Nostalgie-Kino: “To be or not to be”, 1942

Ich mache es heute kurz. Ernst Lubitschs schwarze Komödie über die Anstrengungen einer Theatertruppe im besetzten Polen einen Spion zu finden, bevor der Widerstand an die Nazis verraten werden kann, gehört zum Pflicht- und Alle-Jahre-wieder-Programm. Und ist außerdem brüllend komisch.

Anschauen! Anschauen! Anschauen! Los, es regnet doch eh schon wieder.

Mehr Licht!*

Nun habe ich mir für diesen Sommer und die langen lauen Nächte eine Solarlaterne für den Balkon geleistet und was macht das Ding? Bleibt so düster wie mein Gemüt.
Oaah.

* Wer das Zitat erkennt, bekommt einen Taler.

Nostalgie-Kino: “Hairspray”, 2007

Mir war nach “Hairspray”, früher Sechziger-Jahre Charme, Petticoats, Schmalztollen, lustig, anarchisch, bunt und (fürs gute Gewissen) für die Aufhebung der Rassentrennung. Die Geschichte in kurz: ein junges schweres Teenagermädchen träumt davon, in einer Nachmittagsfernsehshow als Tänzerin gecastet zu werden, als einzige unter den Wespentaillenschönen. Geht erst mal nicht gut aus. Dann aber zum Schluß doch. Also MAZ* ab!

Mooment! Haltamal! Wieso singt das Dickerchen Tracy Turnblad? (Sie hat zugegebenermaßen eine gute Stimme und die Darstellerin Nikki Blonsky wird sich auch im weiteren Verlauf als sehr klasse erweisen.) Mist! Manno! Ich Depp habe das verfilmte Musical erwischt, nicht den Film von John Waters aus dem Jahr 1998 mit Divine.

Wurscht, dann schau ich halt diese Version an, noch dazu, wo doch viele Mitwirkende aus dem “alten” Film diesen hier mit Cameos adeln. So schlecht kanns ja dann nicht geworden sein. Hmmm. Also. Hmmm. Ich hatte es ja schon mal erwähnt (sehr viele Male), ich hab’s nicht so mit Musiktheater. Und nun gucke ich eine Musicalverfilmung, in der Menschen unvermittelt in Gesang und Tanz ausbrechen, wenn sie Gefühle haben und die haben sie ständig. Einzeln und zu mehreren. Sehr farbenfroh, mit sehr guten Stimmen und sehr schönen Choreographien, aber die Handlung leidet halt doch unter der Hüpfer- und Singerei und ist im Gegensatz zum Original böse vereinfacht.

Man hat sich auch einen guten Cast mit ein paar größeren Namen geleistet, unter anderem John Travolta und Christopher Walken als Tracys Eltern. Letzterer ist wie immer einfach ein schrecklicher Schauspieler, ersterer gibt in einem furchtbaren Fatsuit mit Megaarsch und dicken Silikonpolstern im Gesicht Tracys Mama, Divines Rolle. Ja. Nein. Travolta kann sich nicht bewegen wie eine dicke Frau. Man glaube mir, ich weiß das. Das ist nicht schön anzusehen. Dann noch Michelle Pfeiffer. Sie spielt die magersüchtige (noch nie im Leben auch nur einmal Nachtisch gegessen) extremblonde Ex-Teenage-Schönheitskönigin und TV-Showrunnerin, die von der ersten Minute an auf böse Zicke festgelegt ist und so bleibt, bis zum für sie bösen Ende. Unter all denen kommt eigentlich nur die hochverehrte Queen Latifah als Motormouth Maybelle unbeschadet durch den Film.

Wie ich inzwischen nachgelesen habe, zählt die Produktion – basierend auf den Einspielergebnissen – bis heute zu den besten Musicalverfilmungen aller Zeiten. Mag so sein. Ich schau dann doch lieber das Original, das ist weniger glattgebügelt, politisch wesentlich unkorrekter und geht mit Gesinge und Getanze sehr viel sparsamer um.

