Am Wochenende weggelesen

Iain M. Banks (das Mittelinital hat er nur im angelsächsischen Sprachraum, in der deutschen Ăśbersetzung verschwindet das wundersamerweise) – Transition.

Geht schon. Ein intelligentes Verwirrspiel um einen weltumfassenden Konzern, der Böses im Schilde führt, um zeitreisende Attentäter und eine futuristische Version von Modesty Blaise, verschwimmende Realitäten (wie immer die Frage: was ist eigentlich Realität?) und (ganz netter Einfall, statt muslimischer) christliche Terrorgruppen (Monotheismus bleibt Monotheismus). Alles ganz nett und nicht dumm, aber bei weitem nicht sein bestes Buch.

Nach dem Feuer

San Bruno räumt auf und versucht, zur Normalität zurĂĽckzufinden. Dazu gehört, dass seit heute vor einer Woche die ersten Bewohner (bis heute allerdings immer noch nicht alle) der von Gasexplosion und GroĂźfeuer betroffenen Wohngegend zu ihren Häusern zugelassen wurden; kenntlich gemacht mit Armbändern (“so wie in Disneyland”). FĂĽr manche war es denn auch das Ende des Schreckens: ein grĂĽner Aufkleber am Haus bedeutet, dass es sicher ist, das Haus wieder “in Betrieb zu nehmen”, mit Hilfe der Mitarbeiter von PG&E Strom, Gas und Wasser wieder anzuschlieĂźen und dann wieder zu wohnen. Carmen von nebenan ist ihr Dutzend Gastkinder los, ihre weit verzweigte Verwandtschaft ist soweit glimpflich davongekommen. Bei einer Schwippkusine war die gesamte Garage samt Inhalt (Garagen sind hierzulande Speicher und Keller) löschwassergetränkt. Das sieht sie aber gelassen, statt des Aufwands fĂĽr einen Garage Sale werde sie nun eben das Gezerre mit der Versicherung haben.

Versicherungen. GroĂźes Thema. Im Amerikaner ist das Bestreben ein Eigenheim zu besitzen quasi genetisch verankert. Wer “nur” zur Miete wohnt, hat es “nicht geschafft”. Also nimmt man horrende “Mortgages” (Hypotheken) auf, um zu einem “Home” zu kommen (dann folgt “Home Improvement”). Da man fast nie selbst neu baut, sondern kauft, ĂĽbernimmt man nicht selten die Hypothek des Vorbesitzers, zu dessen Konditionen, wie immer das Zinsniveau zu dieser Zeit war. Als “Sicherheit” besteht die Bank auf Versicherungen fĂĽr NeueigentĂĽmer, GrundstĂĽck und Immobilie; wo diese abzuschlieĂźen seien, diktiert sie ebenfalls – meist beim bankeigenen oder -assoziierten Versicherungsunternehmen zu dessen nicht zwingend wettbewerbsfähigen Raten. Klar, dass da nicht mehr viel Geld fĂĽr eine Hausratsversicherung übrig bleibt. Das heiĂźt, dass bei den Menschen, deren Häuser zerstört sind, die Bank aus der Versicherung entschädigt wird, die “Besitzer” aber nicht. Sie mĂĽssen, bis das Haus wieder aufgebaut ist (groĂźe Auseinandersetzungen, in wessen Verantwortung der Wiederaufbau fällt, laufen schon), ihre Hypotheken weiterbezahlen, irgendwo im Hotel oder bei Freunden Unterschlupf finden und alles, was in den Häusern war, aus eigener Tasche ersetzen. Es gibt dem Vernehmen nach 37 Häuser mit “orange tags”, das bedeutet, die Bewohner können zwar ihre Habseligkeiten herausholen (und dann irgendwo fĂĽr Geld einlagern), aber nicht mehr zurĂĽck, weil das Haus vermutlich abgerissen werden muss. DarĂĽber hinaus eine zweistellige Zahl von Häusern mit roten Markierungen, die nie mehr betreten werden dĂĽrfen.

