Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei

Was aber tun, wenn man neu in der Gegend ist, gar geschieden, oder Gipfel des Schrecklichen, alle Freunde verheiratet sind? Man fliehe nicht etwa in Internet Chatrooms oder erlebe peinliche Momente bei Blind Dates. Nicht doch, es gibt – davon kündet ein grausam gut gelauntes Paar in Halbstundenabständen im Autoradio – “Events and Adventures”. Keine Partnervermittlung seien sie. Nícht doch. Ihre Profis bringen Menschen mit gemeinsamen Interessen zusammen, organisieren denen ein Unterhaltungsprogramm und die haben dann Spaß. Die Tugend, sich einfach mal sinnvoll selbst zu beschäftigen, scheint hierzulande nicht gelehrt zu werden.

Das ist wieder so einer von diesen “Funs”, wo man mich hinprügeln müßte…

Dust in the Wind

Bei gleißendem Sonnenschein sieht man manchmal auf der Autobahn dicke Staubfahnen, die sich auf den ersten Blick nicht so recht zuordnen lassen. Die naheliegendste Vermutung war immer, dass eine achtlos weggeworfene Kippe das vertrocknete Gras am Seitenstreifen entzündet haben könnte, allein, es roch nie nach Rauch. Hmmm, was denn dann?

Die Highway Patrol. Die Officers lauern in dieser Bruthitze in ihren Autos im Gebüsch, an schlecht einsehbaren Böschungen, hinter Kurven zwischen den Bäumen und wenn sie einen Temposünder erspähen, brechen sie mit quietschenden Reifen aus ihrem Versteck und jagen den Bösewicht.

Und dann qualmt’s.

After Labor Day – Nachtrag

Außerdem fängt nach Labor Day der Herbst an. Man merkt es am langen Wochenende nicht so direkt, aber am ersten Tag auf dem Heimweg: um Acht ist Nacht. Stockfinsterdunkle Nacht. Die ersten Stürme toben ums Haus (das schon wieder ächzt, als wolle es sich aus dem bißchen Verankerung reißen und als Arche selbständig machen), das Licht flackert und der Strom fällt mal kurz aus. Letzteres wird erst richtig schlimm, wenn die Batterien beider Laptops leer sind – oder wenn, wie gestern, das Internet weg ist. Weg im Sinne von fort, nicht per W-Lan und auch nicht per Netzwerkkabel. Da lernt man schöner Fluchen bei Kerzenschein. Nach einem Dreiviertelstündchen kam der Strom wieder und ich hatte noch 2 entspannte Stunden Männer in Uniform. “Pacific”, eine 10-Epsioden-HBO Miniserie – nach “Band of Brothers” die nächste Spielberg/Hanks-Produktion zum Thema “Unsere Jungs in der Ferne, die Demokratie rettend”. Sehenswert.

Das Internet hatte sich die Nacht über freigenommen. Ist aber jetzt auch wieder daheim.

Labor Day Weekend

Das Labor Day Weekend (erstes Wochenende im September) steht in Amerika für das Ende des Sommers, danach trägt der Mann von Welt bis zum nächsten Frühjahr weder weiße Schuhe noch Strohhut.

Am Labor Day Weekend vor zwei Jahren bin ich angekommen, um hier zu arbeiten und zu leben. Letztes Jahr sind wir fürs lange Wochenende nach Los Angeles gefahren, um mal was neues und anderes zu sehen. Dieses Jahr stand es ausschließlich unter dem Zeichen der Erholung. 3 Tage Nichtstun. Habe ich wunderbar hingekriegt. Toni hatte das Auto und ich den Garten. Sollte als Erholung für die vor mir stehende Viertagewoche vollkommen ausreichen…

Fast Food

In letzter Zeit waren die Arbeitstage immer ausgesprochen lang, damit schwand auch die Lust, abends noch eine vernünftige Mahlzeit zuzubereiten. Weil das dem Hunger aber wurscht ist, ließen wir fremdkochen. Und zwar von Papa John Schnatter, einen Herrn mit solchermaßen hohen Ansprüchen, dass sie auch den unseren genügen können…

Tiefkühlpizza wäre zwar nur halb so teuer, ist aber leider ungenießbar – wegen dem Gewürz, das Amerikaner für Oregano halten und in Unmengen in ihre Tomatenpampe rühren. Papa John tut das nicht. Der ersetzt, kundenwunschgemäß, die Tomaten- durch Knoblauchsoße, reicht als Belag nur Käse und kriegt es hin, wirklich nur eine Hälfte der Pizza mit Oliven zu bedecken. Guter Herr Schnatter!

