Nur das Nötigste

Also ich wollte ja nur g’schwind nach Kissenbezügen schauen. Erste Lektion: “nur g’schwind” gibt’s nicht, es ist schließlich “the season”. Aber wo ich schon mal da war…

Der Parkplatz war rappelvoll, der Rückstau lang, bis ich verstanden hatte, dass die alle auf einen “Fall-gleich-zur-Tür-rein”-Parkplatz anstanden, bei den “Geh-halt-ein-paar-Schritte”-Plätzen gab es noch Lücken. Flugs geparkt, paar Schritte gegangen, noch einmal tief durchgeatmet und hinein. Es muss eine Mottenplage gegeben haben. Ganz bestimmt. Die vielen vielen Leute hatten alle nichts anzuziehen und die guten Textilhändler bieten jetzt unglaubliche Schnäppchen, auf dass sie ihre Blößen wieder bedecken können. Jede/r hat an sich gerafft, was zu kriegen war, beschallt von Schlittenglöckchen und anderem Christmas-Gedudel. Durch die Konsumentenmassen zogen mit Klemmbrettern bewaffnete ernste Menschen. Es muss mir auf der Stirn geschrieben sein, dass ich Immobilien besitze, Mutter eines Frontkämpfers und unbedingt willens bin, eine Stiftung zur Erforschung einer Krankheit zu unterstützen, die der Befragende noch nicht einmal aussprechen konnte – die sind alle zielsicher auf mich zugestürmt.  Ich? Ich bin hier nur zu Besuch, hab einen Höllen-Tschörman-Äckzent und die Frage nicht verstanden.

KISSENBEZÜGE! Ich bin hier wegen zweier lumpiger Kissenbezüge, die in dem von mir gewünschten Muster (reinweiß, Baumwolle, mit Reißverschluß) letzte Woche nicht mehr vorrätig waren und am Samstag hätten geliefert werden sollen. Nichts wie weg, die alten halten auch noch ein paar Tage; ich habe mich, ehrlich gesagt, nicht mehr in die Bettenabteilung im Untergeschoß gewagt – wer weiß, wer da noch auf mich gelauert hätte. Auf dem Weg nach draußen wurde ich in eine Warteschlange gedrängelt und wäre beinahe zu einem Photo mit Santa gekommen, bedauerlicherweise standen dazwischen 20 Dollars und dass ich leider zu groß war: maßnehmende Elfen bestimmen nämlich, wer auf Santas Knie darf. Die messen allerdings nur die Länge und wiegen nicht – ich habe Mr. Claus sofort jede Menge stark übergewichtiger Liliputaner auf den Schoß gewünscht.

Im nächsten Laden wars dann noch wahnsinniger, aber als guter Berichterstatter muss man da durch. Ich habe also eine “so-günstig-wird’s-nie-wieder”-Strickjacke erkämpft (bin zum Glück größer als die Durchschnittsasiatin – und mexikanerin und komme auch an die vermeintlich unerreichbaren Stücke ran, die oben hängen) und ging zur Kasse. Genauer gesagt, zur Kassenschlange. Emsige Einweiser haben die Kaufwütigen sortiert, ganz vorne stand einer, der den jeweils nächsten Kunden zur jeweils nächsten verfügbaren Kassenkraft schubste. Die ganze Schlange wurde an Regalen mit niedrigpreisigem Kruscht aufgestellt, Räucherstäbchen, Kerzen, Glückwunschkarten, Gebimsel, Gebamsel, was für Katze und Hund (gestreifte Freßnäpfe in den Farben der Saison), und fast jeder hat während des Wartens noch eine Kleinigkeit gefunden. Schließlich kam mein Schubs, die Jacke war nochmal um die Hälfte billiger und  man glaube einer alten Strickerin: für den Preis hätte ich nicht einmal ein Knäuel von der Wolle bekommen. Die Verkäuferin gratulierte zum “great bargain” (sie war der Typ, dessen Stimme klingt, als würde sie dabei wie närrisch auf- und abhüpfen), nannte die Riesensumme, die ich gespart hatte, kassierte, verpackte, wünschte “Happy Holidays” und ein ganz “awsomes”  neues Jahr, schickte noch ein “God bless and have a wonderful night” nach und hatte nur zu Beginn des Sermons einmal Luft geholt. Wahrscheinlich Kiemenatmung.

Vielleicht könnte ich versuchen, die Kissen mit der Strickjacke zu beziehen?

