Gestern in der Pinakothek der Moderne: “Ingo Maurer intim. Design or what?”

So eine wunderschöne Ausstellung!

Lichtkunst.

Ein Querschnitts des Schaffens des vor kurzem verstorbenen Ingo Maurer von ganz alt bis sehr aktuell, von oft gesehen bis zur (Neu-)Entdeckung. Hingehen! Anschauen! Freude haben. (Und jede Menge kniende Männer gucken, die vor einer Lichtbank zu Boden gehen, um herauszufinden, wo die Energiequelle sein könnte.)

Arg schad: ausgerechnet auf den von mir heiß geliebten Regalaufzügen blieben die Leuchten ohne Licht. Da hätte man doch bestimmt mit Batterien was machen können?

“Es ist”

binsenweisheitet der Hunsrücker Teebeutelphilosoph “noch jeden Tag Abend geworden”.

Das mag stimmen, wiewohl ich gerade eine dystopische Trilogie lese (dazu nach Ende des dritten Bandes mehr), in der das nicht mehr wirklich zutrifft. Aber sei’s drum. Für die Jetztzeit gilt, dass es Tage gibt, an denen man sich den Abend härter erkämpfen muss als an anderen. Zum Beispiel solche, an denen frau um Fümfe aufsteht, um es mit Winterkoffer (viiieeel schwerer als Sommergepäck, schon allein wegen der multiplen Nein-ich-will-nicht-frieren-Schichten. Und Stiefeln. Und Mützeschalhandschuh. Und Extra-Wollsocken.), Zwei-Laptops-und-Peripherie-sowie-Bücher-für-eine-Woche-Rucksack und Schwerhandtasche mit Jausenpaket und Thermoskanne rechtzeitig zu Taxi I, Zug (warum ist eigentlich am Montagmorgen immer die Rolltreppe kaputt? In Pasing und in Mannheim?), Taxi II und schließlich zum Leihwagen zu schaffen, wo der ganze Schmodder endlich in den Kofferraum kommt und dort einfriert. (Habe mein Nachthemd über die von Frau Wirtin auf Höchststufe gedrehte Heizung gehängt… Ja. Weichei. Warmduscher. Dazu stehe ich.)

Die Fahrt nach Dörth läßt mich liebevoll an San Francisco zurückdenken – soviel so sehr tiefen Nebel hatten wir in Kalifornien nicht wirklich oft. Ich erschrecke mehrfach, wenn ein einzelnes Windradblatt am Wegesrand auftaucht. Mehr ist von diesen todsicher von irgendwelchen Aliens in die Hügel gepflanzten Gerätschaften in dieser Suppe nicht zu sehen und dass es gerade über eine Talbrücke geht, erkenne ich auch nur an den Blinkelichtern am Geländer. Alles grau, grau, grau und dafür feuchtkalt, feuchtkalt, feuchtkalt. El Knie muppert wie schon seit langem nicht mehr. Mag nicht mehr im Auto sitzen (dabei haben wir einen Automatik bekommen und er braucht nix zu tun), aber auch nicht aussteigen, Füße vertreten oder gar Treppen steigen. Wir sind wirklich nicht für diese Jahreszeit gemacht und wünschen, dass sie nunmehr vorbei sei.

Weil das aber wahrscheinlich wieder nicht funktioniert, wünsche ich mir das nächstbeste: nur noch eine Hunsrücktour für dieses Jahr (nach dieser) und dann ist erst mal Pause. Und wenn ich mal groß bin und Teebeutelphilosophin geworden, dann werde ich, mit Dank an Stephan Remmler, den Spruch von der Endlichkeit von Alles und der doppelten Endlichkeit der Wurscht auf das Teebeutelpapierl drucken lassen. Die Tantiemen teilen wir.

Gestern im Vereinsheim: Mathias Novovesky – Einzelhaft (Deutschlandpremiere)

Der Novovesky tritt jetzt solo auf (s. https://flockblog.de/?p=36792). Das muss man sich so vorstellen, dass auf der Bühne des mittelgut besetzen Vereinsheims ein junger Mann mit einer erratischen Persönlichkeit und anger issues (Stichwort: Leichtbenzin) aus seinem Leben erzählt.

