Normalerweise dauert es immer eine gute Weile, bis ich morgens aus Frau Wirtins Waldstraße links auf die Emmelshausener Hauptstraße (für Kenner: Rhein-Mosel-Straße) einbiegen kann. Heute nicht. Heute ist Emmelshausen am Morgen wie ausgestorben. Kein Schulbus, keine Autos, keine Kinder mit schweren Rucksäcken und ungemachten Hausaufgaben, keine Erwachsenen auf dem Weg zur Arbeit. Niemand. Die Apotheke am Eck, in der die Apothekerin sonst zuverlässig spätestens um halb acht die ersten Aspirin verkauft, hat noch nicht mal Licht an.
Dabei haben mir die Kolleginnen noch gestern erzählt, dass hier keine “Hochburg” sei und selbstverständlich an Fastnacht gearbeitet werde. Ich sach mal so: das stimmt bedingt. Ich hatte den Eindruck, dass, wer zur Arbeit kommt, das nur tut, um die Unmengen von Süßigkeiten, die ihr Nachwuchs beim Umzug gesammelt hat, so schnell wie möglich von den Kindern weg und in die Kollegenbäuche zu bringen.

Viele haben sich, Hochburg hin oder her, ohnehin frei genommen. Weil, was sonst? Aber auch die letzten Aufrechten halten heute nicht lange durch. Ab zwei bröselt das Mohikanerhäuflein zusehends weg, gegen fünf sind wir nur noch zu dritt.
Auf dem Heimweg sehe ich eine Gang Cowboys mit weißen Stetsons, die unter lauten Yee-haaa!-Rufen einen Einkaufswagen voller Flaschen im Zick-Zack über die Rhein-Mosel-Straße wuchten. Da schau her, was dem Lonesome Cowboy sein Saloon ist seinen Hunsrücker Cousins sein Rewe und Papas Partykeller.
Morgen ist Aschermittwoch. Da wird wieder gearrrbeitet. Und ich werde ohne Erbarmen auf den vereinbarten Abgabeterminen bestehen. Hah!