Mannomann, Corona

Ich bin gebenedeit unter den Weibern. Denn ich habe IHN schauen dürfen. IHN. Den – wage ich wirklich, es auszusprechen? – den Heilsbringer.

Er arbeitet bei Edeka und füllt dort Regale auf. Aber nicht irgendwelche Regale. Nein, sein sind die Zellstoffprodukte. Küchenrollen. Und, yeah, brothers and sister, yeah, praise the Lord… Klopapier. Amen!

Prophet mit Groupie

Binnen Augenblicken war er von alten Damen mit Wollmützen (scheinen Teil des Kult-Kostüms zu sein) umringt. Eine jede fragte IHN, ob sie denn wohl auch ein Packerl… und einer jeden gewährte ER es huldvoll. Mit einer Botschaft, für die man ihn nur noch mehr lieben kann: “Aber nur eins, die Dame. Andere wollen sich auch den Arsch abwischen.”

Geht doch alle scheißen. Zefix!

Oje Corona

Es sind schon seltsame Zeiten, wo die Mitteilung “Boah, ich muss heute Abend noch einkaufen gehen” auf wirkliches Mitleid stößt.

Empty Spaces II

John Oliver hat seine vermutlich vorerst letzte Show für die nächste Zeit am Sonntag vor einer weißen Wand in einem bis auf eine kleine Aufzeichnungscrew menschenleeren Studio gespielt.

Hut ab vor dieser Leistung! Späße machen ohne Publikum ist schwer.

Empty Spaces

Keine Schulkinder mit bunten Rucksäcken auf dem Buckel. Keine Schülerlotsen mit neonfarbenen Capes. Kein Stau auf der Autobahnzufahrt, auch keiner beim wieder Abfahren. Eine noch nie dagewesene Auswahl an freien Parkplätzen im Industriegebiet.

Ein bißchen gespenstisch ist das schon, was Corona mit uns macht.

Oioioi, Corona

Vor lauter Corona-Was-tun-wir-jetzt-Plänen-und-wie-sagen-wir’s-den-Mitarbeitern-Textentwürfen, bin ich den ganzen Tag nicht dazugekommen, meine blöde 25-Minuten-Breze zu essen und hab jetzt Hunger auf was Richtiges. Einen Topf Nudeln mit einer schönen Bolognese. Ja!

Sause ich halt noch schnell zum Metzger und hole mir ein Hackfleisch. “Nein”, belehrt mich die Metzgereifachverkäuferin meines Vertrauens, “das ist schon seit zwölfe aus. Aber ich geb Ihnen eine Nummer, da können’S morgen vorbestellen.” Ich weiß nicht, wie man Soße aus vorbestelltem Hackfleisch kocht, aber mir zu helfen. In Gehweite sind schließlich noch zwei Supermärkte, sollte ja kein Problem sein, da flugs ein Hackfleisch zu besorgen. Ich brauche schließlich weder Nudeln noch Klopapier. Mann, bin ich naiv! Beim einen sieht die Fleischtheke aus wie frisch aus der Reinigung. Beim anderen lungern noch ein paar unschöne gelblich-trockene Hühnerkeulen mit Gänsehaut. Tomatendosen hat keiner mehr.

Gut. Fleisch ist eh überbewertet. Dann halt Schwammerl in Rahmsoße.

Beuteltiere

Heute Morgen wollte ich beim Pfister nur schnell eine Breze für die Arbeit holen. Hat dann doch etwas länger gedauert. Vor mir standen nur Frauen an, denen Kriegs- und Nachkriegshunger ins Gesicht gemeißelt war. Jede mit einer Mehrzahl praktischer stabiler Stoffbeutel und das Brot kauften sie gleich laibweise.

Meine 25-Minuten-Breze wird bestimmt ganz besonders gut schmecken.

In Zeiten von Corona

… wird mir zum ersten Mal so richtig bewußt, dass meine Freizeitgestaltung im wesentlichen davon abhängt, dass andere Menschen sich etwas ausgedacht und geübt haben und es mir dann vorzeigen.

Alle sind sie jetzt in Zwangspausen, allen geht es an ihre Existenz und sie dauern mich sehr.

Nicht verwandt und nicht verschwägert

Keine Ahnung, was der Kleine Böses gesagt haben könnte. Seine Mutter zischt ihn auf jeden Fall an, er solle sich jetzt so-forrt bei mir entschuldigen. Nun steht da vor mir ein rotznasiger kleiner klebriger Zwerg, streckt mir seine kleine klebrige Hand entgegen und murmelt mit zu Boden gesenktem Blick: “Es tut mir leid, Tante.”

Das wüßt’ ich aber, du. Nach meinem Kenntnisstand hat mein Bruder zwei Töchter, ansonsten bin ich keines Menschen Tante und will es auch nicht sein. Erst recht nicht, wenn es damit einhergeht, kleine klebrige Hände zu schütteln. Ich blicke die Mutter fragend an. In ihrer Welt hat das seine Richtigkeit: “Mein Sohn nennt alle alten Frauen Tante.”

Ich geh dann mal ungeschüttelt und ungerührt meiner Wege.