2BEGOOD

stand heute auf der License Plate des Autos vor mir im Stau. Das ist doch mal ein Motto für den Tag!

Phase IV?

Ich habe es möglicherweise schon einmal erwähnt: zur Zeit regnet es. Viel. Während ich in New York war hat es hier auch geregnet. Auch viel.

Irgendeine Ameisenkönigin hat in meiner Abwesenheit offensichtlich den Befehl ausgegeben mein Bad einzunehmen. Und alle mobilisiert, ants3die irgendwie krabbeln können. Als ich heimkam, traute ich beinahe meinen Augen nicht: mehrspurige Ameisenhighways sowie eine Eliteeinheit mit dem Sonderauftrag, die Zahnpasta zu hijacken, im Kampfeinsatz.

Mein Bad gehört mir! Und meine Zahnhygiene-Utensilien erst recht! Ich bin mit ants12 amerikanischen und meinem letzten deutschen Köder in die Gegenoffensive gegangen. Es sind weniger geworden und ich habe vielen Toten die Ehre einer Seebestattung gegeben – ich fürchte nur, viele Überlebende sind in den Untergrund gegangen und es ist mit einer zweiten Welle zu rechnen. Das sind dann Partisanen. Ich rechne mit roten Stirnbändern…ants2

Wer immer als nächstes zu Besuch kommt, muss deutsche Ameisenfallen mitbringen – BITTE!!

It’s the Season

Ein ordentliches Tief aus dem Mittleren Westen sorgt bei uns für Dauerregen mit Grau in Grau und Nass und Nässer. Samstagfrüh um 9:00 Uhr: es klingelt Sturm – Lyn steht an der Tür und lädt ein, bei einem Täßchen Kaffee ihre Weihnachtsdekorationen anzugucken.

Es war überaus rührend: im Wohnzimmerfenster steht ein Fiberglasweihnachtsbäumchen (ca. 1 Fuß lang), das in verschiedensten Farben blinken kann. Und das beste kommt noch: nach Weihnachten kann man das Ding einfach zurück in seinen verhältnismäßig kleinen Karton stopfen und wieder auf das oberste Bord im Wandschrank packen – und nächste Weihnachten ist er dann wieder wie neu. Auf dem Vertiko prangt eine Art Bowlenschüssel voller Christbaumkugeln (es ist ein Fischglas, aber die Fische seien ihr immer eingegangen – hier jetzt die Kugeln, die halten, auch wenn man das Füttern mal vergißt, hihi; sie ist halt so ein Scherzbold), an allen Schank- und Schubladengriffen baumeln Engelein und Nußknacker und Zuckerstangen und Lebkuchenmänner. Im Schlafzimmer hat sie mir ihre Photogalerie vorgeführt: ihr ganzer Stolz ist ein Bild aus den Dreißigern im ovalen Eichenrahmen: Vater bei der Arbeit – auf einem Mustang, Vieh treibend. Lyn ist der erste Mensch, den ich kenne, dessen Vater Cowboy war. Dann gabs Kaffee und süßes Maisbrot (letzteres muss ich nicht noch mal haben) und ein nettes Plauderstündchen.

Der Regen hatte nicht nachgelassen, also habe ich ihr angeboten, dass ich ihre Einkäufe besorgen kann. Das wäre nun wirklich nicht nötig, aber mitfahren und sich selber umsehen, das täte sie gerne. Sie war “so excited”, ist auf dem Beifahrersitz rumgehibbelt wie ein kleines Mädchen und vor lauter Neugier, was ich denn einkaufe, ist sie mir beinahe in den Einkaufswagen gefallen. Ihre paar Kleinigkeiten habe ich in einer Klappbox verstaut und in ihre Küche getragen (als Pfadfinder wäre ich recht begabt).  Ich weiß jetzt auch, was sie von mir zu Weihnachten bekommt:  “a foldable box” – die fand sie toll!

