Treffen sich zwei Ausländerinnen

Sagt die eine: “Ob Sie wohl freundlichsterweise umgehendst davon Abstand nehmen könnten, Ihren Einkaufswagen in die Lücke zu schieben, in die ich soeben einparke?”

Sagt die andere: “Das war ich nicht! Irgendwer hat den Einkaufswagen gegen mein Fahrzeug gekeilt, und ich muß den irgendwo hin bewegen, damit ich überhaupt aus meiner Parklücke herauskommen kann.”

Einigen sich die beiden darauf, daß die eine zurücksetzt, damit die andere Platz genug hat, den Einkaufswagen auf die andere Seite im Parkhaus zu rangieren und beide ihre jeweiligen Parklücken schadlos entern bzw. verlassen können.

Sagt die andere und unterstreicht ihre Rede mit Gesten: “Wissen Sie, ich bin aus Europa, aus Frankreich. Da haben wir so kleine Pfandkästchen…”

“Kenn’ ich”, unterbricht die eine, “ich komme aus Deutschland. Wir haben das auch.”

Und dann schimpfen wir beide noch ein paar Minuten über “diese Amis” und ihre elementare Unfähigkeit, Einkaufswägen in die Sammelstationen zurückzurollen, die haltlose Verschwendung bei Plastiktüten und überhaupt! Anschließend fahren wir zurück in unsere amerikanischen Zuhause.

Völkerverständigung ist so einfach. Man muß sich nur auf einen gemeinsamen Feind einigen.

Anger Management

Ich habe den ganzen Vormittag mit Rohrfrei, Verwaltungszeug und Reiseplanung zugebracht, will ich mich jetzt wirklich für das bißchen Restwochenende schon im Voraus über die DMV-Deppen ärgern? Nein, will ich nicht. Hinein ins Auto, und ab in die Provence.*

Tief einatmen. Ausatmen. Kaffee holen und auf den Steg. Unter mir liegt der pazifische Ozean in Smaragdsilberglitter. Über mir, am Schäfchenwölkchenhimmel stehen regunglos Möwen. Ein Lüftchen fächelt lau, Fischer dösen in ihren Klappstühlen und lassen sich von zuckenden Angeln nicht stören. Ihre dicken Kinder sind noch zu jung für Müßiggang; ihnen ist langweilig und sie bewerfen zum Zeitvertreib Tauben mit Chipskrümeln, doch die Vögel sind heute viel zu faul, um sich nach den Krumen zu bücken, sie nehmen nur, was ihnen direkt in die offenen Schnäbel fällt. Am kurzen L-Ende der Pier, wo sich sonst Crabber und Angler um die besten Plätze drängen, ist es menschenleer. Mein Kaffee, meine Zigarette und ich haben ein Bänkchen ganz für uns alleine und schauen den Wellen zu, wie sie müde an den Strand rollen. Am Horizont kriecht ein Containerschiff vorbei, das Lüftchen hat inzwischen den Betrieb ganz eingestellt und die Möwen schaukeln nun sanft auf dem Wasser. Auf dem Geländer turtelt ein einsilbiges Taubenpärchen “Gu?” “Gu.”, es ist kein Tag für Geschwätzigkeit. Keiner bewegt sich schneller als im Schlenderschritt und selbst die einzige Steg-auf-und-ab-Joggerin ist in einen milden Trab gefallen, so leicht, daß man ihre gummibesohlten Tritte nicht mehr hören kann. Hach!

Ich schlendere zurück, zum Treppelchen ganz nah am Wasser und lese Schilder, die aus einer anderen Welt zu kommen scheinen. “Achtung! Springfluten!” und “Vorsicht! Untiefen!”. Ach was, schaut ihn euch doch an, den Pazifik. Das ist ein ganz lieber, der will nur spielen. In den trägen Wellen wiegen sich goldene Quallen zur Wassermusik in einem schwerelosen Ballett. Die Primaballerina besucht mich auf meiner Stufe, lächelt huldvoll über meine nassen Hosensäume und läßt sich von der nächsten dicken Welle wieder zu ihrer Compagnie tragen. Der DJ in meinem Hirn hat “Summertime” aufgelegt, auf “repeat” gedrückt und ist dann nach Hause gegangen; die Welt ist schwer, träge, satt und unendlich friedlich.

Wenn ich von hier weggehe, möchte ich diese Erinnerung auf Flaschen ziehen und manchmal, an kalten grauen Regentagen, eine davon öffnen. Ich gebe auch ab.

