und mein besorgter Vermieter (ein offensichtlich echter Goldschatz) ruft an, um mir mitzuteilen, dass ich entweder einen emergency plumber anrufen (will er alles bezahlen) – oder, wenn ich es noch einen Tag ohne warmes Wasser aushalten kann, Bob machen lassen sollte. Es sei ihm daran gelegen, dass ich sein Land mag und hier gerne bin.
Auch eine Übung: nach 03:00am ins Bett und vor 07:00 Uhr früh in broken English über die Ersatzteile für einen water heater zu plaudern. Zufällig war mir weder der Terminus für “Sicherheitsventil” noch der für “oben an dem Ding ist so ein Ding, das sieht korrodiert aus” geläufig. Aber wir haben einander verstehen können. Und ich gehe jetzt wieder ins Bett.
Ich bin mal wieder um 4:00 Uhr früh aufgewacht, und habe bis Sonnenaufgang erfolglos versucht, doch noch Schlaf zu finden. Schließlich bin ich mit dem Licht aufgestanden, um weiter auszupacken. Das macht richtig Spaß, den Dingen, die alle einmal angestammte Plätze hatten, eine neue Heimat zuzuweisen. Und falls ich vom Problem der verschollenen Bettlaken schon einmal berichtet haben sollte: sie sind heute aufgetaucht. Aus einer Kiste mit der Aufschrift “Kitchenware – Wok”. Klar, wo sonst hätte man sie vermuten wollen. Also haben wir hurtig die Betten abgezogen, mit dem festen Vorsatz, heute Abend frisch geduscht in die neuen zu schlüpfen.
Weit gefehlt: kurz bevor wir losfahren wollten, mussten wir entdecken, dass die Garage mit kochend heißem Wasser geflutet war und offensichtlich der water heater nicht mehr so tut, wie er soll. Also haben wir erst mal gewischt und gefeudelt und Kartons ins Trockene geschafft
die "Bitte-nicht-noch-mehr-Wasser"-safety construction
und den Aufbruch erst gewagt, als es die Gasflamme aus war und kein Tropfen heißes Wasser mehr im ganzen Haus.
Ziel: Half Moon Bay. Da war ich vor fast 20 Jahren schon mal und konnte mich an herrliche Strände erinnern. Shirley hat uns eine ausgesprochen schöne Strecke durch Hügel und Wälder ausgesucht, bei blauem Himmel und Sonnenschein – und respektablen Windböen.
Kurz vor dem Ziel haben wir dann kurzerhand beschlossen, dass wir erst noch ein wenig wandern wollen und sind den Chrystal Lake Trail langgegangen.
Und so “hiked” der Amerikaner: Zunächst trifft man auf mehrere Tafeln mit Regeln und Ge- und Verboten. Das gesamte Gelände ist eingezäunt und die Tore werden bei Dämmerung geschlossen, Rauchen und Alkohol sind strikt untersagt und auf dem asphaltierten Weg hat man rechts vom gelben Streifen zu gehen. Falls man das unterwegs vergessen sollte, gibts immer mal wieder Schilder, die wieder darauf hinweisen.
nicht rauchen, nicht trinken, und wandern nur rechts.wenn man den Leuten nicht alles vorschreibt...Keep Right!
Es war dennoch ganz wunderschön, ein riesiger Stausee, schöne Wälder, alles schon ein wenig herbstlich verfärbt. Danach sind wir, wie vorgesehen, an den Pazifik gefahren. Auf der Serpentinenstrecke vom Berg hinab war ein ellenlanger Stau – wir sind nämlich kurz vor Halloween und im Tal liegen die Felder der Kürbis-Bauern. Was für ein Zirkus, mit Hüpfburgen und Pony-Reiten und kleinen Jahrmärkten rund rum – aber sooo schön leuchtend Orange, ich glaube, dem Durchschnittsholländer geht bei dem Anblick das Herz auf.
