Beinah…

hätte ich vor lauter Nah- und Fernkunstempfehlungen unsere hiesigen hauseigenen Künstler*innen und Brettln und Bühnen vergessen. Nun aber flugs nachgeholt. Schauts. Und gebts was, wenn ihr könnt.

Till Hofmann, Grisi Ganzer, Alex Liegl und Gabi Rothmüller haben sich ein Rahmenprogramm ausgedacht und viele Kolleg*innen, die eigentlich zur Zeit im Lustspielhaus oder der Lach- und Schieß oder im Vereinsheim aufgetreten wären, liefern ihren Beitrag per Videoschalte von bei sich dahoam. Läuft zur Primetime im Fernsehen oder in der Mediathek, hier: https://www.br.de/mediathek/video/trost-kraft-und-kolleginnen-kabarett-der-bayern-abend-01-av:5e7cfead85e427001a041da0

Viel Spaß!

Corona-Schnipsel

# Lautstarke Diskussion auf einem der umliegenden Balkons: Wenn der Papst heute bei “urbi et orbi” einen Mundschutz trüge, zeugte das nicht eigentlich von mangelndem Gottvertrauen?

# Täusche ich mich, oder hört und liest man bei allen, die BoJo jetzt gute Genesung wünschen (gehört sich so, haben wir so gelernt), eine kleine gemeine klammheimliche Freude darüber heraus, dass es den ignoranten Dreckskerl selbst erwischt hat?

# Man muß es auch einmal wagen und Corona loben. Dafür, dass die Welt nun um einen Mißklang ärmer ist. Kein Rollkoffer. Nirgends. Nicht auf Asphalt, nicht auf Kopfsteinpflaster, nicht auf Rollsplit. Nicht viel zu früh am Morgen, nicht nachts, wenn der Kofferzieher spät nach Hause kommt. Kein Rollkoffer. Nirgends. Und die Welt ist besser.

# Letzte Nacht sollte ich einen Text über die wirtschaftliche Auswirkung der “Corona-Krise” entwerfen und merke beim Korrekturlesen, dass ich immer dann RTL-2-Empfänger geschrieben hatte, wenn Hartz-IV-Empfänger gemeint war.
Ja, ich möchte auch gerne wissen, wer für meine Träume verantwortlich ist. Sandmännchen, wir müssen reden!

# Ostern ist zu einem fast mystischen Datum im Umgang mit coronabedingten Restriktionen geworden. Frage mich, welche Variante wohl gemeint ist? a) Quarantäne beenden, egal wie? (zB Stein wegrollen und abhauen)? Oder b) Die Auferstehung von den Toten (und die Welt ist besser, als sie vorher war)?

# Wann ist eigentlich derzeit antizyklisch? Oder, anders gefragt: Warum geht die “besonders schutzwürdige” Greisengruppe immer noch vorzugsweise abends gegen sechs Winzmengen einkaufen?

# Seit Corona scheint die Angst der Deutschen vor der drohenden Hungersnot nach Feiertagen ins Unermeßliche gewachsen zu sein. Einerseits reicht die Schlange vor der Bäckerei gestern früh fast um den ganzen Block. Andererseits ist das bei der Zwei-Meter-Abstand-halten-Regel nicht ganz überraschend und es geht ja auch um alles (zwei nicht verkaufsoffene Tage).

# Was hat eigentlich 5G mit all dem zu tun?

Bei uns daheim

Die dreizehnjährige Tochter der Steuerberaterin ist im siebten Himmel. Endlich läßt man sie in Ruhe stundenlang zeichnen, ihr Leben könnte besser nicht sein. Der Versicherungsmakler kämpft sich jeden Abend durch den Spagat, den nunmehr dritten Harry-Potter-Band gleichzeitig und altersangemessen einem Fünfjährigen und einer Zwölfjährigen vorzulesen. Die Katzen der Beratersassistentin haben eine ganz genaue Vorstellung davon, wann ein Telefonat zu lang ist und was sie von geteilter Aufmerksamkeit halten. Falls wer sich fragt: grundsätzlich und ganz und gar nichts. Das neunjährige Zwillingspärchen der Anwältin hat die Organisation der elterlichen Homeofficezeiten übernommen: “Vormittags spielt Papa mit uns und Mama kann arbeiten, dann essen wir, dann spielt Mama mit uns und Papa kann arbeiten, dann essen wir, dann schauen wir einen Film an und danach könnt ihr beide arbeiten, wenn wir schlafen”. Sie haben das auf einen allerliebsten Plan gemalt, den mir die stolze Mutter selbstverständlich gezeigt hat. Beim einen fällt das Torwarttraining des Buben für einen Profiverein aus, beim anderen die Klassenreise und ganz besonders dauert mich eine Mutter, die bei jedem Telefonat erst mal erzählen muss, wie schrecklich es ist, dass ihr Sohn erst letzten Herbst in eine mehrere hundert Kilometer entfernte Stadt gezogen sei und man jetzt nur noch telefonieren könne. Ich ahne einen Zusammenhang zwischen Umzug, Entfernung und Muttertier, sage aber nichts.

