Wassermusik

Meine liebe kalifornische Aqua-Yoga-Instruktorin Desha hat mit ihrer Musikauswahl den Grundstein dafür gelegt, dass ich ein breites ABBA-Repertoire textsicher vortragen kann. Lebenslänglich. Bislang habe ich damit gehadert, seit heute jedoch bin ich geneigt, mich mit diesem Umstand zu versöhnen.

Da sieht man mal, was eine halbe Stunde Wasserhampeln durchgehend Modern-Talking-beschallt mit einem Menschen machen kann. Oh Brother Louie Louie!

Tatort Münster: Spieglein, Spieglein

Herrschaften, aus Münster erwarte ich Klamauk und Wortwitz und eine vorgebliche Krimihandlung. Wenn das so weiter geht, dass man die Späße mit der Lupe suchen muß und dafür ernsthaft ermittelt wird, mit zeitweise sowas wie Tiefgang und einem ausgezeichneten böse-perfiden Schurken (Arnd Klawitter) als Gegenspieler, dann aber Gute Nacht, Ernie und Bert!

Konzert in der Philharmonie: Evgeny Kissin

In einem Konzert wie diesem realisiere ich immer wieder, welche Lücken es in meiner Bildung noch zu stopfen gilt: von klassischer Musik verstehe ich einfach zu wenig. Noch. Kissin gilt als Ausnahmepianist und es sagt viel über meine Lücken aus, dass ich, als ich die Eintrittskarten zum Geburtstag geschenkt bekam, den Namen zum ersten Mal hörte. Das macht aber nix und kann nur besser werden.

Auch ohne Fachwissen konnte ich hören, dass es ein sehr schönes Konzert war, mit Werken aus der Romantik und dem Impressionismus (Frédéric Chopin: Drei Nocturnes, Robert Schumann: Klaviersonate f-Moll op. 14, Claude Debussy: 8 Préludes aus Heft I und Heft II, Alexandr Skrjabin: Klaviersonate Nr. 4 Fis-Dur op. 30) und habe mich, wie alle anderen, sehr gefreut, dass Kissin sogar noch drei Zugaben gab.

So ein schönes Geschenk! Vielen Dank nochmal!

La Misanthrope

Am Samstag war ich zum ersten Mal seit einer Ewigkeit wieder in der Innenstadt. Das ist da, wo Menschen shoppen, Hunde ausführen und auf bereiften Fahrzeugen durch die Massen mäandern, Touristen rücksichtslos Selfies machen, auf dem Odeonsplatz eine Wagenburg von fettigem Rauch ausstoßenden Foodtrucks trutzt, herum um große Mengen essender, trinkender, lärmender Menschen an Bierbänken und überraschend viele Hiesige den Namenstag des irischen Schutzheiligen begehen.

Eine Wand aus Lärm, Gestank und Leuten. Ich bin schier rückwärts die Rolltreppe heruntergefallen und habe ganz kurz erwogen, ganz schnell umzudrehen, Ausstellung Ausstellung sein zu lassen und wieder heimzufahren. Habs dann natürlich nicht getan, wäre auch schade gewesen um die schöne Ausstellung und die mit dem Freund verbrachte Zeit. Bin aber trotzdem ins Grübeln gekommen. Liegt es an mir? Den Anderen? Muß man alles beschallen? So dermaßen, dass der Soundcheck auf dem Wittelsbacherplatz beinahe den Reiter von seinem Denkmalpferd gehoben hätte? Hat Tucholsky* recht? Werde ich wunderlich? Oder die Welt immer lauter? Hört’s ihr alle schlecht oder was?

Dabei wäre es so einfach. Liebe Evolution: gib uns endlich Ohrenlider. Und zwar pronto!

 

* Aus dem schon häufig zitierten Aufsatz “Der Mensch” aus dem Jahre 1931. “Der Mensch hat neben dem Trieb der Fortpflanzung und dem, zu essen und zu trinken, zwei Leidenschaften: Krach zu machen und nicht zuzuhören. […] Im übrigen ist der Mensch ein Lebewesen, das klopft, schlechte Musik macht und seinen Hund bellen lässt. Manchmal gibt er auch Ruhe, aber dann ist er tot.”

Aus dem Vokabelheft

Wenn ein amerikanisch sprechender Mensch behauptet, er sei “all peachy”, dann will er damit sagen, dass die Welt gut zu ihm ist und es besser gar nimmer geht. Bruce Willis knurrt das in seinen Filmen gern, wenn er gerade aus dem umpfzigsten Stockwerk möglicherweise durch Fremdeinwirkung zu Fall gekommen ist und im blutbeschmierten ehemals weißen Feinrippfetzenunterhemd in einem Bett aus zersplittertem Glas auf dem Asphalt liegt.

Wer nicht Held, sondern bloß Präsident ist, kann ggfs. entpfirsicht werden.

titelblatt - impeachment

Literaturhaus München – Ausstellung: “Christoph Niemann – Im Auge des Betrachters”

Wahrscheinlich hat jeder schon einmal Niemann-Bilder gesehen. Das Stoppelkinn aus Mohnbrötchen, der Pferdehintern ein Bananendoppel, die Kamera ein Tintenfäßchen?

