Der liebe Gott,

das wissen wir seit dem Watzmann, hört alles, sieht alles und riecht alles. Weiß irgendwer, wie er schmeckt? Keiner? Das dachte ich mir schon.

Macht nix, einfach beim Bible Camp anmelden und ausprobieren. Zum Nachtisch gibts “Cool Bible Songs”. (Irgendwann mache ich sowas mal mit, vorzugsweise, wenn ich das 2-Nachmittage-Training “Theorie und Praxis beim Einsatz von Schusswaffen” bei der NRA http://home.nra.org/#/home erfolgreich absolviert habe.)

Leo rennt

und versteht die Welt nicht mehr – und zwar ununterbrochen. Ob nun durch halb Afrika, auf der Jagd nach dem Rosa Diamanten (http://www.imdb.com/title/tt0450259/), anderer Menschen Hirne und TrĂ€ume (http://www.imdb.com/title/tt1375666/) oder eine Insel-Heilanstalt fĂŒr Mentalleiden (ich habe die ganze Zeit auf den Indianer von “Einer flog ĂŒber’s Kuckucksnest” gewartet). (http://www.imdb.com/title/tt1130884/). Immer unter extremen Bedingungen (BĂŒrgerkrieg, Feuer & Eis, Hurrikan), und immer mit mindestens einem Sidekick, dem er dann zuruft “Run!” – als ob der in der jeweiligen Situation gerade erwöge, sich auf ein TĂ€ĂŸchen Tee niederzulassen. Kommt Leo mal zum Stillstand, setzt ihm die jeweilige Frau seines Lebens zu.

Es mag unschwer herauszulesen sein, dass ich an den letzten drei Abenden “Blood Diamond” (schon etwas Ă€lter und bis auf zwei, drei Herzschmerzszenen ein großartiger Actionfilm) angesehen habe, “Inception” (sauspannend und lange nicht so verwirrend, wie in den Kritiken zu lesen war. Dass ich kurz eingeschlafen bin, liegt nicht am Film, sondern am San-Bruno-Kino-Nolan-Fluch, das war bei “Dark Knight”, den ich sehr mag, genau so) und “Shutter Island” (der Titel ist ein Anagram: “Truths/Denials or Truths and Lies” und der Plot behandelt Geisteskrankheit und “Heilungs”-ansĂ€tze, von Lobotomie bis hin zu freud’scher Psychologie (wunderbar: Ben Kingsley als Psychiater), ebenfalls sehr spannend und verstörend. Oder, wie’s die hiesige Filmkontrollanstalt auszudrĂŒcken beliebt: “Rated R for disturbing violent content, language and some nudity.”

Leonardo di Caprio hat sich schon in “Gangs of New York” in meine Anerkennung gespielt, inzwischen habe ich ihm “Titanic” wirklich verziehen.

Strickliesel

Lehrt man eigentlich Kinder im Handarbeitsunterricht noch HĂ€klen? Wenn ja, ĂŒberfluten sie Freunde und Verwandte immer noch mit Unmengen von baumwollenen Topflappen in Kontrastfarben? Wenn immer noch ja, will jemand welche aus seinen ĂŒberreichen VorrĂ€ten abgeben? Und wenn immer immer noch ja, dann bitte ich um ein Care-Paket. Habe nĂ€mlich mein letztes Paar sehr erfolgreich an der offenen Gasflamme angesengt und seit sie gewaschen sind, bröselt’s aus den Lappen bedenklich.

Master of Desaster

Da freut man sich nun schon die ganze Woche wieder auf eine Lektion des Meisters, hetzt sich und andere (sorry for that, Toni) in den Freitagsfeierabend, steht fluchend im Stau und schafft’s gerade mal ganz kurz nach knapp zu Victors Musikschule, um von einem bedauernd lĂ€chelnden Victor empfangen zu werden, der gerade schon “the other student” wieder weggeschickt habe, weil Anthony, ausgewiesener Hasser von GerĂ€ten, die einem diktieren, wie man seine Zeit verbringen soll, es mal wieder verbaselt hat, dass er heute Abend noch “in the woods” bei einem Musik-Camp das Abschlußkonzert betreut. Victor tröstend: “In August, everything will be back to normal.”

Was genau versteht wohl unser (Selbstbeschreibung) “Jerry Lewis of the Shamans” unter “normal”? Wenn alles normal lĂ€uft, werde ich ihn nĂ€chste Woche fragen…

Soup to nuts

Aus dem Zusammenhang gerissen, hatte ich dieses Idiom ganz anders verstanden. Aber so ist auch hĂŒbsch:

“Soup to nuts” is an American English idiom conveying the meaning of “from beginning to end”. It is derived from the description of a full course dinner, in which courses progress from soup to a dessert of nuts. It is comparable to expressions in other languages, such as the Latin phrase ab ovo usque ad mala (“from the egg to the apples”), describing the typical Roman meal.

“A WORLD OF POSSIBILITIES”

versprechen die Marketinghelden von Delta Airlines auf ihrer Website vollmundig. Was sie allerdings verschweigen ist, dass sie damit meinen, Lenas Flug nach Detroit statt um 22:45 Uhr möglicherweise eventuell vielleicht so gegen eins oder vielleicht gegen zwei Uhr frĂŒh oder irgendwie irgendwann  starten zu lassen und leider keinen Anschlussflug nach Des Moines versprechen können. Vielleicht irgendwann, aber sicher nicht montags, wie geplant.

