Neu auf Netflix: “Damsel”

Oder wie ich das Filmchen zu nennen pflege: “Millie Lara Furiosa Damsel rettet die Welt”.

Allem voran: ich wollte “Damsel” mögen. Die Idee, dass schon im Titel der ganze Ramsch von der armen verfolgten Unschuld fehlt (nix “Distress”) und der Umstand, dass sich die junge Frau Brown mit ihrer atypischen Kostümheroine Enola Holmes schon sehr in mein Herz gespielt hat, außerdem Drachen – what’s not to like?

Millies Elodie ist eine ganz bezaubernde junge Prinzessin, mit Vater, Kleinschwesterlein und Stiefmutter (letztere wg. pc mit dunkler Hautfarbe), die der Staatsräson wegen in die Heirat mit einem Prinzen aus einem fernen Königreich einwilligt, der mit seiner – wie sich schnell herausstellt – recht bösartigen Familie in einem Disney-tauglichen Märchenschloss lebt und seine just Angetraute (nach einer ausführlichen Einkleidungszeremonie, merken, das wird wichtig) dem bösen Drachen als Opfer zum Fraß vorwirft.

Dann fällt sie. Und klettert. Und rennt. Und rutscht. Und bastelt aus Puffärmeln ein Laternchen. Und fällt wieder. Und klettert wieder, während der Drache (eine Drachin, merken, das wird auch wichtig) sie mit Feuer bespeit und Felsen fallen, Kristalle brechen und so weiter und so fort. Dabei wird aus dem Hochzeitsgewand flugs ein knapper praktischer Kampfdress. Merke: ein Korsett ist immer auch eine Rüstung. Und sie rennt und klettert und entkommt und fällt in dieser riesigen Drachenhöhle und klettert aufs neue und rennt wieder ein Stück… Sowas macht normalerweise der jugendliche Held. Oder Shrek. Und hier eben Elodie.

Dann muss der Drehbuchautor eine Weile am Autorenstreik teilgenommen haben, denn die saudummen Zufälle, die den Drachen immer wieder ablenken, wenn er ihr eigentlich nur noch den Todesfeuerstoß versetzen müßte, können nur von einem Streikbrecherpraktikanten gekommen sein, der im Hauptberuf für die belegten Brötchen zuständig ist. Sein Kumpel für die Heißgetränke macht derweil Continuity – und so gut wie sein Soy-Milk-Latte-mit-Hazelnutsprinkles ist (sehr), so schlecht ist sein Auge für die unterschiedliche Farbe von Pferden, ob blond, ob braun, oder die Plazierung einer Brandwunde (rechts, links, ist ihm alles Jandl).

Als der Autor zurückkommt, fegt er die Scherben zusammen, erklärt noch das mit dem Mord an den Drachenbabies (alles Töchter, soviel Feminismus muss sein) damals und der darauf folgenden immerwährenden Rache des Drachen, aber kein bißchen, warum man sich für den erforderlichen Opferblutmix nicht eine Bürgerliche aus dem eigenen Gäu fängt und das ganze Fremdgehochzeite einfach sein läßt, und denkt sich das Anti-Ende aus, das die Spatzen schon seit der Besetzung von Millie Bobbie Brown von den Dächern brüllen.

Ein sehr Happy End, wenn man abgefackelte Schlösser und brennende böse Königinnen mag. Und weil’s gar so schön ist, pappen sie insgesamt drei Schlüsse an. Dabei hätte (mir) der erste gereicht. Dann hätte ich der Produktion sogar noch eine gewissen Qualität zugebilligt.

So sieht das Machwerk schon sehr aus wie auf den Millie-kann-Girl-Power-sowie-Bouldern-im-Kostüm-Zug aufgesprungen.

Muss man nicht ansehen.

Return of the Jedi

Jon Stewart, legendärer Gastgeber der Daily Show (Late Night im US Fernsehen), ist wieder da. Zumindest montags, zumindest für die Dauer des Wahlkampfs um die amerikanische Präsidentschaft, weil er, wie er sagt, mehr als qualifiziert ist, über die Fehde zweier alter Männer zu sprechen, wo er doch selbst in den neun Jahren seiner Abwesenheit recht grau geworden ist (“I just thought, who better to comment on this election than someone who truly understands two aging men past their prime?”).

Ich habe nun die drei ersten Shows gesehen und muss sagen, er ist wirklich wieder da. Bissig, analytisch, witzig – das macht schon sehr großen Spaß. Er sollte den hochqualifizierten Experten, die er sich für Interviews ins Studio lädt, noch ein wenig mehr Raum geben, ihr kluges Wissen auch unters Volk zu bringen, aber sonst habe ich nichts zu meckern. Wenn man sich diesem unerträglichen Wahlkampf schon aussetzen will, dann gerne so.

Wer mag, suche auf youtube und wird fündig werden.

Versprochen ist versprochen

Über die merkwürdige Werbestrategie des Herrenoberbekleidungsverkäufers Mey & Edlich hatte ich avisiert, werde noch zu sprechen sein (s. http://flockblog.de/?p=48723 sowie http://flockblog.de/?p=48697). Tue ich hiermit.

Erstens:

Wieso, frage ich mich und die Werbetreibenden, trägt Jesus nun zum Blümchenhemd eine gestreifte Weste und eine schief sitzende Fliege? Und wieso nennen die das “unverblümt” (wo doch Blumen drauf sind) und was ist daran “lässig”? Was wollen sie uns damit sagen?

Zweitens:

Der tätowierte Jesus (Arm) macht Strandurlaub. Da, wo’s windig ist. Was hat das mit meinem Kopf zu tun? Ach Mensch, Mey & Edlich. Wie meinen?