PG&E hat zwar einen bis zu 100 Millionen Dollar schweren Hilfsfonds bereitgestellt, mit Soforthilfen für die einzelnen Bewohner und einem Riesenpappendeckelscheck über drei Millionen für die Gemeinde San Bruno (auf einer Betroffenen-Versammlung überreicht), muss sich aber auch den Anschuldigungen stellen, dass man von der korrodierten Leitung seit über fünf Jahren gewußt, die zurückgestellten Gelder aus dem Reparaturfonds aber nicht ausgegeben habe. Ich könnte mir vorstellen, dass auf das Unternehmen eine Sammelklage mit immensen Schadenersatzforderungen zukommt.

Aktuell ermitteln allerlei Behörden, es wird immer klarer, dass in den vierziger Jahren mehrere dieser “Natural Gas” Leitungen mitten durch damals menschenleeres Gebiet in Kalifornien gelegt, und diese Gegenden später als Bauland ausgewiesen wurden. Das Problem ist also aus aus einer Mischung aus Profitgier und “wird schon gutgehen”-Wurstigkeit hausgemacht. Ăśberall wird inzwischen getestet und repariert. Die Nachbarn, die tagsĂĽber zu Hause sind, erzählen, dass immer wieder Strom und Gas abgestellt werden – ich bin nicht sicher, ob wir uns schon wieder sicher fĂĽhlen können.

Andrerseits: wir wohnen direkt auf dem San Andreas Graben…

Sam hat eine Samenbank

Sam, mein Nachbar, Gärtner und lieber Freund von gegenüber hat mich gestern aufgesucht, um mir mitzuteilen, dass es an der Zeit sei, sich um die Herbstvorbereitungen im Garten (also in meinem Garten) zu kümmern. Er werde zunächst mal Rasen mähen.

Nix mähen, erst Kaffee trinken. Dabei haben wir die Planung angegangen. Für die Details, hochbinden?, zurückschneiden?, ausmachen? umsetzen? ergingen wir uns in den Außenanlagen und besprachen sie direkt am Objekt. Ich komme mir dabei immer sehr britisch vor, wie eine Dame (nein, nicht Lady Chatterley!) um die Zeit der vorletzten Jahrhundertwende und trage mental einen Hut, der auch in Ascot nicht unpassend wäre.

AnschlieĂźend lud Sam zu sich, er habe da nämlich eine Ăśberraschung. Aus dem Fernsehen! http://tinyurl.com/26er6lz Und hat er mir einen Topsy Turvy Upside Down Tomato Planter (Bild links) geschenkt. Weil einem doch hier der Wind immer die Tomatenpflanzen umblase… Das Monster steht jetzt erst mal im Garten und wartet aufs nächste FrĂĽhjahr. Viel interessanter fand ich seine Samenbank: von allem, was bei ihm so herrlich wächst und gedeiht, sammelt und trocknet er die Samen. Ich freue mich schon riesig, ich darf mir jederzeit holen, worauf ich Lust habe.

Nächstes FrĂĽhjahr wird’s noch schöner da drauĂźen – falls sich’s wer anschauen mag?

119.6 Millionen Dollar

aus ihrem Privatvermögen hat Meg Whitman bis heute in ihren Wahlkampf um den Posten der Gouverneurs in Kalifornien gesteckt (die Wahl wird im November stattfinden). Mal ganz abgesehen von der europäisch-ethischen Indignation -“ja glaubt die denn, dass sie fĂĽr ihr Geld alles kaufen kann?” – (ja, ich denke das glaubt sie und bei den Amerikanern ruft die Bereitschaft, so viel eigenes Geld fĂĽr ein Ziel zu investieren, eher Bewunderung als EntrĂĽstung hervor), frage ich mich, was ihre Droge ist. Macht? Wahrscheinlich. Wer es geschafft hat, als CEO Ebay von einer 30-Mann-Klitsche zum Multi Milliarden Global Player zu pushen, der kann möglicherweise gar nicht mehr anders.

Dass ihre Rechnung (mit genau diesem Erfolg permanent zu protzen) aufgeht, habe ich inzwischen in Gesprächen mit bis dato Wählern der Demokraten mit Schrecken zur Kenntnis genommen. Man werde ihr eine Chance geben, also dieses Mal republikanisch wählen. Bei eBay habe sie’s auch geschafft, warum also nicht auch beim vor dem Staatsbankrott stehenden Kalifornien. AuĂźerdem habe sie zugesagt, die Steuern nicht zu erhöhen.

Money makes the world go around.

