Überrollt

Goodyear verbietet, wie fast alle amerikanischen Unternehmen, seinen Mitarbeitern am Arbeitsplatz politische Werbung zu machen. Das heißt, auch MAGA-Mützen sind nicht erlaubt. Grund genug für 45, zu einem Boykott von Goodyear aufzurufen. (Nicht, dass er damit amerikanische Arbeitsplätze gefährdet, ach woher denn…)

Neben sehr vielen Solidaritätsaufrufen, nun gerade erst recht Goodyear-Reifen zu kaufen, ist das nachfolgende Bild einfach was für die Seele.

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Also,

wem jetzt nicht die patriotische Taschenflagge auf Vollmast steigt… Meine Fresse!

www.maga2020.com

Irgendwer in 45s Wahlkampfteam ist in big trouble, weil vergessen wurde, die titelgebende Web-Adresse zu reservieren. Jetzt gehört sie Meidas Touch. Und die haben damit richtig Spaß.

Viva Las Vegas!

Gelesen: Sandra Newman – “The Country of Ice Cream Star”

Vorrede: So ein tolles Buch! So ein tolles einzigartiges großartiges Buch! Ich freue mich ja immer, wenn ich eine Rezension mit den Worten anfangen kann, dass ich dergleichen noch nie gelesen habe.

So etwas habe ich noch nie gelesen. Die Geschichte spielt in einer nicht zu fernen Zukunft in Amerika. Die Schreckensprophezeihungen sämtlicher White Supremacists sind wahr geworden: die Überlebenden einer schrecklichen Seuche vor ca. 80 Jahren sind alle PoC in diversen Schattierungen, organisiert in, in Ermangelung eines besseren Wortes, unterschiedlichen Stämmen und mit dem Fluch geschlagen, spätestens mit 18 an einer Lungeninfektion mit bösem Ausschlag zu erkranken, die spätestens mit 20 tödlich verläuft. Die Erzählerin und Chronistin dieser Gesellschaft ist die fünfzehnjährige Ice Cream Star.

Eine kluge Kämpferin, empathisch, fix im Denken und im Tun. Newman ist mutig und gibt ihrer Ich-Erzählerin eine ganz neue Sprache. Durch die ersten Seiten muß man sich lesend kämpfen; es gibt keine Stützräder, kein Glossar, nichts. Es dauert aber nicht lange, dann steht man mit atemlosen Staunen vor der Sprachgewalt und der Poesie, die sich hier auftut. Vor diesem seit einigen Generationen unbeschulten Geschöpf, das einen voll und ganz einnimmt.

Ich könnte stundenlang berichten, wie Newman die Strukturen dieser postapokalyptischen Gesellschaft beschreibt, wie die junge Heldin zu einer “Quest” aufbricht, um eine Medizin gegen die zerstörerische Krankheit zu finden, wie sie liebt und kämpft. Mache ich aber nicht. Bitte bitte selber lesen. Gegen Ende ist Newman ein bißchen zu verliebt in ihre Kriegsszenen, die hätte ich gekürzt. Aber sonst? Große Bewunderung! Große Begeisterung!

Die deutsche Übersetzung wird sehr gelobt, das englische Original ist hinreißend. Und jetzt nicht mehr rumtrödeln, sondern lesen! Lesen! Lesen! Lesen!

For Blaise. Again.

“Schau doch”, sagt eine Freundin voller Begeisterung und zeigt mir ein Handyfoto. “Das bin ich. Und der See. Da war sonst nur ein einziger anderer Badegast. Nichts los. Keine Amokläufer im OEZ, kein Wurmbe-, kein Chemieunfall. Einfach nur ein See für mich.” Sage ich noch, dass es bei mir auch ganz einfach war, ein Ticket für Sonntag im Schwimmbad zu buchen und denke so bei mir, dass vielleicht doch viel mehr Münchener weggefahren sind, als man so glaubt.

Kann berichten: sie sind alle da. Alle! Der Parkplatz und die umliegenden Autoabstellabmöglichkeiten am Schwimmbad waren so kreuz und quer und unter Ausnützung aller illegalen Optionen vollgestellt, dass ich mein Fahrzeug erst 20 Fußminuten entfernt in einer Seitenstraße loswerden konnte. Verschwitzt und durstig bekomme ich mit meinem Barcode zwar Einlaß, aber meine hoffnungsfrohen Visionen von leerer Liegewiese und leerem Becken bleiben, was sie waren. Visionen. Unter lauter bunten Handtuchlagern ist kein Rasengrün sichtbar. Everybody and their brother rennen und springen durcheinander, stehen ratschend und untenrum kühl an den Treppen im Pool und verstopfen mir Zugänge zum ersehnten Wasser. Angesichts dessen versuche ich gar nicht erst, mein Handtuch irgendwo auszubreiten, stelle nur kurz meinen Rucksack ab, mogele mich, unter Mißachtung von Hygieneabständen (wie auch, überall tummeln sich badebehoste Hitzeflüchtlinge), an den Massen vorbei ins Wasser, schwimme um viele viele platschende Menschen herum ein paar Bahnen und verlasse diese Stätte wieder.

Durstig und verschwitzt komme ich beim Auto und eine knappe Viertelstunde später wieder daheim an. Man sollte wirklich unter der Woche mehr Tagesfreizeit haben und bei Visionen den Empfehlungen des Altkanzlers folgen.