Noch in der Mediathek – Tatort Münster “Unter Gärtnern”

Achtung: Spoiler!

Die Hauptfigur ist eine “Sabine”. Natürlich aus einem Boomer-Jahrgang. Das Motiv findet sich im Münster der Achtziger Jahre (reicht aber bis zum Westfälischen Frieden zurück). Das war die Zeit, als die Frau Staatsanwältin Klemm noch mit dem “Roten Bullen” Horst* (nix Kuba, sondern tot und hinter der Laube vergraben) in besetzten Wohnungen herumturtelte und der Eiserne Vorhang schon schwer löchrig war.

Sabine, ein ausgesprochen vitale ältere Dame wird tot in ihrem Kleingarten aufgefunden. Mit ihr zwei Eichhörnchen. “Verschieden?” – “Nein, für mich sehen die gleich aus.” “Verblichen?” – “Nö, die haben eigentlich eine gute Farbe.” “Entschlafen?” – “Auf mich wirken die eher tot.” Münsteraner Dialoge vom Feinsten. Man muss das mögen. Ich mag das. Und habe mich weggeschmissen, als auf der einen Trage die tote Sabine (zugedeckt), auf der anderen die beiden Eichhörnchen (jeweils sorgsam festgeschnallt) in die Pathologie abtransportiert werden. Dort leben Ursprung und Liefers bei der Ermittlung der Todesursache (“Haben wir nicht irgendwo noch ein Hirn rumliegen?”) ihre eigenartige Beziehung aus, was die “Miese-Sprüche-Kasse” der Assistentin bis zum Anschlag füllt.

Nebenher ermittelt Prahl in Schafferklamotten, wie meine Hunsrücker Kollegen die praktischen Arbeiterlatzhosen nennen, im Außendienst in der Kleingartenanlage, die sich, wie jede ordentliche Kleingartenanlage, als Abgrund aus Zwisten und Lüsten erweist. Neben dem kriselnden Ehepaar (“Scha-atz, die Polizei will dich zu deiner Affäre mit Sabine befragen”) lebt dort auch der Freikörperkulturfanatiker (wenn splitternackte Männer Würstchen grillen hat das immer so einen Gruseleffekt), das gemischtrassige Öko-Ehepaar mit dem veganen Biodiktat (und totsicher einem Lastenrad, auch wenn man es nicht sieht) sowie geiernd auf das Grundstück der Alten, die alte Dame selbst mit ihrem allerliebsten Giftpflanzengärtchen – wie’s halt so ist in der Idylle.

Natürlich werden sämtliche Morde aufgeklärt. Der an der Auftragskillerin Sabine (es war nicht der Gärtner) und alle ihre. Toll. Aber dann kommt noch ein letzter Twist, bei dem die Slow Horses Pate gestanden haben dürften. Sehr spaßig. Schräger Humor vorausgesetzt.

Dazu ein Soundtrack, der schöner nicht sein könnte. (Hey, ich bin ein Kind dieser Zeit, ich darf das schön finden.) Pink Floyd (mehrfach), David Hasselhoff, Steve Miller Band, Depeche Mode, Billy Joel und ganz besonders schön dieser Tango von Rebekka Backen:

Anschauen! Spaß haben. Nicht mehr erwarten als das.

* Wenn das keine Verneigung vor Schimanski ist, dann weiß ich aber auch nicht.