Mal Tourist sein

ist sehr sehr schön. Wir hatten die Kusine meines Chefs zu Besuch, und haben mit ihr einen Ausflug quer durch San Francisco, über die Golden Gate Bridge nach Sausalito gemacht. Inmitten aller anderen Touristen, die auch nur da sind, um in Kalifornien Spaß zu haben. Ein sehr schönes Fleckchen Erde ist das hier. Ab morgen gibt es (mit Tonis Hilfe) ein paar Bilder davon.

Die Welt in San Bruno

Kaum ist Wochenende, gibt es wieder viel zu erzählen.
So war ich gestern das erste Mal Samstagseinkäufe in San Bruno machen – über den schon mal erwähnten Trampelpfad und einmal über erstaunlich ungesicherte Gleise ist man schon mitten im Städtchen, auf der „Avenue“ – zu Fuß!
Beim mexikanischen Obst- und Gemüsetandler habe ich eine baseballgroße Mango erstanden, im arabischen Supermarkt meine heißgeliebten Feigen-Dattel-Walnuß-Kekse – verkauft von einem Herrn, der es hasst, Frauen bedienen zu müssen und daher den Blick voll Verachtung in die Ferne richtet – es war, wie im Nahen Osten Ferien machen. Vor allem, weil es in dem Laden wirklich alles gibt, was man braucht, von Safran bis hin zu Ülker-Salzstangen, halal-geschlachtetem Lamm und für den Notfall auch einen Gebetsteppich. Mit Kompaß.
Bisher hatte ich immer angenommen, es gebe hierzulande keine gute Wurst. Ich muss mich korrigieren: in San Bruno gibt es eine italienische Metzgerei (von einem reizenden älteren japanischen Ehepaar geführt), die ausgezeichnete italienische Salami, Coppa, Mortadella und wunderbaren Käse anbieten. Ich werde nicht vom Fleisch fallen. Noch dazu, wo ich hier noch ganz viele Restaurants ausprobieren muss: ich habe noch nie polynesisch oder burmesisch gegessen.
Wenn mir nach Flohmarkt ist, muss ich nur noch ein kleines Stück weitergehen, vorne am Camino Real ist der schon erwähnte Thrift Shop der Heilsarmee, eine wahre Fundgrube. Ich darf mich nur nicht verführen lassen, aus einem Gefühl des Mangels heraus zu viel zu kaufen – der Container ist schon im Hafen von Oakland angekommen und wartet darauf, vom Zoll freigegeben zu werden – vielleicht klappt das noch diese Woche. Dann habe ich nach meiner Rückkehr aus Deutschland ein paar Wochen lang mit Auspacken und Einräumen zu tun. Sollte der Zoll aber länger brauchen, dann wird Toni die Sachen in Empfang nehmen und der auf Hochglanz gewienerte Utilitiesroom erst mal Zwischenlager für seine und meine Kartons spielen.

Zwischenzeitlich habe ich das schöne Wetter genützt, um den Garten ein wenig in Ordnung zu bringen. Ich habe säckeweise fauliges Fallobst eingesammelt und wenn man im Moment die Mülltonne öffnet, riecht es wie in einer Destille. Aber, und das ist die positive Nachricht: ich habe einen Birnbaum, einen Apfelbaum, der so voll hängt, dass ich ein paar Tonnen apple-pie davon backen kann, einen – wahrscheinlich – Kirschbaum und noch ein paar Öbste, die ich nicht so recht zuordnen kann, insgesamt sind es zehn. Im Frühjahr wird das sicher spannend.
Das letzte häusliche Detail: unser häufigster Satz zur Zeit lautet: „brauchst du gerade das Netzwerkkabel?“ – wir müssen dringend einen Router kaufen, damit wir wireless und gleichzeitig online sein können.

Immer, wenn ich dieses Haus putze, denke ich an Stephen King

Ich habe mit einem Großputz angefangen, der schätzungsweise bis Weihnachten dauern wird. Mindestens.

Mein Häuschen ist nämlich per Beschluss des Sheriffs (den hab ich gefunden und der wird irgendwann eingerahmt) vor kurzem erst zwangsgeräumt worden und die Vormieter haben hier nichts gemacht, außer Dreck. Ich hatte mit den Wandschränken angefangen und es taucht sehr viel Weihnachtsschmuck auf, viele Haarnadeln und unbeschreibliches Bäh (- die Gummihandschuhe waren eine sinnige Investition). Im Utilitiesroom hinter der Garage, der der Lagerraum für die Containerkartons werden soll, ging es weiter. In jeder Wand gibt es Öffnungen, gerade mal handgroß – und jedes Mal, wenn ich in so ein Loch greife, bin ich sehr gespannt, ob die Hand wieder heil zurückkommt. Bis jetzt ist alles gutgegangen.

