Um Gottes Willen!

In der US-amerikanischen Verfassung gibt es, anders als im deutschen Grundgesetz, keinen Gottesbezug. Warum sich die Bürger von God Bless America einbilden, in God’s Own Country zu leben, auf jeden Dollar-Schein drucken lassen, dass sie God vertrauen (und sonst keinem?) und jeder Mensch, der einen politischen Amtseid schwört, sicherheitshalber rasch noch ein “so help me God” nachschiebt, damit er nicht schief angesehen wird? Weiß ich doch nicht. Oder doch. Mayflower. Puritaner. Alles Irre. Alle Fanatiker.

Dahingestellt. Isso. Deswegen heißt auch, was wir hierzulande in Verträgen als “Höhere Gewalt” kennen, jenseits des Atlantik “Act of God”. Bis heute.

Seit ich vorhin den 20-seitigen Vertrag eines US-amerikanischen Kooperationspartners Korrektur gelesen habe, weiß ich, dass man sich oben im Himmi seit neuestem die Verantwortung teilt. Dort stand nämlich zu lesen, wie Sturmfluten, Froschregen, Erdbeben, Feuersbrünste, Heuschreckenplagen und Hurricans heutzutage zu werten sind: als “Acts of God and Allah”.

Nun frage ich mich: sind die Autor*innen politisch extra korrekt oder christliche Fanatiker, deren God am Elend der Welt nur halb schuld ist? Oder Moslems, die ihren Chef durch die Hintertür ins angelsächsische Vertragswesen einschmuggeln? Ich weiß es nicht und werde es auch nicht klären können. Drum gibts jetzt einen Act of Sabine. Mahlzeit!

Neulich nachts in Schwabing

Ich bin ein bißchen knapp für meine Verabredung und eile die Haimhauser Straße lang, bis ich des riesigen tiefliegenden Vollmonds angesichtig werde, der sich in den kahlen Ästen einer großen Pappel verfangen zu haben scheint. Wenn ich diesen Anblick jetzt beschreiben wollte, wie täte ich das? Darüber grübelnd verpasse ich den Eingang des Restaurants. Im Zurückgehen zermartere ich mir weiter das Hirn. Herrje, wie sieht dieser Mond aus, der nicht etwa einen Hof hat, sondern in sich abgemattet im Baume schwimmt?

Es läßt mich den ganzen Abend nicht los. Wie könnte ich dieses Bild benennen? Der Heureka-Moment erwischt mich Stunden später auf dem Heimweg in der U-Bahn. Der Mond nämlich trägt eine Glückshaut. Jetzad.

(Wer sich darunter nichts vorstellen kann, lese bei den Gebrüdern Grimm nach.)

Der Millennial, ein Abgesang

Es habe, erzählt der alte Bezirksheimatpfleger aus der Oberpfalz, sich seit seinem Dienstantritt vor über 30 Jahren vieles verändert. In den Anfangsjahren zum Beispiel, hätten die Besucher seines Volkstanz- und Volksliedersingunterrichts (heutzutage “Seminar”) nicht nur immer in Mehrbettzimmern übernachtet, nein, sie hätten das auch selbstverständlich und gerne getan. Inzwischen bestehe jede/r auf Einzelzimmern. Ein Phänomen übrigens, das die einzige mir bekannte Fachfrau aus dem Hotelleriewesen, die Frau Wirtin aus Emmelshausen, so nur bestätigen kann. Man müsse sich, sagt sie, gar nicht wundern, dass die Preise für Handwerker so gestiegen seien. Selbst Männer auf Montage schliefen (schlüfen?) nur noch solo, was sie, gute Geschäftsfrau, die sie ist, auf der Rechnung als “Doppelzimmer zur Einzelbenutzung” ausweist und mir, Gast, der ich bin, mit einer leeren Matratze neben mir, nach jeder Nacht das Gefühl gibt, frisch verwitwet zu sein. Aber das nur am Rande. Wo war ich?

