Schon ewig nicht mehr im Fernsehen: “Stargate: Atlantis”

Das ist mal eine Serie wie es früher einmal war. Ist sie ja auch, aus den frühen 2000er Jahren. Jede Folge erzählt in 20 Folgen pro Staffel eine in sich abgeschlossene Geschichte und nach einer Dreiviertelstunde und einem unglaublich knappen Wettlauf gegen die Zeit ist alles wieder gut. Das Atlantis im Titel ist eine riesengroße Raumstation hinter einem Wurmloch (in feiner: “Stargate”), durch die ein größeres Kontingent an internationalen Forschern und amerikanischem Militär mit einem One-Way-Ticket angereist sind, “to boldly go where no man has gone before”. Da, auf den allesamt mit atembarer Atmosphäre ausgestatteten Planeten in diesem weiten Weltenraum entdecken sie ausschließlich englischsprachige humanoide Wesen, die in dörflichen Siedlungen Landwirtschaft betreiben und mit Pfeil und Bogen schießen, wie’s der Brauch ist. Die einzigen, die etwas mehr nach Alien aussehen sind die Wraith, eine so gut wie unbesiegbare Rasse von Menschenfressern und die halten Atlantis und noch sehr viel mehr die ferne Erde für einen idealen “Feeding Ground”, den es mit allen Mitteln zu erobern gilt. Damit wäre das Feindbild gesetzt.

Die Besetzung ist, neben den üblichen Tropes in den Rollen, ein Spiegelbild der amerikanischen Gesellschaft vor einem Vierteljahrhundert. Ich hole aus:

Held ist der “Ich-flieg-dir-alles”-Kampfpilot mit der frechen Wuschelbürzelfrisur und dem losen Maul, mit dem sprechenden Namen Mayor John Sheppard (Joe Flanigan), der natürlich in der militärischen Hierarchie ständig aneckt, sich natürlich durch sein strategisches Talent sowie Mut, Tapferkeit und Opferbereitschaft besonders hervortut und natürlich am Ende immer recht hatte mit seiner eigenmächtigen Entscheidung. Vom Typ her ein Tom Cruise-Verschnitt.

An seiner Seite kämpft die Anführerin der Siedler des ersten Planeten auf den sie treffen. (Wer will schon selbst anführen, wenn sie von John Sheppard Befehle entgegen nehmen kann?) Teyla Emmagan, eine echte Kämpferin und Kriegerin, mit stets offenem langem Haar und stets bloßem Nabel. Ihre Darstellerin Rachel Luttrell hat einige verschiedenen Ethnien in ihrer Ahnenreihe, die die Casting-Entscheidung positiv beeinflusst haben dürften. Am Schauspieltalent lags nicht.

Den Quotenschwarzen und wegen Dienstgrad dauernd Befehlsempfänger spielt Rainbow Sun Francks, bei dem ich jedes Mal, wenn den Vorspann anschaue, an einen Aushang in San Francisco denken muss, auf dem jemand mit einem ähnlichen Vornamen ähnlich gezeichnete Kinder anderer Hippie-Eltern sucht, zwecks Gründung einer Selbsthilfegruppe. Aber davon ein anderes Mal. Francks’ Lt. Aiden Ford ist quasi die Infanterie und rennt und springt und klettert und schwitzt, weil immer in voller Kampfmontur. Viel Text, außer regelmäßigem “Sir, Yessir”, hat die Figur nicht.

Die verbleibenden höherrangigen Militärs fallen einem Angriff der Wraith zum Opfer und damit ist nun ausgerechnet der unangepaßte Rebell John Sheppard zum “Ranking Officer” geworden. Trope zu 100% abgearbeitet. Wer hätt’s gedacht?

Ziviles Personal? Zunächst die Projektleiterin. Jaha. Eine Frau nämlich. Torri Higginson, die Dr. Elizabeth Weir als Typ “Eisenfaust im Samthandschuh” spielt, dürfte bei Sigourney-Weaver-Look-Alike-Wettbewerben jedes Mal unter die ersten drei kommen. So ist auch ihre Figur. Empathisch, aber knallhart. Ganz besonders, wenn ihr ein militärischer Obermacker quer kommt. Dafür bekommt sie Anfang der zweiten Staffel aber auch die gerechte Strafe: ihr auf der Erde zurückgebliebener Ehemann hat jetzt eine andere. Eine vergleichbare Geschichte von einem der Karrieremänner auf Atlantis ist nicht überliefert.

