* … also dieser irrsinnige Stepford-Wives-Archetyp, den 45 wohl im Sinn hat, wenn er davon spricht, dass die Frauen aus den Vorstädten ihn wählen würden, weil Joe Biden ihnen nämlich schwarze Plünderer und Vergewaltiger auf den Hals hetzt, sind auch nicht mehr, was sie mal waren. Sie stehen auf und wehren sich gegen dieses alberne sexistische und rassistische Szenario. Pars pro toto: das suburbanste Housewife von allen, Marjorie Jacqueline Bouvier-Simpson, aka “Marge”.
Gestern Abend noch schnell einen Einkaufszettel geschrieben, heute früh Tasche und Portemonnaie geschnappt, Schuhe und Maske angezogen, nach unten gefahren und dann angesichts der menschenleeren Straße ziemlich zeitgleich mit dem freudigen Gedanken “ui, ist ja gar nix los” realisiert, dass heute Feiertag ist. (Für Auswärtige: es handelt sich um Mariä Himmelfahrt. In Bayern ist das ein Grund, nicht zu arbeiten.) Eigentlich mein Lieblingsfeiertag, dieser Extratag mitten im August. Wenn er nicht gerade auf einen Samstag fällt. Wir sollten hierzulande wirklich langsam mal das eine gute Ding aus Amerika einführen, dass arbeitsfreie Tage einen festen Tag zugewiesen bekommen (erster Dienstag im April etc.).
Okay. Dann wird mein schiefer Brillenbügel eben nicht vom Fachmann beim Optiker gerade gebogen, der lange aufgeschobene Besuch beim Friseur bleibt auch aus und ich bin der Verpflichtung ledig, mich durch die kiloschwere Wochenendausgabe der Süddeutschen zu studieren. Eigentlich Yipppiiieeekayey, dann bleibt mehr Zeit für das wunderbare Buch**, das ich gerade mit großem Genuß lese. Andererseits kann ich aber auch nichts besorgen, was den Beinamen “Frisch-” trägt. Keine Milch, kein Brot, kein Obst, keine Wurscht, keinen Käse. Hmmm.
Man muß sich keine Sorgen um mich machen. Ich führe einen Schwäbische-Hausfrau-Haushalt. Schwäbische Hausfrauen haben ein Prepper-Naturell. Was in deren (und meinen) Standards als Mangelzustand gilt, ist bei normalen Menschen eine Die-Vorratsschränke-(ja, Plural)-nach-Großeinkäufen-(ja, Plural)-gesteckt-voll-und-in-den-nächsten-Wochen-nicht-mehr-einkaufen-müssen-Situation.
Werde ich wohl dieses Wochenende die heiligen Für-den-Notfall-Vorräte angreifen und für 2 (zwei) Tage auf Tomate-Mozzarella-Entzug gehen müssen.
* Frei nach Blaise Pascal – “Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, erzähle ihm von deinen Plänen”.
** “The Country of Ice Cream Star” von Sandra Newman. Mehr dazu, wenn ich durch bin.
Bei fast jedem anderen Blatt wäre ich geneigt, das anzunehmen. Bei Bento? Bleiben Zweifel.
Außerdem: Kann mir wer erklären, warum das Bild unbedingt aus einer angelsächsischen Quelle stammen mußte? Außerdem fehlt Klopapier. Ja, auch bei “Food”. Schließlich ist der Artikel an deutsche Junghamster adressiert.
Zum Beispiel: Trägt man, was Sie tragen, heutzutage überhaupt noch? Und wie, mein Herr, schaffen Sie einen Toilettengang, ohne die Hosen herunterzulassen?
Ich habe eine etwas zu große pechschwarze Maske aus der weltweit erfolgreichsten Design-Linie One-Size-fits-Nobody mit der ich aussehe wie Bonnie, die wegen Clydes akuter Unpäßlichkeit die Postkutsche heute alleine überfallen muss.
