Ich bin sehr unschlüssig, ob der russische Radioliedermacher neulich wirklich von Aunts und nicht doch von Ants gesungen hat. Ihrem aktuellen Aufkommen hier im Häuschen nach wären sie mindestens eines mehrstündigen Choralwerks würdig. Vor ein paar Wochen – im Wohnzimmer – bin ich sie erst unter Einsatz milderer Mittel mit dem Ziel der Vertreibung und schließlich doch mit Gift (“wo ist die blaue Flasche mit dem Tod?”) bis auf einige wenige Resistance-Ameisen losgeworden. Dachte ich.
Nunmehr stelle ich fest: die haben einfach auf die nächste Generation gewartet und dringen jetzt in die Küche ein. Sie kommen aus Steckdosen, aus den Wänden, Bodenritzen und definitv: aus dem Nichts. Wenn wo ein Krümel liegt oder nicht abgewaschenes Geschirr oder Obst (alles in Küchen nicht unüblich), formieren sie sich zu Kampfschwadronen und fallen drüber her. Die neuen Köder finden sie doof und gehen drum herum und für händisches Töten sind es zu viele. Und vom blauen Tod sterben nicht nur die Tierchen, sondern auch ich… (Es steht zwar auf der Dose, sie sei für Anwendung im Haus gedacht, aber um diesen Gestank zu ertragen, muss man in fünfter Generation aus einer Familie amerikanischer Pest-Controller stammen.)
Man weiß, dass ich gerne teile – sie können die ganzen Außenanlagen mit mir nutzen, Back- und Frontyard (die müssen für so ein winziges Insekt im Verhältnis doch mindestens die Größe Manhattans haben), und ich verspreche für Brösel und Obst zu sorgen und manchmal ein angetrunkenes Glas draußen stehen zu lassen. Aber drin stören sie mich. Außerdem dauert es mich jedes Mal wieder, wenn ich sehe, wie einer sich mit der Leiche eines Kameraden abschleppt.
Wenn es klein und schwarz ist, sich schnell bewegt oder gar auffliegt, dann ist es keine Ameise, sondern eine Art Fruchtfliege. Die heißen hier “black flies” und kommen als nächstes dran.