Halte durch, Baum!

Eigentlich, so wußte ein Forscherteam heute früh auf NPR zu berichten, sei es schon ganz erstaunlich, wie die kalifornischen Bäume mit der Dürre umgingen. Sie stellten sich ihr nämlich einfach, wurzelten tiefer, um doch noch irgendwie an ein paar Tropfen Grundwasser zu gelangen, trieben viel mehr Blüten als in feuchten Jahren und versähen diese mit noch viel intensiverem Duft als sonst, auf daß ja kein Bienchen sich nicht am Stempel riebe und wenn’s dann zur Fruchtbildung komme, sei das Obst halt etwas kleiner, dafür aber geschmackreicher und voll mit Antioxidantien. Kurz gesagt: “Our trees took up the fight and now they’re hanging in there.” (Sind ja auch amerikanische Bäume; sinngemäß übersetzt: echte Kämpfer mit Stehvermögen.) Vielleicht könne man daraus für die Zukunft lernen und nicht mehr alle verfügbaren Wasserquellen bis zur Neige ausschöpfen, sondern sich auf das klassische Dryland-Farming besinnen, das heißt dem trockenen Boden gemäß. Bin gespannt, ob sie sich nach dem ersten Regen an diesen Einfall erinnern.

Surprise, surprise… Man nenne mich Trendsetter: ich gieße meinen Garten hinterm Haus schon seit drei Jahren nicht mehr und fahre jedes Dürrejahr immer noch reichere Ernten ein.

At the NASA*

Die NASA hatte anläßlich ihres 75. Geburtstages am Samstag ins NASA Ames Research Center auf dem Moffett Field zum “Open House” (Tag der Offenen Tür) eingeladen; ca. 100.000 Neugierige hatten sich angemeldet und soweit ich das sehen konnte, waren wir vollzählig. Was Toni, den Veranwortlichen für Transport, Optimisierung und Navigation, nur zu Höchstleistungen anspornte. 10.000 Sonderparkplätze (ein frisch gemähtes Flugfeld) direkt auf dem Gelände? Das heißt, “einer davon ist für uns” und wir erreichen ihn auf Schleichwegen, mit so wenig Schlangestehen wie möglich. Ganz genau so. Wir parken, vielmehr Meister Toni parkt den Passat nur wenige Schritte entfernt vom Ellis Street-Eingang, gleich am Naked Hangar. (Von dem hatte ich vor einer Weile schon einmal erzählt: https://flockblog.de/?p=15591.) Ich war damit eigentlich am Ziel meiner Wünsche. Flugzeuge? Raumfahrt? Wissenschaft? – alles ganz toll! Ehrlich! Aber alles kein Naked Hangar. Und sogar mit Reingehen. Und drin Rumlaufen. Ich war hin und weg! Und habe nur bedauert, daß mein Referenz-Fotograf mit sooooolchen Objektiven und drei neuen Filtern nicht dabei sein konnte.

Hier eine Momentaufnahme, mehr und künstlerisch wertvollere, wenn ich endlich mal dazukomme, Photos herunterzuladen und zu bearbeiten. Hierfür ist ein Regentag vorgesehen. (Remember: noch ist Dürre und viel zu heiß für die Jahreszeit.)

NASA Naked Hangar

Toni hat sich dann allerdings auf seine Pflichten als aufgeschlossener Besucher einer Forschungseinrichtung sowie als Personal Trainer der allerersten Stunde (“du schaffst den Weg von der Einfahrt bis zur Haustür!”) besonnen und wir sind heftig übers Gelände marschiert, haben uns für Luft- und Raumfahrt sowie Forschung (eine Dame im Knappst-Bikini ruht in einer Badewanne auf stark salzhaltigem Wasser) interessiert und für das Nebenprogramm von Black Hawks, California Highway Patrol, Sheriffs der umliegenden Landkreise, anderen Ordnungshütern (“Join the National Guard right here”) und “100 Food Trucks” (mehr auf einem Fleck als je zuvor in der Geschichte Kaliforniens). Lange Schlangen, eine Bruthitze und, wie auf einer Air Base zu erwarten, wenig Schatten. Noch ein Abstecher in den Gift Shop, was für uns hieß, etwas fassungslos am Eingang des “Gymnasiums” unglaublichen Menschenmassen ganz kurz beim NASA-Devotionalienkauf zuzusehen und ganz ganz schnell zu retirieren. Durch den Naked Hangar zurück (“nur noch ein paar Bilder, das Licht ist doch jetzt ganz anders”) und dann mit den anderen vom Parkplatz zurück zur Autobahnauffahrt gestanden.