Back to school

Jetzt, wo die Schule wieder angefangen hat, werden Eltern mit Tips überflutet, wie sie ihre Sprößlinge von Drogen fernhalten können (die Schule bei mir in der Nachbarschaft hat einfach ein Schild an die Tür gehängt, auf dem steht, dass von Drogenbesitz und -handel auf dem Schulgelände abzusehen sei und handschriftlich ergänzt, dass das auch für den Parkplatz gelte).

Eltern, denen diese PräventionsmaĂźnahme nicht ganz  ausreichend scheint, bekommen auf  http://www.drugfree.org/ wertvolle Ratschläge zum Umgang mit ihren Puberinos. Man solle zum Beispiel mit den Jugendlichen sprechen (oha!). So ganz beiläufig, in Alltagssituationen. Wenn das Kind zum BeispĂ­el Hausaufgaben mache (“Sag, Schatz, hast du das mit der Bruchrechnung verstanden? Rauchst du eigentlich Pot oder nimmst du Pillen?”). Oder (das ist mein Favorit) wenn man das Kind nachmittags zur Mall fahre. Wie oft hat meine liebe alte Mutter doch die Fahrt zum Einkaufszentrum als Gelegenheit genutzt, um mit mir ĂĽber Drogen zu sprechen.

Ganz ehrlich? Nie. Die hätte mir was gehustet, wenn ich meine Nachmittage mit Shoppen verbaselt hätte.

Der “Two-Eighty”

ist bekanntermaĂźen der von mir favorisierte Highway fĂĽr die Strecke zum/vom BĂĽro. Gerade heute morgen wollte ich ihm eine alliterative Hymne schreiben. DarĂĽber, wie herrlich doch der Anblick ist, wenn die rosenfingrige Eos die aus den westlichen Wäldern wabernden nassen Nebel mit pinkem Puder pe – na ja, okay – be-stäubt und was ist? Die in aller HergottsfrĂĽhe einbestellte Bewerberin ist vor lauter aufgeregt und bloĂź nicht zu spät kommen wollen 20 Minuten vor der Zeit da und der fĂĽrs Interview vorgesehene Chef dafĂĽr 20 Minuten danach. Also nix mit ĂĽber Morgenrotgöttinnen bloggen, sondern gleich voll ins Geschehen stĂĽrzen.

Abends mutet die Strecke ganz anders an. Das mag daran liegen, dass die hinter den Bergen im Pazifik verglĂĽhende Sonne die dicken Nebeldaunen vergoldet, oder an meiner eher unterdurchschnittlichen räumlichen Intelligenz, die mich selbst bekannteste Routen auf einmal nicht wiedererkennen läßt (ist aber klasse, so oft, wie ich durch vollkommen neue Landschaften fahre…) oder daran, dass wir nur im Schrittempo vorwärts kriechen, weil wieder irgendein Depp den “Aus-dem-Stand-ĂĽberschlagen”-Mechanismus in seinem Auto gezĂĽndet und vier andere Fahrzeuge mitgerissen hat, bis er auf der linken Spur (natĂĽrlich auf dem Dach) zu stehen, ach was, zu liegen kam.

Dabei fuchsen mich zwei Dinge gleichermaĂźen: a) der Trottel hat die FĂĽhrerscheinprĂĽfung offensichtlich bestanden (im Gegensatz zu uns) und b) die Gaffer, die dann aus der ganz rechten Spur mit Schmackes nach links rĂĽber drängeln, um nur ja alles ganz genau sehen zu können. Oder um fĂĽr ihren Auftritt zu ĂĽben – ich bin knapp einer Kollision mit so einem sensationslĂĽsternen (excuse my French) Arschloch entgangen.

Jetzt ist alles gut. Es ist Freitagabend, stockdunkel (also nach 8:00pm) und die Wolken hängen tief. Am Wochenende gebe es eine “Chance of Rain”, zum ersten Mal seit Monaten.  Ich hätte richtig Lust auf warmen Regen und dabei auf der Terrasse sitzen (ist ĂĽberdacht) und dem Garten beim Trinken zusehen. Doch ja, das täte ich gerne – das hat so einen schönen altkolonialen Touch. Dazu wahlweise Tee in einer dĂĽnnwandigen feinen Porzellantasse mit Dampfwölkchen gekrönt oder ein kĂĽhles Getränk in einem beschlagenen hohen Glas, aus dem ein Stengel frische Minze ragt.

Dazu den neuen Franzen.

