The Heat is off

Nach einer physiotherapeutischen Behandlung ziepen am Tag danach die Muskelgruppen, die dergleichen Beanspruchung nicht gewöhnt sind. Am 2. Tag haben sie einen Kater, sind entsprechend unleidlich und gereizt und lassen das an mir aus. Ich lindere den Schmerz gewöhnlich durch Auflegen einer mit kochendem Wasser gefüllten Wärmflasche. Da ich ständig zwischen zwei Behandlungen bin, ist meine Wärmflasche jeden Abend im Einsatz; das hilft, außerdem macht es die norrrrrrdkalifornischen Sommernächte (was für ein Sommer war das eigentlich, hmmmm?) erträglicher. Bis gestern. Da bin ich mitten in der Nacht in einer kalten Pfütze aufgewacht. Mist! Das Ding rinnt, Ersatz muss her!

Wo gibt’s wohl in Amerika Wärmflaschen? Bestimmt bei Target, bei Target gibts alles. Voller Zuversicht noch rasch nachgeschlagen, was Wärmflasche heißt (britisch: “Hot Water Bottle”, amerikanisch: “Hot Water Bag”) und die erste Mitarbeiterin befragt, wo dergleichen denn zu finden sei. Ganz vergessen, dass Target in den Tageszeiten, in denen ich einkaufen gehe, nur Menschen beschäftigt, die der amerikanischen Sprache nicht mächtig sind und deshalb eigentlich auch nur vor den Umkleidekabinen Kleideranzahlnummern ausgeben dürfen. Macht nichts, nein danke, ich möchte nicht wissen, wo die Kühlschränke mit den kalten Wasserflaschen sind, ich frage den Customer Service. Ganz vergessen, diese Instution wurde in den USA erfunden und ist nur dazu da, einem die Zeit zu stehlen. Ich soll doch mal bei Küchenbedarf schauen. Oder Camping.

Ich bin ja nicht blöd und habe ein iPhone. Bei “Google Images” ein Wärmflaschenbildchen gefunden, dem nächsten Mitarbeiter unter die Nase gehalten. Merke: Nicht jeder, der ein rotes T-Shirt trägt, gehört zur Target-Crew. Nur die mit der Zielscheibe sind echt. Die nächste echte Kollegin guckt sich das Bild an. Ja, sie erinnere sich. Sowas habe man in ihrer Kindheit gehabt. Das sei doch für heißes Wasser? Ja, genau! Und wo…? Nein, sowas führe man nicht. Viel zu gefährlich. WTF? Ja, sicher. Viel zu gefährlich. Ich stelle mich der Gefahr. Ich bin aus Europa, ich kann das und werde auch keinen verklagen. Bloß, wo krieg ich jetzt eine neue her? Morgen probiere ich’s im Drugstore und im allerschlimmesten Fall können die Amazonen helfen (http://tiny.cc/crcm5), die haben nämlich wirklich alles. Und man muss sich nicht mit einer Masse Freitagabendshopper durch den “Friday-Five-Buck-Grilled-Chicken”-Mief quälen.

Am 20. August…

hat das “Department of Motor Vehicles” (DMV) wegen Sparmaßnahmen geschlossen. So steht das seit Wochen auf der Websie. Ich hätte angenommen, dass der 20. August deswegen ein ganz schlechter Tag für den “Behind the Wheel Test” ist und war nicht wenig überrascht, dass man uns diesen Tag angeboten hat. (Wenn zu ist, ist keiner da. Wenn keiner da ist, kann auch niemand Fahrprüfungen abnehmen. Hob i denkt.)

Irgendwer hat heute den Mitarbeitern die Website vorgelesen. Und die haben dann ihr armes Azubinchen losgeschickt, die Termine zu verlegen. Warum man das nicht schon vorher hätte wissen können? “I donnu. The Gov’ner is closing us down. Wanna come tomorrow?” Nein, vor allem nicht, wenn einer um 9:00 Uhr früh und der andere erst um 4:00 nachmittags drankäme. Wie sieht’s denn nächsten Freitag mit einem Doppeltermin aus? “I donnu. I’d rather not risk it. Wanna come Thursday?” Ja. Machen wir.

Willkommen in Absurdistan.

Lehnwörter

Entlehnungen aus der deutschen Sprache in anderen Sprachen nennt der Fachmann “Germanismen”: Mir fallen hier im alltäglichen Sprachgebrauch immer wieder welche auf (ich habe mir vorgenommen, sie zukünftig zu sammeln und zu dokumentieren). Heute habe ich in einem Newsletter gleich zwei sehr schöne gefunden: “schadenfreude” und (im ganzen Satz) “Now the question is, can he become a mensch?”

