Fahrtest “Behind-the-wheel”

Es gibt so eine Art Menschen, die bestehen Prüfungen. Immer und jede. Beispielsweise Menschen wie Toni. Oder ich. Ebenfalls gibt es Menschen, die mehr Jahre Autofahrpraxis haben als man an zwei Händen abzählen kann. Beispielsweise solche wie Toni. Oder ich. Außerdem gibt es das Department of Motor Vehicles (DMV), wo solche Menschen vorsprechen, um zum vereinbarten Termin ihre praktische Fahrprüfung abnehmen zu lassen. DMV hatte letzte Woche die Praktikantin anrufen lassen, um den ursprünglich vereinbarten Termin zu verschieben, weil vollkommen überraschend (zumindest für die DMV) ein Furlough Day (Mitarbeiter des Bundesstaats Kalifornien müssen unbezahlt freinehmen, um das Budget zu schonen) ausgerufen worden war. Die Praktikantin hat aber niemandem weitergesagt, welche Ersatztermine sie vergeben hatte, und so standen wir gestern in aller Herrgottsfrühe vor blanken Gesichtern. Nein, in ihrem Buch stehe nichts, ob wir denn nicht wüßten, dass man vorher telefonisch einen Termin vereinbaren muß? Hmmmm? Doch, wissen wir, haben wir, wo ist der Supervisor? Letzterer, eine resolute Dame, inspizierte den verwaisten Schreibtisch der Praktikantin und muss einen Schmierzettel mit unseren Namen und Terminen gefunden haben. Okay, wir haben recht, wir dürfen geprüft werden. Knappe Anweisung an die Schalterbeamten “one of you guys needs to go outside and take the tests – I don’t care who”.

Einer hatte offensichtlich das kurze Streichholz gezogen. Erst kam Toni dran: Blinken (rechts und links), Licht anmachen (jedes Mal ein Rundgang des Prüfers im kleidsamen Hausmeisterkittel ums Fahrzeug), mal hupen und den Knopf für die Heckscheibenheizung zeigen. Dann stieg der Prüfer zu und die beiden fuhren für ein paar Minuten um den Block. Toni zurück, Toni durchgefallen (weil im Wohngebiet statt der erlaubten 25 verrückte 28 Meilen gefahren). Dann kam ich, nochmal alle Funktionen vormachen (mit allen Rundgängen ums Auto), um den Block fahren, durchfallen. Weil nicht vor dem weißen Streifen am Stopschild angehalten, sondern nur runtergebremst und langsam weiter in die Kreuzug gerollt (weil man sonst nix sieht) und erst kurz nach der Markierung zum Stehen gekommen. (Wichtigster Bestandteil der Prüfung ist übrigens 100 Füße rückwärtsfahren. Das wird mitten im Wohngebiet aus heiterem Himmel angesagt. Ich glaube ja, ich bin zusätzlich extra durchgefallen, weil ich den Prüfer gefragt habe, ob wir dann nicht den Anwohner behindern, der hier gerade aus seiner Einfahrt ausfahren will…)

Zurück bei der DMV erdreistet sich dieser Wicht uns zu trösten. Wir sollen uns doch keine Gedanken machen, sowas passiere schon mal, wir würden ja beide recht gut fahren und beim nächsten Mal würde es sicher klappen, und zwei Versuche haben wir für die $31, die der Führerschein kostet ja noch. (Also mehr Test ohne Aufpreis, ein Schnäppchen). Ggggrrghhhh! Toni hatte sich während meiner Tour um den Block schon in die Schlange für Wiederholungsappointments angestellt, der Mann hatte auch Termine im Computer. Im Oktober. Nicht etwa in seiner Filiale, sondern in Santa Clara. Obwohl wir den Anforderungen nicht genügt hatten, fuhren wir mit unseren vorläufigen Lisences vollkommen legal von dannen… Das verstehe, wer will.

Was haben wir diesen Typen verflucht, der uns aus purer Lustlosigkeit und Freude an seiner Macht hat durchrasseln lassen. Ich habe ihm alles an den Hals gewünscht, vor allem nässende und juckende Ekzeme, die nicht abheilen, bevor wir nicht die Prüfung bestanden haben. Toni hatte eine wesentlich perfidere Idee: der Mann soll in Deutschland eine deutsche Fahrprüfung bestehen, und dafür gerade mal einen kalifornischen Führerschein bekommen. (Und ich finde, dabei sollen die Ekzeme recht ordentlich jucken!)

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