Bei meinem Feldzug für Reinheit stoße ich ständig auf Spinnennetze und manchmal auch auf die Weberinnen – wie alles in Amerika natürllich viel größer als zu Hause; zum Glück reagiere ich beim Anblick von Spinnen und anderem Getier nicht hysterisch, sonst wäre ich vor lauter spitzen Schreien sicher schon heiser. Darüberhinaus habe ich gestern einen mehrspurigen Ameisen-Highway mit viel Wasser zerstört. Die kleinen Biester haben sich gleich gerächt und sind in mein Bett umgezogen und ich darf von einer sehr lebhaften Nacht berichten.

Jetzt werde ich mich noch ein Stündchen den Küchenschränken widmen und dann machen wir endlich einen Ausflug. Das Wetter ist herrlich und die Golden Gate Bridge wartet.

Alle Footballspieler heißen “Baby”

und der Vorname scheint im allgemeinen ein orgiastisch in dunklen Vokalen langgezogenes “OOOOOOAAAAAAAAAAAAUUUUHHHH” zu sein. Das habe ich am Samstag gelernt, beim Besuch meines allerersten Footballspiels überhaupt, in Stanford.

Stanford Cardinals vs. San José Spartans.

Was ich gesehen habe, war eine große Famillienunterhaltungsshow zu erstaunlich vertretbaren Preisen (ein Ticket um die 10 Dollars). Man bringt Kinder und Großeltern mit, trifft Freunde, ratscht, brüllt

ißt unglaubliche Mengen Junk Food (Zuckerwatte in Regenbogenfarben, ellenlange süße Brotstäbe, säckeweise Popcorn, kübelweise Eis, Hot Dogs, die man sich an den dafür vorgesehen Stationen selbst mit frisch geriebenen Zwiebeln, grünem Relish, Senf, Ketchup und so fort aufmotzt, Soft Pretzels und und und), geht im Stadion spazieren, kauft im Stanford Shop ein und so nebenher spielen Horden von großen Kerlen Football. Das Publikum ist geneigt, auch das zur Kenntnis zu nehmen, ich hatte aber nicht den Eindruck, als sei das Spiel die Hauptsache.
Jede Mannschaft hat einen riesigen Troß dabei. Dazu gehört eine Big Band, Einpeitscher, die den Zuschauern die Slogans vorbrüllen, die Chear Leader, je ein Maskottchen (bei den Cardinals ein zweimannhoher güngefiederter Vogel, bei den Spartans ein Wesen in Inka-Maske, Römer-Irokesenhelm und gelb-blau-gestreiftem Röckchen, das sie in Sparta sofort in die Grube geschubbst hätten), Fahnenschwinger, Netzheraufundherunterzieher und alle anderen. Und schätzungsweise jeweils so an die fünfunddreißig Spieler.
Ein Spiel dauert 4×20 Minuten, in den Pausen gibt es Werbung und die Regeln sind nicht intuitiv. Ich werde sie nachlesen bzw. ein offenes Ohr haben, wenn jemand den Versuch unternehmen möchte, sie mir zu erklären.
Da ich die Regeln nicht verstanden hatte, hab ich mir Publikum angeguckt und mit Freude festgestellt: wenigstens zwei der Mitglieder von Grateful Dead leben noch und saßen in der Reihe vor mir. Der eine an die 150kg schwer, grauer Pferdeschwanz und langer Zauselbart ging vollkommen in der Show auf – von ihm habe ich auch das oben schon zitierte “Oh Baby” gelernt; der andere etwas leichter, dafür mehr und längere Haare war dabei, um sich vom Dicken das Spiel erklären zu lassen. Ich hatte Spaß!

Neu in der Gegend

Man sollte meinen, als Neu-Kalifornierin hätte ich jeden Tag neues aus dieser Stadt zu berichten, tolle Dinge gesehen, wäre mindestens schon im Nappa Valley und in der Oper gewesen –

– weit gefehlt.