Anmerkung 1: Ich bin tief beeindruckt von der Logistik für ein solches Großereignis. (Was hätten die Woodstock-Veranstalter die NASA allein für die Mengen von Dixie-Klos beneidet.)

Anmerkung 2:  Was dem Gläubigen seine Kathedrale, ist dem Atheisten ein Naked Hangar. Man verspürt unweigerlich die Lust, farbige Fenster einzusetzen. Muß ja nicht gerade eine Kreuzigungsszene sein.

 

* Man stelle sich den Titel unterlegt mit der Melodie von “In the Navy” vor und hat dann den Ohrwurm im Kopf, der mir gestern den ganzen Tag nicht aus dem Kopf ging.

Back home (in der 2. Heimat)

Ich bin mit meiner Ichbinwiederda-und bringe gute deutsche Schokolade-Besuchsrunde durch. Sam war sehr erleichtert, daß ich keinen German Boyfriend mitgebracht hatte, wurde aber auch nicht müde zu versichern, daß ihm kein dahergelaufener Deutscher bei der Gartenpflege das Wasser reichen könne. Konnte ich bestätigen, der Rasen ist stiftelkurz und die Bäume geschnitten – einen besseren Sam finde ich nirgends. Lyn fand, daß ein Monat Heimatbesuch aber auch wirklich hinreichend sei und war nicht davon zu überzeugen, daß ich gerade mal zwei Wochen weg war. Wir haben uns schließlich darauf verständigt, daß auch Zeit auf den zwei Kontinenten mit zweierlei Maßeinheiten gemessen wird. Bei Carmen gabs im Gegenzug sofort Mamitas homemade Mole zu probieren und die Ankündigung, daß heute Nachmittag im Backyard ein paar Chickens gegrillt würden, damit man auch was zum Dippen habe. Ich solle einfach über den Zaun rufen, wenn ich Hunger hätte, es sei immer genug da für eine mehr.

Hier ist immer noch Dürre und es ist knackheiß. Ich glaube, ich werde, was mir der Jetlag an Nachtschlaf genommen hat, nachmittags im Garten nachholen, sofern BBQ-Düfte und Mariachi-Canzones nicht eine Planänderung herbeiführen.

Olé California!

05:56 Uhr

Erst Beep-Beep, dann das Wrrroooaaaammmm eines kalten Motors; der Kammerton ist gesetzt. Nach einer kurzen Pause erklingt im Stockdunkeln ein heller Triller, ein paar Minuten später ein ölheischendes Knarren. Schließlich zwitschert eine mutige kleine Stimme ins Morgengrau. Dann kommt der Brüllaff vom Giebel. In der ersten Stunde ist jeder Solist.

Über diesen Darbietungen geht die Sonne auf. Hörst du? Sie spielen die San Brunoer Morgensymphonie, alle Vöglein, der alte Mann am quietschenden Gehwagerl, Flieger, der Frühzug und der kalifornische Lärmfrosch.

Was einem alles entgeht, wenn man keinen Jetlag hat und des Nachts schläft.

Nachtrag zu Straßburg

Angesichts dieses Straßenschildes in der Straßburger Altstadt

rue de la rape

haben wir uns sofort gefragt, was wohl ein durchreisender Amerikaner assoziieren würde. Das hat mir keine Ruhe gelassen, ich habe recherchiert (knallhart) und unsere Vermutung, daß hier wohl a) ein Konflikt mit seiner (des Amerikaners) politischen Korrektheit aufgrund b) seiner mangelhaften Fremdsprachenkenntnisse zu erwarten sei, wurde vollumfänglich bestätigt. Kae Lani aus Philly* bügelt gewohnt ignorant ab: “Nuff said – why would you name a road this?  Especially in a city that is one of the major meeting places for the U.N.  Rape better be something great in French, because I know it’s not in English.”. Ein Wörterbuch aufzuschlagen ist wahrhaft keine Option. Dann hätte sie womöglich erfahren, daß das Vorkommen einer “Träublesgasse” in einer Weingegend nicht ganz ungewöhnlich und ihre ganze schöne Entrüstung für die Katz ist.

Wir Mehrsprachigen haben uns nur ein winzigkleines Sprachwortspiel geleistet, und sind zum Pause machen und aufs Wasser schauen immer mal wieder runter an den “Krank”** gegangen.

 

* Wer mehr über die Dame (Selbstbeschreibung: “I’m a 13 year old giggly girl for life!”) und ihre Obsessionen wissen will, lese hier: http://www.atravelbroad.com/five-hilarious-places/. Ich empfehle dringend eine Reise nach Wien.

