Nostalgie-Kino: “Hairspray”, 2007

Mir war nach “Hairspray”, früher Sechziger-Jahre Charme, Petticoats, Schmalztollen, lustig, anarchisch, bunt und (fürs gute Gewissen) für die Aufhebung der Rassentrennung. Die Geschichte in kurz: ein junges schweres Teenagermädchen träumt davon, in einer Nachmittagsfernsehshow als Tänzerin gecastet zu werden, als einzige unter den Wespentaillenschönen. Geht erst mal nicht gut aus. Dann aber zum Schluß doch. Also MAZ* ab!

Mooment! Haltamal! Wieso singt das Dickerchen Tracy Turnblad? (Sie hat zugegebenermaßen eine gute Stimme und die Darstellerin Nikki Blonsky wird sich auch im weiteren Verlauf als sehr klasse erweisen.) Mist! Manno! Ich Depp habe das verfilmte Musical erwischt, nicht den Film von John Waters aus dem Jahr 1998 mit Divine.

Wurscht, dann schau ich halt diese Version an, noch dazu, wo doch viele Mitwirkende aus dem “alten” Film diesen hier mit Cameos adeln. So schlecht kanns ja dann nicht geworden sein. Hmmm. Also. Hmmm. Ich hatte es ja schon mal erwähnt (sehr viele Male), ich hab’s nicht so mit Musiktheater. Und nun gucke ich eine Musicalverfilmung, in der Menschen unvermittelt in Gesang und Tanz ausbrechen, wenn sie Gefühle haben und die haben sie ständig. Einzeln und zu mehreren. Sehr farbenfroh, mit sehr guten Stimmen und sehr schönen Choreographien, aber die Handlung leidet halt doch unter der Hüpfer- und Singerei und ist im Gegensatz zum Original böse vereinfacht.

Man hat sich auch einen guten Cast mit ein paar größeren Namen geleistet, unter anderem John Travolta und Christopher Walken als Tracys Eltern. Letzterer ist wie immer einfach ein schrecklicher Schauspieler, ersterer gibt in einem furchtbaren Fatsuit mit Megaarsch und dicken Silikonpolstern im Gesicht Tracys Mama, Divines Rolle. Ja. Nein. Travolta kann sich nicht bewegen wie eine dicke Frau. Man glaube mir, ich weiß das. Das ist nicht schön anzusehen. Dann noch Michelle Pfeiffer. Sie spielt die magersüchtige (noch nie im Leben auch nur einmal Nachtisch gegessen) extremblonde Ex-Teenage-Schönheitskönigin und TV-Showrunnerin, die von der ersten Minute an auf böse Zicke festgelegt ist und so bleibt, bis zum für sie bösen Ende. Unter all denen kommt eigentlich nur die hochverehrte Queen Latifah als Motormouth Maybelle unbeschadet durch den Film.

Wie ich inzwischen nachgelesen habe, zählt die Produktion – basierend auf den Einspielergebnissen – bis heute zu den besten Musicalverfilmungen aller Zeiten. Mag so sein. Ich schau dann doch lieber das Original, das ist weniger glattgebügelt, politisch wesentlich unkorrekter und geht mit Gesinge und Getanze sehr viel sparsamer um.

* Fragt die Oma.

Add a Comment

Your email address will not be published. Required fields are marked *

eighteen + seven =