Ich bin grad vorhin ins Schlafzimmer gegangen und habe den Wecker für Morgen früh gestellt. Meine Woche war offensichtlich schon lang genug, so dass ich mich heute extrem freitäglich fühle und man will ja nichts riskieren…
Post von Don jr.

Friend,
Should I tell my father that you aren’t interested?
He asked me to review the most recent list of Patriots who have entered to win a trip to meet him at an upcoming event, and I noticed that you STILL haven’t entered.
I thought it was a mistake, but take a look at your entry file:
MEET PRESIDENT TRUMP >>
SUPPORTER: name@gmail.com
ACCOUNT NUMBER: 123456789 – 2020
ENTRY STATUS: N/A
DEADLINE:11:59 PM TONIGHT
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There are only a few days left to win a trip for you and a special guest to meet and take a photo with President Trump, so don’t wait any longer.
Contribute $42* or more before 11:59 PM TONIGHT to be automatically entered to win a VIP trip to meet President Trump. >>

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My father can’t wait to meet you, Friend. Remember, if you win:
- We’ll cover your flight
- We’ll cover your stay at a very nice hotel
- You’ll get to bring a guest of your choice
- You’ll get VIP ACCESS
- And, you’ll even get to take a photo together.
Contribute $42 RIGHT NOW to automatically enter to win this once-in-a-lifetime opportunity to meet your favorite President and be on the next list he sees. >>
Thank you,
Donald Trump Jr.
* Ich hoffe ja, dass CONTRIBUTE $42 auf einen verdeckten Doug-Adams-Fan im Wahlkampfteam hinweist. Wenigstens ein guter Mensch.
Wo andere Urlaub* machen
* In Funktionskleidung. Zum Wandern.
Abfahrt am Montag um 05:30 Uhr. Rückkehr am Mittwoch, 22:05 Uhr. Dazwischen lange Hunsrück-Büro-Arbeitstage.
Irgendwie habe ich mir “Work and Travel” anders vorgestellt.
Nachtverkürzer
Seit neuestem lebt hier gegenüber von Frau Wirtins Pension ein Hahn* mit seinem Hühnerhaufen. Es gefällt dem Gockel, schon vor vier Uhr früh die zu dieser Zeit ganz sicher nicht sichtbare und, wenn man es ganz genau nimmt (und das tue ich um diese Zeit), noch nicht einmal recht erahnbare Sonne mit lautstarkem begeisterten Heisergekrähe zu begrüßen.
Habe anschließend viel Zeit, nachzudenken. Was, wenn Herr Hahn gar kein schlechter wäre? Was, wenn sein Krähen eine verzweifelte Anstrengung ist, dem Tag ein paar Minuten hinzuzufügen? Was, wenn er gleich mir eines nicht abkann? Den bösen kalten Winter nämlich, auf den wir uns seit gestern mit Riesenschritten schon wieder zu bewegen? Aber warum, oh Tier, so dermaßen laut zu so dermaßen früher Stunde? Hmmmm?
Man weiß es nicht. Ich komme zu keinem abschließenden Ergebnis und nochmal rumdrehen geht nicht. Es ist die Zeit, dem jungen Tag jetzt auch selbst ins Gesicht sehen.
* Sie habe, versichert die Frau Wirtin, schon bei der Verwaltung angerufen. Man könne da nichts machen, habe man ihr gesagt. Man lebe hier in so einer “Mischzone” und die Anwesenheit des Lärmtiers sei rechtens. Sie phantasiere allerdings inzwischen von nächtlichen Halsumdreh-Exkursionen aufs Nachbargrundstück.
Aus dem Vokabelheft
Bayern 2 beliefert mich auf langen Autofahrten meistens mit sehr schönen Beiträgen und immer mit neuen Erkenntnissen. Zum Beispiel mit diesem schönen Euphemismus: Man könne doch statt dem abwertend klingenden “Allesfresser” in Zukunft vom “Nahrungsgeneralisten” sprechen.
Unbedingt!
Schwaben statt …
Weil mir außer “Jawollja! Ma’am-Sir!” keine Antwort auf die Ansage meiner Eltern “Wenn du in den Hunsrück zum Arbeiten fahren kannst, kannst du auch zu uns kommen, zum Besuchen”, finde ich mich am Freitagnachmittag mit den Zutaten für zwei von mir gemäß Vorbestellung zu kochenden Mahlzeiten im Kofferraum auf der Autobahn und eine Dauerregenfahrt später in der peinlich-unbeholfenen Begrüßungssituation, die Corona uns aufgezwungen hat. Anschließend gemeinsames Fernsehen.
