Wir fahr’n, fahr’n, fahr’n…

Mehrerehundertkilometerfahrt. Der einzige Radiosender, der das durch alle Staus, Baustellen und an viel zu vielen Unfällen vorbei ab dem Hunsrück störungs- und rauschfrei mitmacht, dudelt unkompliziert Fröhliches aus den Mittsiebzigern bis zu den frühen Neunzigern, nur gelegentlich unterbrochen von wenigstens ebenso unkompliziertem fröhlichem Moderatorengequake und halbstündigen Nachrichteneinspielern, die man morgens für diesen Zweck aufgenommen hat und bis zum nächsten Tag auch nicht ändern wird. Nach knapp zwei Stunden kann ich sie auswendig mitaufsagen. Das einzige, was aktualisiert wird, sind die Verkehrsnachrichten.

Nun zu den Nachrichten. Welt? Ja, ist da draußen irgendwo und irgendwie böse. Region? Könnte auch besser sein. Wetter? “Schneeheee“, jubelt die unkomplizierte fröhliche Wetterfee. “Schneeheee! Ein Wort, an das wir uns wieder gewöhnen müssen. Genauso wie Überfrierendenässe. (Gilt als ein Wort.) Und Blitzeis. Auf dem Feldberg liehiegt er schon. Und in den Alpen erst… Schneeheee!” Und ich sehe, während ich in dicken Nebelschwaden nichts sehe und dieses Schiff, das mir die Autoverleiher als Kleinwagen angedreht haben, durch widrigstes Graupelschnaupeldreckwetter navigiere, diese Trulla vor meinem geistigen Auge in ihrem gut geheizten Studio mit klammheimlicher Freude ihren Sadismus ausleben und nehme mir vor, ihr die Gurgel rumzudrehen, wenn ich das noch einmal hören muss.

Muss ich nicht. Autoverleiher neigen nicht dazu, Navis upzudaten und statt der Bundesstraße, auf die ich von der angewiesenen Ausfahrt hätte kommen sollen, blinken mir Straßensperrungs- und Umleitungsschilder entgegen. Radio aus. Konzentrieren. Es ist nass, kalt, dunkel, der Regen mit Schneeheee vermischt und der Scheibenwischer auf der Fahrerseite schmiert. Das Navi führt mich durch Orte wie Einweiler (stimmt, mehr ist das nicht) und Übrigshausen (korrekter Ortsname auch das) zu einer Unzahl von Kreisverkehren, die das Navi nicht kennt und in denen es rechts oder links abzubiegen wünscht und die anderen Optionen negiert. Bis ich endlich da bin, wo ich sein wollte, wünsche ich mir nur noch eins:

Meine Steuergelder sollen fürderhin für die Herstellung und das Aufstellen von Umleitungsschildern ausgegeben werden. Eins, das in die ungefähre Richtung weist und für die Reststrecke bei Autofahrenden Ortskenntnis voraussetzt, langt einfach ned.

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