Am Samstag war ich zum ersten Mal seit einer Ewigkeit wieder in der Innenstadt. Das ist da, wo Menschen shoppen, Hunde ausfĂŒhren und auf bereiften Fahrzeugen durch die Massen mĂ€andern, Touristen rĂŒcksichtslos Selfies machen, auf dem Odeonsplatz eine Wagenburg von fettigem Rauch ausstoĂenden Foodtrucks trutzt, herum um groĂe Mengen essender, trinkender, lĂ€rmender Menschen an BierbĂ€nken und ĂŒberraschend viele Hiesige den Namenstag des irischen Schutzheiligen begehen.
Eine Wand aus LĂ€rm, Gestank und Leuten. Ich bin schier rĂŒckwĂ€rts die Rolltreppe heruntergefallen und habe ganz kurz erwogen, ganz schnell umzudrehen, Ausstellung Ausstellung sein zu lassen und wieder heimzufahren. Habs dann natĂŒrlich nicht getan, wĂ€re auch schade gewesen um die schöne Ausstellung und die mit dem Freund verbrachte Zeit. Bin aber trotzdem ins GrĂŒbeln gekommen. Liegt es an mir? Den Anderen? MuĂ man alles beschallen? So dermaĂen, dass der Soundcheck auf dem Wittelsbacherplatz beinahe den Reiter von seinem Denkmalpferd gehoben hĂ€tte? Hat Tucholsky* recht? Werde ich wunderlich? Oder die Welt immer lauter? Hört’s ihr alle schlecht oder was?
Dabei wÀre es so einfach. Liebe Evolution: gib uns endlich Ohrenlider. Und zwar pronto!
* Aus dem schon hĂ€ufig zitierten Aufsatz “Der Mensch” aus dem Jahre 1931. “Der Mensch hat neben dem Trieb der Fortpflanzung und dem, zu essen und zu trinken, zwei Leidenschaften: Krach zu machen und nicht zuzuhören. […] Im ĂŒbrigen ist der Mensch ein Lebewesen, das klopft, schlechte Musik macht und seinen Hund bellen lĂ€sst. Manchmal gibt er auch Ruhe, aber dann ist er tot.”