Wünsche allen Familien lange heimatferne Pfingstferien!
UN (Haderner Sektion)
Unten auf dem Spielplatz tagen die Vereinten Nationen. Nach einer heftigen Debatte einigt man sich auf einen Kompromiß: als nächstes wird “Die Rache Allahs” gespielt. Was dann mit allseits roten Backen mit viel Gerenne und Abklatschen unter lautem Begleitgebrüll (“Jalla! Jalla!”, “Dawai! Dawai!” “Başla! Başla!”, “Schneller! Schneller, du Depp!”) stattfindet ist: Fangermandl.
“Du bist!”
Boaaaahhh, ist das heiß heute
Ja, wie heiß ist es denn heute?
So heiß, dass der Teig der Tiefkühlpizza auf dem kurzen Weg vom Supermarkt zu mir in den fünften Stock anfängt, aufzugehen.
Sooo heiß ist das heute.
Hunsrück Körperwelten
“Der ist alt genug. Der muß jetzt endlich mal lernen, auf den eigenen Knochen zu stehen.”
Manchmal lassen sie mich ratlos zurück, meine Hunsrücker Kolleg*innen. Auf wessen Knochen steht dieser Mensch denn jetzt und ist das da erlaubt?
Hunsrück Kulinarik
Als Beilage gibt es “Mausohrsalat”.
Wird auf meine irritierte Nachfrage übersetzt mit “Feldsalat” (auch “Ackersalat”), “weil doch die Blätter aussehen wie Mäuseohren”.
Es ist dies ein interessanter Landstrich.
Hunsrück Anatomie
“…der muss sich aber jetzt mal auf die Hinterbeine knien.”
Ich würde dem solchermaßen aufgeforderten Kollegen sooooo gerne bei dem Versuch zusehen.
Exiliert
Gestern nach längerer Abwesenheit die Terassenmöbel von Wüsten- und Blütenstaub befreit und dabei zwischen den Stuhlkissen eine seltsame braune Kugel in Eisballengröße entdeckt. Stellte sich bei näherer Inspektion als Wespennest mit bereits wuselnder Jungbewohnerschaft heraus. Sofort und in weitem Bogen über das Balkongeländer in einen der Erdgeschoßvorgärten verbracht.
Die Zeitungslektüre am Nachmittag nur unwesentlich gestört von der in Zehnminutenabständen vorbeikommenden, zunehmend wütender brummenden Wespenmutter auf der Suche nach ihrer Kinderstube. Zeigte sich Erklärungen über die neue Location nicht zugänglich. Sprachbarriere zu hoch.
Muss wohl mein Wespisch aufpolieren.
Nimmer ganz neu im Kino: Belfast
Hmmm, wie sag ich das jetzt am besten, ohne mißverstanden zu werden? Ich habe genau das gesehen, was ich erwartet hätte, wenn Kenneth Branagh einen Film über seine Kindertage in Belfast dreht.
Eine sehr großartig besetzte Geschichte über eine Zeit, die lang verloren ist. Die Academy hat den Autoren-Oscar dafür verliehen, es hätte auch der Haupt-, nebendarsteller/innen- oder der Regie-Preis sein dürfen, auch Ausstattung, Kostüm, Licht und Ton. Der Film ist rundrum rund.
Branagh bezieht zwar Partei, läßt aber nichts auf “seine Straße” kommen, wo die Konfliktparteien und alle anderen “Innocent By-standers”, die zwangsläufig mitleiden, eine – möglicherweise rückblicksverklärte – friedliche Koexistenz lebten.
Ansehen und dabei über eine Geschichte lernen, die noch lange nicht vorbei ist.
And The Winner is: Stefania,
der European-Song-Contest-Beitrag aus der Ukraine, den wahrscheinlich inzwischen jede und jeder außer mir bis dato schon gehört hatte.
Politisch wie nie sei er gewesen, der ESC, berichtet alles, was Bericht erstatten kann in allen Medien, die das so tun und dass rosa Hüte jetzt total en vogue seien.