Wie gesagt, sein Schaffen kennt man, nicht zuletzt von Titelbildern für den New Yorker und andere Publikationen. In dieser Ausstellung lernt man viel über seine Schaffensweise. Niemann läßt sein Publikum wie kein anderer an seinem kreativen Prozeß teilhaben, der Entwicklung seiner Bilder und seinen Gedanken beim Skizzieren, Malen, Zeichnen, Kombinieren.

Wenn ich mir ein Souvenir hätte wünschen dürfen, dann wäre es das Deutschheft gewesen und im speziellen die Deutschlandkarte, auf der Hessen östlich von Wessen? liegt, an einem Flußlauf die Weiler Döner, Mit und Alles und hoch oben im Nordosten die Seenplatte mit den Hauptgewässern Meer, Mehr und Mär und den angrenzenden Ansiedlungen Schweinchen, Licht! und Chenonkel. Aber sowas Feines führt der freundliche Herr im Giftshop nicht und drum müßt ihr selber hingehen und euch die Ausstellung ansehen, ansehen, ansehen! (Läuft noch bis 5. Mai.)

PS: Wer einen Besuch am Samstagnachmittag vermeiden kann, tue es. Man vermeidet dadurch ein Zusammentreffen mit einer überdurchschnittlich hohen Anzahl altkluger Kinder und ihrer Eltern. (Knapp Zehnjähriger, an der Mutter zerrend: “Mama, Mama, komm’. Da vorne das Bild mit den Yin/Yang-Augen. Das mußt du sehen.”)

Starkbieranstich: Auf dem Nockherberg 2019

Hmmmm. Mir fällt es schwer, zu Maxi Schafroth eine eindeutige Meinung zu haben. Dass er anders sein würde als die Mama Bavaria war klar und Voraussetzung. Ob es eine gute Entscheidung war, sich keine Rollenfigur zu wählen, sondern ein Alter Ego auftreten zu lassen? Eher ned. Dass er einem so weichgespült vorkommt, liegt bestimmt auch ein bisserl an Stimmlage und Physiognomie und dem so liebenswert harmlos daherkommenden Allgäuer Dialekt. Dass er über seine eigenen Witze oft zuerst und als einziger lachte, mag der Premierennervosität geschuldet gewesen sein. Dass er das Publikum so oft zum Applaus auffordern mußte, weil wieder eine Pointe versandet war, vielleicht auch, aber…

Aber es ist ein ganz schlechtes Zeichen, wenn die Derbleckten ihren Derblecker so derartig feiern. Der einzige, der wirklich vom Maxi auf die Mütze bekommen hat, war Innenminister Joachim Herrmann und der war auch angemessen beleidigt. Bei Typen wie Söder oder Scheuer gilt der alte Werbergrundsatz, dass jede Publicity gute Publicity ist – die könnte man nur irritieren, wenn man sie ignorierte. Der Stellvertretende Ministerpräsident Aiwanger? Über den hat die Luise damals schon alles gesagt: “Bei den Freien Wählern gibt es so viele herausragende hoch talentierte Charakterköpfe! Da gibt es den Hubert Aiwanger, den Hubert und den Hubsi! Und alle drei wollen Minister werden! Und zwar genau in dieser Reihenfolge!” Vor Frauen hat Maxi Schafroth höchsten Respekt. Das ehrt ihn, disqualifiziert ihn aber als Derblecker, wobei… Dass er das Publikum, ausgerechnet dieses Publikum zu Standing Ovations fürs Frauenwahlrecht animiert… Das war dann schon wieder ein Pluspunkt. So gings mir mit seinem Vortrag ständig. Eigentlich fad, eigentlich zu langatmig, eigentlich unkomisch und immer gerade, wenn ich mich mit mir selbst auf “Na, der isses nicht” geeinigt hatte, kam doch mal wieder ein winziges Juwelchen. In Summe hats aber nicht gereicht. Für ein Paulaner-Comedyfestival vielleicht. Aber nicht für ein so recht von Herzen hinterfotziges Derblecken.

Das Singspiel, spielend im Wellnessbereich im Kellergeschoß der Staatskanzlei, war gut. Die Story? Nein, die nicht. Ui schau, ganz symbolträchtig überhitzt die Heizung und fliegt ihnen um die Ohren, weil schon seit der Stoiber Ära jeder sagt, dass man was machen müßt’ und dann nix tut. Geschenkt. Die Geschichte ums haarige Bayerndusel* (Gerd Lohmeyer) und der Auftritt des sehr seltsam gealterten Volksmusikduos Marianne und Michael? Auch geschenkt. Aber die Musik? Wow! Und die Darsteller erst? Noch a moi: wow!