Es regnet immer noch, der mean Midnightquaker ist wieder aufgetaucht und lärmt im Vorgarten rum – so  direkt gerne draußen ist man gerade nicht…

The Chelsea Hotel

das ist da, wo sich Leonhard Cohen als Kris Kristoffersen ausgibt, um zu einem Stelldichein mit Janis Joplin zu kommen, wo im 10. Stock der Autor von “Netherland” residiert (ob das wohl der unfreundliche Typ im Lift eben war?), wo der Mann mit dem flachen Elvis Costello Hütchen wahrscheinlich wirklich Elvis Costello ist, wo die tief gebeugte Dame mit dem plastiktütenüberladenen Rollator sich noch ganz schnell vor einem durch die Tür drängelt, die Musiker mit Instrumentenkästen in der Lobby gerade auf dem Weg zu oder von einem Gig sind, die Schlange für die Kellerbar an Wochenenden fast einmal um den Block reicht und bis zu fünf Schlangenorganisatoren den Arbeitsplatz sichert, wo der größte Teil der Hotelgäste „long-term residents“ sind, das 10-stöckige Treppenhaus eine einzige Galerie von Originalwerken ist, im Bad zwar die Fliesen nicht mehr so ganz firm an der Wand hängen und die Wasserhähne im Wechselrhythmus tropfen, dafür ein wundervoller offener Kamin (mit Sims für Kruscht) das Zimmer ziert, wo vor dem Fenster eine offene Galerie an allen Fensterfronten vorbeiführt, man aber dem schmiedeeisernen Geländer nicht vorbehaltlos trauen sollte.

Also das Hotel auf W 23rd Street zwischen 7. und 8. Avenue, in dem Bob Dylan Songs komponiert hat, Allan Ginsberg zu seinen Zirkeln empfing, die Gratfeful Dead wahrscheinlich mitverantwortlich für die quietschenden Sprungfedern in den Betten sind, neben vielen anderen zB Eugene O’Neil, Thomas Wolfe, Henry Miller, William S. Burroughs und Arthur C. Clarke wohnten, um zu schreiben (letzerer „2001: A Space Oddyssey“), Dylan Thomas sich vollends zu Tode gesoffen und Sid Vicious seine Freundin fast totgeschlagen hat.

Man kann aber auch einfach nur dort übernachten.

Für die Lage und dafür, dass es New York ist, stimmt das Preis-Leistungsverhältnis. Wir hatten sogar ein Kochnischelchen mit Kühlschrank, Herd, Wasserkessel, 2 Müslischüsseln und einer bunten Auswahl an Besteck, und haben unsere Zerealien morgens „zu Hause“ gefrühstückt. Der Putz mag bröckeln, der Charme nicht. Jeder läßt jeden zufrieden. Die Dauergäste stören sich nicht an den Touristen, die mit dem Papageienkäfig nehmen halt einfach den anderen Lift als der mit dem Katzenkörbchen und dem Personal sind sie alle wurscht, Hauptsache, sie benehmen sich halbwegs ordentlich. Wir waren da gerne.

http://www.hotelchelsea.com/

Letzter Tag

Mit der Original Schweizer Schwebebahn “the Tram” nach Roosevelt Island (http://en.wikipedia.org/wiki/Roosevelt_Island). (Kommt in jedem fünften Film vor, der in New York spielt.) Spaziergang am East River mit großartigem Blick auf die Skyline. Die ganze Guggenheim-Museum-Spirale voller Kandinski-Bilder auf- und ab besichtigt. Window-Shopping auf der 5th Avenue. Und auf einmal isses vorbei:  Noch einmal schlafen und dann gehts wieder heim nach Kalifornien.

Montag in New York

Nachgesehen am Chelsea Pier – Titanic ist  immer noch nicht angekommen – stop – Chelsea Market sehr hübsch mit tollen Cafés, wo “President Cupcakes” mit Obamas Antlitz drauf verkauft werden – stop – (nicht getraut, einen zu bestellen und den Präsidenten zu beißen) – stop – treiben lassen, nur kurze Zwischenpausen zum Shoppen (http://www.loehmanns.com/ und http://www.filenesbasement.com/) eingelegt – stop – Weihnachtsmarkt am Union Square ignoriert – stattdessen Chinatown – stop – für wenig Geld unglaublich viel zu essen bekommen – stop – und morgen ist schon unser letzter Tag – stopstopstop – wir werden verlängern müssen….