Steht für mich jetzt nicht ganz auf dem Level von Waffenlieferungen und Embargos, aber wenn’s denn der guten Sache dient, soll es mir recht sein. Ich fürchte nur, der Agressor denkt dabei allenfalls: “DEN Sieg lasse ich ihnen.”
Derniere im Theater (Alte Madlschule, Bad Tölz): Der Zweite Ludwig – Wo der Wittelsbach rauscht
Ich mag Dernieren. Erstens habe ich die Vorstellung mindestens schon einmal vorher gesehen (s. https://flockblog.de/?p=46505) und kann mich an dem freuen, was mir bisher entgangen war (und an dem, was ich schon vorher sehr gemocht habe). Zweitens haben die Schauspieler*innen sich dann freigespielt und nicht mehr den Druck der nächsten Vorstellung im Kreuz. Das spürt man. Und wenns drittens dann auch noch so läuft wie in gestern, dass diese Zusatzvorstellung quasi genauso schnell ausverkauft ist wie ein Rammstein-Konzert und ich die allerletzte Karte bekommen habe – umso besser.
Bei der Ankunft am Tölzer Schloßplatz (Danke, Navi. Gut gemacht.) brummt mir unter dem Nachdemregenistvordemregenwolkenhimmel eine einsame Tuba eine seltsam vertraute Weise ins Ohr und während ich die vielen Trepperlen zum Theater hinabsteige und die anderen Bläser nach und nach einfallen, summe ich sie mit. “Stand by me”. Hmmm, klingt genau richtig. So, als wäre es ursprünglich für eine Blaskapelle komponiert worden.
Im Theater angekommen stelle ich fest, der Zuschauerraum ist schon fast voll und es sind alle da: der Stallmeister des Königs, mit einem Bart wie ein Prinzregent, der Flößer des Königs in der Krachledernen, dem Trachtenhemd sowie Pratzn wia Abortdeckel, und da schau, selbst der Rabbiner des Königs gibt sich die Ehre.
Eine schöne Vorstellung spielen sie wieder. Multiple-Hachs an alle! Ich darf schon weitertratschen, dass, wer den Ludwig dieses Jahr verpaßt hat, nicht traurig sein muß. Er wird wohl nächstes Jahr wieder gespielt. (Habe das aus saugut unterrichteter Quelle, namentlich versprengten Ensemble-Migliedern sowie Autor und Regisseurin). Na prima, dann bitte ich, mir für die Wiederaufnahmepremiere eine Karte zu reservieren. Ich mag nämlich auch Premieren.
Ein bißchen hänge ich noch mit der Crew in der herrlich entspannten Post-Dernieren-Stimmung ab, aber dann muss ich los. Es hat ordentlich geschüttet, das mag ich bei Nachtfahrten gar nicht, schon gar nicht, wenn es eine ist wie der Heimweg von Tölz. Der nämlich führt über eine jener Rennstrecken um das schönste Marterl, die ich mir mit der offensichtlich luchsäugigen Landjugend teile. Mit welchen Mengen an Karotten müssen die von kleinauf gefüttert worden sein, um erkennen zu können, dass hier in der engen Kurve, in der sie gerade Fontänen spritzend an mir vorbeizischen, keiner entgegenkommt?
Irgendwo aus den Nebelschwaden (warmer Asphalt, kalter Regen und nein, du Autokorrekturdepp: ich meine nicht “Nebelscheinwerfer”, zefix) taucht endlich der erste Wegweiser zur Autobahn auf. Das macht mich sehr froh und erst recht, dass ich für die andere Hälfte meines Heimwegs auf einer geraden gut markierten trockenen Autobahn auf die Lichtverschmutzungskuppel meiner Großstadt zubrause. Landleben wird in diesem Leben nimmer mehr meins.
@Theatergruppe LUST: wollt ihr das nächste Mal nicht gleich in U-Bahn-Nähe auftreten?