s. die vorangegangene Warnung hinsichtlich schlechter Wortspiele.
Zum Strömen: “Poker Face”, 2. Staffel
Wie man es nur hinkriegen kann, eine so gute Geschichte so dermaßen tief in den Grund zu reiten? Es ist mir ein Rätsel. Ich hatte mich gefreut, ich hatte Erwartungen (s. https://flockblog.de/?p=51022) und auch schon eine gute Folge (von dreien) gefunden und dann produzieren die da über neun weitere Folgen einen schlampigen Müll mit Riesenlöchern in Handlung und Logik, zerren irgendwo Steve Buscemi als Telefon-Joker hervor und meinen es dann doch nicht so, unternutzen ihre Gaststars und besonders Rhea Pearlman, dass es einen nur noch grausen kann.
Einzig die letzte Folge “The End of the Road” knüpft an die alte Qualität an und nimmt ihre Hauptfigur ernst, was wahrscheinlich daran liegt, dass Natasha Lyonne wieder selbst Regie führt. Wie kann man nur?
Echt jetzt. Lieber keine dritte Staffel als noch einmal so einen geistlosen Dreck. Und das sage ich, als Riesenfan der ersten.
Der flockblog ist sicher
Letzten Sommer so um die Zeit hatte ich für den flockblog (und die Sicherheit seiner Leserschaft) in ein SSL-Zertifikat investiert (s. https://flockblog.de/?p=49803). In diesem Sommer lerne ich nun, dass SSL-Zertifikate nur 1 (ein) Jahr haltbar sind. Dann sind sie abgenutzt, fertig, kaputt und man muss sie erneuern.
Weil ich gleich hilfesuchend zum besten Admin der Welt gelaufen bin – The Inglorious Flockblog Admin – hat der flockblog jetzt folgende Verbesserungen erfahren: “Neues Zertifikat ist bestellt, Updates installiert, ungenutzte Themes deinstalliert, ein paar Einstellungen getunt.”
Alles wieder gut! Dem Admin meinen Dank!
Nutriscore
So ganz habe ich diese Lebensmittelampel bis heute nicht verstanden und bin nun ganz besonders verwirrt, weil der Backfisch im Teigmantel bei Edeka einen Nutriscore von 2 hat und es bei Penny nur zu einer 4 schafft. Im Kleingedruckten steht bei beiden dasselbe, bis hin zu Vor- und Zunamen des Kutterkapitäns.
Falls sich wer mit Trophologie auskennt: könnte man mir das bitte erklären? Danke.
Rechenexempel
Ich habe ein Deutschlandticket, das monatlich 58 Euro kostet. Eine einfache Fahrt mit den Münchner Verkehrsbetrieben kostet 4,10 Euro, weil ich aber auch meistens wieder nach Hause will, das doppelte, also 8,20 Euro. Das Deutschlandticket amortisiert sich demnach, wenn ich mindestens zwei Mal die Woche in der Stadt und zurück fahre. Und nein, Theaterfahrten zählen nicht, die sind im allgemeinen im Ticket inbegriffen.
Da ich heute einen Termin weit draußen im Osten hatte, dachte ich mir, nehme ich doch die Kombi U-Bahn-S-Bahn-Landkreisbus, dann habe ich quasi den halben Kaufpreis des Deutschlandtickets wieder drin. Dachte ich. Heute früh habe ich sicherheitshalber, ich bin ich, nochmal nachgesehen, ob der MVV denn der gestrigen Planung entsprechen will. Eigentlich schon, sagt die Website, bloß anders.
Weil heute “eine Fehlleistung der Strecke” vorliege, sei statt der ursprünglichen Planung nun die Kombi U-Bahn-S-Bahn-SEV-andere S-Bahn-anderer Landkreisbus vorgesehen. Die Hinreise könnte trotz allem vielleicht klappen. Zurückkommen könne ich aber erst morgen wieder, der Landkreisbus fährt nämlich “aufgrund von Personalmangel und zur Sicherung der Fahrplanstabilität” nach einem “Ersatzfahrplan” und darum nachmittags nicht mehr.