Als ich hinter dem Ungetüm getarnt vorhin aus der Tiefgarage hochfahre, werde ich gleich im Erdgeschoß von einer Mutter mit zwei Kindern niedergebremst. Meiner angesichtig, verstecken sich die beiden wimmernd hinter der Mama und wollen und werden auf keinen Fall “zu der bösen Frau” zusteigen. Die Frau Mutter resigniert und beschließt, auf die nächste Fahrt zu warten. Ich hingegen beschließe insgeheim, ein zweites Modell aus der Reihe zu erwerben. Mit Solofahrtengarantie.
# Es sei, höre ich die eine Freundin in der samstäglichen Bäckerschlange zur anderen sagen, “ja gar nimmer so schlimm mit dem Corona”. Auf den fragenden Blick ihrer Begleiterin hin erklärt sie, dass es “am Angang ja echt abstoßend gewesen sei, mit den ganzen chirurgischen Masken”, man habe sich quasi permanent gefühlt wie im Krankenhaus. Aber jetzt, wo es so eine große Auswahl an “pfiffigen Modellen” gäbe, habe sie sich “schon so circa 100 verschiedene” zugelegt, so dass sie immer auch zu “Outfit und Stimmung” passten. “Mindstens fünf” davon habe sie “immer an der Frau”. Sei das nicht eigentlich “super”, dass es jetzt wesentlich leichter sei, je nach Situation die Maske zu wechseln, als sich “ständig umzuziehen”? Gleich nach dem Brötcheneinkauf müsse man übrigens noch zur Schneiderin, die habe da “so ein süße Maske” im Fenster. “Mit Chilis drauf.”
# Sommer dahoam. Kärnten ist Kult. Karwendel statt Katmandu. Seenplatten-Cruise-Kapitän. Nein! Nein! Nein! Ich habe das vor Wochen schon verboten und es wird durch Wiederholung nicht besser. Nur strafbarer.
# Neulich gabs ein (Unter-)Covid(-Bedinungen)-Konzert von Nena in Köln und anschließend keine Kritik, die ohne den Kalauer von den 99 Versuchsballons auskam.
# Nach den Masken-Muffeln sind Nacktnasen die nächstschlimmen Bösewichte.
# Das Virus ist an allem Schuld. Auch daran, dass inzwischen so wenig Münzen im Umlauf sind, dass die Banken wieder um mehr Barzahlung bitten.
# Demnächst zu erwarten: jede Menge Streaming-Dienst-Produktionen aus dem relativ neuen Genre “quar-horror”. Dürften sich von dem uralten “Cabin-in-the-Woods”-Grusel darin unterscheiden, dass der Axtmörder durch ein Virus ersetzt wurde. Macht die Dreharbeiten günstiger, außer in der Maskenbildnerei.
# Wahrscheinlich in der Geschichte der bis dato einzige Ministerpräsident Bayerns, nach dem eine medizinische Prozedur benannt ist (und der stolz darauf ist).
# Autokino ist ja schon wieder so Mai 2020. Jüdische Gemeinden auf der ganzen Welt feiern inzwischen “Car Mitzvah”.
# Was deutschen Protestlern die Gesichtswindel ist, nennen die Fans von 45 freedom muzzle (= Freiheitsmaulkorb).
# Wo mir gerade mal wieder ein Spammer “Einbruchschutz-Jetzt!!” anträgt, schießt mir der Gedanke durch den Kopf, ob die Einbruchszahlen eigentlich während der Wir-sind-alle-immer-daheim-Zeit gesunken sind und jetzt, wo der eine oder die andere den Ballermann bereist, steigen?
# Kommt einem bekannt vor? Man geht ins Bett, Licht aus und dann greift man noch einmal zum Smartphone, checkt Twitter oder sonst ein Soziales Medium, bevor man einschläft. Nirgends gute Nachrichten, aber man guckt trotzdem? Machen alle, und darum hat die wunderbar versatile englische Sprache auch schon ein Wort dafür erfunden: “doomscrolling”.
# Aus Venedig erreicht uns die Meldung, dass nicht nur die Gondoliere nicht mehr für ihre Passagiere singen, sondern das auch noch für weniger von ihnen. Die Anzahl von Passagieren pro Boot wurde um zwei reduziert, weil die Gäste während der Pandemie fetter geworden sein.
# Bravo Time Magazine. Wieder ein sehr hübsches Titelbild.