“galore”

… kommt aus dem Gälischen, “gu leóir” und steht für “reich”, “viel”, “im Überfluß”. Solche Wörter lehrt mich Lyn, die angesichts der Obstbäume in den Satz ausbrauch “Oh my God, you do have fruit galore”.

“Back to school”

Das Labour Day Weekend (Anfang September – whopeee! 1 ganzer bezahlter Tag frei!) markiert traditionell das Ende der Schulsommerferien (und der Sommersaison in Ferienorten). Und ist einer der Höhepunkte des Kaufmannsjahres: endlich Sommerschlussverkauf! Anders merkt eine Gesellschaft in der “Shopping” als anerkanntes  Hobby gilt und Volkshochschulkurse, die Tips zur Optimierung des Kleiderschrankvolumens anbieten schon vor dem offiziellen Anmeldebeginn überbucht sind (ganz zu schweigen von den Familiensonntagsausflügen in die Mall – doch, das gilt als Ausflug!) gar nicht, dass die Jahreszeiten wechseln.

Aus dem “Back-to-School-Sale” milkt die werbetreibende Industrie, was nur irgend geht. Ein neuer Grill muss her, damit man im nächsten Jahr der erste ist, der einen hat! Und neue Matratzen – Eltern und Kinder brauchen zu Beginn des neuen Schuljahres ruhige Nächte mit viel Schlaf. Meg Whitman (Republikaner-Kandidatin für den Gouverneurssitz) dröhnt einem die Ohren voll, dass man sie jetzt wählen muss, damit es am Schuljahresende überhaupt noch Schulen gibt. Ganz wichtig, da sind sich alle einig, kaufe deinem Kind lauter neue Markensachen, damit es auf dem Schulhof nicht gegen die anderen Label-Kids abstinkt. Oder auch “Go Retro” – pack doch mal eine Lunch-Box, mit Silverware und Stoffserviette. Das ist a) billiger und gesünder als der Schul-Lunch und b) der Anfang der neuen Eßkultur. (Also Sandwich mit Messer und Gabel.)

Das geht jetzt noch ca. drei Wochen lang. Dann kommt Halloween und gleich anschließend Thanksgiving. Vor Weihnachten graut mir, wie immer.

Oh Heilige Konsumia, verschone uns.

Unter Strom

Vor dem Haus parkt ein Lieferwagen, alle freien Flächen sind großflächig mit “BAY ELECTRIC” bedruckt. Alle freien Flächen? Nein. An der Heckklappe hat jemand sehr liebevoll und sorgfältig editiert. Da steht: “GAY ELECTRIC” und daneben klebt ein Bildchen von einem bildschönen jungen Mann mit bis auf die Hüften heruntergelassenen Blaumann.

Nacktkabeln statt Nacktputzen?

1000 km Flohmarkt

Diese Woche berichtet das Time Magazine (neben einer Titelstory über Jonathan Franzen und sein neues Buch, auf das ich mich jetzt schon freue; 9 Jahre nach “Corrections”, endlich) über einen gigantischen “Yard Sale”. Die Einleitung beschreibt das amerikanische Konsumverhalten sehr treffend: “America has a genius for filling needs that no one feels. The pet rock. Deep-fried Twinkies. Diapers that look like denim.” Hier die Bilder dazu. http://www.time.com/time/photogallery/0,29307,2010333,00.html

Wortexport (ein Toni-Findling)

“cannon fodder”

In der dieswöchigen Ausgabe des Time Magazine war auch schon wieder zwei Mal das Wort “angst” zu lesen, einmal als Substantiv, einmal als Verb, “to angst”.

Ich glotz’ TV

Ich mag ja keine Fernsehserien. Halt. Anders. Ich mag das Prinzip nicht, wöchentliche Häppchen zu festgesetzten Zeiten mit Werbeunterbrechungen zu gucken. Hingegen bin ich ein großer Fan des Konzentrats, also ganzer Staffeln auf DVD, in ordentlichen Boxen. Jüngst habe ich auf diese Weise einen Heimatbesuch gemacht, und gemerkt, dass ich den Dietl immer noch nicht leiden kann, “Kir Royal” aber selbst nach 20 Jahren immer noch ein großer Wurf ist. Seit gestern sehe ich mich auf die Empfehlung eines Kollegen (VIELEN DANK!)  durch die “Big Bang Theory”. Es hilft, wenn man Erfahrung mit Nerds hat und einem Asperger nicht ganz fremd ist. Was habe ich gelacht! Wunderbar besetzt und sehr genau hingesehen. Allein das mühselige (und letztendlich anrührende) Ringen des hochbegabten Junggenies Sheldon um “seinen” (von irgendwelchen nichtsahnenden Ignoranten besetzten) Eckplatz auf dem Sofa habe ich mir gleich zwei Mal angesehen. http://www.youtube.com/watch?v=fX0FXhWicEI