehe schauen.

Die Ausstellung wird in Deutschland exklusiv nur im Kunstfoyer gezeigt, läuft noch bis zum einschließlich 27. Januar und der Eintritt ist frei.

Heiße Ohren

Aus gewöhnlich sehr zuverlässigen Quellen wurde dem flockblog das Liederbuch des gestrigen CSU Parteitags zugespielt:

  1. Der Horst ist fort (Kanon)  –  Zum obligatorischen Mitsingen für alle
  2. Maggus an die Macht  –  Die jungen Parteitenöre ft. Herbert Grönemeyer
  3. Oinr Isch Emmr Dr Arsch  –  Die Frankenkassandras unter Leitung von Ilse Aigner