Das sind alles Menschen, mit denen ich bis vor einem Monat nur qua Funktion zu tun hatte. Natürlich hat man auch “damals” immer kurz Smalltalk gemacht. Mit der Betonung auf “kurz”. Jetzt, in Zeiten von Corona und Homeoffice, lebt man für kurze Zeit mit ihnen. Mit ihren Kindern, Hunden, Katzen. Mit den Partner*innen, die mal wieder “Tschuldigung, nur ganz kurz…” irgendwo im gemeinsamen Haushalt etwas nicht finden können und “ganz dringend” brauchen. Man tauscht sich über Befindlichkeiten aus, findet Gemeinsamkeiten. Mit zweien duze ich mich inzwischen sogar.

Hmmm. Es mag kalt klingen, aber mir ist das eigentlich zu viel Nähe.

Was kommt?

Die Seher von der Eschlbacher Gnadenkapelle prophezeihen: “Danoch weads nie wieder wia vorher sei.” Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung ebenderselben.

Corona-Kulturprogramm

Frau kommt ja gar nimmer nach, Mensch, Virus, ey!

Gestern, zum Beispiel.

Ganz wurscht, ob eine/r religiös ist oder nicht, diese Aufführung der Johannespassion aus der Leipziger Thomaskirche unter dem Motto “#BachBeatsCorona” berührt. Tenor Benedikt Kristjánsson ist ein Ausnahmetalent. Nicht nur ein großartiger Sänger, sondern auch Schauspieler. Sollte angesehen werden. Hier: https://www.mdr.de/kultur/themen/bachpassion-leipzig-stream-100.html

Ab 20:30 Uhr der erste Livestream überhaupt aus der Unterfahrt mit Jenny Evans. Buntes Allerlei, Jazzklassiker, ein Ausschnitt aus der Matthäus-Passion bis hin zu einem mehrsprachigen Arrangement der Ode an die Freude zum Mitsingen. Habe bis dahin gar nicht gewußt, wie sehr mir der Keller fehlt. Nein, kein Link. Livestream ohne Konserve.

Danach stand noch der 2. Teil von “Hader spielt Hader” auf https://player.hader.at/hader aus (Aufzeichnung aus dem Audimax in München). Immer noch so gut wie damals, als ich das Programm live gesehen habe und einem jeden ans Herz gelegt.

Die Ostermeier-Inszenierung von Yasmina Rezas “Bella Figura” auf der Schaubühne habe ich einfach nicht mehr geschafft…

VIELEN DANK!

Die eine oder der andere wird es gemerkt haben: der flockblog-Provider ist auf einen neuen Server umgezogen und hat dabei mal wieder den flockblog kaputtgemacht. Alle, die Autorin eingeschlossen, wurden mit der Meldung abgespeist, “There has been a critical error on your website”. Ja super! Was soll ich mit dem Scheißdreck anfangen, hmmmm? Ihr zieht um und macht meinen blog mundtot? Mir jagt dergleichen immer Panik ein. Und wenn jetzt alles hin ist? Für immer? Und für ewig? Oh je! Oh jemine! Ich will doch nur schreiben. Für so einen Mist habe ich keinen Nerv!

Brauche ich auch nicht. Ich habe nämlich “The Inglourious Admin” auf der anderen Seite des Atlantik, der sich meiner Nöte annimmt. Der, während wir wir selig schlafen, die Fehler der Anderen ausbügelt, “debugged”, kleine Sicherheitsfeatures einbaut und morgens um 4:00 Uhr Entwarnung gibt. Alles wieder heil. Und ich kann wieder schreiben. Was täte ich ohne dich, du Allergutster?

VIELEN DANK! VIELEN DANK! VIELEN DANK! VIELEN DANK! VIELEN DANK! VIELEN DANK! VIELEN DANK! VIELEN DANK! VIELEN DANK! VIELEN DANK! VIELEN DANK! VIELEN DANK! VIELEN DANK! VIELEN DANK! VIELEN DANK! VIELEN DANK! VIELEN DANK! VIELEN DANK! VIELEN DANK! VIELEN DANK! VIELEN DANK! VIELEN DANK! VIELEN DANK! VIELEN DANK! VIELEN DANK! VIELEN DANK! VIELEN DANK! VIELEN DANK! VIELEN DANK! VIELEN DANK! VIELEN DANK! VIELEN DANK! (You get the gist, don’t ya?)

Aus dem Vokabelheft

Google ist, wie wir wissen, manchmal bei Übersetzungen ein wenig überfordert. Zum Beispiel hier:

Was “ballistisch werden” bedeutet, weiß ich nicht. “To go ballistic” bedeutet ins Deutsche übersetzt durchzudrehen, Amok zu laufen, aus der Haut zu fahren, die Wände hochzugehen etc.

Wenn man das weiß, erschließt sich einem doch die nachfolgende Titelseite gleich viel besser.

Nein, ich bestelle den Zeitschriftenabowerbedienst aus den USA nicht ab. Niemals. Sowas will ich nicht verpassen…

Corona española – Nachtrag

Zahara, das andalusische pueblo blanco auf dem Hügel gegenüber von Karins Berg, hat es jetzt auch in die deutsche Presse geschafft: https://bit.ly/39YiSHw.

Besonders bemerkenswert finde ich den Satz des Bürgermeisters: “Die Guardia Civil würde harte Strafen verhängen, wenn jemand die Regeln verletzt und zum Beispiel auf die Straße geht, um zu telefonieren oder zu rauchen.”

Genau. Viren sind dafür bekannt, dass sie gerne auf der Straße herumlungern und sich vor allem auf Raucher und Telefonierer stürzen. Mir will eher scheinen, dass der Herr seinen Inneren Franco sehr gründlich gechannelt hat.