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* Funktioniert nicht immer, das mit dem Franglisieren.

Erlaubnis zum Führen von Kraftfahrzeugen

In Deutschland macht man meist in jungen Jahren den Führerschein. Das wars dann, und wenn der Inhaber vorher nicht gerade grob gegen Regeln verstößt oder einem Anflug von Altersvernunft erliegt, entreißt man den Lappen erst wieder seinen kalten toten Händen. Das ist keine gute Lösung, ich weiß;  jeder Änderungsversuch in Richtung Vernunft dürfte vermutlich auf den allerheftigsten Widerstand der FreieFahrtfürFreieBürger-Lobby stoßen und schon allein wegen der demographischen Entwicklung nicht gerade einfacher werden.

In den ach so “Big Government”-feindlichen USA sind regelmäßige “Renewals” Gesetz. Punkt. Bestenfalls handelt es sich dabei um eine simple Verlängerung – wenn man “Citizen” ist, amerikanischer Staatsbürger. “Alles auf Anfang und theoretische und praktische Prüfung wieder absolvieren und bestehen müssen” findet hingegen Anwendung bei allen anderen, zum Beispiel Menschen mit eher minderwertigem Status, wie “Legal Alien” oder solchen, die mehr als drei Mal bei Fahrten “Under The Influence” (von zB Alkohol) erwischt worden sind.

Ich bin ersteres und darf wieder alles neu machen. Vom letzten Mal weiß ich, daß man für die praktische Fahrprüfung einen Termin vereinbaren muß und wenn das DMV das dem Prüfer auch weitersagt, hat man gute Chancen zu bestehen. Wenn nicht, dann nicht. (s. https://flockblog.de/?p=5892) Kein Problem, geht alles online, drei Mauseklicks und fertig. Das stimmt im Prinzip auch, außer, daß das Department of Motorvehicles auch beim 7. Anlauf “permit/driver license number and/or birth date”, die ich ganz genau zahlen- und buchstabengetreu von meiner Driver License abtippe, nicht in seinem System finden kann. Hmmm, hatten wir das nicht schon mal? Hatte mir der Telefonfritzi von denen seinerzeit nicht erklärt, daß deren Website wg. Staatsbetrieb an Wochenenden nicht erreichbar ist? Bevor ich da wie empfohlen zu “business hours” anrufe und wieder zwei bis drei Stunden (!) in einer Warteschleife verbringe, versuche ich es unter der Woche in diesem Zeitfenster einfach nochmal online. Knock on wood!

Für den Rest des heutigen Tages bin ich dann mal Under The Influence. Of Anger!

Surprise! Surprise!

Samstags, keine 10 Uhr früh und ich habe schon Äpfel geerntet und geschnipselt, die erste Ladung Wäsche aufgehängt, die zweite am Laufen, Teig gerührt, zwei Kuchen im Ofen und während ich am Elterntelefon arbeite, wartet nebenan das Geschirr. Warum die Hektik? Unsere Trainerin Desha hat nächste Woche Geburtstag und man glaubt hierzulande nicht an die bösen Konsequenzen verfrühter Glückwünsche, sondern schmeißt vielmehr eine “Surprise Pre-Party”.

Mein Beitrag ist das Dessert: “Dr. Oetkers Apfelkuchen, sehr fein”. Der ist der Renner und seit die Apfelbäume so reich tragen, backe ich fast jedes Wochenende mindestens einen, meistens aber zwei, weil außer den Kollegen auch die Nachbarn zum Fanclub gehören. Kontempliere ganz kurz, ob ich als Dealer vielleicht ein erfolgreiches Geschäft aufgezogen hätte, wo Anfixen so offensichtlich zu meinen Talenten gehört? Quatsch, mit sowas macht man keine Witze. Pfui, Sabine! Zurück zum Thema.

Unsere Desha surft schon von Berufs wegen hoch auf jeder Esoterikwelle mit und zur Zeit ist sie auf einer “Cleansing Diet”. Im Vergleich zu den Regeln, nach denen sie gerade ißt, ist Hardcore-Veganismus sündigste Völlerei. Die Zutaten zu ihrem Geburtstagskuchen lesen sich aber auch wie die “Evil Food”-Liste (böses Essen, sehr sehr böses). Weißes Mehl, weißer Zucker, Eier, Milch, eine Prise Zimt; vor allem Zimt, Zimt werden besonders üble Eigenschaften nachgesagt. Was tun, damit das “Birthday Girl” nicht sabbernd dabeisitzen muß, während die anderen reinhauen?