Pumpkin Shoppingwindzerzauste Zonnenblumenganz schön stachelig, die Stengelpumpkin pies in spe
Bei gefühlter Windstärke 10 (dem Erfinder der Fleecejacke sei hiermit großer Dank ausgesprochen, man kann sie nämlich auch gut doppelt übereinander tragen) haben wir unten am Pazifik einen herrlichen Sonnenuntergang erlebt.
die Kalifornier tragen T-Shirts, Europäer erkennt man am Fleecezuviel versprochen?
Im Anschluß an die Kür folgte das Pflichtprogramm: Ikea und Zeug kaufen. Das genieße ich sehr an USA, dass man abends um halb acht noch gemütlich zum Einkaufen gehen kann, das Personal präsent und hilfsbereit ist, keiner hetzt und man immer noch alle Zeit der Welt hat. (Ikea hat an 7 Tagen der Woche von 10:00am bis 09:00pm geöffnet.) Deswegen sind wir danach auch noch bei Whole Food’s einkaufen gegangen, einem Laden mit ausschließlich “organic” Lebensmitteln und haben die Zutaten für Tonis morgiges Wunschessen gekauft: Schweinebraten mit Semmelknödeln und Thüringer Rotkraut. Da haben sie allerdings doch um 22:00 Uhr darauf hingewiesen, dass sie demnächst mal schließen wollen. Was ich nun wieder nicht mag an Amerika ist, dass man nach dem Einkaufen um 22:00 Uhr nirgends mehr essen gehen kann. So spät noch ist das hier einfach nicht üblich. Schade, ist aber so. Zum Glück hatten wir Pizza im Tiefkühlfach.
Nun bin ich seit über 23 Stunden auf den Beinen und rechtschaffen müde.
Das Wasser für die abendliche Katzenwäsche ist gekocht, bevor ich nicht einen Reparaturmenschen im Hause hatte, wirds wohl auch nicht mehr Warmwasser geben, als man zum Zähneputzen und Waschlappen anfeuchten mal schnell im Kessel erhitzen kann. Ich muss ins Bett. Good night old Europe.
Es war eine recht harte Woche mit Jetlag und Erkältung und viel Arbeit sowohl im Büro wie zu Hause – aber hier wie dort ist Land in Sicht und die Verkühlung ist auch am Abklingen. Das Häuschen ist erfreulich schön beheizbar, so dass auch die heftigen Herbststürme der letzten Tage keine zusätzlichen Viren ins Haus blasen können. Bloß meine säuberlich in der Einfahrt gestapelten Leerkartons habe ich eben aus dem Vorgarten zusammengesammelt – aber wenn das alles ist…
Am Wochenende ist in San Francisco “Fleet Day” und die Fliegerstaffeln der “Blue Angels” haben heute Formationsflug geübt. Und zwar allesamt direkt über dem Büro, und teilweise so tief fliegend, dass man die Piloten erkennen konnte. Skype hat beim Telefonieren auch sofort messerscharf “störende Hintergrundgeräusche” vermeldet und mich nach einer Dreiviertelstunde Wartezeit und dem – endlich, endlich – ersten “Hello?” einer echten menschlichen Customer Service Dame aus der Warteschleife der Social Security Behörde geworfen. Hab ich eben mein Anliegen schriftlich formuliert, den Brief können die Herren Angels dann als Luftpost gleich dort abwerfen.
Der Höhepunkt des Tages war das Mittagessen. Meine frankoamerikanische Kollegin Alice (mit ihr ist der Frauenanteil im Unternehmen verdoppelt – wir sind jetzt schon zu zweit) und ich hatten einen Ladies’ Lunch verabredet und haben diesen in der California Culinary Academy (http://www.baychef.com) eingenommen. Es gab ein äußerst reichhaltiges French Buffet (fast nur Fisch in allen Zubereitungsvarianten, gebraten, gesotten, geräuchert, als Pastete, als Süppchen, als Sülze, am Stück, in Scheiben, in Würfeln, in Streifen, Mini-Hümmerchen, Riesen-Scampi) und danach waren wir dann auch satt. Wir wurden anschließend vom Personal gezwungen, einen Hauptgang zu wählen (wenn man einer Pariserin und einer Schwäbin sagt, sie müßten dasselbe bezahlen, ob sie nun einen Hauptgang nehmen oder nicht, dann gilt das als Zwangsmaßnahme). Wir haben uns gleich “Boxes” dazubringen lassen, die Hauptgänge eingepackt und sind nahtlos zum Dessert übergegangen, dessen Krönung ein gateau au chocolat war, der offensichtlich nur aus Schokolade und Butter bestand. Und Schokoladenstreuseln oben drauf.