Man muss sich nicht wundern, dass er ist, wie er ist. Hinter ihm liegt eine harte Jugend in den Neunzigern des letzten Jahrtausends in Ostösterreich (ein schönes Wort für einen arg zurückgebliebenen Landstrich). Er ist der hmmm, sagen wir mal eigenartige Sohn des Leichenbestatters und hat einen einzigen besten Freund innerhalb der Dorfjugend. Dieser, Sohn des Schweinezüchters, der, wie er, mit einem ausländisch klingenden Nachnamen geschlagen ist und zu schweinepoetischen Sentenzen neigt (wie Bauernkalender, nur schlimmer). Aushilfspostboten neigten damals wegen der fremdartigen Namen zu Verwechslungen, so dass Schweineschlachthälften ab und an im Haushalt der Pompfüneberer zum Surhaxl gerieten und nebenan fehlgeleitete Kupfersärge zu Schweinetrögen (wesentlich langlebiger als die gängigen Modelle aus Holz). Später ist er aus der tiefdunklen Provinz ins lichte Wien geflohen und betreibt dort nun eine Karriere als aufstrebender junger Künstler, arm und unbeweibt. Dabei sucht er doch nur wen “zum Schmusen”, wäre aber auch dem Koitus nicht abgeneigt (keine Meldungen aus dem Publikum).

Und so erzählt er bzw. läßt seine Bühnenpersona G’schichterln erzählen. Über den Zusammenhang zwischen Körperhygiene und Demokratie (“weniger waschen, mehr lesen!”), das Leiden des Single am Verrecken der Spülmaschine, die großen Söhne alleinerziehende Mütter (Novovesky, Hitler, Stalin, Pinochet). Erstaunlich häufig kommt Religion vor, nicht zuletzt die Frage “war Gott eigentlich besoffen, als er charakterlich fehlgeschöpfte Menschen schuf?”. Das ist alles sehr lustig und stimmig und macht Spaß.

Drum ist es umso bedauerlicher, dass in der letzten Viertelstunde ein wenig die Luft rausgeht. Warum einer, der im allgemeinen sofort mit Brandstiftung reagiert, auf einmal vegane Mitkunden und freiheitlich erziehende Eltern auf dem Biosupermarktplatz bloß mit Eiern bewirft? Das ist zwar für wirklich lustige Veganerbeschimpfungen gut, aber auch der erste Bruch in der Figur. Es folgen ein paar wohlfeile Diktatorenbeschimpfungen und das ist schade: diese Figur müßte dergleichen Schurken preisen, nicht schimpfen. Dann: Nebenhöhlenkomik. Ich weiß nicht, wie ein Publikum beschaffen sein muss, das die Schleimklumpenrotznummer in ihrer Gesamtlänge belacht. Ich habs einfach nicht so mit Körperflüssigkeitenkabarett. Sonst habe ich aber, siehe oben, nix zu meckern.

Wie ich aus gut unterrichteter Quelle höre (Regisseurin Rothmüller), ist der Termin für die Proben für das zweite Soloprogramm nächstes Jahr schon ausg’macht. Ja dann schauma im Spätherbst 2020 doch amoi, was draus geworden ist. Wer dieses Mal nicht dabei war, hats für heuer nämlich verpaßt. Selber schuld.

Gestern in der Unterfahrt: The Bad Plus

Ist das tatsächlich schon wieder über zwei Jahre her, dass wir bei The Bad Plus im Konzert waren? Tatsach! (s. https://flockblog.de/?p=33310).

Gestern Abend hatten sie ihren neuen Pianisten Orrin Evans mitgebracht. Mr. Evans paßt ganz großartig zu Drummer Dave King (Triple-Hach!) and Bassist Reid Anderson. Bald, beard and belly und ein höllenguter Musiker. Hach!

Das Konzert, eine Vorstellung ihrer zweiten gemeinsamen Platte “Activate Infinity” war wunder-, wunder-, wunderschön. Vielleicht sollte man sich den Besuch fürderhin zu den jährlichen Routinen vormerken.

Der Übersäzzer

…kann da natürlich nicht zurückstehen. Das Thema ist “Bouldern”.

EN: Saying that, making these simple adjustments to your body position will go a long way in making that far, far easier.
DE: Das zu sagen, diese einfachen Anpassungen an der Körperposition zu machen, wird einen langen Weg gehen, um das weit, weitaus einfacher zu machen.

True Colour

Beinahe hätte ich ihn nicht bestellt, meinen neuen Koffer. Ich meine, echt jetzt? “Radiant Pink”. Bin ich Barbie oder was? Weil aber alles stimmte, Größe, Ausstattung, Bewertungen, eine Million Innenfächer, TGA-Schloss, Flüsterrollen, Preis (und ein Extracoupon weil… weiß nicht, Namenstag des Schutzheiligen aller Kleidertransportstücke war oder so), hab ich ihn doch bestellt. Und dann kommt er an und bringt eine Entschuldigung mit: er sei nicht rosa, sondern “Deep Purple” und damit ich nicht gar so enttäuscht bin, täten sie mir noch wat Geld gutschreiben.

Ach Kofferhändler, sorget euch nicht. Als Child in Time kann ich mit Deep Purple ganz gut leben. Aber den Fehlfarbenrabatt nehm ich natürlich trotzdem.