* Fragt die Oma.

Aus der Rentnerei*

Da glaube ich nun, diese Dreckstaube von neulich (s. https://flockblog.de/?p=51417) erfolgreich vom Nisten auf meinem Balkon abgehalten zu haben und was macht dieser Mistvogel? Kommt täglich vorbei und schaut nach, ob ich’s wirklich so gemeint habe. Ich hätte ja auch keinen Umstand mit schweigend schauen, aber nein, das Vieh gurut sich in aller Vogelgotts Frühe die Lunge aus dem Schnabel und dann muss ich aufstehen und im Nachthemd mit wirren Haaren auf den Balkon hinausstolpern und in die Hände klatschen und “Gsch, gsch, gsch!” rufen. Das ist doch kein Zustand im Ruhestand! Da schläft eins aus und wird von der Welt und der ganzen Vogelschar (und ja, die schließt auch Einzeltauben ein, zefix!) so lange in Ruhe gelassen, bis man bereit ist, sich ihnen zu stellen. Manno! Mögen alle deine Eier taub sein auf immerdar, du…, du…, du Flügelratte, du!

Nein, ich nehme das nicht zum Anlaß, “mal früh aufzustehen und was Produktives zu machen”. Wie käme ich dazu? Dafür ist immer später auch noch Zeit.

Dann rolle ich mich wieder in meine für diese Jahreszeit etwas zu leichte Sommerdecke ein, schließe die Augen und der Schlaf kommt auch fast gleich wieder, war eh noch nicht weit weg. Sohoho, ein, zwei Stündchen noch… Was ist denn das nun wieder?

Präpotente Jungmänner grölen sich vor Schulanfang zusammen. Mit Schulterklopfen und Gebrüll und “Alter” und Stimmbruch in allen Tonlagen. Unten, auf der “Aktionsfläche” im Innenhof, bei der hier, anders als in Köln, noch nie jemand ein Schild anbringen mußte, dass auch andere Nutzer als die Kleinen willkommen sind. Bis die Gruppe komplett und abmarschbereit ist, dauert es fast eine halbe Stunde. Das kann und will Schlaf nicht abwarten (“Bei diesem Krach kann ich nicht arbeiten!”, Handrücken an die Stirn), sondern verzieht sich grummelnd ins Sandmannland und ich stehe dann halt doch auf und gehe ins Bad. Wird die Welt schon merken, was sie davon hat, wenn sie mich nicht ausschlafen läßt.

Hey, Welt. Ey!

* Ab sofort gibt es die Gschichterl aus dem Ruhestand unter dieser Überschrift.
Der “Rentnerinnenreport” ist in Pension entlassen worden.

Wie hältst du’s mit der Religion?

Das am Montag, 28. Juli 2025 vom Office of Personnel Management (OPM) unter Leitung von Direktor Scott Kupor veröffentlichte Memo mit dem Titel “Protecting Religious Expression in the Federal Workplace“ erlaubt es Bundesangestellten, egal welcher Hierarchiestufe, also auch Führungskräften, ab sofort nicht nur öffentlich am Arbeitsplatz zu beten und Kolleg*innen zu überzeugen, dass ihre religiösen Ansichten „die richtigen“ sind, nein, sie werden faktisch dazu ermutigt. Man darf sich auch in Gruppen zusammentun. Ebenso ist das öffentliche Zurschaustellen religiöser Symbole gestattet, am Mann oder am Arbeitsplatz – offensichtlich wofern sie christlich oder jüdisch sind, also Bibeln, Kreuze (Gruß auch an Karoline Leavitt), Kruzifixe, Mesusas.

Einzige Einschränkung: die Missionsarbeit muss außerhalb der offiziellen Arbeitszeit stattfinden (viel Spaß bei den Pausen) und abgebrochen werden, wenn der/die zu bekehrende Kolleg*in deutlich ablehnt. Nein heißt Nein. Noch. [Ein Link zu sowie ein Auszug aus dem Text des Memos sind am Ende dieses blogposts zu finden.]

