Gelesen: Naomi Alderman – „The Future“

“The Future” war mein erstes Ferienbuch und ich wollte es wirklich mögen. Allein…

Zwar schreibt Alderman nach “The Power” (s. http://flockblog.de/?p=35415) wieder einen, ja, wie heißt das Genre? Hmmm. Science Fiction-Techno-Thriller? Ja, sowas in der Art. Beginnend mit dem Ende der Welt, superreichen Nerds, mindestens einer Prepper-Sekte mit charismatischem evangelikalem Anführer/Propheten (“Enoch & The Enochites”) in den Wäldern von Oregon, einer sehr begabten Hongkong-stämmigen Survival-Influencerin mit Trauma, die dauernd nervigst-reinstes Queens-English spricht (“Zhen”), Attentaten, Wettermachern, Transgender, Superreichensuperbunker, schwer religiöser Symbolik (Sodom, Salzsäule, nachfolgender Inzest Lots mit seinen Töchtern), Jäger und Sammler (“Foxes”) vs. Hirten und Bauern (“Rabbits”), Super-Duper-Triage-Prognosen-KI (“AUGR”, jaha, so wie “Augur”, die, die die Zukunft aus Eingeweiden lesen), leidenschaftliche Sex-Szenen, Pandemie(n), Verfolgungsjagden und Survivalskills, die Frau in der zweiten Reihe (“Martha Einkorn”, Online-Handle: “OneCorn”), die vielmehr auf dem Kasten hat, als alle (außer der Leserschaft) vermuten, und die drei Weltenherrscher, die nach dem Ende der aktuellen ihre eigene, vermeintlich bessere zu schaffen planen. Als da wären Lenk Sketlish (nein, wir denken dabei nicht an einen seltsamen Namen wie Elon Musk), erratischer CEO eines Mix aus Facebook und X/Twitter namens Fantail; Zimri Nommick, CEO des Megamonsterlogistikhändlers Anvil (jaha, wir habens verstanden, das soll Amazon sein – Anvil bedeutet im Deutschen übrigens Amboss); und Ellen Bywater, die den ursprünglichen CEO von Medlar (eine Apfelsorte) weggekickt hat, um den größten Personalcomputerkonzern der Welt jetzt im Sinne des Shareholder-Value zu neuen Höhen zu führen.

Was klingt wie eine – zugegebenermaßen sehr spannende – Ideensammlung, liest sich auch so. Es bedarf keiner KI, hervorzusehen, welcher große Plot-Twist das Ende der Welt in eine andere Richtung lenken wird. Das ganze Buch fühlt sich an wie ein erster Entwurf, der gleich am Lektorat vorbei in die Welt geschmissen wurde: Es geht ständig auf und ab, das Tempo stimmt nicht, in kleinen Minikapiteln werden kleine Lektionen, von Bibelstudien bis hin zu Diagrammen für Machine Learning aneinandergereiht, nichts ist konsistent. Manchmal kommt eine Art Handlung dazu, dann wird geschossen, Menschen fliehen, rennen, klettern, aber nichts fügt sich wirklich sinnhaft zusammen.

Alderman ist ein Mentee der großen Margaret Atwood und wird auch nie müde, das zu erwähnen. Nie. Sie möge sich doch bitte zukünftig wieder an ihrem Vorbild orientieren und ein Buch erst fertig schreiben, bevor sie es drucken läßt.

Dieses muss man nicht lesen. Leider.