Ganz einfach. Man nehme: große Äpfel, halbiere sie, entferne großzügig das Kerngehäuse und füllen den so entstandenen Hohlraum mit gehackten Datteln, Rosinen, Korinthen und Orangen incl. Schale (“organic”, versteht sich) und einem Tröpfchen Honig von lizensierten Bienen, setze die Hälften wieder zusammen, wickle sie in Alufolie und wupps gart ein halbes Dutzend Bratäpfel mit den Kuchen im Ofen. Alles noch schön heiß in den großen Picknickkorb gepackt, ein Stündchen mit den anderen Dicken Damen wassergespratzelt und dann “Partey!”*, sogar “Pool Partey”, was im hiesigen Sprech nichts anderes bedeutet, als daß man halt am Schwimmbecken sitzt, um zu essen und zu trinken. Ins Wasser gehen ist nicht zwingend vorgesehen. Jan, die Gastgeberin, hatte Sushi und Sashimi von “guten” Fischen besorgt, denn auch im maritimen Umfeld gibt es Schurken. Das sind, gemäß “Cleansing Diet”-Regularium, Fische mit der “falschen” Farbe – was habe ich mir auf die Zunge gebissen, um nicht eine Rassismusdiskussion anzuzetteln, frau weiß schließlich, was sich gehört. Dazu gab es Quellwasser, weil Alkohol nicht etwa aus Teufels Küche kommt, sondern von noch weiter unten. Alles recht, ich bin hier nur zu Gast und ein paar Zahnabdrücke auf der Zunge heilen bestimmt schnell. Wirklich rührend war Neuzugang Arlene, 80, die exakt die Hälfte ihres Kuchenstückes auf dem Teller zurückließ. Ich vermutete eine Art FdH-Diät, es war aber ganz anders. Errötend (doch, echt!) erzählt sie, daß ihr Boyfriend Al letzte Woche bei ihr eingezogen sei und sie das für ihn aufspare, um ihm eine Freude zu machen. Al habe so einen “Sweet Tooth” (“süßer Zahn” = Naschkatze). Wunderbar. Wir haben einen Resteverwerter! Pack einfach alles ein, worauf keine andere Anspruch erhebt, Arlene, außer den Bratäpfeln, die gehören Desha, dem Hungerhaken.

Arlene happy, Al happy and nothing gone to waste.

* Von der aktuellen Mode, alles zu franglisieren hatte ich neulich schon berichtet, s. https://flockblog.de/?p=23873

Neu im Fernsehen (deutsch, öffentlich-rechtlich)

Ich kriege vom deutschen Fernsehen nicht mehr viel mit, aber neben dem “Tatortreiniger” gehört “Mord mit Aussicht” zu meinen liebsten deutschen Serien, nicht zuletzt wegen der Besetzung (meine Favoriten: Caroline Peters, Bjarne Mädel, Petra Kleinert und Michael Hanemann). Deswegen war ich dem Hans Hoff von der Süddeutschen eigentlich dankbar, daß er die erste Folge der dritten Staffel so ganz fürchterlich verrissen hat (http://bit.ly/ZiGHG9), wie hätte ich denn sonst erfahren, daß es diese dritte Staffel überhaupt gibt?

Er hat ja recht, es war nicht die spritzigste und komischste aller Folgen, aber so seicht, wie Herr Hoff schreibt, wars auch nicht. Ich mag die so gerne, denen gestehe ich auch einen schwachen Start zu – sie haben ja noch Zeit zum Aufholen. Mann-Mann-Mann.

Nerds@Lunch

Der Granny-Smith-Baum trägt, wie alle Obstbäume dieses Jahr, Unmengen Panikfrüchte. Ich muß sehen, daß ich die unters Volk bringe und frage beim Mittagessen: “Guys, die Herbstäpfel sind reif. Wieviele darf ich euch morgen mitbringen?” “Nuff* for pie?” nuschelt unsere TechOps Kollegin, dann grinst sie breit und erläutert: “Let me specify: three point one four one five…”

Bei dem Verein ist doch wirklich jeder Tag Pi-Day, s. https://flockblog.de/?p=22285

 

* Der Nuschler besticht wie überall auf der Welt durch sein Talent, mit gesprochener Sprache sehr geizig umzugehen: “Nuff” steht für “enough” = genug oder genügend.

