Abfent, Abfent

Die Phisher sind wieder unterwegs. Diese hier verdienen für ihre Kreativität eine lobende Erwähnung – angesichts der aktuellen Wetterverhältnisse sieht man doch vor seinem geistigen Auge sogleich ein bibberndes Irgendwas in Packpapier in einem Schneehaufen kauernd und keine Brotkrume nirgends.

Fertig!

So. Mein Kühlschrank ist abgetaut, mit Essigwasser ausgewaschen und wieder übersichtlich eingeräumt. Damit habe ich alles erledigt, was ich mir für diesen Winter vorgenommen habe. Von mir aus kann’s jetzt aufhören mit Schnee, Eis und Kälte.

Neu auf Apple+*: “Deutsches Haus”

Ich schreibe nun schon das zweite Wochenende an einem sehr ausführlichen blogpost über diese ausgezeichnete Serie und habe bei 2.000 Wörtern und noch keinem Ende absehbar beschlossen, ihn nicht zu veröffentlichen. Zu lang und immer noch nicht alles gesagt. Daher nachfolgend in aller Kürze.

Man muss über die Kombination kindisch-verspielter Disney-Schriftzug und rauchende Krematoriumsschlote hinwegsehen, auch wenn das nicht leicht fällt.

Tut man das, taucht man ein in eine in fünf einstündige Folgen aufgeteilte Serie, die die deutsche Geschichte, spezifisch die Zeit der frühen Sechziger Jahre und ihren Blick auf die frisch zurückliegende tausendjährige Vergangenheit zeigt und seziert sowie einen Cast, den man besser nicht hätte besetzen können. Pars pro toto Katharina Stark, die junge Hauptdarstellerin, die eine überzeugende Entwicklung zeigt: von der jungen Naiven zur erwachsenen Frau, die ihr eigenes Schicksal selbst in die Hand nimmt. Außerdem Anke Engelke, der ich eine solchermaßen starke Leistung nicht zugetraut hätte und Heiner Lauterbach, den ich zum ersten Mal in seiner Karriere bereit bin, einen Schauspieler zu nennen. Und viele mehr, wie das in alten Filmen heißt. Sehr viele mehr. Ich wünsche mir ja immer noch einen Casting-Oscar, den ich in diesem Fall gerne verleihen würde.

Neben der sowie schon glänzenden Leistung aller an der Produktion Beteiligten gibt es ein paar ganz besonders starke Szenen, zum Beispiel die, in der zur Verfahrenseröffnung die gesamte Anklage gegen die Täter im ersten deutschen Auschwitzprozess verlesen wird (sehr berührend als Ankläger, dem dabei die Stimme bricht, Matthias Luckey). Oder die Schweigeminute beim Ortstermin im KZ Auschwitz, wo nur die flackernden Kerzen davon zeugen, dass Zeit vergeht. Es stockt einem beim Zuschauen der Atem.

Anschauen! Anschauen! Anschauen!

* Wer dafür nicht eigens Apple+ abonnieren will, beschaffe sich ein Probeabo. Gilt für sieben Tage.

Die Überraschung – oder – Gestern Abend im Leo 17: Bodo Wartke – “König Ödipus”

Ich beginne mit einem tiefempfundenen Danke-Hach!

Was schenkt man einem Menschen, der nichts braucht und eigentlich alles hat? Hmmm? Genau. Irgendetwas, das er noch nicht kennt und worüber er sich, wie man nach jahrelanger Freundschaft ziemlich sicher vermutet, sehr freut.

Und so begab es sich, dass ich im September im Spanienurlaub eine Nachricht erhielt, ich möge mir doch den Abend des 2. Dezember freihalten. Und dann vorgestern eine weitere, ich solle mich um 17:30 Uhr in einem italienischen Restaurant an der Leopoldstraße einfinden. Habe ich, nicht ganz ohne Tücken (s. blogpost davor) getan, um dort, ziemlich schneegenäßt, umrahmt von Kindergeburtstagen und beschallt von spitzen Schreien sowie extrem lauten spanischen Sommerhits der letzten Jahrzehnte (von “Vamos a la Playa” bis “Despacito” war alles dabei) mit meinem reizenden Begleiter mittelmäßige schnell erkaltete Pizzen zu verspeisen. Aber das war noch gar nicht die Überraschung. Das war nur Abendessen.

Danach dann durch die trockene wohlbeleuchtete U-Bahn-Station flugs auf die andere Straßenseite gewechselt und hinein ins mir bis dato unbekannte Leo 17-Theater. Weil es so viele (inklusive – beinahe – des Künstlers, der vom Hauptbahnhof Nürnberg von seinem guten Tontechniker aus einem Pulk erzürnter Berliner Fußballfans befreit und mit dem Auto nach München verbracht wurde) aufgrund der widrigen Wetterbedingungen nicht zur Vorstellung geschafft hatten, nahmen wir dankend und mit Freuden die so freigewordenen Plätze in der ersten Reihe ein – und ich hatte immer noch keine Ahnung, was mich erwartet.

Auftrat ein Herr im beigen Dreiteiler sowie Schirmmütze in Beige und beige Sneaker. Am Flügel. Und besang ein gallisches Dorf. DAS gallische Dort. Um dann zu befinden, dass es uns egal sein könne und an den eigentlichen Schauplatz zu wechseln: Theben.