Am Samstagmorgen dröhnt mich zu nachtschlafender Zeit SWR4, eine öffentlich-rechtliche Sendeanstalt zur Altersversorgung von Schlagerfuzzis, aus dem Bett und an den längst abgefrühstückten Eßtisch, wo ein einsames Täßchen kalten, dafür fast durchsichtigen Kaffees auf mich wartet. In anderen Worten: ich bin im Königreich seniler Bettflucht und Herzbeschwerden angekommen. Ommmm! Noch 2 x Kochen und 1 x Schlafen.
Nach dem Mittagsschlaf wird per Fernbedienung wieder der Mitbewohner zum Leben erweckt und er wird bis zur Schlafenszeit ununterbrochen durchs Haus brüllen. (Ich nehme mir vor, das nächste Mal unbedingt Ohropax mitzubringen.) Am frühen Nachmittag laufen stundenlang Voyeursendungen, in denen von der Straße weggefangene Darsteller mit hysterisch sich überschlagenden Stimmen Schandtaten melden. Dass zu Beginn schon per schlecht lesbarem Text (rot auf blauem Balken) darauf hingewiesen wird, dass alle Beiträge frei erfunden sein, schert hier niemanden. Weder die Zuschauer und schon gar nicht die Darsteller. Im ersten Fall geht es um den gar nicht so imaginären Freund, der sich mit einem kleinen Mädchen in deren Spieltipi im elterlichen Garten aufhält. Was da geraunt und angedeutet und nicht ausgesprochen wird, ist wie aus dem Lehrbuch vom Feindbild. Zum Glück kann die aufmerksame Nachbarin (wo die nun wieder herkommt erklärt einem keiner) der eilends herbeigerufenen Polizei die “Fahrzeugnummer” (das kommt raus, wenn man “Kennzeichen” auf vornehm für die Kamera sagt) geben und der Kinderschänder wird sofort aufgegriffen. Aber dann hat das Drehbuch eine Überraschung für uns bereit. Er ist gar keiner. Nur schon vorverurteilt. In Wirklichkeit handelt es sich um den verwaister Vater eines zu früh verstorbenen anderen kleinen Mädchens, dessen Niere in Form einer Organspende an dieses Mädchen weitergegeben wurde, wodurch das verstorbene in seinen Augen in eben diesem Kinde weiterlebt. Und das wollte er doch “bloß mal sehen”. Die Stimme aus dem Off teilt mit, dass der Vater nun wegen “Wahnvorstellungen” in Therapie sei und der Pfleger, der ihm die Kontaktdaten gegeben habe, wegen “Geheimnisverrats” einsitze.
Nein, die Nachrichten können wir nicht sehen, die nächste Folge, wo es saftig um Vergewaltigung geht, läuft auf einem anderen Kanal doch schon. Widerlich! Die Opferdarstellerin wird von allen und jedem, mit dem sie im Rahmen der Ermittlungen zu tun hat, nach Strich und Faden weitertraumatisiert. Die Sprachauswahl reicht von “man hat ihr was angetan” bis zu Kanacksprach “hab isch Frau gefickt”. Für Nachrichten haben wir immer noch keine Zeit, dafür habe ich bei einem weiteren Sender gelernt, dass es verboten ist, mit Kurkuma bestreute Matratzen auf in Einfahrten spielende Kindern zu werfen. Vor der Episode “Vergewaltigung im Altenheim” habe ich mich wg. Zubereitung des Abendessens hinter geschlossener Küchentür gedrückt. Was für ein bodenloser Dreck! Und was der in den Köpfen alter Menschen anrichtet, sehe ich an dem neuen teuren Riegelschloss an der Haustür meiner Eltern, mit dem sie “die böse Welt da draußen” fernhalten wollen.
Noch 1 x Schlafen und 1 x Kochen. Zum Glück ist es warm genug, dass ich den hellen Teil der kürzesten Nacht lesend auf der Terasse verbringen kann. Noch 1 x Kochen, Mittagsschlaf und bevor der Fernsehen wieder loslärmt, geh ich dann mal. Auf der Rückfahrt scheint bei dünnem Verkehr die Sonne, so dass ich den Corola mit seinen neuen Sommerreifen in Rekordgeschwindigkeit nach München treiben kann. Huiiii!