Wir waren schon ein wenig mißtrauisch gewesen, weil es partout nicht möglich war, fĂŒr den “connecting flight” online eine Sitzplatzreservierung zu machen. Am Check-In-Automaten in SFO gab es statt einer Bordkarte die lapidare Nachricht, man möge doch einen Agenten sehen… Also haben wir uns die nĂ€chste Frau in Delta-Uniform gegriffen. Irrwitzig hilfsbereit hat sie uns zu einem Schalter begleitet, dort finde man die “Special Agents” fĂŒr die ProblemflĂŒge, und entschwand. Eine lange Schlange vor uns, die nur sehr sehr zögerlich vorankam, weil a) die Businessclass dort auch eincheckte und b) die Passagiere, deren FlĂŒge halbwegs planmĂ€ĂŸg abheben sollten, bevorzugt behandelt wurden. Wir haben die Zeit genutzt, unter den vier möglichen unsere Wunschagentin auszuwĂ€hlen (weil sie als einzige einen halbwegs intelligenten Eindruck machte).

In einer Welt voller Möglichkeiten kann man aber auch deren Nachbaragenten, einen dauergrinsenden kopfwackelnden Asiaten erwischen, der alle Schuld auf “da wedda in Detrat” schiebt und ansonsten nur wissen will, ob das Kind denn nicht noch eine Nacht bei der Verwandschaft, den Freunden, den Eltern verbringen könnte, ganz offensichtlich hoffend, dass eine der Optionen auf uns zutrifft und sehr irritiert, dass wir ihm bei keiner zustimmen. Wir haben uns den Mund fusselig geredet, er ist von “Detrat” und den miesen Aussichten, in den nĂ€chsten Tagen dort wegzukommen, nicht abgewichen. Erst als Lena ihn explizit aufforderte, doch auch mal zu prĂŒfen, ob sie denn nicht vielleicht in Minneapolis oder Chicago umsteigen könne, entwickelte er, tief seufzend (und dabei dauergrinsend, das ist mal eine Kombination), Initiative, seinen Job zu machen. GemĂŒtlich auf der Tastatur herumklopfend, die Augen eng zusammengekniffen, dann sich aus seinem Stuhl quĂ€lend zu einer Konsultation mit seinem Supervisor, mal fĂŒr ein Weilchen weg, dann kam das Grinsen und kurz danach der Mann wieder (wer sich hier an “Alice im Wunderland” erinnert fĂŒhlt, hat nicht unrecht). “Jahahaha, dat works.” Wir durften Zeugen des wunderbaren Entstehens einer Umbuchung werden. Ich war inzwischen willens, Löcher in den Schalter zu beißen und habe diese Energie genutzt, ihm zumindest eine kleine EntschĂ€digung aus den Rippen zu leiern. Er hat sich aufgefĂŒhrt, als wĂŒrde sie ihm vom eh schon kargen Gehalt abgezogen, mit dem er mindestens zehn unmĂŒndige Kindlein ernĂ€hren muss (und die Frau ist bestimmt blind oder hat sonst ein Gebrechen). Geschafft! Wir alle. Und die Umbuchung. Lena mitsamt GepĂ€ck wieder nach Hause gebracht und mit Teil 2 angefangen: alle informiert, die dank Delta nun auch ganz neue Möglichkeiten kennenlernen, die Gastfamilie, den Shuttle-Service, die Eltern in Kranzberg.

Heute frĂŒh ist unsere kleine Karawane mit Koffer und Kissen wieder zum Flughafen gefahren, und eben habe ich gehört, dass das Kind nun safe und sound in ihrem Bett in Aimes liegt. (Dort wird “da wedda” erst am Mittwoch erwartet.)

United macht Gitarren kaputt, Delta lĂ€ĂŸt nur Mitarbeiter mit dem ausgewiesen niedrigsten IQ im Krisenmanagement arbeiten – es ist wirklich kein Wunder, dass wir alle auf unseren HeimflĂŒgen inzwischen sehr genau darauf achten, US-Fluggesellschaften wenn irgend möglich zu vermeiden.

http://www.youtube.com/watch?v=UC6acGUnqXM

Re-Priorisierung

Wir hatten heute ein sehr umfangreiches Programm auf dem Plan: Flohmarkt in San Bruno, Kunst in der City, WĂ€sche waschen, MĂŒsli kaufen (dringend!), ganz zu schweigen von der fakultativen Abendgestaltung.

Und was haben wir nicht alles getan: gleich morgens ungefrĂŒhstĂŒckt die Zeugen Jehovas abgewimmelt, uns von Lyn mit Roter Beete und Salat versorgen lassen, den total eingestaubten Sam (bricht gerade bei sich daheim WĂ€nde durch und renoviert die KĂŒche) davon abgehalten, Rasen zu mĂ€hen, WĂ€sche gewaschen, WĂ€sche aufgehĂ€ngt, MĂŒsli gegessen. Pause gemacht. Lena hat sich mit “A Thousand Splendid Suns” von Khaled Hosseini zurĂŒckgezogen, ich mit dem Time Magazine. Gegen 2pm haben wir uns mal kurz auf einen Bagel getroffen und gegen 4pm (da waren Buch und Zeitung ausgelesen und wir hĂ€tten aufbrechen können) leidlich bedauernd zur Kenntnis genommen, dass Kunst und Flohmarkt jetzt vorbei sind. Unser Freund HĂ€ndler Josef ist da ganz anders und viel lĂ€nger da, der verkauft bis abends um 9pm MĂŒsli. Das haben wir durch einen Einkauf honoriert.

Flohmarkt ist eh nÀchstes Jahr wieder, und irgendeine andere Kunst wird sich schon finden lassen.