Zeig mir deins, dann zeig ich dir meins

Vorhin bin ich zu einer Tauschbörse eingeladen worden. Getauscht werden Gedichte, kurze Texte, Meditationen. Wurscht. Geschriebenes, das man gerne mit anderen teilen möchte.

So eine schöne Idee! Falls jemand die Inspiration fĂŒr andere TĂ€usche nutzen möchte, hier der Originaltext:

Dear Friends,
We’re starting a collective, constructive, and hopefully uplifting exchange. It’s a one-time thing and we hope you will participate. We have picked those we think would be willing and make it fun.
Please send a poem to the person whose name is in position 1 below (even if you don’t know them), with the email subject Poem Exchange.
It should be a favourite text/verse/meditation that has affected you in difficult times. Or not. Don’t agonise over it. If you’d like to send a poem in your own language and provide a translation, please do so!

  1. e-mail-Adresse 1
  2. e-mail-Adresse 2

After you’ve sent the short poem/verse/quote/etc. to the person in position 1, and only that person, copy this letter into a new email.
Move my name to position 1, and put your name in position 2. Only my name and your name should show in the new email. Send it to 20ish friends BCC (blind copy). 
Seldom does anyone drop out because we all need new pleasures. The turnaround is fast, as there are only two names on the list, and you only have to do it once.
Thanks for considering this! Enjoy!

Weg damit!

Der GebrauchtbuchhĂ€ndler meines Vertrauens glaubt, dass ich nichts besseres zu tun hĂ€tte, als jetzt auf- und auszurĂ€umen. Das stimmt vielleicht sogar, bloß, ich komme gar nicht dazu. Mein Leben verlĂ€uft noch weitestgehend normal: ich stehe gefĂŒhlt viel zu frĂŒh auf, fahre zur Arbeit in mein EinzelbĂŒro und mache immer spĂ€ter Feierabend, als ich eigentlich gewöllt hĂ€tte. Das erzĂ€hle ich auch alles nur, um den Betreff seiner diesbezĂŒglichen e-mail zu zeigen, die offensichtlich von Mitarbeiterjedi Yoda gestaltet wurde.

Auch neu

Wenn man sich auf einmal darĂŒber freuen kann, dass im Vergleich der LĂ€nderzahlen das eigene auf die hinteren PlĂ€tze fĂ€llt.

“The New Normal”

… so heißt der neue Corona-Newsletter von National Public Radio (NPR). Wer wissen will, wie das noch normale Amerika gerade so tickt, lese ihn.

Welcome to the first edition of The New Normal, NPR’s daily newsletter about the coronavirus pandemic. So much has changed in such a short time, and we’re all feeling unmoored. We hope we can deliver something useful to help you get through whatever comes next. Drop us a line at TheNewNormal@npr.org with questions, advice and suggestions. Or anything funny. Extra points for funny.

Tomorrow is the last day you will automatically receive this newsletter, so please subscribe by clicking here. Hang in there, friends. We’re in this together. — Jill and Suzette

Die Entdeckung der Langsamkeit

Frage: Wieviel Zeit sollte man eigentlich einplanen, um Christopher Nolans “The Dark Knight” zu sehen?

  • FrĂŒher im Kino: Werbung, Trailer, Film, vielleicht vorher noch einen Happen essen gehen, An- und Abfahrt mit der U-Bahn. Macht so 5 – 6 Stunden.
  • FrĂŒher vor dem Streaming Device: RĂŒstzeit (Jogginghose anziehen, Chips und Bier holen), Film, zwischendrin auf dem Handy daddeln, kurz zurĂŒckspulen, ein paar Mal aufs Klo, mehr Bier holen. Sollte in guten 4 Stunden zu schaffen sein.
  • In Zeiten von Corona: mit GlĂŒck vier Abende. Das weiß ich, weil der Kollege, der mir diese Frage gestellt hatte, jedes Mal spĂ€testens nach 40 Minuten auf seiner Couch eingeschlafen ist und keine Ahnung hatte, was Batman und der Joker in Gotham derweil treiben. Habe ihm empfohlen, alle fĂŒnf Abende dieser sehr anstrengenden Arbeitswoche einzuplanen: erfahrungsgemĂ€ĂŸ geht man ja immer so ca. ein ViertelstĂŒndchen zurĂŒck, um wieder “reinzukommen”.

Antwort: Das hÀngt davon ab. Q.e.d.

Knusper, knusper, KnÀuschen

In den ehernen Regeln des Lebens in MĂŒnchen ist festgeschrieben, dass man beim Pfister in der Happy Hour kurz vor Ladenschluß nicht die Backwaren bekommt, die man möchte, sondern das nimmt, was noch da ist. GfĂ€llixt.

