Deutscher Schwachsinn

Ich war jüngst zwei Tage lang der Dauerbeschallung durch Radio SWR4 Baden Württemberg ausgesetzt, schön laut und unentweichbar. Davon abgesehen, daß tatsächlich immer noch alle Schlager im Programm sind, die meine Mutter seinerzeit im Wunschkonzert beim Kochen zum Mitsingen animiert haben, laufen auch ganz moderne Titel. Überraschenderweise von Interpreten vorgetragen, die wir noch vom Dieter, dem Thomas, dem Heck kennen, zum Beispiel Ireen Sheer, der Mutter aller Pudelponyföhnfrisuren. Ich frage mich, ob es am spezifisch schwäbisch-patenten Häuslebauersfrauenpublikum liegt, daß “Komm ich mach das schon” alle halbe Stunde durchgenudelt wird? Oder müssen andere Bundesländer gleichermaßen leiden?

Nun zum Text:

Du liegst auf dem Sofa, das Telefon schellt. / Und ich sag : “Komm geh doch mal ran”. / Du hast deine Ohren auf Durchzug gestellt / Dein Fußball fängt gerade an. / Der Hund muß raus und der Garten sieht aus, / Die Leiter liegt seit Wochen vorm Haus,

(Die Textqualität wird leicht gesteigert, wenn man beim ersten Hören zu vernehmen glaubt, daß seit Wochen vorm Haus eine Leiche liegt – das ändert sich auch nach mehrtägiger Beschallungsfolter nicht mehr. Und, was macht Madame nun mit der Leiche? Sie kümmert sich:)

Es hilft nichts und ich sag wieder zu Dir: / Oh my Darling komm ich mach das schon / sonst kippst Du mir noch aus den Schuhn / Wenn Du nur deine Ruhe hast, / Oh my Darling komm ich mach das schon. / bleib doch auf deinem Machothron. / Für Dich da würd ich alles tun. /  Oh my Darling komm ich mach das schon.

Inzwischen sehen wir, daß Madame sich ein Geschöpf in einem Abhängigkeitsverhältnis zu halten scheint, das selbst kleinste Handlangerdienste nicht (mehr?) erbringen kann. Jegliches Selbstvertrauen dieses Wesens ist bereits solchermaßen untergraben, daß es schon beim Versuch, sich in eine aufrechte Haltung zu begeben, sofort seiner Fußbekleidung verlustig geht. Und die Herrin tut alles, um ihr Opfer noch weiter zu demütigen:

Dein schlechtes Gewissen sagt steh doch mal auf / und hilf ihr heut mal beim Geschirr. / Du trocknest die Tassen mein teuerstes Stück, / ein Fluchen und schon macht es Klirr. / Das neue Bild, jetzt hängst Du es auf / und haust Dir gleich auf den Daumen drauf. / Ich tröste Dich und sag mal wieder zu Dir: Refrain 3x wiedeholen

Ich würde mich gar nicht wundern, wenn sie ihren Sklaven zum Mitsingen zwänge. Mindestens 3x.

Wie gesagt, das läuft in BaWü alle halbe Stunde. Das ist doch ein Schulbeispiel für die Anwendung der Genfer Konventionen, namentlich der Nummer Römisch 4: “Die Genfer Konventionen, auch Genfer Abkommen genannt, sind zwischenstaatliche Abkommen und eine essentielle Komponente des humanitären Völkerrechts. Sie enthalten für den Fall eines Krieges oder eines internationalen oder nicht-internationalen bewaffneten Konflikts Regeln für den Schutz von Personen, die nicht oder nicht mehr an den Kampfhandlungen teilnehmen. Die Bestimmungen der vier Konventionen von 1949 betreffen die Verwundeten und Kranken der bewaffneten Kräfte im Felde (Genfer Abkommen I), die Verwundeten, Kranken und Schiffbrüchigen der bewaffneten Kräfte zur See (Genfer Abkommen II), die Kriegsgefangenen (Genfer Abkommen III) und die Zivilpersonen in Kriegszeiten (Genfer Abkommen IV).” (Quelle: wikipedia.de)

Ich schätze mich dann mal glücklich, daß ich da unbeschadet wieder rausgekommen bin.

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