Politically correct (pc)

Wer unter einem psychischen oder physischen Gebrechen leidet, ist im hiesigen pc-Sprech nicht etwa “handicapped” (es sei denn, er wäre ein Parkplatz, da darf man noch “handicapped parking” sagen), sondern “-challenged”. “Blind” oder “blöd” geht gar nicht. Hingegen sind die folgenden Absurditäten üblich:

– visually-challenged = blind

– height-challenged = short, close to the ground, little,  small, puny, pint-sized

– gravitationally-challenged = fat

– economically-challenged = poor

– aesthetically-challenged = ugly

– biologically-challenged = dead (das mag ich sehr gerne)

Warum, wer schwer hört, “hearing impaired”, wer gar nicht hört, immer noch “deaf” und nicht etwa “acoustically-challenged” ist – man muss es nicht verstehen wollen. Manchmal treibt diese Nichtdiskriminierung schon sehr wilde Blüten. “Acoustically dead” hingegen beschreibt einen schalltoten Raum. Das darf auch so bleiben. Noch. Bis der erste Raum vor Gericht zieht, und hinfort auch irgendwie “-challenged” genannt werden will.

Variatio delectat

Überraschung! Heute hing ein halbes Dutzend Multigrain-Bagel an der Tür. Daraus folgere ich: Nachbarin Lyn kennt entweder ihren Cicero oder sie liest den Flockblog.

Und ich habe die kommende Woche käsebagelfrei.

Bestanden

Weiß gar nicht mehr, wann wir zum ersten Mal den festen Vorsatz hatten, demnächst den kalifornischen Führerschein zu machen. Muß so ca. ein Jahr her sein, manche Projekte haben scheint’s eine längere Reifeperiode. Nun aber: we’re half way there, will heißen Toni und ich haben heute morgen den “written test” bestanden.

Und so geht’s: trotz Termins vor der DMV in der Schlange gestanden (Termin haben bedeutet nur, dass nach Öffnung der DMV-Außenstelle jemand an der Schlange langgeht und die Terminhaber auffordert, sich in der Schlange vor dem “With Appointment”-Schalter anzustellen. Die anderen müssen zum “No Appointment”-Schalter. Die “Line” dort ist unwesentlich länger.), unser Anliegen vorgetragen, Pass und deutschen Führerschein vorgelegt, eine Wartenummer sowie einen Bogen zum Ausfüllen bekommen. Aufgerufen und bei einer netten Dame wieder Pass und deutschen Führerschein vorgezeigt, in ihrem Beisein das Formular unterschrieben (sonst könnt’ ja jeder unterschrieben haben, und dann hätte möglicherweise ein Typ wie Osama bin Laden auf einmal Anspruch auf einen kalifornischen Führerschein). Mit ihr gemeinsam Zentimeter und Kilogramm in das hiesige Meßsystem konvertiert (ergibt bei mir eine Größe von 5 Füßen und 4 1/2 Inches), $31 bezahlt, einen Sehtest absolviert (“Welche Reihe sollte ich noch mal vortragen?” “A2.” Kurz mit beiden Augen hingesehen, die 5 Zahlen memoriert und dann, das gute Auge abgedeckt, “vorgelesen”.) Resultat: Eine Sehschärfe wie ein Adler. Nu.

Dann waren wir soweit; also Quittung und Formular zum nächsten Schalter mitnehmen. Anstehen. Pass und Führerschein vorlegen (hätte mich ja auf den acht Metern zum Beispiel einer Geschlechtsumwandlung unterziehen können), unterschreiben, Daumenabdruck und Photo machen. Dafür gibt’s den Prüfungsbogen. 36 Multiple Choice Fragen beantworten, am nächsten Schalter anstehen, der Dame beim Auswerten zusehen (Schablone auflegen, rote Ringele bei falschen Antworten malen). “Wie bitte?” Wenn sie den Kaugummi aus dem Mund genommen hätte, hätte ich schon beim ersten Mal verstanden, was sie genuschelt hat. “You passed.” Vorläufigen Führerschein in die Hand gedrückt bekommen, jetzt müsse ich nur noch einen Termin für den “Behind the Wheel” Test vereinbaren. Einfach bei der Nummer hier anrufen. “Ach, wo ich schon mal hier bin, können wir beide nicht gleich einen Termin ausmachen?” Wildes Hacken auf der Tastatur. “Sorry Ma’am. I do not have appointments available in my computer.”

Macht nichts, ruf ich halt an. Erster Anrufversuch nach 30 Minuten in der Warteschleife bei ganz gräßlicher Musik gescheitert. Jetzt verstehe ich, warum die vorläufige License ein Jahr gültig ist….

Neu im Kino: “The other guys”

Ganz herrlich, Samuel L. Jackson und Dwayne “The Rock” Johnson als megatoughe Haudruffhelden, die eine halbe Stadt und einen ganzen Fuhrpark abfackeln, um ein paar Kleinkriminelle zu verhaften. Im Revier am Schreibtisch, “the other guys”, die Sesselfurzer und Papiertiger, Will Ferrel und Mark Wahlberg (letzterer strafversetzt), die ein einziges Mal auch Helden sein wollen. Ferrels Figur ist ein Polizeibuchhalter (wegen der doppelten Sicherheit, Staatsdienst und Zahlen), Wahlbergs ein kleiner Mann, der einen saudummen Fehler gemacht und jetzt bitter dafür bezahlt. Ein ungleiches Paar (in allem, Körpergröße, Lebenseinstellung, Kommunikationsfähigkeit) wie aus dem Comedy-Bilderbuch – und die Rechnung geht wunderbar auf. Alles schön vorhersehbar, trotzdem habe ich schon lang nicht mehr so viel gelacht. Wahlberg kann nicht wirklich spielen und wenn er sein Hemd nicht ausziehen darf, ist er ein bißchen farblos. Ferrel ist aber so gut, dass man das kaum merkt. Mein Favorit ist Michael Keaton, als “Der Revierleiter mit dem Sprachfehler”. Ganz feines Popcorn-Action-Lustig-Kino, wieder mal “Rated PG-13 for crude and sexual content, language, violence and some drug material”. Für mich ist das ja inzwischen eher eine Empfehlung.

http://www.youtube.com/watch?v=ZNJsbXPKUsk&feature=related

“Y – The Last Man”

Sieben Bände fehlten mir noch bis zur mit Hochspannung erwarteten Auflösung. Und was tut Amazon? Liefert pünktlich am Freitag die Bände 4,6,7,8,9 und 10.