Nicht so heute. Die Auslagen voll wie am frĂŒhen Morgen und die BĂ€ckersfrau einsam und alleine hinter den EinmeterfĂŒnfzigabstandsstreifen. Ihre ErklĂ€rung ist so einfach wie bestechend: “Die Hamsterer von letzter Woche essen jetzt alle altes Brot.”

Freizeitgestaltung (in echt)

Ich habe angefangen, Serienkonserven wegzugucken. Drei davon taugen nichts, die möchte ich anderen ersparen.

  1. Tribal
    Eigentlich mag ich Odd-Couple-Polizeiserien. Bei dieser hier wird eine indigene Polizistin (“call me Chief”) mit einem von allerlei Traumata+OpioidabhĂ€ngigkeit geplagten Big City Cop in eine Zwangsspartnerschaft gezwungen, um Verbrechen an den Schnittstellen zwischen Reservat und Großstadt aufzuklĂ€ren.

    So billig und vorhersehbar und noch dazu schlecht gespielt, dass ich mitten in der zweiten Folge beschlossen habe, es bleiben zu lassen.

  2. Watchmen (die Serie)
    Wie macht man aus der ikonischen Graphic Novel eine Serie? Indem man sich eine ganz neue Geschichte ausdenkt und mit VersatzstĂŒcken aus dem Buch garniert. Wir befinden uns in einer Zeit 30 Jahre spĂ€ter. Der Schurke ist immer noch Adrian Veidt, ganz wunderbar ĂŒberzogen und schrĂ€g gegeben von Jeremy Irons. Das blöde Luftschiff von Nite Owl gehört jetzt zur Polizeistandardausstattung und Rorschachs Schriften dienen White Supremacists als Bibel. Die Jagd auf die Ordnungsmacht ist eröffnet, ganz besonders, wenn deren ReprĂ€sentanten die falsche Hautfarbe zur Uniform tragen. Ausstattung? Ja, aber hallo! Den ganzen Steampunk-Katalog leergeshopt. Leider weiß die Serie auch in Folge 5 noch nicht, wo sie eigentlich hinwill. BrutalitĂ€t alleine langt halt doch nicht.

    Das kann man ganz getrost bleiben lassen. Auch wenn sich die Kritik vor Begeisterung ĂŒberschlagen hat, ich tus nicht.

  3. Prodigal Son
    Papa ist ein Serienkiller. Was macht das aus dem Buben? Richtig, einen Profiler mit PTSD.

    Daddy wurde damals aufgrund der Anzeige des ungefĂ€hr 10-jĂ€hrigen Sohnes verhaftet und fristet nun sein Leben in bequemer Freizeitkleidung (nix oranger Strampelanzug) in einer Ă€ußerst gerĂ€umigen Studierstube unter Bewachung des immer gleichen schwarzen WĂ€rters. An einer hinten an der Kleidung befestigten Leine, soviel Knast muß sein.

    Der Vater, “The Surgeon”, gehörte zur New Yorker Aristokratie und war neben seiner Profession als Serienkiller einer der weltweit besten Chirurgen. Sein Rat wird noch heute gesucht. Auch von Sohn, Tochter, Ex-Frau – in der Zelle geht es manchmal zu wie im Taubenschlag. Es gibt noch eine unterliegende Story und irgendwann am Ende wird wohl sowas rauskommen, wie dass sein Frau die eigentliche Möderin war oder sonst ein Twist. Ist mir aber wurscht. Wie diese Serie es auf 7,6 Punkte bei der IMDB gebracht hat, ist mir ein RĂ€tsel.

    Damit muß man gar keine Minute vergeuden.

Ich glaube, heute lasse ich das mit den Filmen und lese stattdessen mein Buch aus. Ich werde berichten.

Freizeitgestaltung

Seit heute habe ich mir angewöhnt, auf Nachfrage von meinen anstrengenden Wochenenden zu berichten. Vom Rave am Freitagabend, (“teilweise so voll, dass Leute draußen warten mußten”) und von der 200-Personen-Hochzeit auf dem Schiff am Chiemsee, die ich feste mitgefeiert habe (“obwohl ich von der Abtanzerei am Vortag noch fix und alle war”).

Ich stelle fest, es tut Menschen gut, von soviel NormalitĂ€t zu hören und es dauert immer (bei allen beiden Probanden, mit denen ich getestet habe) einen guten Moment, bis sie merken, dass ich lĂŒge.

Wenn ich deswegen nicht in den Himmel kommen sollte, war es das wert.

Aus dem Vokabelheft

Wie ich vom flockblog-Auslandskorrespondenten höre, sind unsere “AusgangsbeschrĂ€nkungen” deren “shelter in place”. Warum klingt das bloß schon wieder so viel netter?