Dafür, dass man sich dort nudeldicksatt isst, sein Abendessen nett verpackt in einem doggy bag mitbekommt und verzüglichen Service erfährt, verlangen sie inklusive Kaffee und Getränken 20 Dollar pro Nase. Das hat wirklich Spaß gemacht.
Für das Wochenende ist mal wieder ein Ausflug zu IKEA geplant. Als ob Ingvar Kampradnoch nicht schon reich genug wäre. Aber möbel- und accessoiremäßig ist das hierzulande wirklich die Option mit dem vernünftigsten Preis/Leistungsverhältnis.
Hatte nicht mal jemand für eine Weltzeit plädiert? In mir findet er eine Anhängerin. Es ist gerade mal 06:00 Uhr früh und ich habe mich durch meinen Papierstapel gearbeitet, jede Menge Schecks für jede Menge Dienstleister geschrieben, bin dabei, den 2. Karton des Tages zu verräumen und werde jetzt Frühstück machen und in die Arbeit fahren.
Doppelt versprochen: die nächsten 2 Monate kein Zeitzonenwechsel!
wie in den letzten Münchner Tagen. Carlos, Guillermo und Mike haben ausgeladen und ausgepackt, der Container ist gerade mit den letzten Kisten fürs Büro nach San Francisco abgereist und jetzt bin ich dran mit Kartons auspacken und einräumen – in Schränke, die vorerst, weil verschollen, keine Griffe haben. Ich bin ziemlich sicher, dass sie in der vorletzten Kiste auftauchen werden. Mein Bett steht wieder und wirkt sehr sehr sehr verführerisch, aber noch geht nichts. Vielleicht ein Päuschen im Garten, aber dann muss ich mich hier ins Chaos stürzen.
und ich wusele herum wie ein nachtaktives … (ich suche noch nach einem attraktiven Kleinsäuger für die Metapher). Demnächst werde ich die Küchenschränke mit Schrankpapier ausgelegt haben und den Boden bereitet für die zu stellenden Möbel, d.h. die gesamte Plastiktütenkollektion der letzten Wochen wurde soeben gnadenlos in eine Riesentüte geknüllt. Mein armer Biorhythmus ist schon wieder vollkommen durch den Wind – ich gelobe hiermit, die Zeitzone in den nächsten zwei Monaten nicht zu wechseln.
und nach einer Tour d’Allemagne wieder zu Hause in San Bruno. Heute, denn es ist schon lange nach Mitternacht, kommt der Container (toi toi toi) und morgen Nacht schlafe ich dann endlich wieder im eigenen Bett.
Kann auch nach den über 12 Stunden Flug und jetzt wacker wachgehalten nur noch an Schlafen denken.
Dank noch mal allen, die mich aufgenommen und gespeist haben: euer Gästezimmer wartet.
Liebe Freunde haben mir zum Abschied ein Navigationsgerät geschenkt, mit dem ausdrücklichen Wunsch, ich möge hier nicht verloren gehen.
Müßig zu erzählen, dass die Overnite-Kurier-Sendung meines neuen Navi insgesamt 15 Tage gedauert hat, weil es sich verfahren hatte, falsch geliefert und im Anschluß falsch wieder zurückgeschickt wurde und “lost on the way” war.
Ich freu mich riesig – VIELEN DANK! – das Gerät paßt jetzt schon zu mir, als wäre es immer meins gewesen. Ich bin relativ sicher, dass es auch Schwierigkeiten mit der Unterscheidung von Rechts und Links haben wird und irgendwann wird es mich bitten, links abzubiegen, ich werde mich rechts einordnen, rechts abbiegen und links-rechts wird gemeint gewesen sein…