Meine erste U-Bahnfahrt seit alles wieder lockerer ist. Mann, ist hier viel los! Und es hat sich viel geändert.
# Bahnsteig: Wer sich auf einer Dreierbank mittig zum Warten plaziert, ist vielleicht vor Viren sicher, nicht aber vor den ausgesprochen hasserfüllten Blicken unfreiwillig Stehender.
# Zugestiegen: Eine Vierersitzgruppe gilt als mit Zweien bzw. Einem und einem knatschpinkfarbenen Blockierkinderfahrrad (mit Körbchen und Hupe) als voll besetzt. Für die Dreier gilt dasselbe wie oben.
# Ganz neu: in Form und Größe an Gitarrenplektren erinnernde Wischeblättchen fürs Handy-Display.
# Wer blinden Mitbürgern den richtigen Weg weist, wird anschließend vom Fahrer per Durchsage gelobt.
# Es scheint den neuen Berufsstand des “Maskenwarners” zu geben. Der zieht durch die Waggons weist Menschen mit Nasefrei-oder-ganz-ohne-Maske unaufgefordert darauf hin, dass ihn “genau das neulich 30 Euro an die Polizei gekostet” habe und dass man ruhig so weiter machen solle, “wenn’s Geld recht locker sitzt”.
# Fashionbewußte Frauen neigen zum Ensemble: Spitzenkleidchen mit farblich abgestimmter Spitzenmaske. Zu nichts nutz, aber hübsch. Das (wahrscheinlich) neueste Trendschnittmuster bei Burda-Moden: Maske und Loopschal aus demselben Stoff.
# Besonders bei jüngeren Frauen beliebt: das Modell Burka. Dabei sitzt die Maske sehr hoch und der Mützenschirm tief über den Augen. Die Farbwahl reicht von Nachtschwarz bis Dunkelanthrazit.
# Nur einmal gesichtet: eine wahrhaft individuelle Lösung. Der kleine Flatternasenvorhang aus Musselin im Burberry-Design.
# Viel zu häufig beobachtet: Wer zu weißen Waden kurze Hosen trägt, trägt auch hässliche Masken.
# Auffällig: Leser der BILD-Zeitung scheinen von der antiviralen Wirkung ihrer Lektüre überzeugt zu sein und outen sich als Gesichtsexhibitionisten. Aber hey, Bayern wird Geister-Meister gilt in München vielleicht als eine Art gutes Juju.