Söder-Double Stephan Zinner kann (und macht) alles und röhrt im lila Jogginganzug, dass man sich in einer Congregation in the Land of the Delta Blues wähnt und seinen Lord praisen will – Hallelujah! Stefan Murr spielt den Scheuer, Andi und man möchte sich wünschen, dass sein “Fluch” auch dieses Mal wirkt (wen immer er gespielt hat, von Guttenberg über Pronold bis Dobrindt war im Folgejahr nicht mehr dabei). Der Song vom “Auto-Schmuser Andi” ist ganz fraglos einer der Höhepunkte https://bit.ly/2TSxUuM. Ziemlich dicht gefolgt von Andrea Nahles (Nikola Norgauer, letztes Jahr noch Natascha Kohnen) Gummientennummer https://bit.ly/2ClJEMb. Die Bayern-SPD repräsentiert OB Reiter (Gerhard Wittmann) und der darf sich mit der Grünen kloppen, Sina Reiß als Katharina Schulze. Sina und Kata sehen sich in echt sehr ähnlich und es steht zu hoffen, dass Frau Schulze im wirklichen Leben ihr enthusiastisches Selfie-Hüpfgirlie ein bißchen besser im Griff hat als die Rollenfigur. Horst Seehofer (Christoph Zrenner) ist nur noch ein Turnbeutelverlierer, Angela Merkel (Antonia von Romantowski) ist Angela Merkel. Unaufgeregt. Raute. Ach ja und Hubert “Schöner Name” Aiwanger (Florian Fischer) war auch dabei.

Sehr gute Musiknummern, spitzenmäßig vorgetragen. Doch, das beste Singspiel seit Jahren.

* Der Titel war übrigens “Das kleine Glück oder da müsste mal was gemacht werden” – ich persönlich hätte ja “Meister Söder und sein Dusel” besser gefunden. Aber mich fragt ja wieder keiner.

Kann mir bitte jemand das Wasser reichen?

Ein trüber Tag im März. Im Wasser dümpeln die Grauköpfchen. Da… Hörst dus? Die Wassermusik erklingt. Wie? Nein, nicht Händel. Harpo. Das gefühlt seit 100 Jahren nicht mehr gehörte One-Hit-Wonder. Moviestar. Oh Moviestar, wenn du wüßtest…

Die Grauköpfchen sind aufgeschreckt. Wie ein Mann hasten sie wellenschlagend und wasserspritzend in ihre Reviere, bereit, sie gegen alles zu verteidigen, was nur entfernt nicht wie der eigene Schwarm aussieht. Sie entblöden sich nicht mal, nach den Außenseitern zu schnappen und sie mit den Worten “Hier ist fei der Stammtisch” zu verjagen.

Herrje, sind die Wasserweiber hierzulande bösartig. Gebt mir meine dicken kalifornischen Damen wieder…

Ein Nachmittag im Museum der Phantasie

Die Zeit verfliegt und es geht schon wieder straff aufs Wochenende zu, dabei habe ich doch noch gar nicht vom letzten Samstag und unserem Ausflug ins Buchheim-Museum erzählt.

Ich bin da gerne. Ganz egal, wie grau der Himmel und wie kalt der Wind, die Seelandschaft ist immer wunderschön und das Haus allein schon eine Augenweide. Angefangen haben wir, wie immer, bei den Expressionisten. Und weil das Buchheim-Archiv groß ist und die Spender und Leihgeber großzügig, hängen dort zwischen den alten Bekannten immer neue Exponate, so dass man, auch wenn man schon oft dort war, nie dieselbe Ausstellung sieht.

Sonderausstellungen gabs auch. Zum einen Skulpturen und Skizzen von Karen Müller “Auf der Bank”, zum anderen Otto Dix und Max Pechstein, “Der Erste Weltkrieg in Bildern”. Beide auf ihre Weise sehr schön und beeindruckend. Mit beiden war ich unglücklich. Warum müssen die Radierungen und Aquarelle der Herren Dix und Pechstein so dermaßen eng im furchtbar schlecht beleuchteten Kellerkammerl gehängt werden? Dixens Radierungen sind sehr fein detailliert, aber man muß förmlich in die Drucke hineinkriechen, wenn man eben diese Details erkennen will. Nicht gut.

Mit Frau Müller ist man fast noch übler verfahren. Das erste Exponat steht/hängt recht verloren im Gang vor dem eigentlichen Ausstellungsraum ganz hinten im Erdgeschoß, und ein weiteres steht/hängt vor einer farblich nicht passenden Wand zwischen zwei Türen arrangiert, bei denen einen nur wundert, warum darauf nicht “Damen” und “Herren” steht. Das geht doch anders. Da muß man halt mal ein paar kunstgewerbliche Gegenstände aus der Sammlung Buchheim kurzfristig in den Keller verbannen und dafür der Kunst Raum geben.

Nein, Ausstellungsverantwortliche, damit habt ihr den Künstlern einen Bärendienst erwiesen.

Die “Milchfrische Division” sucht…

Sachbearbeiter Milcherfassung (m/w/d)

Milch-Mission

Werte Stellenangebotsgestalter*innen, gestattet mir ein paar Fragen?

  1. Sollte das nicht korrekterweise Ihre Milch-Mission heißen?
  2. Sind Kühe in diesem Kontext mehr interne oder eher externe Stakeholder?
  3. Bitte sagt mir, dass das entsprechende SAP-Modul Milchmädchenrechnung heißt. Bitte.