Ausstellung im Amerikahaus: Anastasia Samoylova – “Floridas”

Der Plural ist bewußt gewählt, denn Samoylova nimmt uns mit auf einen Road Trip durch ihre Wahlheimat voller Kontraste. In der auf drei Stockwerke verteilten Fotoausstellung steht das glitzernde Flamingorosa eines Gianni Versace-Miami der brüllenden Farbenfreude Little Havannas genauso gleichberechtigt gegenüber wie dem morbiden Zauber des Verfalls, Rost, Schimmel, Schwämme, ausgebleichte Farben aus einer Region mit schwüler Dampfhitze und umpfzig desaströsen Hurrikans. Samoylova hat ein gutes Auge für das Kleine und seine Symbolik.

Es gibt wenige Porträtfotos, leider. Die beiden, die mich am meisten beeindruckt haben, hängen drei Etagen entfernt auseinander. “Beachgoers” heißt die Reihe. Sie zeigt “Florida Men”. (Man muss wissen, dass der Terminus vor ca. 10 Jahren ein Meme war und noch heute zu über 130 Millionen Treffern in unter 30 Sekunden führt.)

Unten hängt das Bild eines greisen silberlanghaarigen Zauselhippies mit nichts am lederhäutigen Leib außer viel Kettchengebamsel und einem mit mehreren Sockenpaaren gefüllten Lendenschurz.

Oben: er hier.

Beachgoer, Naples, 2021 © Anastasia Samoylova

Genau. Ich hätte gerne gesehen, welches Strandgut sie noch gefunden hat.

Die Ausstellung läuft noch bis Ende November und macht Freude. Wer’s nicht schafft, kann ja mal kurz einen virtuellen Studiobesuch machen.

https://openlab.fm/news/trouble-in-paradise-a-studio-visit-with-photographer-anastasia-samoylova