Inwieweit es sich hier um ein weiteres Ablenkungsmanöver hinsichtlich der nicht aufhörenden Nachfragen zur Verstrickung Trumps in den Fall Epstein handelt, sei dahingestellt. Ich würde spaßeshalber gerne sehen, wie Satanisten oder Voodoo-Praktizierende diese neue “Religionsfreiheit” in Anspruch nehmen. Aber ernsthaft: Mich erschreckt, wie nahe die USA damit Gilead, dem fiktiven Gottesstaat aus Margaret Atwoods “The Handmaid’s Tale” kommen. Viel fehlt nicht mehr. Was waren das noch für Zeiten, damals, als Kalifornien zu meiner Zweitheimat geworden war und ich mich ganz naiv an Bumperstickern wie diesem freute…

Es ist gut, zu Hause zu sein.

https://chcoc.gov/sites/default/files/Guidance%20on%20Religious%20Expression%20in%20Federal%20Workplace%207-28-2025.pdf

Nostalgie-Kino: “The Fifth Element”

Ich könnte nicht einmal sagen, dass Luc Bessons Film gut gealtert wäre, er ist vielmehr ganz einfach zeitlos. Quietschbunt, mit Kostümen von Jean Paul Gaultier, der nicht nur Madonnas Kegelbrüste kann, sondern auch Mila Jovovichs eigenartig sittenstrengen Bandagenslip und so ideal besetzt, dass eigentlich schon damals die Frage nach dem Casting-Oscar hätte aufkommen müssen. Ach, Academy.

Bruce Willis gibt den Salz-der-Erde-harte-Schale-goldenes-Herz-die-Straßen-von-New-York-Yellow-Cab-Fahrer, als hätte er nie etwas anderes gespielt (hat er nicht) und Gary Oldmans Schurke ist ein Gary-Oldman-Schurke wie aus dem Gary-Oldman-Schurken-Lehrbuch. Sehr schön. Den anstrengenden Jar Jar Binks des Films gibt Chris Tucker und selbst diese Figur kriegt ihren Erweckungsmoment (und ist sehr hübsch angezogen).

Bei mir steht The Fifth Element nunmehr auf dem Alle-paar-Jahre-wieder-Regal. Wenn’s schon kein Biergartensommer ist, dann wenigstens einer für gute alte Filme. (Wieder) Anschauen!

Wiedergelesen: Margaret Atwood – “The MaddAddam Trilogy”

Meiner ursprünglichen Kritik (s. https://flockblog.de/?p=44270) aus unserem ersten Pandemiejahr habe ich nichts hinzuzufügen, außer der überraschenden Erkenntnis, dass mir dieses Mal der zweite Band “The Year of the Flood” von den dreien am besten gefallen hat. Bei der Erstlektüre wars noch der letzte, “MaddAddam”. Aber der ist auch toll.

Sonst kann ich nur meine Empfehlung wiederholen: Lesen! Lesen! Lesen! Lesen! und das Nobelkomitee anschubsen, auf dass die Ms. Atwood endlich den Literaturnobelpreis verleihen. Zeit wirds! Immerhin hat sie es, obwohl ich die Trilogie nun schon zum zweiten Mal gelesen habe und bekanntermaßen durch einige Dystopie-Stahlbäder gegangen bin, geschafft, dass mich in der Nacht von gestern auf heute wilde Alpträume plagten.

Gelernt ist gelernt

Bei der vorherigen Fußballweltmeisterschaft hatte ich eine Garde zuverlässiger Menschen gewonnen, die mich immer (!) und rechtzeitig (!) informierten, wenn ein Elfmeterschießen anstand.

Ich darf zu meiner großen Freude berichten, dass die Gruppe zwar ein wenig geschrumpft ist, mich aber gestern Abend im Theater doch einige SMS erreichten, die mich auf das Elferschießen zwengs Entscheidung zwischen England und Spanien hinwiesen.

Danke. Weitermachen. Und Congrats den Lionesses!