** Die Ill ist ein linker Zufluss des Rheins, fließt freundlich durch Straßburg und ihr Ufer ist mit einer großen Menge Bänkchen ausgestattet.

This hip is made for walking

Mein besonderer Dank gilt meinen Personal Trainern Chris (Elsass, mit Akzent auf Strasbourg) und Joe (Schwabing, Maxvorstadt sowie Ausläufer von Neuhausen), die meinem Genesungsprozeß einen ordentlichen Schub verpaßt haben.

Ich bin ja wg. Ferien noch unmotorisiert (wie immer, wenn einer von uns verreist, hat der andere das Auto mal ganz für sich alleine) und mußte heute die Versorgung mit Milch und anderen Frischlebensmitteln zu Fuß bewerkstelligen. Gegen die Strecken, die die oben genannten Herren mit mir bewältigt haben, qualifiziert sich der Einkaufsgang zum Mexikaner auf der San Brunoer Hauptstraße nicht mal als “walk in the park”, sondern allenfalls als Pipifax. Ach was, Pipifäxle.

Es geht voran!

Wieder da!

Zurück im Land of the Free und Schlangensteher. Lange Warteschlangen, wie ich betonen möchte. Erst ins Flugzeug hinein (kaum, daß ich durch alle Extra-US-Security in München durch war, fing das Boarden an, weiter treppauf- und ab zum Bus, denn München baut an einem neuen Terminal und da muß man auch mal auf eine Gangway verzichten wollen und dann über die lächerlichen zwei engen Trepperlen endlich zum Notausgangsitzplatz), nach einem ereignislosen Flug wieder aus dem Flugzeug hinaus und dann bei der Immigration. Es landen um diese Zeit immer mindestens noch zwei große Flieger aus Asien und der Disponent hat messerscharf geschlossen, daß drei Flieger drei Schaltern entsprechen und zwei zusätzliche Schlangenverwalter abbeordert. Schalterbeamte jedoch nicht. Aaargghh! Da hockt man 12 Stunden rum um, um dann fast zwei Stunden anzustehen, um einreisen zu dürfen. Der Zoll wollte mich dieses Mal nicht filzen, dafür gab es eine halbe Stunde Taxischlange.

Aber jetzt bin ich daheim, geduscht und zahngeputzt und werde gegen alle Regeln sofort und umgehend schlafen gehen. Meine “Eingeschaltete Triebwerke sind das beste Schlafmittel”-Tage sind wohl wirklich vorbei. Schade.

Danke noch einmal allen, die mich beherbergt haben; mehr und wortreicher dann wahrscheinlich morgen früh um fünf.

Dreibettentournee

Meine Fresse! Irgendwer hat doch an der Uhr gedreht oder warum ist übermorgen schon wieder Abreisetag?

Meine letzten bayerischen Tage verbringe ich jeden Tag mit anderen Freunden und schlafe jede Nacht in einem anderen Bett. Und in 10 Minuten falle ich bereits in Bett zwei von dreien. Kann man das mit dem schönen Verweilaugenblick eigentlich auch ohne Pakt mit dem Teufel haben? Und wenn ja, wie? Wenn nein, wieso eigentlich nicht? Muß ich direkt mal drüber schlafen.

Shakespeares “Wintermärchen” im Münchner Volkstheater

Kurz zusammengefaßt mein Fazit: Der Stückl ist auch nur glücklich, wenn er die Bühne vollkommen total einsaut.

Die etwas ausführlichere Version: Shakespeare hat eigentlich zwei Stücke geschrieben, die weder in Form noch Inhalt so wirklich zusammenpassen. Der erste Teil ein Drama, in dem ein psychopathischer Machthaber vor lauter Eifersucht seine ganze Familie in den Tod oder mindestens ins Exil treibt, der zweite Teil ein Schäferspiel, was sich bei Stückl in Ringelspiel mit Anfassen übersetzt. Als Klammer dient das einst in der Fremde ausgesetzte Kind Perdita, das inzwischen zur Prolljungschäferin mit Evelyn-Künecke-Schnauze herangewachsen ist und sich einen Laubhut- und Leintuchlover hält. Florizel, Königssohn inkognito.

Ansonsten Popkultur, bunte Kostüme, Kalauer, Grillhendel, Prolls, Bumm, Schepper, Klirr, Brüll, Slapstick, Drehbühne und alles vollkommen total eingesaut.