Einen 40+-Stundenjob (der auch ständig neue Herausforderungen bringt, mit denen man so gar nicht rechnet: was zB kostet ein Brief in welcher Größe an Porto und wie geht der Briefkasten an der Straße auf…) und das Neu-Erfinden eines Alltags sind sehr zeitintensiv. Es bleiben mal gerade die Wochenenden oder kleine Feierabendhäppchen, so wie gestern, als Toni und ich “Die Straßen von San Francisco” nachgestellt haben. Unser Büro liegt südlich der Market Street in einem Viertel namens Potrero Hill. Sehr hügelig, teilweise richtig felsig (mit Steinschlagwarnschildern), aber wohl auch eine der erdbebensichersten Gegenden. Wir sind die steilsten Straßen bis ganz nach oben gefahren, und jedes Mal am Ende einer solchen Straße ist ein Stop-Schild. Da kippelt das Auto ganz schön… und ich werde das Gary Larson Bild nicht los, wo am Ende so einer Steigung das große Maul eines autoverschlingenden Monsters wartet. War aber nicht – hingegen hat die Skyline sich so recht ins Zeug geworfen und im Abendlicht mit gülden reflektierenden Scheiben geprotzt. Ein herrlicher Anblick, wir sind augenblicklich in den Touristen-Modus gewechselt, standen mitten auf der Straße und haben Photos gemacht.

Wie gesagt, im allgemeinen bin ich damit beschäftigt, den Alltag zu meistern. So war mir schon seit Tagen nach einem heißen Wannenbad. Das Häuschen verfügt sogar über eine Badewanne, die wie alles von der Cleaning Crew auf Hochglanz hätte gebracht werden sollen. Der Konjunktiv erklärt sich damit, dass die Damen eher zartgliedrige und nicht sehr hochgewachsene Latinas waren und sich offensichtlich weder gerne bückten noch streckten. Auch nicht, um die Badewanne zu schrubben, die es wirklich nötig gehabt hätte. Also habe ich zunächst die Ameisen verscheucht, die sich ein größeres Straßennetz im Bad, Wanne eingeschlossen, aufgebaut hatten. Dann – auf Knien – unter Einsatz größerer Mengen Scheuerpulver – gescheuert. Die Brause kennen wir alle aus “Psycho”, damit ist das Nachspülen auch nicht gerade einfach, aber ich habe es hinbekommen. Einen “der-geht-fürs-erste”-Badezimmerteppich hatte ich letztes Wochenende bei Ikea schon erstanden (bin gespannt, wie lange sich dieses Provisorium halten wird), fehlte also nur noch der Duschvorhang und – ganz wichtig – der Stöpsel.
Ersterer lief mir im Büro zu: unser Vormieter hat riesige Plastikfahnen mit seinem Firmenlogo hinterlassen, eine davon spielt jetzt bei mir Duschvorhang (bis der Container kommt). Letzteren fand ich letztendlich beim Einkaufen bei Target, einem Mega-Giga-Terra-Supermarkt in dem es wirklich alles gibt, von Lebensmitteln bis hin zu Möbeln, teilweise in einer sehr eigenwilligen Logik angeordnet. Da habe ich auch die erste Rolltreppe für Einkaufswägen gesehen. Target hatte dann auch gleich eine größere Auswahl an Stöpseln vorrätig und ich habe mit Glück und Augenmaß die richtige Größe gefunden und mich heute an meinem Bade delektieren können.
Mit einer echten Lightshow im übrigen, denn in der Garage lief die Waschmaschine. Ich glaube, ich hatte schon von ihr erzählt – die wäre das Grauen eines jeden Umzugshelfers. Riesig. Schwer. Und steinalt. Bestimmt Vorkriegsware. Ich habe immer die Vision, wie Doris Day (ich weiß schon, die war Nachkrieg) vor der neuen Maschine steht, Hütchen, Schühchen, Röckchen passend, mit sprayfixiertem Haar und 60-zahnigem Lächeln dem Gatten für die Anschaffung dankend.
Jedes Mal, wenn dieses Monstrum anfängt, Wäsche zu schleudern, wirds hier dunkler. Die Bedienknöpfe sind denkbar einfach; es gibt: Hot/Cold, Hot/Warm, Warm/Cold, Cold/Cold und man kann sich zwischen viel und wenig Wäsche und schnellem oder sehr schnellem Waschgang entscheiden. Ich beginne langsam zu genießen, wenn ich ein noch in München gewaschenes Kleidungsstück anziehe – es riecht nach Heimat.
Meine Nase ist eigentlich das einzige Organ an mir, das so ein bißchen Heimweh empfindet: noch riecht das Haus fremd, und manche Lebensmittel, obwohl sie vom selben Hersteller sind wie daheim, setzen neue Duftmarken.
Als ich vorhin die Wäsche aufhängte, stieg mir der fremde Duft besonders in die Nase. (Zum Glück hab ich im Container noch ein paar Pakete deutsches Waschmittel.) Die Wolken hingen tief, dazu fiel lauer Nieselregen. Ich will einfach hoffen, dass es Regen war, und nicht das eben anlandende Flugzeug irgendwelche warmen Flüssigkeiten abließ.
Jetzt wird es Bettzeit – wünsche wohl gelesen zu haben.

a house is not a home…

ohne Internet.