Wettervorhersage: bewölkt

Wetter in echt: sonnig, mild, 18° und absolut imgartenfaulenzundliegestuhllesenstauglich. Dennoch danke für die Winterbilder aus Deutschland… Dann fühlt sich das hier gleich noch wärmer an.

Christmas Tree Lane

Davon gehört hatte ich schon: Fulton Street in Palo Alto, wo man sich beim Einzug verpflichtet, beim großen Weihnachtsdekorieren mitzumachen. Das gibt es wirklich, sehet und staunet: http://www.christmastreelane.org/gallery.html oder http://www.paloaltohistory.com/christmastreelane.html.

Ich habe mich dem Besichtigungsautokorso angeschlossen. Und vor den dekorierten Häusern, die White Christmas simulieren, die kurzbehosten  T-Shirt-Fußgänger bestaunt. That’s California.

Christmas Party

Ich hatte dieser Tage einer hiesigen Bekannten vom “Holiday Perfection Syndrom” erzählt und ihr meinen Blogpost übersetzt. Sie fühlte sich perfekt porträtiert und lud mich im Gegenzug zu ihrer Christmas Party ein.

Das Haus war leicht zu finden, in extenso weihnachtlich dekoriert, außen wie innen (HPS). Es war eine große Party. Ich habe an die mindestens zwanzig Rollenvorlagen für die “Desperate Housewives” gezählt, mit Push-up-Frisuren, größeren Mengen Make-up und Parfüm und Schmuck, im feinen Tuch. Die typische Vorstellung lief so ab “Hi, I’m Stacy, I am living with my husband and two sons in our home down here on Waverly.” Durch die Enigma getrieben ergibt sich folgender Klartext: “Hallo, ich bin Stacy, ich habe einen abgekriegt und behalten, wir haben uns reproduziert und ein eigenes Haus in einer sehr guten Wohngegend.”

Die Gastgeber haben wunderbar gastgegeben, Champagner, gute Weine, sehr gutes Essen. (Mein Lieblingsgimmick waren Eiswürfel mit Blinkelichtern – gibt Cocktails einen interessanten Effekt.) Ich bin trotzdem nicht lange geblieben.

No offense meant…

Mal angenommen, ich lebte in Deutschland und litte am Winter und den aktuellen Temperaturen (wie von meiner Mama heute am Telefon geschildert “nachts waren es -18,7°, später -14, weiß nicht mehr, dann immer noch zweistellig und schließlich, endlich, nachmittags dann “nur” noch -8″), und würde dann lesen, wie sich jemand den Tisch zum Kaffeetrinken mit Nachbar Sam doch ein bißchen weg aus der ganz prallen Sonne rückte und im Liegestuhl, im T-Shirt langsam gut geröstet, eine gesamte Titanic sowie einen halben Pratchett weggelesen hat –

mein Neid erstrahlte ja mindestens im dunkelgrünst möglichen Farbton des Pantone-Fächers.

Ich bin kein mißgünstiger Mensch und das Sonnenbrändle ist bestimmt morgen schon wieder abgeklungen. Ganz frei von Schadenfreude bin ich hingegen nicht.

Ätsch.

“Der Knochenmann” – eine verspätete Filmkritik

Ich weiß, war schon vor ewigen Zeiten in den deutschen Kinos, aber mich hat die DVD erst jüngst erreicht und ich habe sie heute mit großem Genuß gesehen. Es ist einfach großartig, wie der Stoff umgesetzt wurde und es kommt ja nicht oft vor, aber hier sind sich Verfilmung und Buch absolut ebenbürtig.

Vor Bierbichler und Hader kann man nur in die Knie gehen – Bierbichler ist der alte Löschenkohl. Hader ist Brenner. Murnberger ein kongenialer Regisseur und wer für diese Filme castet, versteht seinen Job. Jede Rolle sehr stark und authentisch besetzt.

Ist jetzt nicht direkt eine Kritik geworden, sondern eher eine Lobhudelei – ich bin aber auch gar zu begeistert. Sollte vielleicht auch nebenher erwähnen, dass ich Haas sehr verbunden bin, dass er noch einen Brenner nachgelegt hat (“Der Brenner und der liebe Gott”) – das habe ich auf dem Rückweg von New York in einem genußreichen Zug weggelesen.

Danke!

Ich lese, schaue und höre mich zur Zeit durch meine Geschenke und freue mich riesig dran!

Ihr seid die Besten!

Glaube versetzt Berge

– oder bringt einen wenigstens irgendwie näher an die super-sexy-Superfrau… (ich glaube ja, der hat ein bißchen zu viel Russ Meyer gesehen.)

vixen