Sehr gut, daß, wo Shakespeare seine weiblichen Darstellerinnen in Schönheit leiden läßt, Christian Stückls Frauen starke überlegene Figuren sind, die dem tobend-torkelnden lauten Mannsvolk mit nachsichtiger und darum sehr überheblicher Toleranz begegnen. Das aufrechte Abonnentenpublikum in der Reihe hinter uns war’s nicht zufrieden: “Der König in Adiletten, das hätte es aber doch wirklich nicht gebraucht.” Stimmt, aber keine Angst. Der Stückl tut nix. Der will sich nur einen Jux machen.

Deutscher Schwachsinn

Ich war jüngst zwei Tage lang der Dauerbeschallung durch Radio SWR4 Baden Württemberg ausgesetzt, schön laut und unentweichbar. Davon abgesehen, daß tatsächlich immer noch alle Schlager im Programm sind, die meine Mutter seinerzeit im Wunschkonzert beim Kochen zum Mitsingen animiert haben, laufen auch ganz moderne Titel. Überraschenderweise von Interpreten vorgetragen, die wir noch vom Dieter, dem Thomas, dem Heck kennen, zum Beispiel Ireen Sheer, der Mutter aller Pudelponyföhnfrisuren. Ich frage mich, ob es am spezifisch schwäbisch-patenten Häuslebauersfrauenpublikum liegt, daß “Komm ich mach das schon” alle halbe Stunde durchgenudelt wird? Oder müssen andere Bundesländer gleichermaßen leiden?

Nun zum Text:

Du liegst auf dem Sofa, das Telefon schellt. / Und ich sag : “Komm geh doch mal ran”. / Du hast deine Ohren auf Durchzug gestellt / Dein Fußball fängt gerade an. / Der Hund muß raus und der Garten sieht aus, / Die Leiter liegt seit Wochen vorm Haus,

(Die Textqualität wird leicht gesteigert, wenn man beim ersten Hören zu vernehmen glaubt, daß seit Wochen vorm Haus eine Leiche liegt – das ändert sich auch nach mehrtägiger Beschallungsfolter nicht mehr. Und, was macht Madame nun mit der Leiche? Sie kümmert sich:)

Es hilft nichts und ich sag wieder zu Dir: / Oh my Darling komm ich mach das schon / sonst kippst Du mir noch aus den Schuhn / Wenn Du nur deine Ruhe hast, / Oh my Darling komm ich mach das schon. / bleib doch auf deinem Machothron. / Für Dich da würd ich alles tun. /  Oh my Darling komm ich mach das schon.

Inzwischen sehen wir, daß Madame sich ein Geschöpf in einem Abhängigkeitsverhältnis zu halten scheint, das selbst kleinste Handlangerdienste nicht (mehr?) erbringen kann. Jegliches Selbstvertrauen dieses Wesens ist bereits solchermaßen untergraben, daß es schon beim Versuch, sich in eine aufrechte Haltung zu begeben, sofort seiner Fußbekleidung verlustig geht. Und die Herrin tut alles, um ihr Opfer noch weiter zu demütigen:

Dein schlechtes Gewissen sagt steh doch mal auf / und hilf ihr heut mal beim Geschirr. / Du trocknest die Tassen mein teuerstes Stück, / ein Fluchen und schon macht es Klirr. / Das neue Bild, jetzt hängst Du es auf / und haust Dir gleich auf den Daumen drauf. / Ich tröste Dich und sag mal wieder zu Dir: Refrain 3x wiedeholen

Ich würde mich gar nicht wundern, wenn sie ihren Sklaven zum Mitsingen zwänge. Mindestens 3x.

Wie gesagt, das läuft in BaWü alle halbe Stunde. Das ist doch ein Schulbeispiel für die Anwendung der Genfer Konventionen, namentlich der Nummer Römisch 4: “Die Genfer Konventionen, auch Genfer Abkommen genannt, sind zwischenstaatliche Abkommen und eine essentielle Komponente des humanitären Völkerrechts. Sie enthalten für den Fall eines Krieges oder eines internationalen oder nicht-internationalen bewaffneten Konflikts Regeln für den Schutz von Personen, die nicht oder nicht mehr an den Kampfhandlungen teilnehmen. Die Bestimmungen der vier Konventionen von 1949 betreffen die Verwundeten und Kranken der bewaffneten Kräfte im Felde (Genfer Abkommen I), die Verwundeten, Kranken und Schiffbrüchigen der bewaffneten Kräfte zur See (Genfer Abkommen II), die Kriegsgefangenen (Genfer Abkommen III) und die Zivilpersonen in Kriegszeiten (Genfer Abkommen IV).” (Quelle: wikipedia.de)

Ich schätze mich dann mal glücklich, daß ich da unbeschadet wieder rausgekommen bin.