“with a Spoon ful of Sugar…”

Das Wetter hat sich nach dem gestrigen Ausrutscher wieder am Riemen gerissen; es war zwar kalt (zum Glück habe ich ein neues warmes Mütze-Schal-Handschuh-Ensemble), aber herrlich klar und sonnig. Auf nach The Cloisters (http://www.metmuseum.org/Works_Of_Art/the_cloisters): wir haben den A-Train via Chelsea, Upper West Side und Harlem nach Norden genommen. Es war Sonntag, also sind wir im Zug in den Genuß einer schönen ausführlichen Sonntagspredigt gekommen. Der höchst eloquente Evangelist hat sicher seinerzeit Samuel L. Jackson trainiert; ihm hatten es insbesondere Weiber (böse) und Schlangen angetan. Es war aber doch ganz erholsam, als er den Waggon wechselte, um nun anderen Heiden das Wort zu bringen…

Durch den “Fort Tyron Park” spazierten wir in der Sonne auf die große Museumsanlage zu – man kann es nennen, wie man will, ich finde ja, es ist Beutekunst, ganze Klöster und Kapellen mit reichem Inventar von Amerikanern in Europa fast wahllos zusammengerafft – zugegebenermaßen recht schön gelegen am Hudson wieder aufgebaut und ausgestellt. Aber trotzdem befremdlich, wenn man vor Gläsern steht, die “Krautstrunk” heißen und der von jeder Etymologie unbeleckte Ami einem dazu irgendeine hanebüchene Geschichte erfindet. Mich hat das lebhaft an meinen ersten Trip nach Hearst Castle erinnert, wo ich im Frage- und Antwortteil der Führung auf meine Anmerkung, dass ich es für unangemessen hielte, wenn ein mehrfacher Millionär sich Chorgestühle aus europäischen Klöstern zusammenkauft und dann für seinen Speisesaal passend zusägen läßt, mit der Ansage beschieden wurde, dass in Europa eh immer Krieg sei und es “down there” ohnehin zerstört worden wäre. Aha.

Weil es gar so herrliches Herbstwetter war, stiegen wir am Central Park auf der Höhe des Dakota Buildings (das ist das Haus, vor dem John Lennon erschossen wurde) aus, und bummelten über die “Strawberry Fields” in den Park. Jemand sang zur Gitarre “Imagine”, man möcht’s kaum glauben. Jürgen und ich hatten eine längere Diskussion darüber, ob Yoko Ono den dafür bezahlt, oder ob er deswegen so leise singt, damit sie ihn nicht hört (sie wohnt nach wie vor im Dakota Building) und er nichts an sie abgeben muss. Whatever. Es wurde noch ein ausgesprochen schöner Sonnenuntergang über Manhattan gegeben und danach nahmen wir den C-Train zum Times Square, um im New Amsterdam Theatre unsere Karten für Mary Poppins abzuholen. Die Zeit bis zur Vorstellung haben wir fürs Geburtstagsdinner genutzt, feinstes Angus Rind mit Käse und Pilzen überbacken sowie Idaho Kartoffeln und zum Nachtisch Applepie, besser als bei Muttern (stand auf dem Packerl) – in einem schottischen Edelrestaurant mit güldenem Doppelbogen.

Was die Mary Poppins Show betrifft: man müßte Walt Disney noch mindestens 5 mal dafür totschlagen. Gegeben wurde “Mary im Haus am Eaton Place”, tolle Kostüme, großartiges Bühnenbild (ein überdimensionales Puppenhaus), perfekte Sing- und Tanzeinladen und alles zuckerbonbonsüß. Ich konnte es ja noch ganz gut aushalten, ich liebe einfach Mary Poppins, aber Jürgen sollte mindestens das Purple Heart verliehen bekommen. Mindestens.

Schneeregen

Die spinnen ja. Schneeregen.

Haben wir sofort Gegenmaßnahmen ergriffen und sind mit dem 111er Bus vom 222er Terminal vom Port Authority Busbahnhof in Gesellschaft vieler Deutscher (darunter auffällig viele Schwaben) in die Jersey Garden Mall gefahren und haben warme und regenfeste Klamottenschnäppchen geshoppt. Als es dennoch nicht aufhörte, haben wir uns im MoMa den im Rahmen der Burton Ausstellung laufenden Film “Mad Monster Party” angesehen.

Es schneeregnet immer noch. Jetzt werden wir dagegen trinken.