Gelesen: Mick Herron – „Slow Horses“

Im Sommer hatte ich mit Spaß und Freude die Serienverfilmung des Buches angesehen (s. https://flockblog.de/?p=47062) und kann jetzt mit Fug und Recht sagen, das Buch steht dem Bewegte-Bilder-Medium in nichts nach. Vielmehr ist es so geschrieben, dass mans vom Blatt weg abfilmen könnte. Angesichts der schieren Menge, die Herron produziert, scheint er einer dieser Autoren zu sein, denen leichtfüßiges Schreiben leicht fällt. Dass die Texte dennoch analytisch genau, komisch, sauspannend und die Figuren glaubhaft und komplex sind, macht die Qualität seiner Bücher aus.

Ich habe für kleines Geld eine mehrbändige Slough House-Sammlung erstanden und werde in loser Folge berichten. Wer Spaß an Spionagegeschichten im und fürs dritte Millennium hat, macht mit der Lektüre nichts falsch.

Noch 3 x Aufstehen

Der Bücherstapel ist so gut wie gerichtet, die paar Klamotten, vor allem Schwimmzeugs und Fähnchen (Tagestemperatur im Schnitt ca. 33°, nachts sowas um die 23°) zusammengesucht, die Vorfreude wächst.

Wenn ich jetzt nur noch den Schnorchel finden könnte…

Neu auf Netflix: “Enola Holmes 2”

In meiner Welt gibt es schon Pluspunkte, wenn eine Fortsetzung nach dem vorhergehenden Teil spielt und man sie nicht mit phantasievollen Namen benennt, sondern logisch aufsteigend mit Zahlen durchnummeriert.

Damit zu “Enola Holmes 2”.

Das Gute zuerst: es hat ein bißchen was von der Familienfeier bei der besten Freundin. Man kennt die Leute alle, und man kann sie viel leichter mögen oder wenigstens tolerieren, weil sie nicht mit einem selbst verwandt sind. Ich hatte wieder große Freude an Millie Bobby Brown (Enola) und besonders an ihrem Talent für Hosenrollen und Helena Bonham Carter (Enolas Mutter) und den hübschen jungen viktorianischen Männern, Henry Cavill (Enolas Bruder Sherlock) und Louis Partridge (Enolas Freund, Last und Lover to be), der ganze Film kommt auch vertraut und liebenswert daher, ahaber…

Aber: so nett das alles war, man sollte sich nicht zu sehr auf Bewährtes verlassen. Nicht den Bruch der vierten Wand überstrapazieren. Nicht zu viele Kampfszenen einbauen, in denen zarte korsettgeschnürte mädchenhafte junge Frauen die bösesten Schurken dank ihres intensiven Jiu Jitsu-Trainings gerade mal um Haareslänge doch noch besiegen. Nicht zu viele Verfolgungsjagden, wobei die Kutschenszene nach dem Gefängnisausbruch* (war im ersten Teil das superstrenge Mädchenpensionat) ausgesprochen sehr schön geraten ist, das viele Gerenne durch die viktorianische London-Szenerie sich aber irgendwann doch totläuft (hihi).

Schön, dass der Kampf um Gleichberechtigung so viel Raum bekommt, besonders schön, dass dem historischen “Matchgirls’ strike” ein Denkmal gesetzt wurde, aber, wie gesagt, aufpassen! Zu viel des Guten ist halt dann auch zuviel. Auszunehmen vom Schimpfen wünsche ich ausdrücklich die Händel mit Händel. Das “Hallelujah” habe ich noch nie so jauchzend frohlockend erlebt. Da…

Man kann auch den zweiten Enola-Holmes-Film noch gut ansehen. Eine etwas längere Pause würde jetzt aber nicht schaden.

* Großes Lob für das Handmaids-Zitat.

Die Herren aus der Krachmacherstraße

Es hat sich inzwischen eingebürgert, dass ich freitags meistens von zu Hause aus arbeite. Dort kann ich ungestört von Bimmeltelefonen und wochenendvorfreudigen Kollegen und Kolleginnen Liegengebliebenes aufarbeiten und Themen zum Abschluss bringen.

Soweit zur Theorie.

In der Praxis ist der Freitag der Tag, an dem die fürs Haus und Drumrum zuständigen Meister vor der zweitägigen Zwangspause noch einmal alle ihre motorbetriebenen Geräte lautstark zum Einsatz bringen. Sie haben solche Dinger für alle Jahreszeiten, ob sie nun Schnee räumen, Rasen mähen oder Blätter blasen, Hauptsache, das Gerät ist laut, laut, laut. Und ich kann mich bei dem Krach kaum mehr konzentrieren.

Ich glaube, ich schule jetzt um auf miesepetrige Alte, kaufe mir ein kariertes Kissen und beschimpfe alle unter meinem Fenster.

Gelesen: N.K. Jemisin (Author) and Jamal Campbell (Artist) – “Far Sector”

Ms. Jemisin hat mich, als ich sie gerade neu kennenlernte, vollkommen weggebeamt (s. https://flockblog.de/?p=40150) und ich habe seitdem einiges mehr von ihrem Werk gelesen und komme aus der Begeisterung nicht heraus. Sehr ans Herz legen kann ich allen ihre “The Great Cities”-Reihe. Der erste Band war atemberaubend (s. https://flockblog.de/?p=45358), der zweite ist vorgestern erschienen und wird es leider nicht auf meinen Reisebuchstapel schaffen können (unterbrochene Lieferketten, auch hier), aber den lege ich mir dann halt unter den Weihnachtsbaum.