Nur zur Klarstellung: Öffentlich hätte ich insgesamt, gemäß ursprünglicher Planung und ohne all die Zusatzmißlichkeiten, reichlich gute dreieinhalb Stunden einplanen müssen. Mit dem Auto habe ich, trotz bösem Stau auf dem Mittleren Ring für die gut 100km zweieinviertel Stunden gebraucht (die Extraviertelstunde für den Stau) sowie 1,50 Euro fürs Parken. Und ich bin nachmittags am selben Tag wieder daheim.
Was für eine armselige Alternative. Und im Voraus bezahlt.
Schon ewig nicht mehr im Kino: “Young Frankenstein” (1974)
Warum weiß ich nicht, aber mir war nach Mel Brooks und um mir diesen Wunsch zu erfüllen, muss ich nur kurz in den staubigen hinteren Reihen meines DVD*-Regals kramen, denn da warten sie alle auf ein Wiedersehen.
Meine Erinnerung trügt nicht: Der Frankenstein junior ist wahrhaftig einer der komischsten Filme, die je gedreht wurden und, laut dem “Leitfaden für Eltern”, passend für alle Altersgruppen.

Ich habe auch wieder sehr gelacht und Klassiker wie den Wilder/Feldman-Dialog,
[Frankenstein und Igor schaufelnd beim Grabrauben.] Dr. Frederick Frankenstein: What a filthy job. / Igor: Could be worse. / Dr. Frederick Frankenstein: How? / Igor: Could be raining. [Es fängt an zu schütten.] auswendig mitgesprochen. Gelernt ist gelernt. Trotzdem mußte ich zwei Mal sehr schlucken. Ja, auch wenn ich weiß, dass es wohl einfach der Entstehungszeit geschuldet ist, dass den Frauen im Film unterstellt wird, dass sie nicht wissen, was wirklich gut für sie ist, und sie deshalb erst einmal “Nein” sagen. Und dass sie, kaum überwindet der Mann ihren Widerstand und schwingt sein Argument, nach kürzester Zeit sehr begeistert (und dankbar) mitmachen, abgehen wie Schmitts Katze und über die grobe Überzeugungsarbeit großzügig hinwegsehen? Hmmm. Wie gesagt, Entstehungszeit – siehe oben: “Sex & Nudity: mild”. Ja dann.
Empfohlen für einen Regenabend auf dem Sofa, wenn der zweite Schirm im Gang noch trocknet und Biergarten wirklich keine Option ist.
* Nein, junge Menschen, ich erkläre das nicht. Nicht schon wieder. Fragt eure Großeltern.
Heda, Sommer!
Jetzt muss ich schon den zweiten Tag ein Unterhemd und Schuhundstrümpfe tragen, vom dicken Anorak und Regenschirm gar nicht zu sprechen.
Vorgesehen waren hingegen KEIN Unterhemd, Barfüße in Sandalen und flattriges in Hosen- oder Kleidchenform.
Wird das nochmal was?
Gestern Abend im Residenztheater: “Romeo und Julia”
So eine schöne Inszenierung! Hach!
Regisseurin Elsa-Sophie Jach hat mit ihrem Ensemble, Schauspieler, Musiker, Choreographen, Videokünstlern, Bühnenbauer, Kostümbildner und Innen ein wunderschönes Gesamtkunstwerk auf die Bühne gebracht, das mich immer mal wieder mit offenem Mund staunen ließ. Da glaub’ ich, meinen Shakespeare zu kennen, und dann zeigen sie mir einfach frech eine ganz neue Sichtweise und ich find’s toll.
Gleich die Eröffnungsszene ist ein lustiger kleiner Seitenhieb auf Hamlet. Zwei Totengräber schaufeln und wollen wissen, was sich in dem Grab verbirgt und lassen dann das Spiel dieser großen Liebe beginnen. Ab sofort wollen sie (bis kurz vor Schluß) auch nicht mehr Totengräber sein, sondern Amme und Priester… Vorhang auf.
