hat heute einen Brief an “Sister Garcia” geschickt, die er unter meiner Adresse vermutet. Reverend P. sieht aus wie ein Gebrauchtwagenhändler, der auf Fernsehprediger umgeschult hat – das weiß ich, weil er ein Bild von sich mitgeschickt hat. Ich halte das nicht für spendenfördernd, er schon. Da sieht man mal wieder, wie sich doch Fremd- und Selbstbild oft unterscheiden.
Peter will Sister Garcia helfen. Dazu schreibt er ihr auf vielen eng bedruckten Seiten. Er weiß, dass die Mietzahlungen sie drücken, dass in der Familie manchmal Dinge im Argen liegen, dass sie möglicherweise nicht bei bester Gesundheit ist und sich auch noch Sorgen um den Arbeitsplatz machen muss, in Zeiten wie diesen. Kann er alles wegbeten, schreibt er. Aber Sister G. muss auch was dafür tun: zum einen ganz fest glauben, dass er den direkten Draht zu Gott hat und zum zweiten das goldene Beutelchen im Scheckformat mit einer großzügigen Spende befüllen und im vorbereiteten Rückumschlag zurücksenden (er würde das Porto auch zahlen, hat aber nix dagegegen, wenn Sister Garcia zu ihrer Gabe noch eine Briefmarke oben drauf legt, dann bleibe ihm mehr übrig. Für sein gottgefälliges Werk, sagt er).
Prophet P. hat gleich antizipiert, dass das Spendenbeutelchen an ihn zurückgeschickt wurde und einen weiteren Brief hinzugefügt, zu öffnen, drei Tage nachdem Sister Garcia das Goldtütchen geschickt habe. Darin ein weiteres Pamphlet des Inhalts, dass er schon richtig feste gebetet habe und Gott ihn wissen ließ, dass es Sister G. gar nicht gut gehe – aber auch, wie dieser Zustand zu ändern sei. Deswegen liege nun dieser Sendung ein “heilender Handschuh” bei (billigste Fernostplastikware, eklig anzufassen). Den möge sie auf schmerzende Stellen auflegen (nur auf eine und nur für eine Nacht) und mit Gebeten/Lobpreisungen und gerne nochmal ordentlich Geld befüllt zurücksenden. Er werde denn Handschuh gründlich bebeten und dann würden Schmerz und Not aus ihrem Leben verschwinden.
Des weiteren soll sie Namen nennen. Die von Familienmitgliedern. Und ihre genaue verwandtschaftliche Beziehung zu ihnen. Ich habe nicht zu Ende gelesen, ob er die dann auch heilt oder vom Erdboden verschwinden läßt oder in seinen Bettel-Kettenbrief-Verteiler aufnimmt.
Ich hoffe aber, bald wieder von ihm zu hören, er hat uns ein paar sehr heitere Minuten geschenkt.