Nahrungskette

Die einen laden zum Vegetariergrillen, die anderen bieten Schülerdöner an, die nächsten Studentenburger, auch mit Käse.

Wer nicht von hier ist und von unbefangenen Gemüt, könnte fast glauben, dass das Verspeisen von Artgenossen hierzulande eine durchaus gängige Methode der Nahrungsaufnahme darstellt.

Des Pudels Kern

Seit ich hier wohne und ganz besonders, seit PYUR meine Internetversorgung übernommen hat, kommt es regelmäßig zu Ausfällen und anderen Ärgernissen. Die werden dann immer notdürftig beseitigt (meist auf Kosten der Geschwindigkeit) und dann geht das nächste Mal was kaputt.

Heute nun war der versprochene Dechnikerdermin und der junge Mann meinte es ernst mit dem Problem lösen. Modem? Testen. Einwandfrei. Diverse Kabel? Testen. Einwandfrei. “Meine” Dose? Testen. Leider auch nicht das Problem. Hmmm. Oben alles gut. Dann ab in den Keller. Die Götter sind uns wohlgesinnt. Auf dem Gang im Bauch der Anstalt treffen wir einen Herrn vom Hausmeisterservice, der uns nicht nur den Weg zum richtigen Raum weist, sondern diesen auch noch aufsperrt (nicht, dass Wundertechniker dafür nicht auch einen Schlüssel hätte). Der einzige beschriftete von 8 Kästen gehört tatsächlich zu meinem Gebäudeteil, fein. Wieder messen. Einwandfrei. Dann Kabelruckeln und die Werte gehen in den Keller, noch tiefer, als wir schon sind. Aha! Vier Kontakte aufschrauben, vier Kontakte wieder ordentlich festschrauben und siehe da: Werte wie aus dem Technikerbilderbuch. Heureka!

Oben nochmal nachsehen. Das Modem verbindet sich und die Geschwindigkeit entspricht der des Vertrages für den ich bezahle, abzüglich der Geisterwerte, die es eh nie gibt. Die Modem-LEDs blinken wieder in der vorgeschriebenen Reihenfolge, keins zuviel, keins zu wenig. Wäre es nicht fein, wenns das jetzt endlich gewesen wäre mit dem ständigen Ärger?

Ratatazong, ratatazong!

Ich hatte es ja schon immer vermutet, aber inzwischen bin ich felsenfest davon überzeugt: bei der Abschlußprüfung an der Hausmeister-Akademie fällt jeder durch, der die Frage “Nennen Sie jeweils zwei übergrenzwertig laute Gerätschaften pro Saison und beschreiben Sie deren für Anlieger quälendsten Einsatz” nicht mit einer Aufzählung von mindestens fünf Krachmachermaschinen pro Jahreszeit beantwortet.

Bei dem Trupp, der seit Anfang der Woche mit unvermindertem Enthusiasmus hier durch den Innenhof tobt, scheint es sich um die Klassenbesten zu handeln. Einer sagelt (mit der Motorsäge, natürlich) trockene Äste vom doch erstaunlich umfangreichen Baumbestand, einer fährt ihm mit seinem Mobilhäcksler hinterher und macht Mulch, wobei ihm die Stücke am liebsten sind, die eiiigentlich ein bißchen zu groß für seinen Zerhacker sind und dann gescheit scheppern und den Motor zum Aufheulen bringen. Der Dritte? Scheint der Spezialist für Special Effects zu sein und schmeißt mit Elan in sehr unregelmäßigen Abständen zielsicher Trümmer auf die Ladefläche des Hängers, so dass das Echo (wie gesagt, Innenhof) schön hin- und hergeworfen wird.

Verständigen tun sie sich durch lautes Gebrüll (Kunststück, bei all dem Motorgeheule). Vielleicht sollte ich meine Telefonate auf heute Nachmittag verschieben. Dürfte auch das Aggressionslevel senken…

Salong

Sie interessieren sich? So für Kunst und Kultur oder Politik und Gesellschaft oder einfach überhaupt? Sie haben daheim oder in Ihrem Atelier oder Loft hinreichend Platz für sowie Budget für die Bewirtung von 35 – 45 Gästen? Prima, dann stehen Sie offensichtlich mitten im Leben und könnten Gastgeber/in eines “Salons” werden. (Mehr zum Konzept des “Salonfestivals”* hier: https://www.salonfestival.de/programmuebersicht/). Am Abend des Events rücken dann die Damen vom Organisationskomitee mit ein paar Hinweisschildern sowie vielen Hockern an, außerdem viele Menschen, die einen Obulus von ganz genau kalkulierten 24,00 Euro entrichtet haben sowie der prominente Gast und es kann losgehen.

