Gestern Abend in der Lach- und Schieß: BlöZinger – “bis morgen”

Robert Blöchl und Roland Penzinger, zusammen „BlöZinger,“ machen Kleinkunst. Also ganz große Kunst mit allerkleinsten Mitteln (drei Stühle). Und das machen sie ganz großartig!

In ihrem neuen Programm “bis morgen” geht es um den Tod. Franz (Robert Blöchl) sitzt im Altersheim seine Restlebenszeit ab und wäre lieber heute als morgen damit fertig. Penzinger, schon von der langen dürren Statur her prädestiniert, gibt den Tod, der den Franz einfach nicht mitnehmen will. Weil er so gerne doch auch einmal einen Freund hätte. Ja, so ist er, a bisserl weltfremd, aber durchaus interessiert (“kann es sein, dass es dir an Lebenserfahrung fehlt?”). Sie spielen Brett- und Kartenspiele und besprechen sich dabei über das Leben. Das, das war und das der Anderen. Jeden Tag aufs Neue.

Um sie herum tobt ein ganzer Mikrokosmos, den die beiden Herren BlöZinger punkt- und pointengenau bevölkern. Wir tauchen ein in die Aufbewahrwelt der Seniorenresidenz, wo RTL 2 “die gedudete Form der Sterbehilfe” darstellt, treffen – pars pro toto – den dauerbekifften (s. http://bit.ly/2vPr6jL) Pfleger Mario (“ich halte dich nicht für dumm, ich glaub, du hast bloß viel Pech beim Denken”), die nymphomane GILF Frau Gruber (“wenn die Geburtstag hat, sieht die Torte aus wie ein Fackelzug”), die Mitbewohner Jochen und Niki, die sich täglich ein Wettrennen um die einzige Fernbedienung liefern. Mit Rollatoren. Und noch einige andere. Das ist ganz und gar wunderschön und mit einer ganz großen Herzenswärme gespielt. Man kann gar nicht anders, als jede Figur zu mögen. Selbst die schwer unterbelichtete Mama von Kevin und Tney*. Als Bonus spielen die beiden Herren Western, dass selbst Sergio Leone vor Neid erblassen muß.

Die Dame, die meinen Übergangsmantel (! @Mai: was ist denn das für ein Dreckswetter? Hmmm?) während der Vorstellung für mich verwahrt hatte, ließ bei der Rückgabe unaufgefordert wissen, dass sie ganz “beseelt” sei, mein Begleiter war “berührt” und sie haben beide sehr sehr recht. In einem solchen Programm durchgehend den richtigen Ton zu treffen, ist eine tolle Leistung.

Unbedingt hingehen, wenn BlöZinger nochmal wo auftreten! Un-be-dingt!

 

* Ein Insiderwitz, den ich gerne auf Nachfrage vorspiele, der aber beim Aufschreiben total verliert. Und ja, ich habe es versucht. Und wie.

Nachtrag: Meine Lieblingsbeleidigung, die ich mir zum Einsatz im Bedarfsfall vorgemerkt habe: “Der ist vom Sternzeichen Vollkoffer, Aszendent Arschgesicht”.

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