Konfuzianismus wäre nichts für mich. Die betreiben Ahnenkult. Ich schaffe es gerade mal, mich zu beherrschen.
Nebenwirkungen
Maskne is the new Acne

C-Schnipsel – Die Untergrundausgabe
Meine erste U-Bahnfahrt seit alles wieder lockerer ist. Mann, ist hier viel los! Und es hat sich viel geändert.
# Bahnsteig: Wer sich auf einer Dreierbank mittig zum Warten plaziert, ist vielleicht vor Viren sicher, nicht aber vor den ausgesprochen hasserfüllten Blicken unfreiwillig Stehender.
# Zugestiegen: Eine Vierersitzgruppe gilt als mit Zweien bzw. Einem und einem knatschpinkfarbenen Blockierkinderfahrrad (mit Körbchen und Hupe) als voll besetzt. Für die Dreier gilt dasselbe wie oben.
# Ganz neu: in Form und Größe an Gitarrenplektren erinnernde Wischeblättchen fürs Handy-Display.
# Wer blinden Mitbürgern den richtigen Weg weist, wird anschließend vom Fahrer per Durchsage gelobt.
# Es scheint den neuen Berufsstand des “Maskenwarners” zu geben. Der zieht durch die Waggons weist Menschen mit Nasefrei-oder-ganz-ohne-Maske unaufgefordert darauf hin, dass ihn “genau das neulich 30 Euro an die Polizei gekostet” habe und dass man ruhig so weiter machen solle, “wenn’s Geld recht locker sitzt”.
# Fashionbewußte Frauen neigen zum Ensemble: Spitzenkleidchen mit farblich abgestimmter Spitzenmaske. Zu nichts nutz, aber hübsch. Das (wahrscheinlich) neueste Trendschnittmuster bei Burda-Moden: Maske und Loopschal aus demselben Stoff.
# Besonders bei jüngeren Frauen beliebt: das Modell Burka. Dabei sitzt die Maske sehr hoch und der Mützenschirm tief über den Augen. Die Farbwahl reicht von Nachtschwarz bis Dunkelanthrazit.
# Nur einmal gesichtet: eine wahrhaft individuelle Lösung. Der kleine Flatternasenvorhang aus Musselin im Burberry-Design.
# Viel zu häufig beobachtet: Wer zu weißen Waden kurze Hosen trägt, trägt auch hässliche Masken.
# Auffällig: Leser der BILD-Zeitung scheinen von der antiviralen Wirkung ihrer Lektüre überzeugt zu sein und outen sich als Gesichtsexhibitionisten. Aber hey, Bayern wird Geister-Meister gilt in München vielleicht als eine Art gutes Juju.
Nix so schlecht, dass es nicht auch sein Gutes hat
Den Aufzug verläßt ein junger Mann, der so viel After-Shave aus der CK-Kollektion trägt (CK steht, falls wer das nicht weiß, für Chemische Kampfstoffe und damit olfaktorische Großoffensive), dass der Lift noch bis Übermorgen vernebelt sein wird. Hinein trete ich und die Fahrt ins 5. Stockwerk an.
Deutlich sehen konnte ich ihn nicht, weil wegen der Luftfeuchtigkeit die Brille überhalb der Maske noch mehr beschlagen war als sonst. Deutlich riechen aber auch nicht. Danke, Virus!
C-Schnipsel – Die Nebenwirkungsedition
# Nachdem sich das Virus gerne fette Wirte sucht (Riiiisikofaktor Übergewicht), ist es nur gerecht, dass nur denen mit breiten Maßen für die kurze zu erwartende Restlebenszeit die Mehrwertssteuer gesenkt wird. 
# So leidet Frankreich: angemessen. Mit einer Käsekrise. 
# Wo ist der Korrekturleser der SZ, wenn die weltweite BH-Krise eingeläutet wird? Wo?

# Offensichtlich führt die Infektion bei Deutschen zu den seltsamsten Verhaltensveränderungen:![]()
# Die größte Katastrophe steht den Sommertouristen noch bevor:
# Auch die Sprache hiesiger Politiker bleibt nicht verschont: erst wird mit dem Soforthilfepaket geschossen,![]()
dann mit den Folgemaßnahmen geballert. Es lebe die Konjunktur!![]()