Vorhin, beim Einkaufen

Eine Dame faßt sich ein Herz und informiert einen ebenfalls in der Schlange anstehenden Herrn, dass sein Hosenstall offenstehe. Der schaut erschrocken an sich herunter und pariert: “Mei, dass einem heutzutage aber wirklich alles gestohlen wird.”

Ich weiß, dass sich alle anwesenden Männer fest vorgenommen haben, sich dieses Satz zwecks gelegentlicher Wiederverwendung zu merken. Warum? Weil sie es alle drei mit sehr beifälligem Unterton gesagt haben.

Karl mags

Grad die drei Verpackungen meines zuckerzusatzlosen Biojoghurts getrennt (die Papierumrandung des Plastikbechers von diesem abschälen und falten, den Aludeckel abschlecken und zusammenrollen) und in den drei dafür vorgehaltenen Heimzwischenlagern verstaut, damit ich sie nächste Woche ihrem von mir aus gesehenen finalen Bestimmungsort, dem Recyclingcontainer, zuführen kann. Dabei ins Grübeln gekommen, ob das, was ich da tue, auch nur viertelt sinnvoll ist. Also nicht das Trennen von Müll. Gott bewahre! Wir sind in Deutschland und Mülltrennung ist eine ebenso gute und unwesentlich kompliziertere Religionsvariante wie der Katholizismus und Zweifel an ihr die achte Todsünde.

Ahaber… Kann es sein, also nur mal angenommen, dass mein Biojoghurt so unsinnig verpackt ist, damit ich mich besser fühle? Weil ich so brav trenne? Und wie ein schlechter sündiger Mensch, wenn nicht? Bin ich da was auf der Spur? Ist Mülltrennung Opium für das Volk?

Oder hab ich einfach nur Hunger und sollte dringend frühstücken?

Wochenendlektüre?

Ich freu mich ja immer sehr, wenn mir mein amerikanischer Zeitschriftenvertrieb wieder ein neues Blatt aus seiner reichhaltigen Kollektion als superbilliges Schnäppchenabo anbietet. In letzter Zeit scheinen sie sich bei dem Verein in den Kopf gesetzt zu haben*, dass ich ein Waffenmagazin brauche und so haben sie mir heute “Recoil” (Rückstoß) angedient. Mit dem “Genossen Kalaschnikow” auf der Titelseite. Hübsch. Ganz besonders der Fusselbart, die Spinnentatoos und die Goldkette.

RECOIL is a firearms lifestyle magazine covering not only guns but the lifestyle gun enthusiasts enjoy. Our magazine is gear heavy featuring guns, trucks, atv’s, knives, watches, and more. Articles include gun evaluations, interviews with industry personalities, shooting tips from the pros, shooting sports, defense, do it yourself articles, and much more. We aim to appeal to the casual shooter as well as the core enthusiast.

Vielleicht sollte ich bei dem Unterhaltungswert die zwei Dollar pro Jahr investieren.

downmagaz.com

 

* Möglicherweise, weil ich bei dergleichen Dreck immer die Inhaltsbeschreibungen anklicke.

Gelesen: Mawil – “Lucky Luke sattelt um” (Hommage 3)

Für den 3. Lucky-Luke-Hommage-Band wurde der deutsche Comic-Künstler Mawil engagiert und er hat seine Sache sehr gut gemacht. So sieht es aus, wenn einer die Vorbilder kennt und liebt und eine ganz eigene Geschichte entwickelt. Richtig schön!

Malwin setzt den lonesome Cowboy aufs Fahrrad und ich habe selten so gelacht wie in der Szene, als seine Verfolger (das ausgesprochen lustige Paar Smith and Wesson) die Spuren des Zweiradanfängers (ohne Stützräder) lesen.

“Eine Schlange.”

“Das war doch keine Schlange!”

“Doch! Und… und… Lucky Luke ist ihr gefolgt.” “Guck! Hier haben sie gekämpft!”

“Sei vorsichtig! Es sind zwei! Zwei besoffene Schlangen!”

“Aber sie werden langsam nüchtern.”

Eine Hommage im besten Sinne (auch an den blonden Schimmel Jolly Jumper, hach!) und ein Superdupergeschenk für alle Lucky-Luke-Fans.

Gelesen: Harry Bingham – “The Deepest Grave”

Es hatte sich ja schon länger abgezeichnet, aber in dieser Episode hat Harry Bingham seine Heldin nun endgültig zur Vigilantin gemacht. Sie steht zwar als Polizistin auf der Seite von Recht und Gesetz, aber nur so lange, wie die Bösen nicht irgendwelche (leider vollkommen legalen) Schlupflöcher und Grauzonen ausnutzen. Dann setzt sie ihnen außer Recht und Gesetz (das schon) ihr über inzwischen 6 Bücher ausgebautes Netzwerk aus Hackern, Ex-Spetsnaz, Fälschern, Russenmafia, Ex-Polizisten usw. entgegen. Oder ruft Papa, ehemals Unterweltkönig. Finanzieren kann sie ihre Vigilante-Nebenjob-Aktionen mit einer erklecklichen Summe Geldes, die bei einer früheren Ermittlung vom Laster gefallen ist und deren Existenz sie den Behörden nie angezeigt hat. Das tut dem keinen Abbruch, dass auch dieser sehr britisch-mythische Fall wieder sauspannend ist. Der Mann schreibt ja nun auch keine Polizeidoku, sondern Unterhaltungsliteratur. Dichterische Freiheit darf schon sein.

Was mich aber in jedem Buch aufs neue stört… Bingham hat mir ein bißchen zu viel Spaß an Gewalt. Die eher kleine und zartwüchsige Fiona Griffiths muß jedes Mal in den erbarmungslosen Nahkampf, gerne mit riesigen muskulösen ehemaligen Angehörigen von Spezialeinheiten, gerne in der Überzahl. Was gut, dass er sie Krav Maga hat lernen lassen, so überlebt sie immerhin mehr als einmal nur um ganz knappe Haaresbreite und er kann weiterschreiben. Am meisten Freude scheint es ihm zu bereiten, sich auszumalen, wie feine Leute, die sich über dem Gesetz stehend wähnen, doch in den Knast kommen. Selbstverständlich in die schlimmsten aller vorstellbaren Knäste, irgendwo fern im nebelumwaderten Moor, wo tätowierte Gewaltverbrecher mit nichts zu verlieren sowie einem Stecker im Ohr (immer!) nur darauf warten, ihre Brutalität an ihnen auszuleben. Und jedes Mal, wirklich jedes Mal, mit ganz und gar nicht latenten Vergewaltigungsphantasien. (Was die schweren Jungs mit so einem hübschen Kerl wie dir, hähä,  höhö…) Dabei bräuchte es das gar nicht. Nicht für die Spannung, nicht für die Entwicklung der Handlung. Für nichts. Außer, dass Bingham einfach ein bißchen zu viel Spaß daran hat, sowas zu schreiben.

Ich würds ihm streichen.

Trotzdem: ich hätte jetzt aufgeschlossen und erwarte, dass Band 7 demnächst erscheint.

Anders begabt

Neulich habe ich mich bei einem Start-up Unternehmen auf eine Position beworben, die – teilweise sogar wörtlich – ganz genau meinem Profil entspricht. Allerdings scheine ich übersehen zu haben, dass Management und Team des Unternehmens noch pubertieren – warum sollten sie mir sonst eine Absage mit dieser Begründung schicken?

Weil wir selber noch recht am Anfang stehen, suchen wir allerdings jemanden, der auch noch mit uns wachsen kann. Aus diesem Grund können wir dir die Stelle leider nicht anbieten.