Ah ja, beim Bezirksheimatpfleger und seiner zweiten Beobachtung: d’Leit haben keine Zeit mehr. Sei man damals noch am Freitagnachmittag für ein Wochenende an- und am späten Sonntagnachmittag abgereist, träfen die Teilnehmer/innen nunmehr meist sehr gehetzt am Samstagvormittag ein und fragten häufig, ob das Mittagessen am Sonntag noch “zum Programm gehöre”. Sie verschwänden, wenn dies verneint wird, meist schon davor wieder – wohlgemerkt, für ein Hobby, eine Freizeitbeschäftigung.

Am auffälligsten sei, das viele nicht mehr zum Mitmachen kämen, sondern nur noch zum Dokumentieren. Man möge ihn nicht falsch verstehen, sagt er, die Filme, die oft schon am ersten Abend auf YouTube veröffentlicht würden, seien meist perfekt editiert und hübsch anzuschauen, aber der/die Filmende habe nicht einmal beim Zwiefachen mitgestampft oder auch nur ein Lied gesungen. Das verändere die Gruppen und ihren Ansatz zum Lernen, es wolle sich, angesichts der Dauerüberwachung, keine/r mehr bei einem Fehler ertappen lassen oder dabei, wie der ganze Chor so schräg singe, dass alle vor Lachen schier platzten.

In der guten alten Zeit haben man sich Wochen nach dem gemeinsamen Wochenende, wenn alle Filme und Dias entwickelt waren, noch einmal zum gemeinsamen anschauen und erinnern getroffen. Das sei ein Segen fürs Gemeinschaftsgefühl gewesen und Anfang des dritten Millenniums ganz und gar verschwunden. Er als Volkskundler wolle das “Früher” nicht romantisieren, aber diese Entwicklungen machten ihm schon Sorgen.

Recht hat er. Spätestens seit der Erfindung des Selfie-Sticks war alle Hoffnung verloren.

Pfnupfen

Jetzt hätt’ ich einen heilen flockblog und Ideen und könnte schreiben, was das Zeug hält – allein, ich bin verkühlt und fiebrig und ganz und gar nicht in Stimmung. Fing ja schon damit an, dass ich schon so lange nicht mehr krank war, dass ich nicht einmal mehr wußte, wo ich meinen Inhalator hingeräumt haben könnte. Lääästig!

Der ist jetzt gefunden, ich inhaliere, lutsche Salbeibonbons und trinke heißen Tee. Morgen hätte ich das dann gerne los.

Phönix

Habt ihr das auch gesehen?

Wie’s dazu kam? Das Team “Team Techniksupport & Abuse” hatte mir am Montagmittag geschrieben:
Schadhafte Skripte in Ihrem Auftrag*
Sehr geehrte Frau Flockblog,
wir haben festgestellt, dass Ihr Account genutzt wurde, um schadhafte Software auf Ihrem Server zu installieren und auszuführen. Diese Software wurde dann genutzt, um Angriffe auf fremde Systeme durchzuführen.

Und damit keinem mehr was passiert, wurde der flockblog gesperrt und Leser wie Autorin bekamen mitgeteilt: Diese Präsenz ist derzeit nicht verfügbar.

Da war ich verzweifelt. Aber nur kurz. Denn ich habe ja auf der anderen Seite des Atlantik den Größten der Großen, den Inglorious Flockblog Admin sitzen, der sich für den flockblog, euch und mich zwei Nächte um die Ohren geschlagen und alles wieder heilgemacht hat. Fürderhin werden wir ihn selbstverständlich mit Herr Professor Doktor Inglorious Flockblog Admin anreden, uns dabei tief verbeugen und hoffen, dass wir uns irgendwann irgendwie für diese gute Tat entgeltlich zeigen dürfen.

Vorerst nur: DANKE! DANKE! DANKE! ad inf.

* Gar nicht wahr! Kein bißchen. Ich weiß nicht, wie man sowas beauftragt und würde das auch nie niemals gar nicht tun!