Get “Pirattitude”

Der “International Talk Like A Pirate Day”wird auch in diesem Jahr, wie schon in den Vorjahren und ĂĽberhaupt immer schon seit Anbeginn der Welt, am 19. September begangen (http://www.talklikeapirate.com/). Mein Lieblingsmoderator hat zu “inspired silliness” aufgerufen – ich tendiere zu “gor ned erst ignorieren”…

Life is a Bitch

Sie ist noch keine vierzig, Mutter dreier gesunder lebhafter Kinder, verheiratet mit einem gutverdienenden Mann, der ihr sehr zugetan ist und zu jeder Date Night eine Kleinigkeit für sie mitbringt. Man besitzt ein sehr großzügig dimensioniertes Eigenheim im besten Viertel Palo Altos, mit Gärtner, Putzfrau, Nanny (tagsüber), Babysitter (abends). Der Familie wegen ist sie nur noch in Teilzeit bei freier Zeiteinteilung berufstätig. Klingt gut?

Doch auch dieses Leben ist nicht ohne Schattenseiten. Gerade neulich war sie mit den Kindern allein zu Hause, die Nanny habe einen (seit Monaten vorher angekĂĽndigten und groĂźzĂĽgig genehmigten) Arztbesuch gemacht. “Can you imagine? I was without any childcare! For three hours!”

Drei lange Stunden vollkommen auf sich gestellt die eigenen Kinder hĂĽten. Die arme Frau! Und das Mutterkreuz unglĂĽcklicherweise abgeschafft.  Mann, habe ich an mich halten mĂĽssen. Was mir dazu als Kommentar alles eingefallen wäre…

Gibt’s eigentlich einen “Non-Bitch”-Orden?

Sarahpalification

Laut Webster Merriam ist das “Wort des Sommers” Sarah Palins krude Schöpfung to refudiate (und zu dem Titel gekommen, weil es das häufig nachgeschlagenste war). Da Webster Merriam immer eine Zehner-Liste veröffentlicht, hier die anderen – wie gesagt, auf die Liste kommt, was online am häufigsten gesucht wird:

The runners-up to Merriam-Webster’s 2010
Word of the Summer (refudiate), with  definitions from the publisher’s dictionary and, when applicable, the news event or story that generated interest in the word:

— Inception: an act, process or instance of beginning.
A movie titled “Inception” and starring Leonardo DiCaprio was released July 16.

— Despicable: deserving to be despised; so worthless or obnoxious as to rouse moral indignation.
An animated comedy called “Despicable Me” opened in theaters July 9.

— Moratorium: a waiting period set by an authority; a suspension of activity.
The Obama administration imposed a six-month deepwater drilling moratorium in the Gulf of Mexico after the deadly Deepwater Horizon rig explosion.

 — Austere/austerity: stern and cold in appearance or manner; morally strict, giving little or no scope for pleasure.
Greek officials warned they needed to impose austerity measures to overhaul the country’s economy and pull itself out of a debt crisis that nearly led to its bankruptcy.

— Cacophony: harsh or discordant sound.
Plastic horns known as vuvuzelas provided an earsplitting buzz at the World Cup soccer games, delighting some fans and infuriating others who said they couldn’t hear over the noise.

— Doppelganger: a ghostly counterpart of a living person; a double or alter ego.
Television host George Stephanopoulos referred to Elizabeth Gilbert as actress Julia Roberts’ doppelganger when Gilbert appeared on “Good Morning America” to discuss the film adaptation — starring Roberts — of her memoir, “Eat, Pray, Love.”

— Opulent: having a large estate or property; wealthy or plentifully provided, often to the point of ostentation.
The word was used in news articles and online by some to describe Chelsea Clinton’s wedding and the New York estate on which it was held.

— Vapid: lacking liveliness, tang, briskness or force.
Before her confirmation as a Supreme Court justice, a 1995 paper surfaced by nominee Elena Kagan in which the law professor called the confirmation process “a vapid and hollow charade.”

— Frugal: characterized by or reflecting economy in the use of resources.
Interest in the word’s definition jumped and has stayed constant as frugality has been discussed in several news stories. Notably, they included an Aug. 20 story in the New York Times headlined, “How to Be Frugal and Still Be Asked on Dates” and reports on California gubernatorial candidate Jerry Brown’s vow to run a frugal campaign.