Der Herr von San Bruno Cable hat ein paar Leitungen außen ans Haus getackert, ein sehr herziges Modem sowie ein eigentlich dazu nicht gehöriges Netzteil angeliefert, Toni hat bei der Installation die Oberaufsicht sowie die finale Abnahmeinstanz gegeben – und endlich: ich kann wieder zu Hause bloggen und skypen und rausfinden, was in der Welt passiert. Und genieße es. Im Hintergrund laufen die Tagesthemen und wir lernen eben, dass die Amerikaner die Bankenkrise über Steuergelder finanzieren sollen – unser amerikanischer Kollege hat sich darüber nicht sehr begeistert gezeigt. Aber dem Dow Jones geht es schon wieder besser.

Es ist nicht wirklich neu, aber der hiesige Umgang mit Elektrizität ist für Europäer doch eher befremdlich. Kein Wunder, dass in amerikanischen Krimis der Heldin in brenzligen Situationen das Telefonkabel durchgeschnitten werden kann. Alles, was dieses Haus mit Energie versorgt, sei es Strom, Gas, Wasser kommt über Leitungen, die außen angebracht sind. Zum Glück ist keiner von meinen Nachbarn bei www.rottenneighbor.com auffällig geworden – man könnte einander sehr viel Böses tun.

CalTrain

Mangels Internet zu Hause, komme ich zur Zeit nicht so recht dazu, den flockblog zu pflegen. Das wird aber am Freitag ein Ende haben, denn dann kommen die Herren von San Bruno Cable und bringen frisches Internet ins Haus. San Bruno Cable ist sowieso eine Sache für sich: alle Welt kauft Kabel, Telefon, Internet bei den großen Providern, wie ComCast oder AT&T. Die wackeren San Brunoianer haben dafür eine eigene kommunale Gesellschaft und den großen einfach keine Lizenzen gegeben – und damit das Monopol. Ich fange erst mal klein an, mit nur Internet, weder Fernsehen noch Telefon. Ich habe auch nicht das Gefühl, dass ich beides im Moment dringend brauche (es gibt ja schließlich Skype).

In den letzten Tagen gab es – außer viel Arbeit in der Firma – eigentlich nur Shopping Orgien. Da meine Sachen noch nicht angekommen sind, wir aber schon richtig wohnen, muss das eine oder andere einfach da sein – auch um dem Ferienhausgefühl zu entkommen.

Heute haben wir uns auf das Abenteuer eingelassen, mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit zu fahren. Zunächst: es ist kein Abenteuer. Am Ende der Sackgasse, in der das Häuschen steht, ist ein Trampelpfad (direkt am “No-Trespassing”-Schilder bewehrten Stacheldrahtzaun der AirForce Academy vorbei) zur CalTrain Station. Die Fahrt in die Stadt ist “express”, d.h. außer der Endhaltestelle fährt der Zug keine weiteren mehr an und dauert nur 15 Minuten. Und dann kann man entweder flotten Schrittes ca. 25 min. zur Firma laufen, oder den 10er Bus finden, der direkt vor dem Design-Center hält, wo es a) guten Kaffee und b) auch sehr leckeres Mittagessen gibt und das Büro anderthalb Blocks entfernt liegt. Das heißt im Klartext: ich muss mit dem Autokauf nicht hetzen und immer spätestens um Mitternacht (da fährt der letzte Zug) die Stadt verlassen haben.

Seit Montag haben wir einen neuen Kollegen, einen Amerikaner, der hier aus der Ecke kommt und sich ab und an unserer annimmt. Ich habe ihn gleich mal bei der Dame, die für die Hausorganisation zuständig ist, als “native American” vorgestellt und bin voll in den ethnischen Fettnapf getrampelt. Er ist leider auch nicht bereit, sich meinetwegen Federn ins Haar zu stecken. Die richtige Formulierung, falls eine/r von euch mal in die Verlegenheit kommt, wäre gewesen: “He is American, a native Californian.” Wieder was gelernt.