Auf der (Dreh-)bühne steht ein multimodulares, extrem flexibles Klettergerüst, das alles kann: Veronas Straßen, Festsaal, Kammer, Balkon, Gruft, Mantuas Straßen, Sessel, Hocker, Balken… egal, alles und mehr und wird von dieser Truppe, die offensichtlich die Akrobatikklasse in der Schauspielschule summa cum laude abgeschlossen hat, mit einer immensen Spielfreude bespielt, beklettert, berannt, bestiegen. Allein die großartig choreographierten Kampfszenen sind ein Ereignis für sich, voll Tempo, mit intensivem Körpereinsatz. Merke: in dieser Inszenierung kann man auch mit einer gutgeführten Hand erstochen werden. Glaubhaft. Überhaupt, das Spiel auf der Bühne ist extrem physisch, ob kämpfend oder liebend oder in den engen Freundschaften. Wie sehr, fällt auf, wenn Julia einmal Trost bei ihrer kalten Mutter sucht. Und sucht. Und ihn in der Umarmung ihrer Amme, deren Rolle im Vergleich zum Original stark aufgewertet ist, endlich findet. Sie ist (und bleibt bis zum Schluß) Julias Fels. Selten so sehr mitgefühlt, wie bei Pia Händlers Wettlauf gegen die Zeit, und dabei so sehr gelacht.
Die Zeit bis zur Pause vergeht wie im Flug. Jach setzt allerlei Technik ein, ein Schattenspiel, Live-Video, das einen Aspekt auf der Bühne auseinzelt und vor dem allgemeinen Spiel spielen läßt, wie sich Romeo und Julia kennenlernen und ihnen, frisch verliebt, wie sie sind, der ganze gesellschaftliche Firniß von Herzen wurscht ist. Das Stück ist so lebendig, so fröhlich und doch ein Tanz auf dem Vulkan. Denn es tobt die Pest.
Natürlich muß nach dem Höhenflug der Absturz kommen. Er kommt ja immer. Und wenn es durch eine Verkettung unglücklicher Zufälle ist. Wie immer. “Wirrwarr ist recht, doch Irrsinn nicht!”, wenn er sich da mal nicht täuscht, der junge Romeo. Tut er, und so beginnt und endet diese Kinderehe in einer Grabstätte. Wie immer?
Der zugrundeliegende Text für die Inszenierung ist die sehr gelungende Neu-Übersetzung von Thomas Brasch, erweitert um Einsprengsel, unter anderem von Virginia Woolf, zur Lage der Frau an sich in der Elisabethanischen bis zur Jetztzeit. Das macht den Barden nahbarer als die romantische Kunstsprache Schlegel/Tiecks, was man, ich greife vor, nicht zuletzt am Ausgang merkt, wo begeisterte Teenager-Schulklassen ihrer Freude Ausdruck geben. Es hat ihnen gefallen, sie haben es verstanden. So soll es sein.
In der letzten Zeit hat sich das Residenztheater ziemlich mit Körperflüssigkeiten bekleckert und ich hatte das ziemlich satt. Dieses Mal muss ich für deren Einsatz loben, denn sie bringen das Stück weiter. Julias blutende Nase gleich zu Beginn kann, wer mag, auch überinterpretieren und darin ihren Übergang vom Kind zur Frau sehen wollen und im Bestreben der Mutter, sie wieder präsentabel zu machen, ihren Warencharakter auf dem Heiratsmarkt. Kann. Muß aber nicht. Dass Romeo blutverschmiert in der Gruft ankommt, kann, wer mag, so interpretieren, dass beide, mit Blut gezeichnet, zum Tode verdammt sind. Kann. Muß aber nicht.
Jach ist eine großartige Fassung des Stücks mit einem einander sehr ebenbürtigen Schauspielensemble gelungen. Romeos engsten Freund und Berater Benvolio mit einer eher butchigen Frau zu besetzen, Lisa Stiegler, ist eine sehr gute Idee und fügt der Geschichte noch eine weitere, eher ambivalente Deutung hinzu. Und unter allen Gleichen ist Lea Ruckpauls Julia der Stern. Hach!
Das Ende ist Meta. Mehr sog i ned.
Anschauen! Anschauen! Anschauen!
Das Stück wird in dieser Spielzeit noch drei Mal gespielt, davon ist eine Vorstellung schon ausverkauft. Falls aber wer im Herbst hingehen will: ich gehe nochmal mit.