Das Wetter hat sich nach dem gestrigen Ausrutscher wieder am Riemen gerissen; es war zwar kalt (zum Glück habe ich ein neues warmes Mütze-Schal-Handschuh-Ensemble), aber herrlich klar und sonnig. Auf nach The Cloisters (http://www.metmuseum.org/Works_Of_Art/the_cloisters): wir haben den A-Train via Chelsea, Upper West Side und Harlem nach Norden genommen. Es war Sonntag, also sind wir im Zug in den Genuß einer schönen ausführlichen Sonntagspredigt gekommen. Der höchst eloquente Evangelist hat sicher seinerzeit Samuel L. Jackson trainiert; ihm hatten es insbesondere Weiber (böse) und Schlangen angetan. Es war aber doch ganz erholsam, als er den Waggon wechselte, um nun anderen Heiden das Wort zu bringen…
Durch den “Fort Tyron Park” spazierten wir in der Sonne auf die große Museumsanlage zu – man kann es nennen, wie man will, ich finde ja, es ist Beutekunst, ganze Klöster und Kapellen mit reichem Inventar von Amerikanern in Europa fast wahllos zusammengerafft – zugegebenermaßen recht schön gelegen am Hudson wieder aufgebaut und ausgestellt. Aber trotzdem befremdlich, wenn man vor Gläsern steht, die “Krautstrunk” heißen und der von jeder Etymologie unbeleckte Ami einem dazu irgendeine hanebüchene Geschichte erfindet. Mich hat das lebhaft an meinen ersten Trip nach Hearst Castle erinnert, wo ich im Frage- und Antwortteil der Führung auf meine Anmerkung, dass ich es für unangemessen hielte, wenn ein mehrfacher Millionär sich Chorgestühle aus europäischen Klöstern zusammenkauft und dann für seinen Speisesaal passend zusägen läßt, mit der Ansage beschieden wurde, dass in Europa eh immer Krieg sei und es “down there” ohnehin zerstört worden wäre. Aha.
Weil es gar so herrliches Herbstwetter war, stiegen wir am Central Park auf der Höhe des Dakota Buildings (das ist das Haus, vor dem John Lennon erschossen wurde) aus, und bummelten über die “Strawberry Fields” in den Park. Jemand sang zur Gitarre “Imagine”, man möcht’s kaum glauben. Jürgen und ich hatten eine längere Diskussion darüber, ob Yoko Ono den dafür bezahlt, oder ob er deswegen so leise singt, damit sie ihn nicht hört (sie wohnt nach wie vor im Dakota Building) und er nichts an sie abgeben muss. Whatever. Es wurde noch ein ausgesprochen schöner Sonnenuntergang über Manhattan gegeben und danach nahmen wir den C-Train zum Times Square, um im New Amsterdam Theatre unsere Karten für Mary Poppins abzuholen. Die Zeit bis zur Vorstellung haben wir fürs Geburtstagsdinner genutzt, feinstes Angus Rind mit Käse und Pilzen überbacken sowie Idaho Kartoffeln und zum Nachtisch Applepie, besser als bei Muttern (stand auf dem Packerl) – in einem schottischen Edelrestaurant mit güldenem Doppelbogen.
Was die Mary Poppins Show betrifft: man müßte Walt Disney noch mindestens 5 mal dafür totschlagen. Gegeben wurde “Mary im Haus am Eaton Place”, tolle Kostüme, großartiges Bühnenbild (ein überdimensionales Puppenhaus), perfekte Sing- und Tanzeinladen und alles zuckerbonbonsüß. Ich konnte es ja noch ganz gut aushalten, ich liebe einfach Mary Poppins, aber Jürgen sollte mindestens das Purple Heart verliehen bekommen. Mindestens.