Wir fahr’n, fahr’n, fahr’n…

Mehrerehundertkilometerfahrt. Der einzige Radiosender, der das durch alle Staus, Baustellen und an viel zu vielen Unfällen vorbei ab dem Hunsrück störungs- und rauschfrei mitmacht, dudelt unkompliziert Fröhliches aus den Mittsiebzigern bis zu den frühen Neunzigern, nur gelegentlich unterbrochen von wenigstens ebenso unkompliziertem fröhlichem Moderatorengequake und halbstündigen Nachrichteneinspielern, die man morgens für diesen Zweck aufgenommen hat und bis zum nächsten Tag auch nicht ändern wird. Nach knapp zwei Stunden kann ich sie auswendig mitaufsagen. Das einzige, was aktualisiert wird, sind die Verkehrsnachrichten.

Nun zu den Nachrichten. Welt? Ja, ist da draußen irgendwo und irgendwie böse. Region? Könnte auch besser sein. Wetter? “Schneeheee“, jubelt die unkomplizierte fröhliche Wetterfee. “Schneeheee! Ein Wort, an das wir uns wieder gewöhnen müssen. Genauso wie Überfrierendenässe. (Gilt als ein Wort.) Und Blitzeis. Auf dem Feldberg liehiegt er schon. Und in den Alpen erst… Schneeheee!” Und ich sehe, während ich in dicken Nebelschwaden nichts sehe und dieses Schiff, das mir die Autoverleiher als Kleinwagen angedreht haben, durch widrigstes Graupelschnaupeldreckwetter navigiere, diese Trulla vor meinem geistigen Auge in ihrem gut geheizten Studio mit klammheimlicher Freude ihren Sadismus ausleben und nehme mir vor, ihr die Gurgel rumzudrehen, wenn ich das noch einmal hören muss.

Muss ich nicht. Autoverleiher neigen nicht dazu, Navis upzudaten und statt der Bundesstraße, auf die ich von der angewiesenen Ausfahrt hätte kommen sollen, blinken mir Straßensperrungs- und Umleitungsschilder entgegen. Radio aus. Konzentrieren. Es ist nass, kalt, dunkel, der Regen mit Schneeheee vermischt und der Scheibenwischer auf der Fahrerseite schmiert. Das Navi führt mich durch Orte wie Einweiler (stimmt, mehr ist das nicht) und Übrigshausen (korrekter Ortsname auch das) zu einer Unzahl von Kreisverkehren, die das Navi nicht kennt und in denen es rechts oder links abzubiegen wünscht und die anderen Optionen negiert. Bis ich endlich da bin, wo ich sein wollte, wünsche ich mir nur noch eins:

Meine Steuergelder sollen fürderhin für die Herstellung und das Aufstellen von Umleitungsschildern ausgegeben werden. Eins, das in die ungefähre Richtung weist und für die Reststrecke bei Autofahrenden Ortskenntnis voraussetzt, langt einfach ned.

Don’t know much about history…

Befragt, welche Bedeutung denn der Tag des Mauerfalls für sie habe, antwortet die vierzehnjährige Laura dem Radioreporter mit einer Gegenfrage: sie habe nie so recht verstanden, warum man Deutschland eigentlich zwischen Ost und West aufgeteilt habe und nicht zwischen Nord und Süd. Da seien die Unterschiede nämlich viel größer. Das wisse sie, weil sie als Kind immer Ferien auf dem Bauernhof im Allgäu gemacht habe.

Ich bin nicht ganz sicher, wem der Mund weiter offen stehen geblieben ist. Dem Radiomann oder mir.

Späßle g’macht

Dunkel. Nass. Kalt. Nebelschwaden. Bäh! Pfui! Und was tut der Hunsrück? Läßt mir einen Bus entgegen kommen.

Den nach.

Synergie

Eigentlich ist der Begriff in vielen Runden Bullshitbingo zu Tode geritten worden. Aber man stelle sich vor, wie schön die Kooperation zwischen einem Auftragskillersyndikat und diesem norwegischen Transportunternehmen, dessen Laster heute früh grad bei uns vom Hunsrücker Hof fuhr, funktionieren könnte.