make my day

Eben im  CalTrain (das Auto ist in der Werkstatt um neue Stoßdämpfer zu bekommen): der Schaffner, langes Haar im Pferdeschwanz, Walrossbart, beides sehr in Pfeffer und Salz, viel bunter Ohr- und Handschmuck, betritt gut gelaunt das Abteil. Über das reguläre „Tickets – please. And today I accept passes (das sind Monatskarten), too“ hinaus bekommt jeder Fahrgast noch eine nette individuelle Bemerkung. Ich nutze die Chance, ihn zu fragen, ob man nach wie vor den Zug wechseln muss, um zur Haltestelle California Avenue zu gelangen. Ja, das solle ich bitte tun. In Palo Alto. Ach so? Nicht in San Carlos, wie sonst immer?

Hmmmm…. Eher nicht. Ich stünde dort dann mutterseelenallein auf dem Bahnsteig. Er wolle damit nicht gesagt haben, dass San Carlos nicht sicher sei, aber, „you know, they just fired their police department. A nice young lady like you, all alone. No good. If you were my daughter I’d want you to be safe.“ Wenn der Mann (höchstens gleichaltrig) mir schon vor 8:00 Uhr morgens so viel Honig um den Mund schmiert, dann steige ich selbstverständlich erst in Palo Alto um. Oder in Helsinki. Whatever he says…

Nochmal Radio, Verkehrsfunk

Obwohl die Geschwindigkeit hier begrenzt ist (im allgemeinen auf maximal 65 Meilen pro Stunde auf der Autobahn) hört man ständig davon, dass sich Autos überschlagen, über mehrere Spuren über den Highway schliddern und dabei ein paar andere mitreißen. Wenn die Unfallstelle geräumt ist wird gemeldet, dass die Fahrzeuge nunmehr “are sitting on the shoulder” – was mich angesichts der Bilder, die mir dabei durch den Kopf schießen, jedes Mal zum Schmunzeln bringt.

Toni und ich haben übrigens die Theorie entwickelt, dass die Funktion “Sich-aus-dem-Stand-überschlagen” in amerikanischen Autos serienmäßig eingebaut ist.

Autoradio

Die Moderatoren meines Autoradiosenders KFog loben fast täglich Konzerteintrittskarten für die Gewinner lustiger Ratespiele aus. Heute wollten sie wissen, wer nicht in diese Reihe passt: Willie Nelson – Dave Matthews Band – Rolling Stones – John Lennon – Jerry Garcia. Ich hatte keine blasse Ahnung, die meisten Anrufer auch nicht. Mehrheitlich wurde ein Drogenzusammenhang vermutet, also noch nie wegen Marihuana-Besitzes erwischt worden oder gar deswegen eingesessen oder als einziger noch nicht wegen einer Überdosis in der Notaufnahme vorstellig gewesen oder… Alles ganz falsch. Obwohl: Das mit den Drogen ginge schon in die richtige Richtung.

Kleiner Hinweis (falls wer mitraten will).

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Gewonnen hat Patty aus Sunnyvale: vier aus der Reihe waren schon Namenspaten einer Eiscremesorte von Ben&Jerry. Nur die Rolling Stones haben die Aufnahme in diesen Olymp (noch) nicht geschafft. Dabei hätten sie mit “Sticky Fingers” doch so eine gute Vorlage geliefert…

Eingemeindet?

Zu meiner großen Verblüffung habe ich heute gesehen, dass da, wo bei mir im iPhone bisher immer das Münchener Wetter angezeigt wurde, auf einmal steht, der Ort heiße “Unterfohring”.

Gebietsreform?

Welcome to San Francisco

Mauro, ein früherer Kollege und seine Freundin Martina machen seit Anfang August eine große Kalifornienrundreise. Freitagnacht sind sie für ihre Greater-San-Francisco-Etappe in San Bruno eingetroffen. Gestern haben wir gemeinsam die wichtigsten Sehenswürdigkeiten besichtigt: die Outlet Mall in Gilroy sowie einen – eher lächerlichen – Sonnenuntergang am Pazifik. Außerdem noch gut gespeist in “Barbara’s Fishtrap” in Half Moon Bay – wobei ich immer noch gerne verstehen würde, warum Amerikaner glauben, dass alles was aus dem Wasser kommt besser schmeckt, wenn man es in einen Teigmantel hüllt und frittiert. Sonst können sie doch auch alles grillen…

Die Beiden sind heute auf die andere Bayseite gefahren, sich den Campus in Berkeley und das Stadion der “Golden State Warriors” anzusehen. (Ich wußte gar nicht, dass es das gibt. Aber ich bin ja erst seit zwei Jahren da.)