Der nächste ist der Resident Genius und Berufskanadier, Dr. Rodney McKay. Kann alles, weiß alles, und alles viel besser als alle. David Hewlett hat sichtlich Spaß an der Rolle dieses eigennützigen Feiglings, vor allem, wenn er wieder einen typischen Scotty-Moment nachspielen darf: Ingenieur veranschlagt für eine kritische Reparatur mindestens zwei Tage, der Käptn gibt ihm zwei Stunden, er machts dann in 10 Minuten (ja, ist bei Mittermeier geklaut, weil gut).

Sein Mitstreiter und Geniekonkurrent ist Dr. Radek Zelenka, den David Nykl gibt. Der ist auch sehr gescheit und außerdem Tscheche, was zu unglaublich komischen Szenen führt, weil er a) im Englischen einen osteuropäischen Akzent hat und in stressigen Situationen b) in seiner eigenen lustigen Sprache spricht. Hahaha. Nicht vergessen: das Zielpublikum ist amerikanisch.

Last but not least, der Schiffsarzt und die gute Seele der Expedition: Dr. Carson Beckett. Paul McGillion spricht mit dem breitestmöglichen schottischen Akzent (das gilt bei Amerikanern aus unerfindlichen Gründen immer als liebenswert) und auf seinem Ärmel (internationale Expedition, nicht vergessen) trägt er “the Saltire” (ein weißes Andreaskreuz auf blauem Grund), die Nationalflagge Schottlands, nicht etwa den Union Jack.

Ich habe in den letzten Nächten die erste von fünf Staffeln sowie die erste Folge der zweiten (weil ein über drei Folgen verteilter Cliffhanger aufgelöst werden mußte) gesehen und kann die Serie nur empfehlen. Klassisches Unterhaltungsfernsehen mit Raumschlachten.

Wiedergelesen: Klüpfel & Kobr – “Milchgeld”

Mir war gestern nach Augen weiden am Frühling, an den Narzissenhügeln im Westpark und dazu ein wenig leichter Lektüre. Und weil ein Freund von mir gerade auch seine Bibliothek renoviert (bei ihm ist das Ziel “nur noch einreihig statt zweireihig”) habe ich seine Kluftingers zur Zwischennutzung und anschließender Endverbringung in einen roten Bücherschrank übernommen.

“Milchgeld” war seinerzeit der erste Band der Allgäu-Regional-Krimireihe und – ich zitiere aus einem früheren blogpost – “Das hat Potential”, dachte ich damals. “Das Ungelenke, Hölzerne, das verschreibt sich sicher noch und mit der Zeit werden bestimmt auch die Figuren von Archetypen zu Menschen werden.”

Inzwischen nervt mich das “Ungelenke, Hölzerne” noch viel mehr als früher, ich meine auch deutlicher herauslesen zu können, wann der eine beim Schreiben federführend war und wann der andere, denn die Schreibstile sind doch sehr unterschiedlich und kommen nicht so recht zusammen. Ob ich wirklich den ganzen Beutel voller Kluftingers lesen werde, halte ich vor diesem Hintergrund für eher zweifelhaft… Es wird doch so viel neues und anderes geschrieben.

Immerhin gibt es einen Grund, sich zu freuen. Der eine Autor ist Deutschlehrer, der andere Leiter der Kulturredaktion einer Lokalzeitung. Sie können den Genitiv. Das ist doch schon was.

Tanzverbot

…aber freitags um drei die Kirchturmglocken läuten, dass das Viertel bebt und die ganze Nacht zum Samstag eine Totenglocke schwingen, dass an Schlaf bei geöffneten Fenstern nicht zu denken ist. Das ist kein Weißer und kein Brauner Lärm, das Gebimmel ist einfach nur Krach.

Wer für diese nächtliche Lärmbelästigung verantwortlich ist, soll die ganze Glocke samt Klöppel essen müssen und, nach einer Nacht voller Bauchgrimmen, auch wieder ausscheiden.

Klingt ungnädig? Ist es auch. So, wie ich halt bin, wenn man mich um meinen Schlaf bringt.

Ausgewogen

Wer den SEV (ja, schon wieder) benutzt, lernt dabei im Nebenher, dass die MVG es hält wie der Öffentlich Rechtliche Rundfunk, nämlich ausgewogen. Gerade und auch beim Thema Gendern. In der einen Hälfte der eingesetzten Busse nämlich werden die, die Busse verlassen, gemahnt, auf “Radfahrer” zu achten. In der anderen Hälfte sind es “Radfahrende”.