What am I supposed to do now?

Dear Steve Jobs,

es mag Ihnen bekannt (und gleichgültig) sein, dass ich mich mehrfach über Produkte Ihres Hauses negativ geäußert habe. Ich möchte dies ganz explizit für das derzeit in meinem Besitz befindliche MacBook zurücknehmen (nicht für dessen Touchpad – Sie und ich scheinen an viele Dinge mit äußerst unterschiedlicher Intuition heranzugehen. Zurück zum MacBook im Alu-Gehäuse). Will man den Schreibfluss beim Bloggen nicht unterbrechen müssen, um sich die allabendliche Krampflösewärmeflasche zu bereiten, dann muss man das mit diesem Computer nicht tun. Das MacBook bedeckt die Schenkel mehr als hinreichend und wird nach kurzer Zeit so heiß, dass es einen angemessenen Wärmflaschenersatz darstellt. Mehr als angemessen wenn man es recht bedenkt, denn auf der Wärmeflasche kann man nicht tippen.

Thank you very much, Mr. Jobs. “Redesigned. Reengineered, Re-everythinged.”

Is that what friends are for?

Eddie Bauer ist Textilgroßhändler und mein Freund. Die Freundschaft bestand bisher im wesentlichen darin, dass ich bei Einkäufen meine Kundenkarte vorlege und Eddie, wenn er findet, dass ich das schon zu lange nicht mehr getan habe, mir einen Einkaufsgutschein schickt. Nach zwei Jahren in den Staaten mit regelmäßigen Ausflügen in die Outlet Mall nach Gilroy hat Eddie mich upgegradet: ich bin jetzt ein “Gold Friend”. Klingt eigentlich alles ganz nett.

Ich fürchte aber, Eddie hat mich angefixt. Oder unterschwellige Einkaufsbotschaften in die Klamotten genäht. Da schiebt nämlich heute im Heilsarmeeladen die Auffüllerin einen Kleiderständer an mir vorbeit und ich ziehe ihr spontan ein richtig hübsches T-Shirt vom Bügel. Und wer hat’s produziert?

Eddie, Eddie, das hätte ich nie von dir gedacht. Bin ich jetzt dein Fashion Victim? Ich?

Don’t mess with Texas!

Texas hat Imageprobleme. Deswegen geht Texas auf Tour, um Freunde zu gewinnen und den Tourismus anzukurbeln. Letzte Woche wurde die Show in San Francisco gezeigt: http://www.texasontour.com/. Das möcht’ ein Spaß gewesen sein… Aber irgendwie hat mir virtuelle Tour dann doch vollkommen gereicht.

Size does matter

Bevor ein kleines amerikanisches Girl auch nur laufen kann, weiß sie schon, dass Diamanten ihre besten Freunde sind und die Größe des Steins des Verlobungsrings der einzig wahre Maßstab für die Intensität der Gefühle, die ihr der zukünftige Gatte entgegenbringt. Ich hätte ja gedacht, diese Klischee sei längst überholt, aber eine hiesige Bekannte hat mir dieser Tage bestätigt, dass die Minimum-Erwartung an den zukünftigen Fiancee nach wie vor die Investition zweier Monatsgehälter für den “ring with a bling”  sind. (Und mit ihren Ringen (Verlobungs- und Ehering) geprotzt, die sie stets trägt und die beide weit über der Mindestanforderung lagen. Weil er sie eben so sehr liebt.) Folgerichtig läuft aktuell zig mal am Tag diese Radiowerbung: “Your heart will tell you that he loves you. The size of diamond on your finger does tell you, how much.” Wie stets sonor eingesprochen von Tom Shane, unserem “Friend in the diamond business” (http://www.youtube.com/watch?v=ww8OoX5cQDY&feature=related). 

Kohlenstoff ist Kohlenstoff. Ich glaube, ich würde ein XXL Bricket verschenken.

“Date Night”

Steve Carell und Tina Fey spielen das all-American Normalo-Ehepaar Foster aus New Jersey, das, aufgeschreckt durch Trennungen im Freundeskreis, die allwöchentliche, immer nach Schema F ablaufende “Date Night” mal ein bißchen anders gestalten will. Aufregender. Richtig ausgehen und edel speisen, in einem angesagten Restaurant in New York City. (Mein Lieblingszitat: “If we are going to pay this much for crab it better sing and dance and introduce us to the Little Mermaid! “) Was ein toller Abend hätte werden sollen, steigert sich durch eine Namensverwechslung im Restaurant zu einer Aufeinanderfolge immer noch absurderer Situationen. (Schußwechsel, Verfolgungsjagden, der muskulöse Oberkörper Marky Mark Wahlbergs und das nächtliche New York inbegriffen.)

Eine sehr turbulente und sehr komische Screwball Comedy. Natürlich wieder “Rated PG-13 for sexual and crude content throughout, language, some violence and a drug reference”. Hätten die mit ihrer Mayflower nicht woanders landen können?