So, aber darüber wollte ich gar nicht schreiben, sondern über den außergewöhnlichen Comic, den sie gemeinsam mit Künstler Jamal Campbell verfaßt hat. Obwohl “verfaßt” klingt so…, so flach. “Kreiert”, auch wenn das Wort geschrieben immer so aussieht, als hätte sich jemand gerade übergeben, also im Sinne von “eine Kreation geschaffen” ist wohl wesentlich angemessener.

Worum gehts? Um “The City Enduring” (enduring = ausdauernd, beständig, bleibend), eine nach langen Kriegen geschaffene Stadt im Weltraum, deren Bürger (Insassen?) durch eine in ihre DNA integrierte Droge namens “Emotion Exploit” mit einer stark gedämpften eingeschränkten Gefühlsskala leben (existieren?). Bis eine Droge namens “Switchoff” wieder jede Emotion ohne Limitierung freisetzt und – bumsti – schon geschieht der erste Mord. Das erste Gewaltverbrechen in The City Enduring seit über 500 Jahren.

Als externe Unterstützung (Bauernopfer?) wird zur Aufklärung der Übeltat “Sojourner ‘Jo’ Muellein” abgeordert, ein Mensch unter fremden Rassen, hard boiled Cop, Woman of Color und eine Green Lantern in der Ausbildung. Ausgerechnet Green Lantern. Unter allen Superhelden einer der lahmsten. Denkste. Was Jemisin und Campbell daraus machen, ist Science Fiction, dazu Politik, Intrigen, Cyberpunk, Whodunit and Why, großes Drama, kleine Affären – als wäre einem Comicfan mit umfassender Bildung und ausgesprochen weiten Interessensgebieten die Phantasie explodiert. Jedem Kapitel stellt sie Zitate schwarzer Berühmheiten voran und es wäre nicht Jemisin, wenn das Buch nicht auch ein flammendes Plädoyer gegen Rassismus und für eine faire und gleichberechtigte Gesellschaft wäre.

Campbell ist ein kongenialer Partner für dieses Vorhaben. Auf einer Doppelseite läßt er ein Paar tanzen und ich schwöre, man spürt aus den Seiten die Luftströme, die aus dieser Bewegung kommen. Seine Figuren sind Ergebnis genauester Studien in Gestik und Mimik und er hat ein ganz besonders Talent daür, Bewegung zu zeichnen. Kämpfe, Verfolgungsjagden, eben diesen Tanz, mindestens Triple-Hach! Pannelgrenzen mag es geben, er umgeht (ignoriert?) sie aber gekonnt und setzt den strengen Rahmen nur ein, wenn er der Story dient.

Falls wer sich wundert: Ja, ich habe letztes Wochenende im wesentlichen Comics gelesen und kann sie nur empfehlen. Auch und gerade diesen.

Lesen! Lesen! Lesen!

Man mags vielleicht nicht glauben,

aber ich war noch schneller als meine eigene Prognose. Der Firmenrechner ist jetzt erst mal runtergefahren und wird die nächsten drei Wochen in diesem Zustand bleiben.

Vive les vacances!

Aus dem Vokabelheft

Vorhin gelernt, beim Telefonat mit der russischstämmigen Kollegin. Sie kommt ins Erzählen, schweift ordentlich aus und ab, vom Hölzchen aufs Stöckchen, vom Hundertsten in Tausendste. Irgendwann unterbricht sie sich, fast erschrocken, und konstatiert: “Jetzt bin ich aber in den Wald gegangen.”

Habe ihr glaubhaft versichern können, dass ich für dieses wunderschöne Idiom auch gerne noch eine ganze Weile länger zugehört hätte.

Manchmal

… wüßte ich schon gerne, wo sich mein Unterbewußtsein nachts so rumtreibt. Gestern früh bin ich vom Wecker hochgeschreckt worden, und folgender Satz steckte für den Rest des Tages nicht zu Ende geträumt in meinem Hirn fest: “600 Hörvertriebene aus New Orleans”.

WTF?

Gelesen: Brian K. Vaughan (Author) and Fiona Staples (Artist) – „Saga“, nunmehr Volume 10

Wer sich ein bißchen in der Comic-Welt auskennt, weiß, wie sehr wir Saga-Fans gelitten haben. Erst zuverlässig seit Anfang 2013 (s.u.) immer alle paar Monate ein sehnsüchtig erwarteter und dann verschlungener neuer Sammelband dieser sehr einzigartigen schrägen mehrfach Eisner-ausgezeichneten Weltraum-Saga und dann, wo man als lesender Fan bis Band 9 mitgefiebert hat, ab ca. Mitte 2018 nichts mehr. Gar nichts.

Aber jetzt gehts endlich weiter. Endlich. Saga Vol. 10 habe ich am Wochenende weggeatmet, für nächstes steht die genüßliche Panel-für-Panel Zweitlektüre an. Brian K. Vaughan hat noch weitere acht Bände versprochen, ich freu mich auf jeden einzelnen!

Lesen! Lesen! Lesen!