Gestern Abend wurde “Mathias Lilienthal und Sonja Zekri im Gespräch: Über das Theater der Gegenwart //München” gegeben. Und Münchens Kulturbürgertum ging “Enfant Terrible” gucken. Ich? Münchens Kulturbürgertum. Lilienthal hat alle in ihn gesetzten Erwartungen als Proletariersohn aus der Direktorenvilla in Neukölln voll erfüllt und schwer routiniert mit Anekdoten aufgewartet. Wie ihn der Uli Matthes an der evangelischen Eliteschule gemobbt hat und dem Frank Castorf die Westcurrywurscht nicht so recht schmecken wollte und wie er und Kortner selig das Münchner Publikum überforderten und dafür rausgeschmissen wurden. So geht Legendenbildung.

Eine, wie soll ich sagen… interessante Veranstaltung. Gehobenes Abopublikum und, auch wenn ich den Begriff hasse, Gutbürger, geeint in der Abneigung gegen CSU-Dimpfligkeit. Und so fern vom wirklichen Leben wie… wie die Erbin einer Keksfabrik.

* Wir können keine gekauften Tickets zurücknehmen. Bitte reichen Sie Tickets für Termine, die Sie nicht wahrnehmen können, weiter. Gerne an Menschen, die unsere Idee noch nicht kennen. Damit würden Sie unser Prinzip „die Freunde der Freunde“, nach der wir „das salonfestival“ deutschlandweit entwickeln, hilfreich unterstützen.
„das salonfestival“ ist ein Gemeinschaftswerk von Gastgeberinnen und Gastgebern, Künstlerinnen und Künstlern, Referentinnen und Referenten, dem Team und allen Gästen im Salon. Das gilt für die inhaltliche Ausgestaltung, die organisatorische Umsetzung wie für die Finanzierung. Daher: jedes Ticket finanziert die Idee mit! Wir sind als gemeinnützige Initiative, organisiert in einer gGmbH, nicht auf Gewinnoriertierung ausgerichtet, müssen aber alle Kosten decken. Dazu trägt ein jeder bei.
Salon geht überall – in Wohn- und Arbeitsräumen, in Lofts und Läden, in Ateliers und Werkstätten. Wollen Sie selbst einmal Gastgeber werden? Dann sprechen Sie uns bitte an. Wir freuen uns auf Sie im Salon.

aus der Einladungsbestätigungse-mail

Für Godot

Ist euch schon einmal aufgefallen, wie Menschen in Filmen warten? Auf der Treppe eines New Yorker Brownstones, auf einem Poller am Meer, auf einem Holzklotz vor malerischer Bergkulisse. Warten. Warten auf jemanden, mit dem sie sich nicht verabredet haben, von dem sie aber ganz sicher zu wissen glauben, dass er irgendwann genau an dieser Stelle auftauchen wird. (Gilt für die Dame ebenso.) Und was tut der Mensch im Film, während er wartet? Allenfalls erwartungsvoll ins Leere starren. Ansonsten? Nichts.

Und das in Zeiten wie diesen, wo keine Minute ungenutzt bleiben darf. Wo man im Restaurant noch nicht mal ganz vom Tisch aufgestanden ist, und der/die Begleiter/in schon das Handy zückt, um sich die Pinkelpause zu vertreiben.

Nein, die Moral der Geschichte gibts heute nicht. Einfach mal drüber nachdenken?

PS: Während ich geschrieben habe, kamen mir Zarah (Ich steh im Regen) und Lale (Lili Marleen) in den Sinn. Kann es sein, dass früher zum Warten einfach mehr gesungen wurde?

Nimmer ganz neu im Kino – “Sometimes Always Never”

Dieser Film sollte an Filmhochschulen gezeigt werden, damit zukünftige Regisseur*innen ganz früh lernen, dass ein erklärungsbedürftiger Titel sowie Schönes in skurillen Färbungen und ein eher groteskes Leitmotiv (huiuiui – ein Brettspiel!) nicht automatisch einen Arthausfilm ergeben.

In diesem speziellen Fall hilft es noch nicht einmal, dass man den wunderbaren Bill Nighy als melancholisch-zynischen alten Mann besetzt. Der Film ist einfach nur laaaannngggweilig. Und ich habe auch nur deswegen bis zum Schluß durchgehalten, weil ich ihn eigentlich mögen wollte. Ging aber nicht.