“Mäßiger Schneefall”

sei zu erwarten, schreibt der hiesige Wetterfrosch auf seiner App. Ich bin sicher, dass er “Massiger Schneefall” gemeint hatte und sehe mich einmal mehr in meiner Abneigung gegen sämtliche depperten Rechtschreibreformen bestätigt.

Am frühen Nachmittag, bei der Zigarettenpause hinten im Hof, hätte man dem Meteorologie-Frosch fast beinahe noch glauben können wollen…
Bei der zweiten Rauchpause (vor dem Haus; so viel Abwechslung muss sein) beschlichen mich schon starke Zweifel. Aber immerhin ist der Leihwagen vorne links am Zaun noch erkennbar.
Feierabend. Uns’ Udo vielen Dank für den Pfad, sonst wäre ich bis weit über den Knöcheln im Schnee versunken; der guten Tina vielen Dank für den Handfeger, sonst stünde ich da jetzt noch und wischte mit unbehandschuhten Händen schweren Neuschnee vom Wagen.

Der ganze Hunsrück ist seit Stunden ein einziges Verkehrschaos. Laster hängen an Hängen, viele stehen quergedreht auf den Landstraßen und dahinter stecken viele Kolleg*innen in ihren PKWs in langen Staus. Autobahnauffahrten und ganze -abschnitte sind gesperrt, die Feuerwehr im Dauereinsatz. Und es hört nicht auf zu schneien. Allen eine gute und heile Heimfahrt!

Das mußte doch jetzt wirklich nicht mehr sein. Mensch, Winter! Schäm dich.

Rache ist Glitter…

Es stimmt schon, was die klugen Altvorderen sagen: keine gute Tat bleibt ungesühnt.

Als ich letztes Mal hier war, habe ich meiner glitter- und glitzeraffinen Kollegin (ja, Pink mag sie auch), eine Tasche mitgebracht. Mit alles: Vorne ein Einhorn aus Wendeglitterglitzerglimmerpailletten, mit riesigen blauen Augen und Regenbogenflügeln, hinten leuchtend pinker Sammet. Die Tasche, obzwar eigentlich eher für Kitamädchen gedacht, gefiel. Außerordentlich gut sogar. (Und nein, ich habe kein Bild gemacht. Die Frau Kollegin schon. Kann ich bei Bedarf nachreichen.)

Heute nun hat sie sich gerächt und mir dieses Mousepad untergeschoben…

Es mag vorgekommen sein, dass ich den weiß gedruckten Satz gesagt haben könnte. Auch mehrfach täglich. Aber den pinken? Nein, niemals.

Kein Emmelshausener, nirgends

Normalerweise dauert es immer eine gute Weile, bis ich morgens aus Frau Wirtins Waldstraße links auf die Emmelshausener Hauptstraße (für Kenner: Rhein-Mosel-Straße) einbiegen kann. Heute nicht. Heute ist Emmelshausen am Morgen wie ausgestorben. Kein Schulbus, keine Autos, keine Kinder mit schweren Rucksäcken und ungemachten Hausaufgaben, keine Erwachsenen auf dem Weg zur Arbeit. Niemand. Die Apotheke am Eck, in der die Apothekerin sonst zuverlässig spätestens um halb acht die ersten Aspirin verkauft, hat noch nicht mal Licht an.

Dabei haben mir die Kolleginnen noch gestern erzählt, dass hier keine “Hochburg” sei und selbstverständlich an Fastnacht gearbeitet werde. Ich sach mal so: das stimmt bedingt. Ich hatte den Eindruck, dass, wer zur Arbeit kommt, das nur tut, um die Unmengen von Süßigkeiten, die ihr Nachwuchs beim Umzug gesammelt hat, so schnell wie möglich von den Kindern weg und in die Kollegenbäuche zu bringen.

Viele haben sich, Hochburg hin oder her, ohnehin frei genommen. Weil, was sonst? Aber auch die letzten Aufrechten halten heute nicht lange durch. Ab zwei bröselt das Mohikanerhäuflein zusehends weg, gegen fünf sind wir nur noch zu dritt.

Auf dem Heimweg sehe ich eine Gang Cowboys mit weißen Stetsons, die unter lauten Yee-haaa!-Rufen einen Einkaufswagen voller Flaschen im Zick-Zack über die Rhein-Mosel-Straße wuchten. Da schau her, was dem Lonesome Cowboy sein Saloon ist seinen Hunsrücker Cousins sein Rewe und Papas Partykeller.

Morgen ist Aschermittwoch. Da wird wieder gearrrbeitet. Und ich werde ohne Erbarmen auf den vereinbarten Abgabeterminen bestehen. Hah!

From the Wild, Wild Dogback

Die Wirtin des “Imbisch”, die wie ihre ebenfalls vietnamesisch-stämmige Kollegin vom China-Restaurant Jasmin den Locals schon seit Jahren erfolgreich typisch chinesische Küche vortäuscht, ist hiesigen Bräuchen offensichtlich zugetan.

Am Sonntag, beim Umzug, trug sie Pierrot,

heute war sie im Manga-Stil mit rotkariertem Wipperöckchen und Verruchte-Rote-Rüschen-Oberteil unterwegs.

Hauptsache, Deutsche Leitkultur.

“Nur ein Viertelstündchen”

habe sie, versichert die Kollegin wenig glaubhaft, am Freitagabend “Mainz bleibt Mainz” (unter hiesigen Könnern reicht die Formel “MBM”) geguckt. So lange eben, bis der “Soundso” (tut mir leid, hab den Namen vergessen) aufgetreten sei. “Das”, erklärt sie im Brustton wahrhaft Gläubiger, “ist Pflichtprogramm. Das ist ein Niederolmer.”

Wider den tierischen Ernst

Als der ICE in Mannheim einfährt, erwartet ihn auf der Plattform eine Giraffe. Schnell weg. Treppe runter, andere Treppe rauf: Oben in der Halle knutscht engumschlungen ein doppelflossiger Haiphin / Delhai mit einem Krokodil und ein Rudel Kätzchen bedrängt einen Hotdog-Verkäufer (ja, das fand ich auch extra hübsch). Außerdem ein Bienenschwärmchen (eher Willis als Majas, also sollte ich korrekterweise von Drohnenschwarm sprechen), ein Marienkäferpärchen (Vater und sehr kleines Kind) sowie 1 Batman (kein Robin) – die Mannheimer Fastnacht hat offensichtlich eher sowas Animalisches.

Dass die Koalas auf dem Bahnhofsvorplatz nicht zu einer Narrengilde sondern zum World Wildlife Fund gehören, merke ich auch erst, als sie mir ihre Sammelbüchsen direkt unter die Nase halten.

Kein Windrad, nirgends

Heute auf der Hinfahrt: Aus den Wäldern neben der Autobahn steigt ein Nebel, so dramatisch, dass Cranach mit dem Malen und Claudius mit dem Dichten nicht nachkämen…

Als dann endlich die ganz nah an die Fahrspuren gepflanzten Windräder in Sicht kommen, fehlt ihnen immer mindestens ein Ärmchen. Ich muß an böse verstümmelte Außerirdische denken und wünsche mir Amy Adams zum Übersetzen.