Modern Times

Schon immer gehörte es in amerikanischen Haushalten zu den ungeliebten Aufgaben des für die Finanzen verantwortlichen Familienmitgliedes, sich regelmäßig zum Zwecke der Bezahlung grummelnd mit Rechnungen und Scheckheft zurückzuziehen. Also Scheck ausfüllen und unterschreiben, Empfänger, Betrag, Datum im Register eintragen, Scheck kuvertieren, adressieren, auf der Post für neue Briefmarken anstehen und endlich abschicken. Als Lyn mich neulich sonntags inmitten eines Papierstapels antraf, hatte sie denn auch jedes Verständnis, daß ich bei “to pay the bills” nicht gestört werden will und mir war jede Ausrede recht, auch wenn es sich um ein Mißverständnis handelte. In den ersten Monaten hier habe ich immer um den 25. rum meinen Mietscheck an den “Landlord” geschickt, immer in der Hoffnung, daß ein Brief von Nord- nach Südkalifornien nicht länger als eine Woche unterwegs ist und pünktlich bei ihm ankommt.

Irgendwann war mir das aber doch zu bunt und man denkt ja auch nicht immer dran oder ist mal unterwegs und ich habe bei der Bank nachgefragt, was ich denn tun müsse, um einen Dauerauftrag einzurichten. Helles Entsetzen! Dauerauftrag? Von einem privaten Bankkunden zum anderen? Haben wir nicht, kriegen wir auch nicht rein. Eine Lösung gab es schließlich doch, sie war im amerikanisch-finanzantiquarischen Denken auch die einzig logische: ich richte – online (whooohooo!) – meinen Vermieter als sogenannten “Payee” (Zahlungsempfänger) ein und dann schickt die Bank ihm direkt einen Scheck, ohne daß mich das einen Cent kostet. Bis das Prinzip vom “Recurring Payment” funktionierte, verging noch einmal fast ein Vierteljahr, aber dann war alles gut, bis auf den Umstand, daß es natürlich schwachsinnig ist, daß der Mann jeden Monat einen Scheck bekommt, den er dann auf seiner Bank “depositen” muß. Doch es geschehen noch Zeichen und Wunder, die Neuzeit ist selbst am hiesigen Bankenwesen nicht ganz spurlos vorbeigegangen, irgendwann konnte man Schecks am Bankautomaten einzahlen, inzwischen gibt es sogar “Mobile Deposit”, also Smartphonephotos vom – immer noch – Papierscheck machen und auf diese Weise seinem Konto gutschreiben zu lassen.

Ich will den Punkt noch einmal aufgreifen, der damit zu tun hat, daß die Bank meinem “Payee” den Scheck direkt zuschickt. Das tut sie mit der Post und dummerweise hat der gute Mann meinen letzten Mietscheck nicht erhalten. Nicht, daß es mich wundert, ich bin eher überrascht, daß das nun schon so lange so reibungslos funktioniert hat. Ich möge, bittet er, doch diesen “lost in the mail”-Scheck umgehend stornieren lassen, händisch einen Ersatzscheck ausstellen und ihm den neuen zuschicken. Ich muß schon sagen, der Mann hat wahres Postvertrauen. Damit das mit dem unpünktlich zahlen nicht wieder vorkommt, möge ich doch zukünftig bitte auf “Direct Deposit” umstellen. Echt? Eine Überweisung, so ganz direkt von Bankkonto zu Bankkonto will er?  Habe ich da was verpaßt? Geht das inzwischen?

Diese Frage kann nur mit einem klaren Jeeiiin beantwortet werden. Bei meiner Bank gibts jetzt sogenanntes “Popmoney”, bis zu sechs Mal im Monat kann der Bankkunde einem anderen Bankkunden, egal bei welcher Bank der andere sein Konto hat, direkt Geld aufs Konto schicken. Ideal, sagt die Bank, wenn man zum Beispiel vom gemeinsamen Mittagessen* noch Geld schuldig ist. Dafür muß man sich registrieren, wobei unter anderem drei “Security Questions” zu beantworten sind, die sich im Bereich: “Wie hieß dein erstes Haustier?”, “Welchen Vornamen trug deine Brautjungfer?”, “Wie hieß der Rektor deiner Grundschule?”, “Welche Marke war dein erstes eigenes Auto?” etc. bewegen und von denen ich nicht mehr weiß, welche und wie ich die bei Kontogründung vor sechs Jahren beantwortet habe. Zu meiner Überraschung gelingt es mir doch, mich erfolgreich durch diesen Fragenwust zu antworten, dann muß ich 24 Stunden warten und dann kann ich meinen ersten “Payment Request” eintippen.

