Aus dem Vokabelheft

Von wegen, ich verstehe Hunsrücker Platt. Heute im Meeting wurde über jemanden gesagt, dass er den gerade Sprechenden “aber echt mal muscheln” könne. Ich kenne das nur als Substantiv und am liebsten im Weißwein-Knoblauch-Sud. Der Hunsrücker hingegen. Der Hunsrücker. Hah!

Wurde mir armen Ausländerin dann wie folgt erklärt: “Wenn ich über jemanden sage: „Er kann mich muscheln“, dann weist das auf die Handlung hin, die Goethe im „Götz“ mit den Satz „(Schmeißt das Fenster zu.)“ enden läßt.”

Gelesen: Flix – „Faust – Der Tragödie erster Teil”

Alle Germanisten: gemach! Doch. Nicht nur Goethen, nein auch Flix hat eines seiner Werke dem Dauerzweifler Faust gewidmet. Gut, es ist ein Comic, Faust ist ein Berliner Taxifahrer und Famulus Wagner sitzt im Rollstuhl. Einen Pudel gibt es auch. Gott und der Teufel (“Ich bin dein Coach, nenn’ mich Meph”) wetten um Fausts Seele, ersterer mogelt, letzterer ist und bleibt die Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft. Eben. Sehr nah am Original.

Wäre ich 2010 in Deutschland gewesen und eher konservativer Gesinnung, hätte ich den Flix-Faust wohl seinerzeit als Fortsetzungsgeschichte in der FAZ gelesen, so muss ich halt ein paar Jahre später auf den nett besorgten Carlsen Graphic-Novel-Paperback-Band zurückgreifen, was ich einem und einer jeden sehr empfehle.

Genauso gut gealtert wie die Vorlage und um einige Quentchen witziger.

Lesen! Lesen! Lesen!