Jeder sollte eine Gabi haben. Meine ist Regisseurin und ein ganz besonderer Glücksfall. Bei ihren Ferninszenierungen (s. https://flockblog.de/?p=36154) kümmert sie sich gleich um das ganze Paket (Transport und Unterbringung sowie Abendunterhaltung), bei lokalen Aufführungen spricht sie persönliche Einladungen aus. Die Nutzung des ÖPNV erfolgt in diesen Fällen selbständig; dazu später mehr.
Das Programm der Herren Maurer & Novovesky hat sie vor ca. eineinhalb Jahren in Wien inszeniert und nun zur Deutschlandpremiere in die Lach- und Schieß begleitet. Los geht der Abend damit, dass die Beiden auf der Bühne über Erwartungen philosophieren und dass es meist ganz anders kommt, als man denkt und dann – bumm – verabschieden sie sich, das Licht geht aus, Ende.
Dann tun sie, was Künstler nach der Vorstellung tun müssen. Sie sitzen in der Garderobe, unterhalten sich über den Abend und das Abendpublikum, treten ihre getrennten Wege zum Hotel an und treffen sich im, vom preisbewußten Veranstalter gebuchten, Doppelzimmer wieder. Dazwischen stoßen sie (nicht vollzählige Aufzählung) auf einen Taxifahrer, einen ganz grauseligen Fleischhacker, der größere Chargen Puszta-Leberkäs an Mann und Frau bringen will, den Hotel-Manager und seinen Bodyguard-Adlatus, ein Mordkomplott, ausgebeutetes Proletariat im Bügelkeller des Hotels sowie die Wiener Arbeiterbewegung, ein ungarisches Unterhalterduo, auf quasi alle, nur nicht auf die (höchstwahrscheinlich unglaublich gut aussehende) Rezeptionistin. Auf die? Nie.
Das ist sehr schön und sehr kurzweilig, wie mit ein paar wenigen Requisiten (Wollmütze, Schürze, Messer, Sonnenbrille, im Seglerstil übergeworfener Pullover, Schiebermütze, die imaginäre Katze Bertl, Alleinunterhalterhüte und -westerl) und den Figuren entsprechender Gestik und Mimik ein ganzes Panoptikum von Irren und Wirren auf dieser winzigen Bühne Handlungsstränge miteinander verwurschtelt und bewundernswert, dass sie nicht durcheinandergeraten. Außerdem geht sich Bügelmaschine kaputt.
Bonuserwähnungen:
a) der hollywoodreife bebilderte Abspann, der gar keine Fragen offen läßt.
b) die Musikauswahl, bei der ich der Regisseurin ziemlich viel Mitsprache unterstelle.
Tammy Wynette läßt übrigens wärmste Grüße ausrichten. Sie sei sehr gerührt gewesen (“extremely touched, especially by the guy with the hair”).