Halt amal, Moment amal, ich kenne seine Bankverbindung nicht, ob er mir die wohl schicken kann? Postwendend kommt eine e-mail, mit einem gescannten Scheck als Anhang. Das habe ich immer noch nicht verstanden: in einem Land, wo jeder mit seinen Kreditkartendaten umeinanderschmeißt, wird die Bankkontonummer ähnlich ängstlich gehütet wie ein dunkles Familiengeheimnis, weil sich ja sonst jemand am Ersparten vergreifen könnte. Wurscht. Ich tippe dann mal Bankleitzahl und Kontonummer vom Scheck ab und initiiere eine Testüberweisung (hab dann für diesen Monat immer noch fünf davon gut), und wenn er das Geld tatsächlich in “3 to 4 business days” (Werktage) auf seinem Konto hat, dann mach ich mich an das Abenteuer mit dem “Recurring Payment”.

“Amerika, du hast es besser.” Echt jetzt? Woher der Geheime Rat sein Wissen bezieht, wird mir immer schleierhafter. Vielleicht muß man ihm zugute halten, daß das schon lange her und die Aussage natürlich aus dem Zusammenhang gerissen ist.

* In Restaurants gibt es eine Gesamtrechnung (“the check please”) pro Tisch und es bleibt den Gästen überlassen, wie sie das untereinander klären. Da kann das Bezahlen beim gemeinsamen Lunch mit einer Handvoll Kollegen schon mal genauso lange dauern wie das Einnehmen der Mahlzeit vorher. Viva Popmoney!
Oder einfach getrennt bezahlen. Was hierzlande als unmöglich gilt, weil die Steuer erst auf den Endbetrag aufgeschlagen wird und Prozentrechnen nicht jederkellners Sache ist.

Klingelstreich

Wenn es abends um halb zehn klingelt, dann kann das eigentlich nur Nachbarin Carmen mit dem Tomatennachschub sein. Man stelle sich meine Verblüffung vor, als im Schein der Außenlampe nicht Carmen vor mir steht, sondern ein Waschbär aus schwarz geränderten Augen mindestens ebenso verblüfft zu mir aufschaut.

Mir will scheinen, es handelt sich um eine stark unterschätzte Spezies.

Lingua franca

Nett sei es gewesen auf der County Fair, erzählt der australische Kollege. “Das würde dir auch Spaß machen, Sabine. Fahrgeschäfte ignorieren und stattdessen an den Freßständen durch die “Samples” probieren – von Apfelwein bis Ziegenkäse alles dabei und alles aus der näheren Umgebung. Und Fairy Floss*. Ja, die Pröbchentour wäre ganz meins, sage ich, aber mit Feen habe ich es nicht so. Weder mit der für Zähne*, noch mit der für Zahnseide, was bei meinem Gegenüber kurzfristig zu Irritation führt. Nein, nicht doch, er spreche von dem süßen bunten Fluff am Stiel, den die Amerikaner im Unverstand “Cotton Candy” nennen, also Zuckerwatte. Dabei sei das grundverkehrt, Fairy Floss war nämlich zuerst da und ist dann einem blöden Patentstreit zum Opfer gefallen.

Der Dialog findet beim Mittagessen statt, wir sind beide leidenschaftliche Köche und bringen immer genug zum Tauschen und Gelobtwerden mit und so komme ich denn in den Genuß gegrillter “Capsicon”. “Ah, lecker, Paprika”, konstatiere ich. Nein, mischt sich die amerikanische Kollegin ein, das sei verkehrt. Paprika nenne man das rötliche Würzpulver, die Schoten heißen “Bell Peppers”.

Kombiniere: Für „Confusio linguarum” reicht eine einzige Sprache lässig. Sorry, Babel.

tooth fairy pillow* Die Tooth Fairy hinterläßt hierzulande traditionell im Austausch gegen einen Milchzahn einen Quarter (25 Cents) unter dem Kopfkissen.

** “Floss” ist Zahnseide und das “Flossen” wird hier mit geradezu religiösem Eifer morgens, mittags und abends betrieben. Beim Zahnarzt ist die erste Frage im allgemeinen nicht, ob man flosse, sondern wie oft. Am Tag.