Und dann spielt Bodo Wartke ein Vierzehnpersonenstück, ganz allein, mit glaubhaften Di- und Trialogen, mit unglaublicher Präsenz und Timing, mit wahnsinnig viel Wortwitz und ganz großem Drama und klassischen Zitaten von Schiller über Goethe bis zu Star Wars und es tut einem der Bauch vom Lachen weh und der Mund vom weit Offenstehen und er setzt immer noch einen drauf. Und er kann das. Sehr unendlich Hach!

Mitnehmen tun wir folgendes: meinen Lieblingsreim “… war von Jokaste er der Macker und damit auch ein Motherf***er” und dass wir das angespielte Sequel “Antigone” ganz unbedingt auch sehen wollen.

Hach! Hach! Hach!

Ich kann Herrn E. aus M. gar nicht genug danken für all die Mühen, die er sich gemacht und die Unterstützung, der er hinzugeholt hat und bin jetzt schon gespannt, wie er dieses Geschenk das nächstes Mal toppen wird (kein Druck, mon cher, kein bisschen) und ich freu mich immer noch, dass ich so eine Heldin war, und das Haus verlassen habe. Mach ich aber erst wieder, wenn diese kalte und rutschige Scheiße abgetaut ist…

Bumsti!

Gestern hatte ich einen sehr guten Grund, das Haus zu verlassen, fühle mich aber fast in der Pflicht zu vermelden, dass ich es heil auch wieder zurückgeschafft habe. Warum? Die läßlich geräumten Fußwege sind angesichts der Temperaturen zu Eisrutschbahnen verkommen, Rollsplit wird dem Winterdienst offensichtlich nur in abgezählten Stückmengen übergeben und mit der Auflage, ihn nur sehr sparsam zu verwenden. Und nun? Ein Vergnügen ist der Weg zur U-Bahn nicht. Der eine oder die andere Passantin gleitet ohne Schlittschuhe in einen wenig eleganten Sturz. Nicht alle kommen leicht wieder auf die Füße. Meine Fresse! “Gefährliches Gehen for Bloody Beginners”.

Die U-Bahn selbst fährt nur die unterirdische Strecke. Das reicht für meinen Bedarf, dürfte aber einigen Menschen weiter draußen im Norden das Leben extra schwer gemacht haben. Aus dem Untergrund hochkommend, kämpfe ich mich über vereiste Treppen (Rolltreppe, was ist das?) nach oben und verliere auf einer Eisplatte die Bodenhaftung. Zum Glück dämpft ein dicker weicher Schneehaufen meinen Sturz und, weil sofort nette Menschen zur Stelle sind, die mir aufhelfen, stehe ich bald wieder klitschnass aber mit heilen Knochen selbständig.

Warum ich überhaupt rausgehe? Bei der Witterung? Auf mich wartet eine Überraschung. Auf die dürft ihr auch noch warten, die kommt erst im nächsten blogpost.

Der Heimweg gestaltet sich ähnlich spannend, die Eisrutschbahnen sind durch die zunehmend kälteren Temperaturen nur noch gefährlicher geworden. Von den acht Menschen, die mit mir meinen U-Bahn-Aufgang nehmen, stürzen drei. Ein junger Mann kommt nicht mehr hoch. Für den rufe ich einen Sanka und bleibe bei ihm, bis der Lalü 20 Minuten später eintrifft. Ein fachmännischer Griff des Sanitäters führt zur Diagnose “wahrscheinlich gebrochen”. Ich wackele wie auf Eiern und extravorsichtig bis zur bedachten Passage vor der Wohnanstalt. Nix wie Haustür aufschließen und rein. Hier gedenke ich nun zu bleiben, bis der weiße gefrorene Dreck zu Matsch geworden ist.

Jetzt aber mal ehrlich: das braucht doch kein Mensch!

Hunsrück, selbstbewußt

“Gelobtes Land”. https://www.gelobtesland.de/

Drunter tun sie’s nicht, die Marketing-Beauftragten des Hunsrück. Und man muss, so überrascht wie neidlos anerkennen: es funktioniert. Die Region hat viele Rückkehrer, die ihre Brutpflege lieber in der alten Heimat betreiben wollen als in der Fremde (alles über 50 km weit weg).

Der neueste Gimmick ist diese Postkartenkampagne:

Ich will mal hoffen, dass sie das ironisch meinen, bin aber nicht mehr ganz sicher. Denn inzwischen habe ich drei solcher Kärtchen geschenkt bekommen. Von den Schenkenden jeweils mit einer Art bedeckten Stolzes.

Sollte mir das zu denken geben? Und wenn ja, was?

Abfent. Es reicht dann.

Durch Schneetreiben und Schnee zum Supermarkt gestapft. Zum umpfzigsten Mal in meinem Leben vernommen, was auf Mariah Careys Wunschzettel steht (“you”) und wohin Chris Rea unterwegs ist (“home”). Den Restbestand Elisenlebkuchen (2 lumpige Packerl) aufgekauft sowie Wochenend- und Folgewocheeinkäufe im Rekordtempo erledigt. Durch Schneetreiben und Schnee wieder zurück nach Hause gestapft. Bedient gewesen.

Daheim das erste Türchen meines Adventskalenders geöffnet. Wie alle Jahre wieder: danke, oh gutes Kind für diese gute Gabe.

Ich wäre dann damit mit der Vorweihnachtszeit durch und hätte gerne sehr dringend Frühling.

Kann mich bis dato nicht entscheiden, welches der beiden Memes vom guten Kind ich lieber mag. Deswegen beide gepostet.