Mehr dann.

keine Atempause

Vor lauter viel um die Ohren bin ich gestern Abend im Kino bei der Spätvorstellung von “The Dark Knight” glattweg eingeschlafen – aber jedes Mal, wenn ich aufgewacht bin, hat sich Heath Ledger mit immer sardonischerem Grinsen eine neue Gemeinheit einfallen lassen – also soweit ein schöner Film. Glaub ich.
What else?
Mein Kollege Toni und ich haben uns für eine temporäre Wohngemeinschaft im Häuschen entschieden. Da ich aber das Gästebett erst einmal a) heute kaufen mußte und b) dann – bis der Container kommt – für mich selbst brauche, haben wir heute kurz entschlossen bei Ikea 2 Betten gekauft und mit der tatkräftigen Hilfe Philipps (und seinem großen Van) ins Häuschen geschafft, inklusive all der anderen nützlichen Dinge, die man für einen Hausstand so für den Anfang braucht. Ich hatte morgens bereits im Thrift Shop der Heilsarmee das nötigste an Geschirr, eine Lampe und einen Gartenstuhl erstanden und noch davor das allernötigste an Putzmitteln und -lappen, eine Wäscheleine und Wäscheklammern. Denn zum Haus gehört ja auch eine Waschmaschine, die ihre allerbesten Zeiten in den frühen 50ern gesehen hat. Morgen wird gewaschen, bin gespannt, wie das funktionieren wird…
Unser erster Ausflug hat uns nach Süden geführt, nach Mountain View, wo es einen deutschen Lebensmittelladen gibt. Ditmer’s, eine richtige Metzgerei mit einem Feinkostregal: von Maggi über Nutella bis Dr. Oetker alles, was so richtig Heimweh macht. Toni ist bei Brandt-Zwieback und Langnese-Honig schwach geworden, ich habe in Hinblick darauf, dass ich ja bald nochmal nach Deutschland komme, widerstehen können. Der Chef dort ist (Zitat) “Amerikaner, aber mit deutschen Teilen gemacht; meine Mum ist aus Bielefeld” und verkauft nach eigenen Angaben an den Wochenenden tonnenweise Weißwürste und Leberkäse. Von letzterem hat er uns probieren lassen – wirklich gut!
Danach waren wir in Esther’s German Bakery und da haben sie mich gekriegt: mit echtem dunklem Brot und einer Laugenstange. Ich muss bald wieder das Brotbacken anfangen, der hiesige Pluff-Müll ist auf Dauer weder genießbar noch gesund.
Und abschließend haben wir bei Trader Joe’s, das ist das US-Aldi-Derivat, den Grundstock für Selber-Kochen eingekauft: Salz und Pfeffer, Essig und Öl und so. Und Spaghetti, die neben Haribo-Gummitieren bei Toni zu den Grundnahrungsmitteln zählen.
Zwischenzeitlich haben wir noch unsere paychecks auf der Bank eingezahlt – alles am Automaten, aber nachdem einem das Prinzip eines Dauerauftrags recht vertraut ist, kommt einem die Sache mit dem Papierscheck schon irgendwie seltsam vor.
Man hätte ja meinen können, damit wäre man für einen freien Tag hinreichend beschäftigt gewesen. Weit gefehlt: wir haben Unmengen von Dingen (neu gekauft oder importiert) ins Häuschen geschleppt, und dann wollten wir Abendessen kochen. Halt, da war was: Wir brauchen aber doch Stühle.
Kein Problem, wieder los zum Baumarkt. Eigentlich wollte ich nur ein einfaches Set an Gartenmöbeln haben, doch da der Sommer sich auch hier dem Ende zuneigt, waren nur noch ganz scheußliche Ladenhüter im Angebot. Hmmm. Das nun nicht. Also auf dem frisch shampoonierten Teppich picknicken? Hmmm. Auch nicht so recht.
Noch ein Versuch: auf zu Sears, irgendwas werden wir schon finden. Ha! Um 10 Minuten vor Ladenschluss (das habe ich in diesem Land zum ersten Mal ausgereizt) fanden sich 2 sehr aparte Klappstühle im Flaggenmuster, Stars und Stripes. Die mußte ich haben, und weil die Saison schon zu Ende ist und sowieso schon wieder Sale, gabs die dann als Set für 20 Dollars. Ich hab keine Ahnung, ob man mit der hiesigen Gesetzgebung kollidiert, wenn man Arsch und Fahne in einen so engen Zusammenhang bringt. Wers weiß, möge Bescheid geben.
Wieder im Häuschen, hat Toni Möbel zusammengeschraubt und ich habe gekocht und gespült und Flaggenstühle entfaltet. Krönender Abschluss des Abends war das gemeinsame Aufstellen von Ameisenfallen. Morgen ziehen wir also aus dem Hotel aus und ins Haus um – vielleicht reicht die Zeit noch für ein bißchen Kalifornien.

Noch ein Schnipselchen: Gefragt, ob sie denn um die Bedeutung des Schildes “Peds Crossing” wisse, antwortete eine Deutsche wie aus der Pistole geschossen: “Klar! Tiere auf der Fahrbahn!”