Man sollte meinen, daĂ es in einem Film, in dem die Hauptfigur tagsĂŒber als Stuntman und nĂ€chtens als Fluchtwagenfahrer tĂ€tig ist, vor lauter Action nur so kracht und eine Verfolgungsjagd mit quietschenden Reifen und kreischenden Bremsen auf die nĂ€chste folgt.
Nicht, wenn Nicolas Winding Refn inszeniert. Er liebt lange ruhige Kameraeinstellungen, lĂ€Ăt Bilder wirken, braucht nicht stĂ€ndig schnelle Schnitte und Gegenschnitte, sondern spielt mit Farben, mit Licht und Schatten und den Effekten des Molochs Stadt, vor allem bei Nacht (Drehort ist Los Angeles) – hat mich stark an die Panels aus Frank Millers frĂŒhen Comics erinnert. Als Bonus zu den bewegten Bildern kommt darĂŒber hinaus der wirklich tolle Soundtrack dazu.
Ryan Gosling kann man in dieser Rolle getrost in einem Atemzug mit Alain Delon (Der eiskalte Engel) und Steve McQueen in Bullit nennen. Ein wortkarger, ach was, wortarmer Mann, der Sympathie weckt, obwohl er in den entscheidenden Momenten hart und grausam vorgeht und mit den HĂ€nden ebenso gekonnt tötet wie mit allem, was sich gerade als Waffe findet. Alles, was Gosling nie spricht, kann man in seiner extrem ausdrucksfĂ€higen Mimik lesen. Sehr groĂartig.
Die Story? Fahrer hilft alleinerziehender Nachbarin bei einer Autopanne. Man freundet sich an. Gatte der Nachbarin kommt aus dem GefĂ€ngnis frei. Fahrer wird, wenig enthusiastisch, zum Freund der Gesamtfamilie. Ehemann wird von einem Wucherer erpreĂt und will sich mit einem letzten Ăberfall freikaufen. Fahrer ist hilfsbereit und fĂ€hrt den Fluchtwagen. Ăberfall ist ein Hinterhalt, Ehemann wird “auf der Flucht erschossen”. Auf dass der Nachbarin nicht ĂŒbel geschehe, geht Fahrer auf Rachefeldzug und löscht die Schurken aus. Ende.
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